Westfernsehen in der DDR

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Antennenfritze
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Antennenfritze »

carkiller08 hat geschrieben: So 31. Mai 2020, 11:06 In meiner Füllsenderliste von 1986 aus der rfe
steht für Cottbus nur ein Füllsender auf K21 drin.
Stand 6/1986


Bezirk Frankfurt / Oder
keine Grundnetzsender
Füllsender
Bad Freienwalde I 8h
Eisenhüttenstadt I 24h
Eisenhüttenstadt II 31h
Eberswalde I 9h
Frankfurt / Oder I 11h
Frankfurt / Oder II 35h
Stolpe I 11v

Bezirk Cottbus
Grundnetzsender
Calau I 4h
Calau II 23h
Füllsender
Bad Muskau I 9h_und_v
Bad Muskau II 51h
Guben I 9h
Cottbus II 21h
Spremberg II 36h
Wenn da mal was auf K23 war, dann bevor Calau auf K23 on-air ging.
Ob der Eintrag in der Liste stimmt weiß ich nicht 100%ig mangels weiterer Quellen.
Ich kann mich erinnern , dass um / 1986 /1987 herum , unser " Fernsehfüllsender Cottbus " von Kanal 23 auf Kanal 21 umgestellt wurde .
Begründet wurde das in der " LAUSITZER RUNDSCHAU - Kreisseite Cottbus - Stadt " mit der baldigen Einschaltung / Abstrahlung des " DFF2 - Programms " / Kanal 23 am /vom Sender Calau . Das blieb dann --- einige Jahre nach der Wende noch so bestehen ---- bis der " Fernsehfüllsender Cottbus " in der Leipziger Strasse , in den 90- ziger Jahren , ganz abgeschaltet wurde . Die Versorgung wurde dann ja voll durch Calau (... schon seit 1987... ) gewährleistet . Die " Doppelversorgung " von Cottbus mit dem " DFF 2 - Programm " war damit beendet --- einer der Masten ist noch heute auf dem Hochhaus zu sehen , da dieses leer steht / nicht bewohnt ist .

MfG
Antennenfritze
13 Element UHF - Antenne für DVB-T2 für Berlin und Calau
UND
85' er Satelliten -Spiegel ( " liegende " Installation auf Balkon wegen Mietwohnung )
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von doehnel@blue-cable.de »

Antennen 130519. 002_resized.jpg
Hier mal eine typische Anlage aus dem Raum Zwickau:
Oben rechts K23 ZDF Waldstein
Oben links K57 BFS Waldstein
Vertikal K4 der berühmte Ochsenkopf
UKW alles aus Bayern!
Unten K8 DDR1 Geyer
Unten vormast K32 Geyer.
Damit war ein Empfang hier ganz gut (verrauscht)möglich.
Alternativen gab es sowieso keine höchstens noch UKW NDR aus Torfhaus aber nur in höheren Lagen und mit extra Antenne.
Das Foto ist aus 2019 das Haus steht schon lange leer aber die Anlage sieht noch gut aus.

Grüße Steffen
Radio Fan
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Radio Fan »

Mit Vorverstärkern an den oberen UHF-Antennen hätte man wohl den Empfang noch optimieren können. Dafür gab es längere Ansteckgehäuse die nicht erkennbar sind. ;)

QTH: Rostock Mitte
RX:Technisat DIGITRADIO 143, Grundig Satellit 700, Peaq PDR050
TEF 6686, Panasonic RF-D10, Technisat DigiPal DAB+, Sangean DPR76
Mobil: Honda Civic-Werkslösung optimiert mit ATBB-Flex Dachantenne
Radio-DX
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Radio-DX »

Wir haben auch Vorverstärker für die normalen Dosen gebaut.
Manche Kunden wollten aber oben keine Verstärker haben.
Bei Blitzschaden musste dann die ganze Anlage demontiert werden.
Wer das öfters erlebt hat, nahm lieber die Einbuße beim Empfang hin.
In halbwegs brauchbaren Empfangslagen war der Verlust ja auch nicht so groß.
QTH: Nähe Neustadt a.d. Orla (Ostthüringen)
Empfangsrekord mit RDS-PS: 3075 km (Madeira: 88,0 MHz, Radio Renascenca, Sporadic-E am 12.06.2013)
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von doehnel@blue-cable.de »

Das mit den Vorverstärker am Dipol wurde hier schon auchgemacht.
Das Foto ist nur ein Beispiel wie es so aussah auf den Dächern rund um Zwickau.
Man sieht ja fast nichts mehr davon, alles wegsaniert oder abgefallen.
Mit meinen Eltern wohnte ich höher gelegen Randbereich von Zwickau.
Mein Vater hatte ne drehbare UKW Antenne da hat er alles rangeholt damals.
NDR aus Torfhaus, BR vom Waldstein und HR vom Hohen Meißner sogar Stereo mit nem Rema Toccata.
Heute ist der Radioempfang langweilig:
Im Internetradio den Sender anklicken fertig.
Über die Senderinhalte will ich jetzt nicht reden .
Robert-am-See
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Robert-am-See »

Hallo zusammen, darf ich Euch ein ganz dickes :danke: ausrichten??
Ich habe mir (in Etappen...) den ganzen Faden durchgelesen, das müßte man drucken und archivieren, das reinste Geschichtsbuch!
Danke für die spannenden Geschichten aus einer Zeit, in der ich noch etwas zu jung und vor allem geografisch zu weit weg war... an DDR-Empfang war nicht zu denken. Ich bin am Hochrhein aufgewachsen, da war deutsches + Schweizer Fernsehen der Normalfall. (Das isch es wieder gsih, mit Tricks und Gägs, tschau zämme :bruell: )
Österreich FS 1, mit Bereichsantenne Kanal 5 vom Pfänder stark verrauscht, bei schönem Wetter Schwarzweiß, bei Nebel in Farbe! :spos:
Und wir haben uns nie Gedanken drüber gemacht, wie privilegiert wir waren, die Auswahl aus drei Ländern war halt normal. Ich hab heute den allergrößten Respekt vor dem Riesenaufwand, der damals in der DDR getrieben wurde.
So cool, daß ihr das hier aufgeschrieben habt!!!

73, Robert
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Stationär: DM 8000 HD (1m Offset, Stab HH-100), Edision proton T265, Kathrein UFT 931, Sony ST-S390, König APM 743
793267
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von 793267 »

Meine Erfahrungen, mit dem Rundfunk der DDR, waren damals.
Schwerin
TV DDR I Kanal 11
Radio (incl. der dortigen DDR Regional Studio Sendungen)
Brocken
Radio (incl. der dortigen DDR Regional Studio Sendungen)

Bei Überreichweiten, habe ich auch schon mal einen Sender, aus Thüringen (Inselsberg) gehört.
Chris_BLN
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Chris_BLN »

tojo hat geschrieben: Fr 6. Mär 2020, 08:48
Chris_BLN hat geschrieben: Do 5. Mär 2020, 11:21 ... Der Tuner hat zudem die befremdliche Eigenschaft, kaum Audio abzugeben - es muss sehr starkes Signal anliegen, dass man was hört. ...
Das klingt verdächtig nach einen defekten Keramik-ZF-Filter. Das ist ein häufiges Problem bei den RFT-Geräten.
Jetzt frage ich mal nach: welche Bandbreite hatten die original verbauten Keramikfilter? Die hießen SPF 10,7 S1-0,5. Und welche Bandbreite sollte man heute sinnvollerweise einbauen?
Radio-DX
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Radio-DX »

Hier gibt es Daten.
Auf Seiten 14+15 der gescannten Blätter oder Seite 15+16 des PDF.
https://www.hobbielektronika.hu/forum/g ... ?id=261900

Unter 160 bis 180 kHz Bandbreite sollte man nicht gehen.
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Chris_BLN
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Chris_BLN »

Geil, danke!

Demnach gab es drei-Pin-Filter SPF U mit 150 / 190 / 200 / 230 kHz Bandbreite und die SPF-Vierbeiner hatten alle ">=160/180 kHz". Wofür wurden die schmalbandigen verwendet? Mono-Empfänger?

Hast Du eine Idee, was die 0,5 in der Typenbezeichnung soll, die man in den Schaltplänen findet? Ist das die Frequenzgruppe?

ZF-Filter HMK-T 100.jpg
Radio-DX
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Radio-DX »

Die Kennzeichnung der DDR-Keramikfilter war teilweise recht "seltsam".
Da gab es noch verschiedenfarbige Punkte.
Dann war noch wichtig, auf welcher Seite der Punkt angebracht war. (links oder rechts)
Zur Krönung gab es auch Filter mit zwei und drei Farbpunkten. :D

Was die "0,5" in der Bezeichnung bedeutet kann ich nicht sagen.
Irgendwo habe ich dazu bestimmt auch Infos.
Aber wo? :confused:
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Chris_BLN
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Chris_BLN »

Das mit der Kennzeichnung ist bei Murata doch nicht anders. Farbpunkte kennzeichneten wohl die Mittenfrequenzgruppe. Rot war exakt die Frequenz, für die er eigentlich sein sollte (also 10,7 MHz). Es gibt aber manchmal weitere Punkte und für mich nicht zur Klarheit führende Tabellen dazu. Die Bandbreite wurde wohl durch Buchstaben hinter der Frequenz gekennzeichnet.
carkiller08
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von carkiller08 »

Farbcodes bei den SPF10,7 / SPF10700... Filtern:

schwarz = 10,54 - 10,58 MHz
grün = 10,58 - 10,62 MHz
blau = 10,62 - 10,68 MHz
ohne = 10,68 - 10,72 MHz
violett = 10,72 - 10,78 MHz
grau = 10,78 - 10,82 MHz
gelb = 10,82 - 10,84 MHz

Quelle: https://www.robotrontechnik.de/html/for ... eadid=6160

Für was die "-05" steht, weiß ich nicht.
carkiller08
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von carkiller08 »

http://pegons-web.de/2aa.html#bes
Interessante Infos zum Antennenverstärker/Weichen/Filter-Bau in der DDR
Chris_BLN
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Chris_BLN »

Herzlichen Dank für diesen Link! Das sind nach unten gescrollt ja immer heftigere "Eskalationsstufen" des Eigenbaus. Es ist schon beeindruckend, was damals alles selbst gefertigt wurde - mit "nüscht". Das dazu nötige Fachwissen musste man sich ja auch erst mal aneignen! Forenkollege Radio-DX war in solche Sachen ja auch involviert und es ist beeindruckend, in welcher Präzision da gearbeitet wurde.

Die industriell gefertigten Abzweiger / Verteiler HAW / HVW sind teils heute noch in dem Kabelnetz an meinem Heimtort im Einsatz - außen, unter den Dachrinnen kleiner Siedlungshäuser. Offenbar spielt das Zeugs bis 862 MHz hoch. Dass in diesen Strängen DOCSIS aktiv geschaltet ist, bezweifle ich mal vorsichtig, weiß es aber nicht:

HVW-DDR-Verteiler Aussenmontage.jpg
Man sieht, dass die Eingönge nicht belegt sind. Entweder hat man die Dinger zweckentfremdet als Dämpfer über die gegenseitige Anschlussentkopplung genommen oder es ist nur noch das Gehäuse und anderes Innenleben drin.


Auf einem Spitzboden in der Hausreihe, in der mein Elternhaus steht, fand sich ein Abzweiger in typgleichem Gehäuse, aber mit Spule:

DDR-Abzweiger mit Spule.jpg

Auf dem Foto sieht man, dass es neben dem 7-mm-Koaxkabel auch einen dickeren Typ für mittlere inhouse-Längen gab. Der geht hier einmal als Stammleitung ungeschnitten durch alle 5 Häuser der Reihe bis zum nächsten Verstärker (ganz unten im Bild) und einmal von einem Endhaus zurück, aber in jedem Haus geschnitten, dort sitzt so ein Abzweiger für die eine Dose im Haus - so war es jedenfalls mal. Das Ding ersetzte also den HÜP, seit 1982/83. Was man hier auch sieht, ist dass die massive Cu-Folie des dicken Kabels (rechts) unter dem Mantel vorschaut und was man nicht sieht, war der fehlende / abhanden gekommene Massekontakt dieser konischen Anschlusstechnik mit Überwurfmutter. Der äußerte sich in Mantelwellen, das gesamte Verteilnetz hat dort im Umkreis munter abgestrahlt, u.a. UKW-Kabelradio. Das reichte bis auf die Straße:

Kabelleck im Autoradio.jpg

In Gegenrichtung gab es fiesen Ingress ins Kabelnetz (2 UKW-Ortsfrequenzen und damals 3 DVB-T-Pakete sowie DAB+) und temperaturabhängige (Spitzboden!) Wackelkontakte vormittags und spätnachmittags, die DVB-C abschossen:

242__CS_TAD_1.png
242__CS_TAD_1.png (6.64 KiB) 2342 mal betrachtet

Jeder einzelne PE (Packet Error) reicht, um den Panasonic-TV kurz ins Schwarzbild zu schicken oder einen aus dem laufenden Videotext zu kicken.

War eine lustige Sucherei, vor allem, die Nachbarn zu überreden, mich auf ihre Dachböden zu lassen.

Der Abzweiger flog dann raus und wurde durch ein aktuelles Exemplar ersetzt als wohl letzter in der Reihe. Fehler behoben. Ingress weg, Abstrahlung weg, DVB-C-Abschuss weg.



Was ich unbedingt verlinken muss, ist das großartige Interview mit Günter Rötzer von der Antennengemeinschaft Marienberg im Erzgebirge: https://www.youtube.com/watch?v=mkcSNbOSZLk - das ist DDR-Wirtschaft und Erfindergeist live! Mit allen Tricks und geschickt mit den Gegebenheiten arbeitend haben sie da in den 1980er Jahren was auf die Beine gestellt, was nahezu unglaublich ist. Lohnt wirklich in voller Länge, für uns hier gewiss spannender als mancher Krimi.

Günter Rötzer ist der Gründer von Erznet, die im Erzgebirge die Internet-Versorgung machen - über die alten Kabelanlagen, mit klaren Tarifen, anständiger Dokumentation, kurzen Vertragslaufzeiten, hoher Upstream-Bandbreite und kostenfreier (aufpreisfrei zum TV-Kabelanschluss) "Grundversorgung" (1 MBit/s symmetrisch) für alle TV-Kunden der jeweiligen Anlage: https://www.erznet.tv/ - find ick jut! So muss das - klar, Baukastenprinzip, ohne Herumgetrickse mit Fußnoten und zeitlich begrenzten Lockvogelpreisen.

Den Link aufs Video habe ich von Kay B, dafür nochmal herzlichen Dank!
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