Kranitz hat geschrieben:
Warum hätte denn eigentlich der RIAS im damals britischen Sektor einen Sender bekommen sollen?
Hauptsächlich um die Reichweite des RIAS in der DDR auf UKW zu erhöhen. Die MW galt schon damals als nicht mehr zeitgemäß. Daneben wollte man auch auf der ganzen Transit-Strecke hörbar sein.
Kay B hat geschrieben:
Es gab auch AFN im niedersächsischen Hessisch-Oldendorf und in Hermsdorf (ehemalige britische Zone). Und es gibt AFN im rheinland-pfälzischen Kaiserslautern und Spangdahlem (ehemalige französische Zone).
Hermsdorf? Du meinst wohl Helmstedt.
Die frühere Zonenzugehörigkeit spielte unter NATO-Partnern keine Rolle (mehr). Die Truppensender haben aber mit dem Thema "Torfhaus 100,4" nichts zu tun.
Kay B hat geschrieben:
Wie hatte sich die DDR eigentlich bei der Koordinierung der 100,4 für Torfhaus verhalten? Oder hatte sie da gar keinen Einfluß drauf?
Bei der Wellenkonferenz 1984 in Genf wurden Tausende neue Frequenzen international miteinander abgestimmt; u.a auch die 100,4 für den DBP-Standort Torfhaus. Hätten die DDR und der Ostblock bei Genf 84 versucht neue UKW-Frequenzen westlich der innerdeutschen Grenze zu verhindern, hätte der Westen sicherlich im Gegenzug auch keinen neuen UKW-Frequenzen auf DDR-Territorium zugestimmt. So hat man sich dann friedlich auf möglichst viele neue Frequenzen auf beiden Seiten geeinigt.
Einen Einfluss auf die ausgestrahlten Programm-Inhalte gibt es dabei natürlich nicht. Da kann jedes Land machen was es will.
Kay B hat geschrieben:
Denn das Zielgebiet wäre - im Gegensatz zu den NDR-Sendern und zum DLF - immerhin ganz offiziell das Territorium der DDR gewesen.
Da stimmt nicht. Nicht nur der RIAS, sondern auch der "alte" DLF hatte seinen Versorgungsauftrag ausschließlich jenseits der eigenen Grenzen. Für die Versorgung der Hörer im alten Bundesgebiet einschl. Berlin (West) waren nur die Landesrundfunkanstalten der ARD zuständig.
Mr. John Dee hat geschrieben:
Hier vermute ich aber eher, daß sich die Alliierten für die großen Transitstrecken von und nach West Berlin gleichermaßen "verantwortlich" gefühlt haben.
Die Versorgung der Transitreisenden war
auch ein Motiv bei der Planung dieser RIAS-Frequenz. Viel wichtiger war es aber die UKW-Versorgung in der DDR zu verbessern.
Mr. John Dee hat geschrieben:
Es gab übrigens auch einen französischsprachigen Sender im Harz auf der 92,7 MHz (Radio Forces Françaises de Berlin), der bis nach Braunschweig empfangbar war. Ich erinnere mich aber nur noch an die frühen 90er Jahre und meine damals wurde hauptsächlich Antenne Deux über die Frequenz gesendet.
Auf der 92,7 wurde hauptsächlich France Inter übernommen. Und von 18 bis 19 h kam das deutsche Programm von RFI.
Antenne Deux war das 2. TV-Programm (Vorgänger von France 2). Dieses war über den FFB TV-Sender in Berlin hauptsächlich zu sehen, bevor TV5 "erfunden" wurde.
Mr. John Dee hat geschrieben:
Die Rundfunksender der Alliierten haben sich also nicht unbedingt an "ihre" Sektoren gehalten.
Wie schon geschrieben, war das ab etwa 1955 so ziemlich egal. Es gab auch belgische Sender in Hessen und NRW, ohne dass es eine belgische Zone gab.
Jens1978 hat geschrieben:
Der Genfer Wellenplan wurde aber ja schließlich auch irgendwann koordiniert, d.h. ausgehandelt. Meines Wissens nach wurden die Wellenplanungen innerhalb der ITU Zonen schon zusammen ausgehandelt.
Ganz genau.
Jens1978 hat geschrieben:
Oder spielten die etwa bei UKW nur bedingt eine größere Rolle und waren die Ostblockstaaten da mehr oder weniger außen vor? Kann ich mir aber gar nicht vorstellen.
Richtig. Das wurde alles im gegenseitigen Einvernehmen ausgehandelt und beschlossen. Und außer von Italien auch von allen unterzeichnet.
Um die Dinge etwas besser einordnen zu können, muss man sich ein bißchen die damalige poltische Großwetterlage ansehen. Im Zuge der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE), an der alle Mitgliedsstaaten von NATO und Warschauer Pakt sowie alle sonstigen europäischen Länder außer Albanien teilnahmen, war Mitte der 70er-Jahre auch eine gegenseitige Informationsfreiheit vertraglich vereinbart worden. Eine Folge davon war 1978 die Abschaltung der Störsender gegen die RIAS MW-Frequenzen. Eine gegenseitige Frequenzblockade bei einer Wellenkonferenz, wie es sie sicher noch in den 60er-Jahren gegeben hätte, passte da nicht mehr in die Zeit.
Mr. John Dee hat geschrieben:
Denn de facto hat der NDR ja auch bis tief in den Osten gesendet, ich schätze mal auf den eh immer etwas exponierter gelegenen Autobahnen bis zur Grenze Sachsen Anhalt / Brandenburg (keine Ahnung welche DDR Bezirke das damals waren) und von dort waren vermutlich auch schon die West Berliner Sender zu empfangen.
NDR 2 92,1 war bis zur Straße des 17. Juni - also bis zur Mauer - zu empfangen. Keine Lücke.
DLR-Fan Sachsen-Anhalt hat geschrieben:
Die 100,4 wäre nur notwendig gewesen um die gesamte Strecke durchgehend mit RIAS sauber zu versorgen, sonst nichts.
Richtig. Nach Süden gab es ja schon eine durchgehende RIAS-Versorgung durch die Sender Berlin und Hof.