Emilio hat geschrieben: ↑Mo 10. Jan 2022, 13:57
Im Raum Mannheim kam vom Sender Wissembourg fast nichts mehr an. Der Aufwand für einen dann doch nur mittelmäßigen Empfang in S/W war schon sehr groß. Der Eselsberg hatte eine starke Richtstrahlung gen Frankreich, in Deutschland war schon kurz nach Landau mit einer normalen Antenne meist Schluss. Ich hatte in den 80er Jahren mal eine Anlage im Raum LU, ich glaube es war Limburgerhof, entdeckt, wo jemand mit einem ca. 10 m langen abgespannten Mast und 3 Yagis gen Frankreich gerichtet wohl das französische Fernsehen empfangen hat. Wie gut der Empfang war kann ich leider nicht berichten. Die normalen Antennen hatten eine Band III-Antenne gen Donnersberg Kanal 10 und eine UHF entweder auch gen Donnersberg oder Heidelberg. Oft war zusätzlich eine UHF in Richtung Krehberg installiert, die mittels einer Einspeiseweiche verbunden war. Man konnte diese speziellen Kanal 43-Weichen damals z. B. von Kathrein beziehen.
Da ich ja nun in Mannheim gelebt habe und selbst Zuschauer des französischen Fernsehens war, kann ich die Aussagen ganz und gar nicht bestätigen. Vielleicht gab es innerhalb des Stadtgebiets Unterschiede. In den südlichen Stadtteilen wie Lindenhof, Almenhof, Neckarau, Rheinau war ein Empfang jedenfalls selbst mit Zimmerantenne möglich - wenn auch verschneit. Eine normale Yagi auf dem Dach war völlig ausreichend. Wir hatten sie auf dem Dachboden. Einzüge in Richtung Deutschland gab es auch nicht, nur war die Leistung des UHF-Senders mit 24kW von vorne herein nicht besonders groß. Es gab aber ein anderes Problem: TF1 auf dem K54 wurde je nach Standort vom hr-Sender Feldberg/Taunus gestört. Wollte man einen völlg ungestörten Empfang, musste man auf den freien Kanal 62 des Senders Strasbourg-Nordheim (Stephansberg) ausweichen. Aufgrund der großen Entfernung war dazu selbstverständlich ein viel größerer Antennenaufwand erforderlich. Für die Einspeisung ins Mannheimer Kabelnetz wurde aber genau diese Lösung gewählt, was bei der Höhe des FMT Mannheim kein Problem war. Der Empfang des französischen Fernsehens per Antenne war deshalb nicht so verbreitet, weil ein Secam-West fähiges Gerät erforderlich war. Anders als bei Secam-Ost gab es in Deutschland damit nur wenige Geräte bzw. als Multinormgeräte Ende der 1980er zum Standard wurden, war das Kabelnetz schon so ausgebaut, dass es kaum noch Bedarf gab.
Grundsätzlich gilt: da Secam-West auf einem PAL-Fernsehgerät ein invertiertes und zerfetztes Bild ohne Ton erzeugt, war vielen gar nicht bewusst, dass sie Empfang hatten. Bei einer Entfernung des 480m hohen Standorts von etwas mehr als 60km, der dazu auch noch ohne Hindernis in die Rheinebene hineinstrahlte, ist es völlig normal, das der Empfang möglich war. Diese Zeiten sind leider vorbei, da der heutige DVB-T Sender im Bereich von 100W arbeitet und trotz Koordinierung von 6,4 kW keine Änderung in Sicht ist.