UKW-Sender Ulm-Wilhelmsburg (1950 - 1960)

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Triefel

UKW-Sender Ulm-Wilhelmsburg (1950 - 1960)

Beitrag von Triefel »

Hallo zusammen,

beim durchlesen der Publikation "Die Wilhelmsburg in Ulm - 1945 bis 1960 eine Stadt in der Stadt" des ZAWIW (Universität Ulm) bin ich in einem Abschnitt am folgenden Satz hängen geblieben: "Der Süddeutsche Rundfunk betrieb einen UKW-Sender im Nordosttum".

Der Sender wurde also in dem Zeitraum nach dem Zweiten Weltkrieg betrieben, als die Wilhelmburg in Ulm noch mit Flüchtlingen aus der DDR, Heimatvertriebenen und DPs belegt war.

Ich habe mal den einstigen Senderstandort Wilhelmsburg in Ulm auf einer Karte in Google Maps abgebildet:

http://goo.gl/maps/Po61H

Es wurde auf der Frequenz 91,5 MHz das 2. Programm des SDR mit einer Leistung von 0,5 kw abgestrahlt.

Quellen: http://www.dxradio-ffm.de/histo1954FM.htm und http://www.wabweb.net/radio/radio/fm54.htm

Der UKW-Sender auf der Wilhelmsburg wurde laut dem Wikipedia-Artikel zum Sender Ulm-Kuhberg ( http://de.wikipedia.org/wiki/Sender_Ulm-Kuhberg ), im Jahr 1950 in Betrieb genommen und im Jahr 1960 bei der Inbetriebnahme des Senders auf dem Kuhberg wieder abgeschaltet.

Über die damalige Frequenz 91,5 MHz wird ja seit einigen Jahren vom Sender Ulm-Ermingen, das Programm Deutschlandradio Kultur abgestrahlt.

Fotos oder Bilder von der damaligen Sendeanlage in der Wilhelmsburg habe ich leider keine gefunden!

Hat jemand weitere Informationen oder evtl. auch Bilder?
Ihre Majestät

Re: UKW-Sender Ulm-Wilhelmsburg (1950 - 1960)

Beitrag von Ihre Majestät »

Die Liste ist ja geil! Ich wusste gar nicht dass schon mal in den 50ern ein UKW-Sender in Wolfsheim in Betrieb war. Und es gab mal eine Gleichwelle Hardberg-Würzburg, das muss ja heftig gestört haben. Witzig ist, dass einige der damaligen Frequenzen noch heute in Betrieb sind.
Peter Schwarz

Re: UKW-Sender Ulm-Wilhelmsburg (1950 - 1960)

Beitrag von Peter Schwarz »

Kann ich bestätigen, zumindest anhand der mir vorliegenden Liste und Karte vom 1.7.1953: Ulm-Wilhelmsburg 0,5kW
Mit Bildern wird es sicher schwierig, vielleicht beim SWR selbst? Früher, als Fotografieren noch ein recht teurer Luxus war, knipsten nur sehr sehr wenige Leute Sendeanlagen und ähnliches...
Housefieber

Re: UKW-Sender Ulm-Wilhelmsburg (1950 - 1960)

Beitrag von Housefieber »

Vielleicht helfen auch alte Ansichtskarten aus der Zeit?
Oder hat die Stadt Ulm weitere Informationen, Genehmigungen o.ä. ?
RolfS

Re: UKW-Sender Ulm-Wilhelmsburg (1950 - 1960)

Beitrag von RolfS »

Ich hab mal dem Förderkreis Bundesfestung Ulm eine mail geschickt, ob dort Bilder vorliegen.
Zwölf

Re: UKW-Sender Ulm-Wilhelmsburg (1950 - 1960)

Beitrag von Zwölf »

Und es gab mal eine Gleichwelle Hardberg-Würzburg,
Du musst dich verlesen haben; nicht Würzburg, sondern Würzberg. Weshalb man damals ein Hessen-SFN aus 3 Sendern bildete ist für mich nicht so ganz nachzuvollziehen; wär mal interessant, wie da damals so der Empfang war.

Interessant finde ich auch den Grünten, der damals als einziger im Kanal 12 sendete auf 90,6 und später anscheinend auf 90,5 (allerdings damals fürs 2. Programm und nicht wie heute die 90,7 fürs 1.). Interessant auch der Sender Augsburg. Meines Wissens gab es lange Zeit der jüngeren Sendergeschichte keine Füllsender mehr für Augsburg (inzwischen gibt es ja wieder einen)
Interessant auch der Sender des SWF für Lindau; in der Liste von Ende 1954 ist er nicht mehr enthalten (abgeschaltet oder unvollständige Liste?)
Schwabinger

Re: UKW-Sender Ulm-Wilhelmsburg (1950 - 1960)

Beitrag von Schwabinger »

Interessant auch der Sender des SWF für Lindau; in der Liste von Ende 1954 ist er nicht mehr enthalten (abgeschaltet oder unvollständige Liste?)
1954 dürfte LI weg aus der französischen Besatzungszone- und zurück nach Bayern gekommen sein.
Der Kreis LI kam ja als Brückenkopf zur französischen Zone und deshalb war LI auch formal durch Württemberg-Hohenzollern vertreten und hatte deswegen auchden SWF als Sender.

Interessant auch die maximale Leistung von 10 kW.

Und Köln hatte schon damals eine (N)WDR-Funzel ;-)
Peter Schwarz

Re: UKW-Sender Ulm-Wilhelmsburg (1950 - 1960)

Beitrag von Peter Schwarz »

Wann soll es dieses Gleichwellennetz gegeben haben? In meiner Liste von 1953 ist es nicht verzeichnet, in einem Büchlein von 1979 auch nicht. Dann muss es das in der Zeit dazwischen gegeben haben.
Der Grünten war 1953 auch einer der wenigen Sender, die schon mit 100kW ERP sendeten, neben Grünten 90.6 war dies sonst nur der Fall bei Kreuzberg 93.0 und Waldenburg 93.6 (SDR). Stärker sendete noch der Langenberg den NWDR auf 95.7 mit 120kW.
Ein Rätsel ist für mich der Eintrag Wasserkuppe 90.3 100kW für den HR. Gab es diesen Sender tatsächlich?
Zwölf

Re: UKW-Sender Ulm-Wilhelmsburg (1950 - 1960)

Beitrag von Zwölf »

1954 dürfte LI weg aus der französischen Besatzungszone- und zurück nach Bayern gekommen sein.

Aber man kann doch nicht einfach nur abschalten; da müsste doch ein Ersatz her. Lindau liegt so ungünstig, dass da kaum ein bayerischer Sender hinreichen dürfte; höchstens vielleicht noch der Grünten verrauscht und mit Dachantenne.
Der Grünten war 1953 auch einer der wenigen Sender, die schon mit 100kW ERP sendeten,
Der muss damals ja der große King gewesen sein, was die Reichweite angeht. Würde mich ja interessieren wie weit der damals auf UKW ging. Allerdings ist in den online-Listen von 1954 der Grünten mit nur 10kW eingetragen (und zwar in beiden). Hat man da wirklich die Leistung so drastisch gesenkt (ergäbe ja eigentlich keinen Sinn)
Rolf, der Frequenzenfänger

Re: UKW-Sender Ulm-Wilhelmsburg (1950 - 1960)

Beitrag von Rolf, der Frequenzenfänger »

Zwölf hat geschrieben:
Der Grünten war 1953 auch einer der wenigen Sender, die schon mit 100kW ERP sendeten,
Der muss damals ja der große King gewesen sein, was die Reichweite angeht. Würde mich ja interessieren wie weit der damals auf UKW ging. Allerdings ist in den online-Listen von 1954 der Grünten mit nur 10kW eingetragen (und zwar in beiden). Hat man da wirklich die Leistung so drastisch gesenkt (ergäbe ja eigentlich keinen Sinn)
Dass der Grünten 1953 wirklich schon mit 100kW gesendet hat, zweifle ich stark an. Die 10kW dürften realistischer sein. Für damalige Verhältnisse war das ja auch schon eine Menge Holz.

Zur Reichweite: aus Erzählungen meiner Eltern weiss ich, dass in der deutsch-schweizerischen Grenzregion zwischen Singen und Schaffhausen schon immer guter Grünten-Empfang möglich war, auch ohne grossen Antennenaufwand. Das sind rund 120km Luftlinie. Säntis und Grünten waren anscheinend in den frühen UKW-Jahren die Platzhirsche, während die damalige SWF-Funzel auf dem alten Witthoh-Mast in diesem hügeligen Gelände oft keine befriedigenden Empfangsergebnisse erzielt hatte. Heute sieht das natürlich anders aus.
Thomas (Metal)

Re: UKW-Sender Ulm-Wilhelmsburg (1950 - 1960)

Beitrag von Thomas (Metal) »

Rolf, der Frequenzenfänger hat geschrieben:
Dass der Grünten 1953 wirklich schon mit 100kW gesendet hat, zweifle ich stark an. Die 10kW dürften realistischer sein. Für damalige Verhältnisse war das ja auch schon eine Menge Holz.
Ich stimme dir sicherlich zu, daß 100kW zweifellos für die damalige Zeit schon im Grenzbereich des technisch Machbaren waren. Ich würde daher die 100kW ERP auch anzweifeln. Dennoch: Man hat zu dieser Zeit manachmal die TRP angegeben. Das diese 54er-Liste keinen Sender > 10kW zeigt, würde vielleicht darauf hindeuten.
RolfS

Re: UKW-Sender Ulm-Wilhelmsburg (1950 - 1960)

Beitrag von RolfS »

Die Antwort des Förderkreises Bundesfestung kam schnell:
Sehr geehrter Herr S.,uns liegen hierzu keine Bilder vor. Vielleicht lässt sich nachforschen, wer die Wikipedia-Beiträge hierzu verfasst hat und was dieser vielleicht noch beitragen kann?

Viele Grüße
M. B.
Zwölf

Re: UKW-Sender Ulm-Wilhelmsburg (1950 - 1960)

Beitrag von Zwölf »

Thomas (Metal) hat geschrieben:
Rolf, der Frequenzenfänger hat geschrieben:
Dass der Grünten 1953 wirklich schon mit 100kW gesendet hat, zweifle ich stark an. Die 10kW dürften realistischer sein. Für damalige Verhältnisse war das ja auch schon eine Menge Holz.
Ich stimme dir sicherlich zu, daß 100kW zweifellos für die damalige Zeit schon im Grenzbereich des technisch Machbaren waren. Ich würde daher die 100kW ERP auch anzweifeln. Dennoch: Man hat zu dieser Zeit manachmal die TRP angegeben. Das diese 54er-Liste keinen Sender > 10kW zeigt, würde vielleicht darauf hindeuten.
Was die grüne Liste angeht, werden aber durchaus höhere Sendeleistungen gelistet (z.B. 100kW für das eine UKW-Frequenz des MW-Programm des NWDR) Auch für Hessen sind hier Sender mit 60kW und mehr gelistet (in ziemlichen Gegensatz zur gelben Liste übrigens) Es wäre allerdings denkbar, dass sich die grüne Liste aus unterschiedlichen Quellen mit unterschiedlichen Einheiten zusammensetzt.
Rolf, der Frequenzenfänger

Re: UKW-Sender Ulm-Wilhelmsburg (1950 - 1960)

Beitrag von Rolf, der Frequenzenfänger »

Es ist auch denkbar, dass sich die Angaben in der "grünen Liste" auf die koordinierten Leistungen beziehen, nicht auf die tatsächlich genutzten.

Um die Verwirrung komplett zu machen: der BR selber hat in der legendären E2-Abschiedsshow 3kW Senderausgangsleistung und 18kW ERP für die erste Grünten-UKW-Frequenz 89,7 im Jahr 1951 angegeben.
Womit sich auch die Frage stellt, wann genau auf die in beiden obigen Listen genannte 90,6 umgestellt wurde und ob es dabei zu einer Leistungsänderung kam.

[attachment 1802 gruenten1951.jpg]
Zwölf

Re: UKW-Sender Ulm-Wilhelmsburg (1950 - 1960)

Beitrag von Zwölf »

Gabs da vielleicht irgendwann eine internationale Wellenkonferenz oder ähnliches? Die 89,7 dürfte wohl nach Österreich (Vorarlberg) umkoordiniert worden sein, wo bis heute Ö3 auf der 89,6 läuft. Auf den 54er Listen ist aber für Vorarlberg noch kein Sender gelistet. Oder man hat eine Konfrontation von Grünten und Hardberg befürchtet bei einer Anhebung der Leistung oder gepl. Erhöhung des Sendeturms, hat deshalb die Frequenz gewechselt und auf der neuen Frequenz evtl. mit mehr Leistung gesendet. Wahrscheinlich würde nur eine Nachfrage beim BR das Rätsel lösen.
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