transponder hat geschrieben: ↑Mi 23. Dez 2020, 14:42
Radio Regenbogen hat nun auf Anfrage von "Infosat" den Grund der Abschaltung via Astra mitgeteilt:
Schwindendes Hörerinteresse über den Satverbreitungsweg bei hohen Kosten.
Also sorry, wenn mit 96 kbps LC-AAC gearbeitet wird, dabei aber eine Audioqualität erreicht wird, die dieser Stufe kein bißchen gerecht wird, sondern eher wie 64 kbps klingt, dazu noch in einer Verkapselung, die Endgeräte zum Aufhängen bringt und unbedienbar macht bis man den Stecker zieht, muss man sich nicht wundern, wenn sich das niemand antut. Regenbogen hat sämtliche Endgeräte, die bei mir AAC können, gecrasht. Und wenn man den Stream mal direkt mitgeschnitten hat, stolperte das sogar noch im VLC.
Bislang ist jedes Hörfunkprogramm, das die Media Broadcast zu AAC verleitet hat, via Sat alsbald gestorben. Jedes. Das sollte eigentlich Warnung genug sein: AAC via DVB-S/S2/C ist im deutschsprachigen Raum ein mit hohem Risiko behaftetes Verfahren. Das hat auch Kabelio feststellen müssen und den Codec gewechselt.
Spacelab hat geschrieben: ↑Do 31. Dez 2020, 14:33
Und wieso nicht? Zur Kabelzuführung wird er schon länger nicht mehr benötigt und aktuell dient er nur noch der Bespaßung weniger Radiofreaks.
Dem ist nicht so. In allen mir bekannten Netzen außer Vodafone, ex-Unitymedia und Netcologne (Zuführung via Glas) wird das ARD-Radio von Astra-TP93 geholt. Auch bei der großen PYUR (allein in Berlin hunderttausende Anschlüsse). Einfach mal schauen, wie in den Netzen großer Betreiber die ARD-Radios platziert sind - immer zusammen mit ARD Alpha SD und SR Fernsehen SD. Das ist 1:1 Astra-TP93.
Hier, PYUR Berlin (und vielerorts sonst auch, Dresden, Leipzig, Jena, Schwerin, ...) auf 546 MHz:
Wilhelm Tel / Willy Tel (Hamburg, Norderstedt) auf 642 MHz (PDF nach "642" absuchen)
https://www.wilhelm-tel.de/fileadmin/us ... chuere.pdf
Stadtwerke Monheim (ein brandneues FTTH-Netz mit "unendlicher" Bandbreite und RF-Overlay) auf 506 MHz
https://www.mega-monheim.de/fileadmin/u ... 022020.pdf
Vereinigte Stadtwerke auf 578 MHz
https://services.vereinigte-stadtwerke. ... fnu4zak0n0
https://services.vereinigte-stadtwerke. ... fnu50mix3z
DOKOM21 Dortmund / Kamen / Meinerzhagen / Essen auf K33
https://www.dokom21.de/mstream.ashx?g=1 ... 7538070000
M-Net München / Augsburg / Würzburg / Nürnberg / Erlangen / Fürth auf 330 MHz
https://www.m-net.de/fileadmin/Service/ ... hen_01.pdf
Stadtwerke Flensburg auf 514 MHz
https://www.swfl-glasfaser.de/fileadmin ... radio.xlsx
Stadtwerke Bamberg auf 330 MHz
https://www.stadtwerke-bamberg.de/filea ... 201216.pdf
Stadtwerke Schwedt auf S33
https://stadtwerke-schwedt.de/assets/fi ... igital.pdf
Und in allen anderen mittleren und kleinen Netzen, die es zu hunderten gibt.
Fiele die Satzuführung weg, wäre in den Netzen das ARD-Radio Geschichte. Nur die regionalen Angebote wären dann noch drin, wenn sie z.B. von UKW (!), IP oder DAB+ rübergeholt würden (wird teils bereits gemacht). Eine Komplettumsetzung des bisherigen ARD-Radioangebotes aus den Livestreams wäre auch möglich, kostet ca. 45.000 EUR für die Transcoder-Technik (ohne Redundanz) und den Traffic. Hätte dann schlechtere Qualität als die ohnehin ärmlichen 128er MP3-Streams. Für kleine Kabelnetze wäre das finanziell nicht zu stemmen, damit wäre es das gewesen.
transponder hat geschrieben: ↑Do 31. Dez 2020, 17:24
Dieser Satz klingt wie eine Drohung!!!!
Ist er auch. Ein drohendes Szenario: AAC ab 2022. Ziel: Bitrate deutlich runter und irgendwo mit draufquetschen (wo, wäre mir aber schleierhaft). Ergebnis: viele Receiver blieben stumm, u.a. auch die seit 2017/2018 extra für digitales Kabelradio verkauften Geräte von TechniSat und LaSAT (Vistron). Netzbetreiber müssten Transcoding machen, also AAC in MPEG 1 Layer II umsetzen, damit diese aktuell (!) massenhaft verkauften Endgeräte weiter benutzbar wären. Vodafone traue ich das als einzigem zu, sie transcodieren ja derzeit auch schon, die 320 Layer II in 192 Layer II. Für kleine Netzbetreiber ist das nicht bezahlbar. Die Audioqualität würde dann freilich auch deutlich absinken.
UKW-Kabelradio wäre damit auch Geschichte, da, wo es das noch gibt. Kein einziger (!) DVB-UKW-Umsetzer, egal ob DVB-S oder DVB-S2, egal ob ASI oder IP als Frontend, kann AAC. Alle nur Layer II. Unser Netz verlöre 20 UKW-Programme, so ich das auf die Schnelle überblicke. Nur maximal 3 könnte ich eventuell mit qualitativen Einbußen "wie zu Ostzeiten" wieder terrestrisch von UKW holen. Die anderen wären dauerhaft raus. Darunter auch Programme, deren Einspeisung auf ausdrückliche Forderungen von Kunden zurückgeht.
RDS-Daten könnte man auch nicht mehr einbetten, sondern höchstens auf Private PID mitschicken - kein Endgerät unterstützt das.
Es gibt also viel zu verlieren.
andimik hat geschrieben: ↑Do 31. Dez 2020, 17:51
Was habt ihr solche Angst vor DVB-S2?
Es gibt DVB-UKW-Umsetzer, die nur ein DVB-S-Frontend haben. Darunter der weit verbreitete Blankom STR821 und die sehr weit verbreitete Astro "Octopus"-Kassette. Auch der Kathrein UFO 313 kann nur DVB-S. Da würde kaum noch ein Invest stattfinden, um UKW am Laufen zu halten, obwohl es noch massiv genutzt wird, da, wo es im Netz ist. Weiterhin werden für Radio-Direktempfang via Sat gerne Altgeräte genutzt, die nur DVB-S können. Da ist das Drama aber wesentlich kleiner, denn S2-taugliche Geräte, die sich sehr gut eignen, bekommt man in der Bucht für 10 - 20 EUR. Es muss nur bei Layer II bleiben, sonst siehts ganz finster aus.
Würde die ARD den TP93 behalten, könnte sie den künftig (ab wann?) für Radio in bisheriger Qualität und dazu ein UHD-Programm verwenden. Aufgebohrt auf DVB-S2,
QPSK, 27.500 kSymb/s, FEC 9/10 sind das 49 MBit/s netto. Also 24 für Radio und 25 für TV zzgl. DVB-Tabellen. Perfekt für einen UHD-Kanal und perfekt für Kabelnetze (50 MBit/s maximal in 256 QAM). Bis es soweit ist, könnte man den Kanal in DVB-S lassen und die beiden derzeitigen TV-Programme durch Das Erste SD und ZDF SD (so medienrechtlich diese Kooperation möglich ist) ersetzen. Und dafür die anderen ARD-SD-TP und den ZDF-SD-TP abschalten. DRadio könnte dann auf den ZDF-HD-TP umziehen (brächte halt den Bruch mit DVB-S) und wenn es dann zu UHD beim ZDF kommen würde, würde ich ZDF neo HD mit rüber nehmen auf TP10, 3Sat eine etwas höhere Bitrate garantieren und dem KiKa generell etwas weniger Bitrate geben. 4 Programme im Statmux profitieren auch gut voneinander, das gäbe kein schlechteres Bild. 4 mal 10 MBit/s im Mittel sind auch ordentlich bei 720p, die Schweizer werden bald 6,5 MBit/s haben und sagen, dank neuester Encoder kein Qualitätsverlust zu 10,5 MBit/s fest. Auf TP11 dann ZDF HD (14 MBit/s fest), DRadio (1,5 MBit/s) und ZDF UHD hätte 25 MBit/s zur Verfügung. Alles bestens.
101,4 hat geschrieben: ↑Do 31. Dez 2020, 17:25
Zur Not kann man doch bestimmt die Radioprogramme auf die einzelnen Transponder aufteilen? Man wird dann zwar bestimmt nicht mehr die jetzige Klangqualität haben, aber besser als nichts und bestimmt trotzdem besser als DAB+
Die ARD-HD-Transponder sind voll, teils richtig voll. TP39 trägt 5 Programme:
https://www.digitalbitrate.com/dtv.php? ... 61&lang=en - das sind dank Statmux zwar auch 14 MBit/s Spitze, aber teils weniger als 6 MBit/s Mittelwert. Es sind ca. 23,5 MBit/s zu verteilen, wenn die Radioprogramme so blieben wie bisher. Bei 5 HD-Transpondern (inkl. eines zu schaffenden WDR-HD-TP, dessen Bitratenverteilung mir sowieso ein Rätsel ist) wären etwa 5 MBit/s je TP zusätzlich nötig. Das ginge bei den schmalen Transpondern: wenn statt FEC 2/3 die FEC 3/4 verwendet wird, steigt die Nettobitrate um je 5,3 MBit/s. Der Preis dafür wäre aber eine um 1,3 dB sinkende Systemreserve beim Empfang. Um das zu kompensieren, um also bei bestimmter "Unwetter-Intensität" oder in Skandinavien am Rand der Ausleuchtzone gleiche Stabilität zu erhalten, müsste man von einer 65er auf eine 75er oder von einer 85er auf eine 100er Antenne gehen. Von einer 125er Antenne müsste man auf eine 150er aufrüsten.
Da extra für die ARD schon Astra 1N im April 2014 etwas gedreht wurde, um zu Lasten von Kontinentalafrika etwas Empfangsreserve in Skandinavien zu schaffen, gehe ich davon aus, dass die ARD den Fehlerschutz nicht senken wird. Es wäre aber die eleganteste Methode, Platz zu gewinnen und würde auch Kabelnetzbetreibern durch effizientere Auslastung der Kanäle entgegenkommen. 47 MBit/s ist nunmal näher an 50 MBit/s.