UKW-Teilausstieg bei Klassikradio?

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Noch'n Saarländer

Re: UKW-Teilausstieg bei Klassikradio?

Beitrag von Noch'n Saarländer »

Auf Deutsch heißt das: Himmel, müssen die Pleite sein. Selbst wenn man DAB mehr liebt als sein eigenes Kind, gibt man bei der derzeitigen Anzahl an Empfängern freiwillig keine UKW-Frequenz in Rhein-Main auf. Da müssen die Alarmglocken mehr als nur klingeln.
DX OberTShausen

Re: UKW-Teilausstieg bei Klassikradio?

Beitrag von DX OberTShausen »

Dann dürfen wir gespannt sein, wer in Frankfurt das Rennen macht. Ich tippe auf Teddy und Metropol.
DH0GHU

Re: UKW-Teilausstieg bei Klassikradio?

Beitrag von DH0GHU »

Die Jahresbilanz 2016 sieht nicht sonderlich "pleite" aus. 2015 haben die noch Verluste gemacht, 2016 ist der Umsatz um fast 30% höher gewesen, und der Gewinn war recht deutlich.
Auffällig ist, dass dabei die Aufwände für die Sendeverbreitung 2016 um mehr als 500.000 € niedriger waren als 2015. Wohl eine Folge des UKW-Teil-Ausstiegs?

Kann man alles beim Bundesanzeiger nachlesen (Veröffentlichungsdatum 20.07.2017).

Man beachte dabei, dass die Anmerkungen zur Bedeutung von DAB+ und UKW beim Risikomanagementteil des Berichts seit Jahren unverändert und damit möglicherweise nicht mehr so richtig aktuell sind ;)
MainMan

Re: UKW-Teilausstieg bei Klassikradio?

Beitrag von MainMan »

So ganz Unrecht hat "Noch`n Saarländer" mit seiner Einschätzung nicht. KR ist finanziell schon ziemlich "auf Kante genäht".

Die Klassikradio-Aktie war in besseren Zeiten mal bei über 10€, letztes Jahr dümpelte die noch bei rund 2€ rum. Also musste gespart werden, bis es quietscht.
Die Aktie hat sich mittlerweile einigermaßen erholt, dass die UKW-Frequenzen in Hessen erst jetzt wegfallen dürfte wohl auch an den langen Kündigungsfristen von MB liegen.
DH0GHU

Re: UKW-Teilausstieg bei Klassikradio?

Beitrag von DH0GHU »

Ja, die Bilanzen waren vorher auch richtig mies. Aber auch der 1. Halbjahresbericht 2017 sieht eher gut aus, man hat Verbindlichkeiten weiter reduziert und die Eigenkapitalquote weiter erhöht.
Langfristige Schulden sanken vom 31.12.2016 auf den 30.6.2017 um 145k€, kurzfristige um fast 500 k€.
pfennigfuchser

Re: UKW-Teilausstieg bei Klassikradio?

Beitrag von pfennigfuchser »

DAB+ kann man ja in fast ganz Deutschland mit Klassikradio empfangen und man wird sicherlich geschaut haben, wie viele Hörer man mit den ganzen Frequenzen über UKW erreicht. Gerade Nischenprogramme werden sich nivcht erlauben, dauerhaft beide Übertragungswege zu benutzen. Bei SSL ist ja auch ähnliches passiert.
Nordi

Re: UKW-Teilausstieg bei Klassikradio?

Beitrag von Nordi »

Und seien wir ehrlich. Mit der 107,5 hat KlaRa nicht sonderlich viele Höhrer haben können.
Die Antenne hängt bekannterweise sehr niedrig.
Habakukk

Re: UKW-Teilausstieg bei Klassikradio?

Beitrag von Habakukk »

Ich wiederhole mich da gerne: Frankfurt inkl. Offenbach ist ein Ballungsraum, in dem ca. 800000 Menschen leben. Selbst wenn Standort/Frequenz so schlecht sind, dass du davon nur die Hälfte erreichst, sind das immer noch 400000 Menschen! Sind das ernsthaft "nicht sonderlich viele Hörer"?

Dann müsste man aber konsequenterweise auch das meiste andere an UKW-Frequenzen ausknipsen, sodass wirklich nur mehr Stuttgart, München, Hamburg und Berlin übrig bleibt.

Davon abgesehen läuft in Frankfurt mit all den Finanzheinis durchaus ein Klientel herum, das für Klassik Radio attraktiv sein müsste.
RheinMain701

Re: UKW-Teilausstieg bei Klassikradio?

Beitrag von RheinMain701 »

DIe "Finanzheinis" wohnen aber nicht in Frankfurt, sondern in Oberursel, Bad Homburg, Kronberg oder Königstein, und da geht die 107,5 MHz nicht mehr.
Habakukk

Re: UKW-Teilausstieg bei Klassikradio?

Beitrag von Habakukk »

Ich möchte damit eigentlich nur sagen, dass eine schlechte Frequenz in einer Großstadt immer noch mehr Leute erreicht als eine gute Frequenz in einer Kleinstadt oder in der Pampa.

Deshalb überrascht mich die Abschaltung in Frankfurt jetzt mehr als es z.B. bei Kiel oder Lübeck der Fall ist/gewesen wäre (noch wissen wir da ja nichts genaues).

Das ist insofern bemerkenswert, weil es das in der Dimension noch nicht gab.

Entweder ist da wirklich jemand total von DAB+ überzeugt, oder man muss tatsächlich enorm auf die Kostenbremse drücken.

Auch die UKW-Abschaltung von sunshine live im Rhein-Neckar-Raum ist damit nicht vergleichbar, weil hier die Veranstalter des Lokalradios ein Programmformat durch ein anderes ersetzt haben, aber nicht sunshine live selber (als bundesweites Spartenprogramm) diese Frequenzen aufgegeben hat.
DH0GHU

Re: UKW-Teilausstieg bei Klassikradio?

Beitrag von DH0GHU »

Ganz Deiner Meinung. Nur gibt es für die Notwendigkeit einer Kostenbremse nicht wirklich einen sichtbaren Grund, zumindest nicht bis zur Bilanzierung des 1. Halbjahrs.
Auch reichweiten.de zeigt in der Trendentwicklung keine Auffälligkeiten.

"Total von DAB+ überzeugt" muß dabei nicht sein. Total von digital überzeugt. KR hat gerade auch ein On-Demand-Angebot zusammen mit Sony aufgebaut. Dazu die digitalen Ausspielwege von Hauptprogramm und Web-Zusatzprogrammen - am Ende wird UKW halt aufgrund der sehr hohen Verbreitungskosten unattraktiv.

KR zeigt allerdings auch, dass Verbreitungskosten bei bundesweiten Sparten-Anbietern nicht das Hauptproblem sein können: Die liegen bei ca. 20% des Umsatzes.
Nordi

Re: UKW-Teilausstieg bei Klassikradio?

Beitrag von Nordi »

An der Börse zählt nur der kurzfristige Gewinn und extremer Kostendruck.
Göttelborn

Re: UKW-Teilausstieg bei Klassikradio?

Beitrag von Göttelborn »

Realistisch betrachtet wird DAB mit dem weiteren Ausbau auch nicht billiger, das muss man berücksichtigen und gerade für Klassik Radio sicherlich der beste Empfangsweg.

Dazu kommt, dass man in Frankfurt nicht gerade die Sahnefrequenz hatte und der Rest bis auf Kassel ist Provinz, die über DAB auch schon versorgt ist.
Funkohr

Re: UKW-Teilausstieg bei Klassikradio?

Beitrag von Funkohr »

Nordi hat geschrieben: An der Börse zählt nur der kurzfristige Gewinn und extremer Kostendruck.
Bei vielen börsennotierten Unternehmen ist das leider so, aber längst nicht bei allen.

Besonders wenn ein einzelner Eigentümer oder eine Eigentümer-Familie Mehrheitsaktionär ist, haben diese oft auch die längerfristige Geschäftsentwicklung im Blick. Bei Klassik-Radio hält laut Wikipedia Allein-Vorstand Ulrich Kubak 68,75% der Aktien. Ich weiß nun nicht, wie Herr Kubak in dieser Hinsicht so tickt, aber es ist schon im Bereich des Möglichen, dass er über die Quartalsergebnisse hinaus blickt.
DH0GHU

Re: UKW-Teilausstieg bei Klassikradio?

Beitrag von DH0GHU »

Bilanz lesen ;) er hat seiner AG auch einen größeren Kredit gewährt.
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