In Manarola war ich tatsächlich auch, dort habe ich aber inmitten asiatischer Touristenmassen, die dem ganzen ein "Neuschwanstein-Feeling" gaben, nicht gescannt. Allerdings entstand im Dorf oberhalb von Manarola schon der erwähnte Mega-Scan des Kollegen.
Nein, ich war in einem Dorf einige Kilometer weiter nördlich. Es heißt Moneglia und liegt unweit von Sestri Levante. Lustigerweise kamen die Sender von dort nur recht schlecht herein, da ein gut 500m hohes Bergmassiv dazwischen liegt. Moneglia liegt in einer Bucht, die sich nach Südwesten öffnet. Je nach Hangexposition kann man dort eben sehr gut Sender aus dem Raum San Remo/Monaco/Nizza empfangen oder eben auch aus Korsika. An manchen Punkten lassen sich die Sender, die weiter landeinwärts liegen, gut abschirmen.
Die dichte Belegung des UKW-Bandes fiel mir schon bei der Anreise auf. Teilweise sind Frequenzen im Abstand von kaum 20km doppelt belegt, mit unterschiedlichen Programmen. Über die Sendeleistungen italienischer Sender wurde auch schon viel spekuliert. Es scheint Sender mit recht hoher Leistung zu geben, die dann z.B. in der Po-Ebene trotz absolut dichtem Band über weite Strecken zu hören sind (z.B. Otto FM auf 103.4, der übrigens einen sehr guten 80ies-Mix mit viel Discosound spielt). Ein Großteil der Sender scheint mir aber keine übertrieben hohe Leistungen zu haben. So hatte ich trotz Sicht auf den örtlichen Sender (Radio Maria, RDS und Radio 101) in Moneglia keinerlei Übersteuerungen/Mischprodukte. Die Leistung dürfte also eher im Wattbereich liegen. Auch der nur 6km entfernte Sender aus Devia Marina kam nicht besonders stark herein.
Insgesamt kann ich die Region sehr empfehlen. Zum einen zum DXen: Durch die Topographie ergeben sich trotz der hohen Senderdichte interessante Aspekte und die Chance, über das Mittelmeer Tropo mit Entfernungen bis über 1000km zu bekommen, ist verlockend. Selbst Spanien über Tropo überraschte mich schon. Mein erster Gedanke, als ich eine spanische Station drin hatte, war: "Hä? Das ist aber ein seltsames italienisch". Ich brauchte ein paar Sekunden, bis es Klick gemacht hatte...
Vor allem ist die Region aber landschaftlich einmalig. Meer und Berge sind immer eine faszinierende Kombination. Dazu kommen schöne, ursprüngliche Dörfer (Moneglia ist eines davon) und die italienische Lebensart. Wer mich kennt, weiß außerdem, dass die Kulinarik für mich ein nicht zu unterschätzender Faktor ist.
Was es an der ligurischen Küste nicht gibt: Endlose Sandstrände und 5-Sterne-Pauschal-All-inclusive-Hotelburgen. Und genau das tut ihr vermutlich auch gut. Einziger Wermutstropfen: An den eher kleinen Stränden kann es schon mal voll werden, vor allem am Wochenende oder im August. Leider ist ein Großteil der Strände durch sogenannte "Bagni" belegt. Die chronisch klammen italienischen Kommunen vermieten einen Großteil der Strände an private Betreiber, die dann Liegestuhl an Liegestuhl knallen, einen Bademeister hinsetzen, eine Gaststätte betreiben und Umkleidekabinen sowie Toiletten (Marke Loch im Boden) vorhalten, dies alles für einen stolzen Tagespreis von 25 bis 30 Euro. Wer nicht bereit ist, diese Summe zu latzen, muss mit den kleinen freien Strandabschnitten vorlieb nehmen. Die einzige Infrastruktur besteht dort in Form einer (kalten) Dusche. Der Mangel an Sandburgenbau- oder Beachvolleyballspiel-fläche wird aber durch schöne Schnorchelreviere an der Felsküste wettgemacht. Vorsicht aber vor scharfkantigen Steinen...wenn einen eine Welle dagegen haut, hat man schnell einen blutigen Schnitt. Diese Erfahrung hatte ich gleich am ersten Tag gemacht.
Was wir uns gegönnt hatten: Den täglichen Luxus eines italienischen "gelato" und das ligurische "Fastfood" schlechthin: Die Focaccia, ein in Olivenöl wahrlich getränktes Fladenbrot, das sich prima als Snack am Strand oder beim DXen eignet (allerdings: Ameisen stehen auch drauf
), aber nur frisch schmeckt. Am nächsten Tag taugt es allenfalls noch als Test für Zahnfüllungen oder als Schlagwaffe.
Wir hatten in Monéglia auf einem kleinen Agroturismo (auf Wunsch von Schwarz junior) gezeltet. Dabei habe ich gemerkt, dass mich diese Art des "Wohnens" heute ungleich mehr anstrengt als noch vor zwanzig Jahren, zumindest über eine ganze Woche auf Isomatten. Daran konnte selbst der morgendliche Kaffee in Faust-Aufs-Auge-Stärke aus dem Moka nichts ändern. Nächstes Mal dann doch lieber die Ferienwohnung mit altersgemäßem Komfort
Übrigens "frühstückt" der Italiener lieber unterwegs. Bei Preisen von 1,40€ für einen Cappucino und etwa 1-1,50€ für dazugehöriges Backwerk ist dies auch bei nicht allzu üppig dimensionierter Urlaubskasse durchaus in Erwägung zu ziehen. Allerdings: Der Italiener genießt sein Frühstück im Stehen. Tagsüber: siehe Focaccia, auch Pizza wird gerne mitgenommen. Vor guten Bäckereien bildet sich fast immer eine Schlange. Die Focacceria in Monéglia mit ihrer italienischen "Mamma" war ziemlich kultig. Diese Art von "gelassener Gestresstheit" kriegt unsereins gar nicht hin. Echt ein "place to be", an dem vorwiegend Einheimische kaufen. Abends wird dafür üppig und ausgedehnt getafelt...aber erst gegen 20/21 Uhr. Um 18 Uhr essen nur Touristen. Eins muss ich leider auch erwähnen: Ein manchmal etwas ruppiger Service. Einmal bekamen wir bei einer "Zwangskaffeepause" in Sestri Levante (Umstiegszeit bei der Bahnfahrt nach Genua: fast eine Stunde) das Rausgeld, obwohl wir Trinkgeld gegeben hatten, regelrecht auf den Tisch geworfen. Da haben wir uns gefragt: Was haben wir falsch gemacht?
Fest steht jedenfalls: Wir kommen wieder!