Westfernsehen in der DDR

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györgy
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Re: Westfernsehen in der DDR - Beispielanlage in Wurzen

Beitrag von györgy »

mittendrin hat geschrieben: Fr 4. Sep 2020, 09:30
alfmelmaker hat geschrieben: Do 3. Sep 2020, 19:07 Was mich immer wunderte, dass in der Umgebung von Grimma der NDR (K10) relativ gut zu empfangen war, aber das ZDF und das III. vom Torfhaus nie zu emfangen war.
ZDF und N3 vom Torfhaus vom anderen (niedrigeren) Mast und von Grimma (Leipzig, Halle) aus gesehen hinter dem Brocken :(
https://de.wikipedia.org/wiki/Sender_Torfhaus
https://de.wikipedia.org/wiki/Sender_Harz-West
Wie es in Halle war, weiß ich nicht. In der Region Delitzsch/Wolfen/Bitterfeld ist m. W. Torfhaus angepeilt worden. Zumindest kann ich mich dort an den NDR erinnern.
Radio Fan
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Re: Westfernsehen in der DDR - Beispielanlage in Wurzen

Beitrag von Radio Fan »

mittendrin hat geschrieben: Fr 4. Sep 2020, 09:30 ZDF und N3 vom Torfhaus vom anderen (niedrigeren) Mast und von Grimma (Leipzig, Halle) aus gesehen hinter dem Brocken :(
Also lt. Karte liegt Torfhaus genau westlich vom Brocken. Wenn man nun eine Linie von dort in Richtung der Region Halle/Leipzig zieht liegt Torfhaus links vom Brocken.
Ich selbst war auch mal in Leipzig zu Gast und habe selbst erlebt, daß man dort definitiv ARD auf K10 gut empfangen konnte. Ob auch ZDF und N3 möglich war weiß ich nicht.

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györgy
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Re: Westfernsehen in der DDR - Beispielanlage in Wurzen

Beitrag von györgy »

Radio Fan hat geschrieben: Fr 4. Sep 2020, 11:56
mittendrin hat geschrieben: Fr 4. Sep 2020, 09:30 ZDF und N3 vom Torfhaus vom anderen (niedrigeren) Mast und von Grimma (Leipzig, Halle) aus gesehen hinter dem Brocken :(
Also lt. Karte liegt Torfhaus genau westlich vom Brocken. Wenn man nun eine Linie von dort in Richtung der Region Halle/Leipzig zieht liegt Torfhaus links vom Brocken.
Ich selbst war auch mal in Leipzig zu Gast und habe selbst erlebt, daß man dort definitiv ARD auf K10 gut empfangen konnte. Ob auch ZDF und N3 möglich war weiß ich nicht.
Ich habe in den 2000ern im Leipziger Nordwesten gewohnt. In guter Lage und Fenster Richtung Westen war der Ochsenkopf mit einfachem Antennenaufwand ein häufiger Tropogast, Torfhaus und Hoher Meißner hingegen konnte ich über DVB-T jeweils nur einmal empfangen.
mittendrin
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Re: Westfernsehen in der DDR - Beispielanlage in Wurzen

Beitrag von mittendrin »

Radio Fan hat geschrieben: Fr 4. Sep 2020, 11:56 Ob auch ZDF und N3 möglich war weiß ich nicht.
Aber ich ;)
Weshalb hätte es denn die vorher gezeigten/beschriebenen Antennenkonstruktionen gebraucht, wenn es vom Harz mit den Torfhauskanälen 23(ZDF) und 53 (N3) gegangen wäre? Dessau/BTF/Wolfen/Delitzsch war für ZDF und N3 Berliner Einzugsgebiet (K33/39) Die Programme N3 und SFB3 waren ein gemeinsames mit etwas mehr Sendezeit aus Berlin, wo im Norden noch Testbild lief.
Weiter vorn im Faden wurde das alles schon beschrieben. Die Kabelanlage in Halle-Neustadt mit 16 UHF-Antennen holte das ZDF auf K43 vom Füllsender Braunlage am Wurmberg, weil es keine bessere Möglichkeit gab. Die Trennlinie ab der UHF vom Torfhaus ging, verlief irgendwo zwischen Köthen und Calbe/Saale. Rund um Halle wurde es versucht aus Berlin zu holen, oder aber von Hof, je nach örtlicher Lage.
mittendrin ist hier: QTH 11e59 / 51n23 (südlich von Halle/Saale)
DAB+ mit PEAQ PDR050-B (Teleskopantenne) jederzeit indoor mindestens einlesbar aus: 19km (5C,6B), 23km (5D, 11C), 29km (6C, 9A, 10A, 12A), 52km (8B), 63km (12B), 98km (10B), 105km(8A)
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Re: Westfernsehen in der DDR - Beispielanlage in Wurzen

Beitrag von györgy »

mittendrin hat geschrieben: Fr 4. Sep 2020, 15:08
Radio Fan hat geschrieben: Fr 4. Sep 2020, 11:56 Ob auch ZDF und N3 möglich war weiß ich nicht.
Aber ich ;)
Weshalb hätte es denn die vorher gezeigten/beschriebenen Antennenkonstruktionen gebraucht, wenn es vom Harz mit den Torfhauskanälen 23(ZDF) und 53 (N3) gegangen wäre? Dessau/BTF/Wolfen/Delitzsch war für ZDF und N3 Berliner Einzugsgebiet (K33/39) Die Programme N3 und SFB3 waren ein gemeinsames mit etwas mehr Sendezeit aus Berlin, wo im Norden noch Testbild lief.
Weiter vorn im Faden wurde das alles schon beschrieben. Die Kabelanlage in Halle-Neustadt mit 16 UHF-Antennen holte das ZDF auf K43 vom Füllsender Braunlage am Wurmberg, weil es keine bessere Möglichkeit gab. Die Trennlinie ab der UHF vom Torfhaus ging, verlief irgendwo zwischen Köthen und Calbe/Saale. Rund um Halle wurde es versucht aus Berlin zu holen, oder aber von Hof, je nach örtlicher Lage.
Ich habe Verwandtschaft westlich von Berlin und in Bitterfeld. Mir sind die Berliner Programmanteile im NDR-Programm nur bei der Berliner Verwandtschaft in Erinnerung, nicht aber bei der Bitterfelder. Deshalb bin ich von Torfhaus ausgegangen.
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von alfmelmaker »

H.-E. Tietz hat geschrieben: Fr 4. Sep 2020, 11:37 In Wurzen sind noch recht viele alte Antennen(anlagen) zu sehen.
Was UKW betrifft, so sind die meisten noch verbliebenen auf Berlin ausgerichtet, was sicherlich mit der Attraktivität der früheren Sender von dort zusammenhängt (Rias 2 z. B.). An zweiter Stelle liegen die auf den Ochsenkopf gerichteten UKW-Antennen; einige zeigen auch Richtung NDR/Torfhaus.
Für ARD-TV gab es sowohl Antennen, die auf K7 (Berlin-Scholzplatz) ausgerichtet waren, als auch solche, die auf Torfhaus (K10) zeigten - hierfür sogar einzelne Zweiergruppen.
Wie es in den Neubaugebieten damals gehandhabt wurde, weiß ich nicht.

Ich habe sogar auf alten leerstehenden Mietshäusern in Großbothen noch K10-Antennen gesehen, selbst in Podelwitz. Das dürfte dann schon knapp gewesen sein mit dem Empfang. In Großbothen gab es dann aber wohl eine zentrale Antennenanlage auf dem Eichberg.
ist richtig, es war eben lokal sehr unterschiedlich, ich erinnere mich z.B., dass in Trebsen auch die Antennen "Richtung Berlin" ausgerichtet waren. Diese Gegend war so "Grenzgebiet" sowohl für die Torfhaus- Sender (NDR), Bayern-Sender (Ochsenkopf bzw. Hof) sowie Berlin. Meistens hat es irgendwie geklappt.

Ja und mit Großbothen (dort war meine Großmutter nach dem Krieg als Flüchtling gelandet, meine Mutter ist dort groß geworden...) und auch in vielen anderen Gemeinden gab es sehr oft auf "exponierten" Lagen Masten von Gemeinschaftsantennenanlagen. Sehr beeindruckt war ich einmal von einer Anlage in Roßwein: Dort gab es für den Ochsenkopf (Kanal 4) 2 Stück 5-Elemente Yagis. Wer noch ein wenig weiß, wie groß die Antennen im Band I waren - es war Wahnsinn (diese beiden Antennen waren auf dem Berg am Mast ganz unten angeordnet...sonst hätte der Mast wahrscheinlich bei der kleinsten Windböe nachgeben müssen...).

Übrigens habe ich hier im Südwesten Deutschland ähnliche Anlagen gesehen.....man glaubt es kaum. Aber hier waren die Probleme ähnlich (ungüstige Lage im Tal usw.). Außerdem war hier auch sehr oft gewünscht, das Schweizer Fernsehen sowie das Fernsehen aus Österreich zu empfangen. Wenn man am Bodensee direkt wohnt, sind/waren die Empfangsmöglichkeiten meist sehr gut (waren deshalb, weil der ORF mittlerweile verschlüsselt und der SRF abgeschaltet hat bis auf einen Sender....das wird hier in einem anderen Forum behandelt...).

Aber im Prinzip waren es hier "empfangstechnisch" ähnliche Probleme (also weit entfernte Sender wie den ORF oder SRF zu empfangen...) wie bei uns in Sachsen (das Westfernsehen zu empfangen...).

Einziger Unterschied - der Empfang wurde nicht noch zusätzlich gestört (Russenfunk in Chemnitz, Inbetriebnahme DDR- Fernsehsender auf den gleichen Kanälen wie das Westfernsehen...).

Hier im Nachbarort ist immer noch eine Anlage auf dem Dach für den ehemanligen Kanal 5 (Sender Pfänder ORF), es sind 2 Stück ca. 12- Elemente Yagis angeordnet, ähnlich wie die beiden NDR- Antennen auf meinem Foto.
(und vom Pfänder bis hier her sind es knapp 100km und außerdem einige Berge "im Weg"...).

Grüße aus Süddeutschland
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Re: Westfernsehen in der DDR - Beispielanlage in Wurzen

Beitrag von alfmelmaker »

mittendrin hat geschrieben: Fr 4. Sep 2020, 09:30
alfmelmaker hat geschrieben: Do 3. Sep 2020, 19:07 Was mich immer wunderte, dass in der Umgebung von Grimma der NDR (K10) relativ gut zu empfangen war, aber das ZDF und das III. vom Torfhaus nie zu emfangen war.
ZDF und N3 vom Torfhaus vom anderen (niedrigeren) Mast und von Grimma (Leipzig, Halle) aus gesehen hinter dem Brocken :(
https://de.wikipedia.org/wiki/Sender_Torfhaus
https://de.wikipedia.org/wiki/Sender_Harz-West
na ja, aber der "Torfhaus" und "Harz West" liegen nur wenige Meter voneinander entfernt...und der Kanal 10 (ARD-NDR) war relativ stabil zu empfangen, nur das ZDF und das III. wurde nie von "dort" abgeholt, sondern immer von Berlin oder Hof.
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von DLR-Fan Sachsen-Anhalt »

Im Norden von Halle/Saale war vergrießter Empfang des ZDF K23 Torfhaus möglich. Benötigt wurde möglichst Kanalantenne und Vorverstärker. Von Trotha bis zum Wasserturm und Reileck, dann war Schluß. Schuld war der Ernst Thälmann Schacht, der das Restsignal dann in anderen Stadtteilen gänzlich abschottete. Dann blieb in den anderen Stadtteilen mit guter Harzlage nur noch der Wurmberg, der sich links neben dem Ernst Thählmann Schacht befindet mit direkter optischer Sicht. Stadtteile mit schlechter Harzlage haben es teilweise mit Berlin und Hof versucht, in Halle Ost ging Berlin ganz brauchbar, bis Riebeckplatz etwa. Die anderen hatten oft nur bei Tropo noch was. Meine Verwandtschaft in Bitterfeld hatte immer ZDF und N3 relativ einfach von Berlin empfangen. ZDF Torfhaus war nicht möglich, bei dem relativ guten Berlinempfang hat sich auch nich wirklich Jemand darum bemüht.
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von astranase »

alfmelmaker hat geschrieben: Fr 4. Sep 2020, 20:19
H.-E. Tietz hat geschrieben: Fr 4. Sep 2020, 11:37 In Wurzen sind noch recht viele alte Antennen(anlagen) zu sehen.
Was UKW betrifft, so sind die meisten noch verbliebenen auf Berlin ausgerichtet, was sicherlich mit der Attraktivität der früheren Sender von dort zusammenhängt (Rias 2 z. B.). An zweiter Stelle liegen die auf den Ochsenkopf gerichteten UKW-Antennen; einige zeigen auch Richtung NDR/Torfhaus.
Für ARD-TV gab es sowohl Antennen, die auf K7 (Berlin-Scholzplatz) ausgerichtet waren, als auch solche, die auf Torfhaus (K10) zeigten - hierfür sogar einzelne Zweiergruppen.
Wie es in den Neubaugebieten damals gehandhabt wurde, weiß ich nicht.

Ich habe sogar auf alten leerstehenden Mietshäusern in Großbothen noch K10-Antennen gesehen, selbst in Podelwitz. Das dürfte dann schon knapp gewesen sein mit dem Empfang. In Großbothen gab es dann aber wohl eine zentrale Antennenanlage auf dem Eichberg.
ist richtig, es war eben lokal sehr unterschiedlich, ich erinnere mich z.B., dass in Trebsen auch die Antennen "Richtung Berlin" ausgerichtet waren. Diese Gegend war so "Grenzgebiet" sowohl für die Torfhaus- Sender (NDR), Bayern-Sender (Ochsenkopf bzw. Hof) sowie Berlin. Meistens hat es irgendwie geklappt.

Ja und mit Großbothen (dort war meine Großmutter nach dem Krieg als Flüchtling gelandet, meine Mutter ist dort groß geworden...) und auch in vielen anderen Gemeinden gab es sehr oft auf "exponierten" Lagen Masten von Gemeinschaftsantennenanlagen. Sehr beeindruckt war ich einmal von einer Anlage in Roßwein: Dort gab es für den Ochsenkopf (Kanal 4) 2 Stück 5-Elemente Yagis. Wer noch ein wenig weiß, wie groß die Antennen im Band I waren - es war Wahnsinn (diese beiden Antennen waren auf dem Berg am Mast ganz unten angeordnet...sonst hätte der Mast wahrscheinlich bei der kleinsten Windböe nachgeben müssen...).

Übrigens habe ich hier im Südwesten Deutschland ähnliche Anlagen gesehen.....man glaubt es kaum. Aber hier waren die Probleme ähnlich (ungüstige Lage im Tal usw.). Außerdem war hier auch sehr oft gewünscht, das Schweizer Fernsehen sowie das Fernsehen aus Österreich zu empfangen. Wenn man am Bodensee direkt wohnt, sind/waren die Empfangsmöglichkeiten meist sehr gut (waren deshalb, weil der ORF mittlerweile verschlüsselt und der SRF abgeschaltet hat bis auf einen Sender....das wird hier in einem anderen Forum behandelt...).

Aber im Prinzip waren es hier "empfangstechnisch" ähnliche Probleme (also weit entfernte Sender wie den ORF oder SRF zu empfangen...) wie bei uns in Sachsen (das Westfernsehen zu empfangen...).

Einziger Unterschied - der Empfang wurde nicht noch zusätzlich gestört (Russenfunk in Chemnitz, Inbetriebnahme DDR- Fernsehsender auf den gleichen Kanälen wie das Westfernsehen...).

Hier im Nachbarort ist immer noch eine Anlage auf dem Dach für den ehemanligen Kanal 5 (Sender Pfänder ORF), es sind 2 Stück ca. 12- Elemente Yagis angeordnet, ähnlich wie die beiden NDR- Antennen auf meinem Foto.
(und vom Pfänder bis hier her sind es knapp 100km und außerdem einige Berge "im Weg"...).

Grüße aus Süddeutschland
Betreff Trebsen, so viel mir bekannt gab es dort mit Torfhaus Probleme weil in der Richtung Harz der russische Fliegerhorst Polenz lag und Radar sowie Hubschrauberpulgs extrem störten.
Die Pulgs flogen oft in größeren Formationen, so das der Fernsehempfang auch in Eicha, Albrechtshain, Erdmannshain und Naunhof bei Überflügen extrem gestört wurde
Weiter zu Trebsen:Deshalb waren dort und in Umgebung viele Antennen auf Berlin ausgerichtet.
Der Bereich um Naunhof und Brandis lag Empfangsmäßig in einer Schnittpunkt, der Empfang war möglich vom Torfhaus, von Berlin und vom Ochsenkopf, wenn man ganz günstig lag auch die ARD (Hessen) vom Hohen Meißner.
ZDF war schwierig sowohl von Berlin als auch von Hof
- Lieber radiosüchtig als radioaktiv -
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von astranase »

2-0-8 hat geschrieben: Fr 2. Feb 2018, 20:48
DLR-Fan Sachsen-Anhalt hat geschrieben: Das nordeutsche Regionalprogramm scheint bei den DDR-Bürgen wohl das Beliebteste gewesen zu sein. In Gegenden wo HR und NDR gleich gut gingen wurde auch eher ARD-NDR bevorzugt.
Das Gespann Brocken/Torfhaus hatte den Vorteil, daß man mit einer Antenne ARD und DDR1 empfangen konnte. Außerdem hat Norddeutschland Küste und so den Geruch der großen weiten Welt. Hessen ist Binnenland und im Binnenland waren wir selbst.
Zu Seite 89, ich habe heute in einer Ausstellung Aufnahmen vom Haus Stuttgarter Allee 4 gefunden worauf die Anlage Ansatzweise zu sehen sehen ist, es sind für mich die ersten Aufnahmen der Gesamtanlage zu einem Fortgeschrittenen Stadium, leider sind die Aufnahmen sehr undeutlich und hinter Glas.
Habe zwar mit dem Handy Aufnahmen gemacht .... aber die sind hier kaum zumutbar und ich werde versuchen über den Aussteller an die Bilder heranzu kommen um sie dann hier einzustellen ....falls nicht nehme ich dann doch meine Notversion.
- Lieber radiosüchtig als radioaktiv -
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Tornanti
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Tornanti »

Hallo.
Ich bin neu in diesem Forum und möchte meinen Beitrag dazu leisten mit Info's zum "West"-Empfang im Raum Naumburg(Saale) im Süden Sachsen-Anhalts. Der Ort liegt in einer weitläufigen Senke im Saaletal mit einigen erhöht liegenden Ortsteilen. Folgende Sender waren in Tallage zu empfangen bzw. nicht zu empfangen:
Fernsehen:
ARD K10 Torfhaus (1x 13-Elemente Yagi) störungsfrei.
ZDF K23 Torfhaus, aber nur mit Aufwand. Mindestens 2fach Yagi mit K23 Vorverstärker, K22 Kanalsperre wegen Sender DDR2-Wiederau. Am besten dann noch Umsetzer auf K12. Topfkreise zum Ausblenden des von K22 auf K11 umgesetzten DDR2 war auch noch sehr hilfreich.
N3 K53 Torfhaus im Tal gar nicht.
ZDF K23 Waldstein nur in erhöhter Hanglage, speziell an den südlichen Weinhängen, wo K22 gut abgeschattet wurde.
BFS K57 nur in erhöhter Hanglage, speziell an den südlichen Weinhängen
ZDF K32 vom Hohen Meissner in bestimmten Straßen im Stadtzentrum, speziell wenn in freier Talrichtung nach Westen Richtung Bad Kösen
HR3 K55 vom Hohen Meissner in bestimmten Straßen im Stadtzentrum, speziell wenn in freier Talrichtung nach Westen Richtung Bad Kösen
ARD K4 vom Ochsenkopf wurde nur versucht, wenn K10 aus topografischen Gründen schwierig war. Z.B. an den südlichen Weinhängen mit Abschattung des Brocken und Torfhaus. 2x 3-Elemente-Yagi wurde bevorzugt eingesetzt.
ARD K3 vom Kreuzberg habe ich nur 1x auf einem Dach gesehen.
Vom Plateau oberhalb des Tals ging eigentlich alles gut.
UKW:
NDR1 und 2 von Torfhaus in Stereo rauschfrei, aber mit weniger Signal als die Sender vom Brocken. NDR3 wurde stark von den benachbarten DDR-Sendern bedrängt
HR1-3 vom Hohen Meißner in Stereo stabil, aber nicht immer ganz rauschfrei. Signal geringer als von Torfhaus.
BR1-3 und Antenne Bayern vom Ochsenkopf in Stereo, aber nicht ganz rauschfrei, manchmal schwankend.
Rias 1 und 2 vom Waldstein in Stereo, aber nicht ganz rauschfrei. Rias 1 wurde stark von den benachbarten DDR-Sendern bedrängt. Signalstärke ähnlich wie die Sender vom Hohen Meißner.
Vom Plateau oberhalb des Tals ging eigentlich alles gut.
Für den Empfang von UKW NDR und HR reichte meistens eine 5- oder 7-Elemente Yagi, die in die Mitte zwischen Hoher Meißner und Torfhaus orientiert war.
Für BR und Rias bedurfte es einer separaten 7-Elemente-Yagi.
Wenn nachts einige DDR-Sender abgeschaltet wurden, dann hatte man selten mal BFBS (Braunschweig?) und AFN (Frankfurt?) reinbekommen.
Bei Überreichweiten sehr selten auch mal SFB und Rias von Berlin.
Was mir sehr geholfen hatte zum Entkoppeln der UKW-Antennen Richtung Westen und Süden war ein selbstgebauter elektronischer Antennenumschalter mittels SA412-Dioden (Bauanleitung aus dem „Funkamateur“).
Je nachdem, was ich hören wollte, habe ich dann mittels Schalter umgeswitcht. Man hätte natürlich auch die 2 Antennenstecker am Radio umstecken können. Das war mir aber zu lästig. Die elektrische Umschaltung war dagegen genial.
Was geholfen hat für guten UKW-Stereo-Empfang waren gute Tuner (z.B. RS 5001 mit MOSFET BF981), zusätzliche ZF-Verstärker und MPX-Filter. Letztere beiden teilweise selbst gebaut auf Basis von Bauanleitungen aus dem „Funkamateur“ oder dem „Elektronischen Jahrbuch“.
Alles in allem war es für uns Teenager eine spannende Zeit. Der rauschfreie Empfang von Westsendern war uns damals so wichtig wie heutzutage den Jugendlichen die Likes. Montags auf dem Schulhof wurde immer gern diskutiert, wer am Wochenende von welcher Hitparade rauschfreie Aufnahmen gemacht hat. Mangels West-Schallplatten waren die Radiosender der einzige Weg, an gute Musik ranzukommen. Und wehe, der Moderator hatte in einen Titel reingequatscht.
Ich hatte Verwandtschaft in Leipzig. Die wohnten in einem 11-Geschosser am Bayrischen Bahnhof. Trotz größerer Entfernungen zum Ochsenkopf, Hohen Meissner und Torfhaus kamen die UHF-Fernsehsender, UKW Hessen und Bayern besser rein als in Naumburg. Das lag wohl an der Naumburger Tallage. Teilweise hatte die Leipziger Verwandtschaft auch noch ZDF und/oder das Dritte von Berlin. Bin mir aber nicht mehr ganz sicher.
Das Torfhaus-Signal war in Naumburg schwächer als das vom Brocken wegen der geringeren Höhe des Antennenstandortes und weil die Ausbreitung durch den südlichen Brocken leicht behindert wurde. Für uns wäre es speziell für den Empfang von ZDF und N3 von Vorteil gewesen, wenn der Sender Torfhaus auf dem Wurmberg gestanden hätte.
Die Beschäftigung mit Antennentechnik und Verstärkern hat viel Spaß gemacht und bei manchem auch den beruflichen Werdegang beeinflusst.
Heutzutage ist DXen eigentlich unnützes Wissen, seit es das Internet mit seinen Möglichkeiten gibt.
Hier noch die Entfernung von Naumburg zu den Sendern:
-Torfhaus 114km
-Hoher Meißner 137km
-Waldstein 114km
-Ochsenkopf 126km
-Kreuzberg 156km
Ich würde mich feuen, von anderen Leuten, die in Naumburg gewohnt haben, zu erfahren, wie bei Ihnen der Empfang war und wie er realisiert wurde.
mittendrin
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von mittendrin »

Tornanti hat geschrieben: Fr 25. Sep 2020, 17:23 Für uns wäre es speziell für den Empfang von ZDF und N3 von Vorteil gewesen, wenn der Sender Torfhaus auf dem Wurmberg gestanden hätte.
Willkommen im Forum und danke für Deine interessanten Ausführungen.
Viele von Deinen Schilderungen decken sich mit meinen Erinnerungen hier im Raum Merseburg.
Vielleicht findest Du im nachfolgend genannten Thread noch weitere Details, die für Dich interessant sind.
[Was wäre wenn] Wurmberg statt Torfhaus als ZDF/N3-Standort vor der Wende
viewtopic.php?f=4&t=22212
mittendrin ist hier: QTH 11e59 / 51n23 (südlich von Halle/Saale)
DAB+ mit PEAQ PDR050-B (Teleskopantenne) jederzeit indoor mindestens einlesbar aus: 19km (5C,6B), 23km (5D, 11C), 29km (6C, 9A, 10A, 12A), 52km (8B), 63km (12B), 98km (10B), 105km(8A)
Tornanti
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Tornanti »

Mainspitzdreieck hat geschrieben: Mo 17. Sep 2007, 23:13 Der Telekom-Standort Torfhaus liegt ja auch deutlich tiefer als der NDR-Mast, außerdem musste man wegen Einsprüchen der Deutschen Post der DDR das ZDF (ch 23) und N3 (ch 53) stark gerichtet nach Nordwest (Braunschweig, Hannover ...) abstrahlen, so dass man Richtung Ost-Südost nur etwa 30 km weit kam. Wer hat dies nicht in den Regionen Halle/S. und Leipzig bedauert ....
Ähnlich lief es dann auf UKW mit den ab 1987 in Betrieb genommen Frequenzen über 100 MHz (DLF 103.5, ffn 102.4 MHz), die hatten (und die haben sie auch heute noch) ebenfalls starke Einzüge Richtung DDR ...
Hiermit erklärt sich der schlechte Empfang von ZDF (K23) und N3 (K53) in Naumburg. Wieso die Einsprüche der DDR-Post? Wegen Kanal 22 aus Wiederau oder K23 aus Calau? Wenn ja, warum wurde dann das ZDF nicht auf einer anderen Frequenz von Torfhaus aus gesendet? Und K53 ist in der DDR keinem anderen Sender in die Quere gekommen.
Hatte der Westen kein Interesse an der Verbreitung des ZDF in den Südosten der DDR?
carkiller08
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von carkiller08 »

Und K53 ist in der DDR keinem anderen Sender in die Quere gekommen.
K53 war für die Senderstandort Calau bei Cottbus koordiniert und ging dort auch mit hoher Sendeleistung in Betrieb.

Die verwendeten Kanäle, Strahlungsdiagramme und Sendeleistungen der Sender konnten und können nicht einfach frei gewählt werden, da diese u.a. international koordiniert wurden und werden.
Bei Einsprüchen aus Nachbarländern geht es halt nicht oder nur eingeschränkt (Richtstrahlung, kleinere Sendeleistung).
Tornanti
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Tornanti »

Welchen "Mindestabstand" müssten zwei 500kW-Sender haben, um rundstrahlend auf dem gleichen Kanal koordiniert werden zu können? Ist das fix oder spielt auch die Topografie eine Rolle? Ich Frage, weil die Enfernung Calau-Waldstein (233km) in etwa gleich ist der Entfernung Calau-Torfhaus (240km), der Waldstein rund gestrahlt hat, Torfhaus das aber nicht durfte.
Calau soll auf K23 laut https://de.wikipedia.org/wiki/Fernmeldeturm_Calau sogar mit 1MW gesendet haben. Krass. Gab es dafür einen technischen Grund, außer, dass man den Empfang des K23 vom Waldstein und Torfhaus erschweren wollte?
K23 und K53 gingen in Calau erst 1987 in Betrieb. Da muss sich die DDR die Kanäle aber schon sehr zeitig gesichert und eine gerichtete Abstrahlung des K23 und 53 von Torfhaus durchgesetzt haben. Die Torfhaus-Frequenzen wurden ja schon viel eher aktiv genutzt. Oder wurde Torfhaus erst später von rundstrahlend auf gerichtet kastriert?
Man fragt sich auch, warum man seitens der BRD nicht argumentiert hat, Rundstrahlung vom Brocken nur dann, wenn Torfhaus das auch darf (wegen gegenseitiger Propaganda). Oder war der K34 vom Brocken eher koordiniert als K23 von Torfhaus?
Welchen Sinn machen internationale Frequenzkoordinierungen, wenn man sich so nah beieinander auf dem gleichen Kanal mit 500kW und mehr mit den bekannten Begleiterscheinungen tummeln kann? Ich hätte da eine Regelung erwartet in Sinne "Mindestabstand 400km bei 2x 500kW (ND) und gleichem Kanal, 300km bei 1 Kanal Abstand und 200km bei 2 Kanälen Abstand".
Ich sage jetzt mal naiv, dass es auch möglich gewesen wäre, Calau auf K24 und K51 senden zu lassen. Dann wäre Calau mit seinen 1MW Wiederau mit 460kW nicht in die Quere gekommen (Distanz 132km).
Egal. Die Diskussion ist in Zeiten von SAT-und DVB-T2-Empfang natürlich müßig.
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