Westfernsehen in der DDR

Das Radioforum. Hier dreht sich alles um die technischen Seiten des Radio- und TV-Empfangs.
Hagen

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Hagen »


Unter Ulbricht kann das wohl hier und da so ähnlich, wie von Paul Gantner beschrieben gewesen sein, hab ich nicht bewußt erlebt. Aber seit Anfang der 70er Jahre nach Ulbrichts Tod hatte sich das allmählich gelockert, so daß es nur noch in besonders linientreuen SED-Kreisen sowie bei Miltär, Polizei usw. eventuell problematisch war, westliche Medien zu nutzen und das auch noch öffentlich zu bekennen.

In einer Thüringer Kleinstadt in den 80ern hatte jedes Studentenwohnheim eine eigene Antenne, beim einen Wohnblock zeigte sie richtung Hoher Meißner, beim anderen richtung Torfhaus, beim dritten richtung Rhön (?)... Und mit geschickter Verlegung und Befestigung eines Antennendrahtes an der Teleskopantenne des Kofferradios ("Koffer..." - der Name traf seinerzeit tatsächlich zu...), konnte man in günstigen Lagen auch noch RIAS 1+2 aus Hof hören...
Kay Bartholomäus

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Kay Bartholomäus »

Danke für die Info über die Empfangbarkeit der Sonderkanäle mit euren alten Geräten.

Hat halt auch Vorteile, wenn die Frequenzabstimmung noch nicht digital und PLL arbeitet.
Kay Bartholomäus

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Kay Bartholomäus »

Konnten eigentlich nach der Abschaltung des E4 in Calau mehr Leute ARD empfangen? Der "Weg" zum E4 vom Ochsenkopf war ja dann frei.

Gibt's irgendwo noch 'n Bild vom Band I - Sender in Calau?
Sebastian Fritzsche

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Sebastian Fritzsche »

Mathias Volta schrieb:

Ein Gedanke habe ich in dem ganzen Zusammenhang, der auch
hier zu diesem Treat paßt:
Nord- und Südkorea sind ja heute nach wie vor gespalten und
im Gegensatz zur DDR und der Bundesrepublik ist das
politische Verhältnis wesentlich angespannter. Über die
weltweiten TV-Normen bin ich informiert und mir ist bekannt,
daß die TV-Normen in Nord- und Südkorea zu unterschiedlich
sind, als daß man einfach lustig das TV-Programm vom
jeweiligen anderen Land schaut. Südkorea hat -glaube ich-
NTSC M und Nder Norden Secam, wenn ich mich nicht irre (habe
gerade die genaue Tabelle nicht bei Hand).
Wollte damit nur sagen, daß eine ähnliche Situation wie
damals bei uns heute noch dort existiert.
Nach neuesten Meldungen in verschiedenen Medien wird im Norden sehr wohl Südfernsehen konsumiert, und zwar über Aufzeichnungen auf Videokassetten, die auf dem nordkoreanischen Schwarzmarkt kusieren. Ich glaube, die werden über China eingeschmuggelt. Äußern tut sich das u.a. dadurch, daß die momentanen Frisurentrends nordkoreanischer Jugendlicher von beliebten südkoreanischen Fernsehserien beeinflußt werden. Entsprechendes Empfangs- bzw Videoequipment scheint jedenfalls dazusein. Es wäre interessant, mehr über die (Süd-)Fernsehempfangspraxis in Nordkorea zu erfahren.


EDIT: quote-Tags richtig eingestellt
Terranus

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Terranus »

rein technisch: Süden hat NTSC-M Norden hat PAL-D/K (also was China hat)
Es gibt zahlreiche Störsender entlang der Grenze, so dass man in Nordkorea nicht nur wegen der verschiedenen TV Normen kaum einen Empfang bekommt. Außerdem steht das ganze unter schwerer Strafe.

Sebastian Fritzsche

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Sebastian Fritzsche »

Kay Bartholomäus schrieb:



@ PowerAM

Zitat:
"Von Tele 5 weiß ich nichts, auf welchem Kanal soll der den
empfangbar gewesen sein?"

Das kann ich dir leider auch nicht genau sagen. Kann auch
sein, daß er erst nach der Wende on air gegangen ist. Ich
vermute mal, daß entweder auf E22 oder E47 gesendet wurde.

Tele 5 wurde meines Erachtens in Berlin niemals ausgestrahlt . Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, daß mir das entgangen sein sollte (ich komme ja aus Berlin).

K 22 wurde jedenfalls ausschließlich von FAB genutzt, K 47 von RTL2.

Es ist natürlich nicht auszuschließen, daß kurzzeitig zu Testzwecken irgendwas ausgestrahlt wurde, was mir entgangen ist. So habe ich z.B. einmal, Anfang der 90er, einen Abend lang 3sat auf UHF mit Zimmerantenne empfangen (Berlin-Mitte) . Bis heute weiß ich nicht, wo das Signal herkam, es war jedenfalls schwach und es handelte sich nicht um eine Übernahme von einem anderen Sender, das hatte ich ausgecheckt. Sah auch nicht nach Überreichweite aus.
Sebastian Fritzsche

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Sebastian Fritzsche »

Schwabinger schrieb:
Ist ja interessant, dass es in der DDR auch privat
organisiertes Kabelfernsehen gab.
Haben da die Blockwarte ein Auge zugedrückt, wenn im
Plattenbau Leitungen verlegt wurden, die ganz offensichtlich
nicht dem Aufbau des Sozialismus dienten? Und wo kam den das
ganze Zubehör (Umsetzer und dergleichen) her?
Ich kenne ein Beispiel von Verwandten aus Seifersdorf, südlich von Dresden (das Nachbardorf meiner Großeltern). Dort gab es ca. 1988 ein 'Versuchsprojekt der TU Dresden'. Auf einem nahegelegenem Berg wurde ein Empfangsmast mit diversen VHF und UHF-Gruppen (wieviele genau weiß ich nicht), sowie Satellitenantennen errichtet. Die Programme sollten dann per Kabel in die umliegenden Dörfer geleitet werden, zu meinen Großeltern ist es leider bis zur Währungsunion niemals gekommen.
In Seifersdorf jedenfalls wurde es noch realisiert, ich habe es selbst gesehen. Da gab RTL, SAT1, TELE 5, Eurosport und MTV in gestochen scharfer Qualität auf dem Bauernhof. ARD und ZDF wurden allerdings über Berlin rangeholt und kamen dementprechend schlecht.

Woher die das Equipment genommen haben, weiß ich allerdings auch nicht, jedenfalls war alles höchst offiziell.

Ich muß noch dazusagen, daß man in der Gegend bis 1988 nur das 'Erste Ost' empfangen konnte, und zwar auch nur über einen Umsetzer (E3), weil ein Berg den Direktempfang aus Dresden verhinderte. Ab '88 gab es dann einen UHF-Umsetzer, der auch das Zweite ausstrahlte und heute noch arbeitet (ARD/ZDF/MDR).
Seit 1990 wird natürlich hauptsächlich auf Satellitenindividualempfang gesetzt, den gab es vereinzelt auch schon zu DDR-Zeiten. Auch hier weiß ich nichts genaueres, ich habe nur damals die Antennen gesehen (ca. 80-90er Schüsseln).
Im Gegensatz zu früher kann man heute auch Tschechensender ganz gut empfangen, wenn man 'DK' eingebaut hat (haben tatsächlich einige Geräte). Interessiert allerdings, damals wie heute, keinen.
Sebastian Fritzsche

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Sebastian Fritzsche »

PowerAM schrieb:
@ Kay Bartholomäus:
Nebenbei könnte
ich noch erwähnen, daß AFN-TV manchmal gaaanz schwach
aufnehmbar war, aber mit dem Farbfernseher meiner Eltern
nicht brauchbar darstellbar war. Ich hatte damals ein kleines
russisches Wunder (Junost), der machte immerhin ein
verschwommenes Bild draus. Ton war nicht empfangbar. BFBS-TV
konnte ich nie sehen, eher noch das Programm der Franzosen.
Die saßen ja im Norden (West-) Berlins und kamen trotz extrem
schwacher Abstrahlung zumindest einigermaßen an.

Zu deiner Frage nach dem Farbfernseher: Zumindest mit
zunehmender Popularität der Farbgeräte Mitte der 80er Jahre
entstand natürlich auch der Wunsch, PAL und SECAM empfangen
zu können. Fernsehgeräte im Laden gab es schon, die waren
allerdings im Regelfall ohne PAL-Decoder. Wer ein Gerät mit
PAL und SECAM wollte mußte es bestellen, die Lieferzeit wurde
vorsichtshalber meinem Vater gegenüber nicht festgelegt. Es
war von 9 Monaten bis 2 Jahren die Rede.

Irgendwie gab es aber in seinem damaligen Betrieb die
Möglichkeit, genau dieses Gerät "vielleicht" zu kaufen. Für
die ca. 1400 "Werktätigen" standen nach Aussage meines Vaters
12 Geräte zur Verteilung bereit. Insgesamt waren es 20 Stück
gewesen, die ersten 8 gingen aber an "besondere
Bedarfsträger" (Brigadeleiter, Parteisekretär, ...). Da man
aber in diesem Betrieb einigermaßen demokratisch arbeitete
durfte sich jeder Interessent bewerben. Aus den Bewerbungen
wurden dann 12 Interessenten ausgewählt, die sich durch
besondere Leistungen verdient gemacht haben. Dabei hatte er
irgendwie Glück und bekam den Zuschlag. Damit "durfte" er
eines dieser Geräte für ca. 6000 DDR-Mark kaufen. Es waren
übrigens alles "Exportgeräte" für den Quelle-Versand die
wegen optischer Mängel nicht exportiert werden konnten. Daher
auch die Ausrüstung mit PAL- und SECAM-Decoder. Bei unserem
Exemplar war die Möbelfolie auf dem Preßspan-Gehäuse schief
und blasig verklebt was den Nutzwert des Gerätes aber in
keiner Weise beeinflußte.

Damit gebe ich zurück in die angeschlossenen Funkhäuser. 128
de Janek.

QTH: 15 km nördlich von Berlin [52° 43' 00'' N - 13° 26' 00''
O]
[RX: Autoradios VW Alpha, Philips RC 219 BQRs und HiFi-Tuner
Technics ST-S 505, ANT: HB9CV und Kathrein 3-El. Yagi]


Soweit ich weiß, hatten, zumindest seit den 80ern (ich sehe etwa seit '81 fern) die in der DDR verkauften Geräte alle PAL und SECAM regulär eingebaut (denn wer hätte schon ein Gerät gekauft, das nur 'Osten' in Farbe bringen konnte?). Ausnahmen gab es lediglich im Tal der Ahnungslosen sowie an Schulen (sowie wahrscheinlich an anderen öffentlichen Einrichtungen). So z.B. bei meinen Großeltern südl. von Dresden, die zu DDR-Zeiten niemals 'Westen' gekriegt haben. Die hatten einen CHROMAT, der nur SECAM konnte. Ende der 80er haben sie dann einen neuen gekauft, der auch PAL konnte (nutzen konnten sie dieses Feature allerdings erst ab ca. 1990, als sie sich eine Sat-EInzelanlage zulegten). Übrigens wurden mit der Abschaltung der terrestrischen SECAM-Ausstrahlung auf dem Gebiet der Ex-DDR (1991 ?) unzählige Geräte im Tal der Ahnungslosen über Nacht zu Schwarzweiß-Empfängern ! Dies sei nur am Rande erwähnt. Ein ähnliches Schicksal muß unzähligen Polen und Tschechen widerfahren sein, wo ähnlich rabiat verfahren wurde. In meiner Schule, die ich von 1981-1991 besuchte, wurden noch kurz vor der Wende nagelneue Farbfernseher angeschafft (vorher gab es nur Röhre mit Drehregler), natürlich nur mit SECAM. Auch diese wurden auf diese Art und Weise schnell zu S/W-Geräten.
Ich kenne jedenfalls keinen Privathaushalt mit Westempfang, der nur Osten in Farbe hatte. Selbst Linientreue, die ihren Kindern Westfernsehen verbaten, hatten Westantenne- und Farbe. Teilweise wurden sogar SANYO-Geräte verkauft (auch für Ostmark). Diese zu bekommen, war allerdings schon etwas schwieriger.

Was den Empfang von AFN angeht, das wurde ja in NTSC ausgestrahlt. Deshalb konnte man, selbst bei gutem Empfang, maximal ein gutes S/W-Bild haben (so wie bei mir zuhause), ohne Ton. TV-Geräte mit diesem Feature (NTSC) wurden m.E. im Osten gar nicht verkauft, vielleicht im Intershop. Ich kenne jedenfalls keinen, der sowas zu Ostzeiten hatte. Anders beim BFBS-TV, hier mußte ja 'nur' der Ton geknackt werden. Ich kenne zwar auch hier keinen, der das hatte. Gelegentlich konnte ich jedoch entsprechende Antennen für dieses Programm auf den Dächern entdecken, auch dort, wo (vermutlich) keine Diplomatenwohnungen waren. Diese Antennen waren leicht zu erkennen, da dieser Sender in Berlin als einzigster vertikal sendete (UHF E41, später von BBC World benutzt, allerdings horizontal vom Alexanderplatz, in PAL B/G). Der Empfang von BFBS (auch SSVC genannt) war übrigens miserabel, nicht nur wegen der Polarisation, sondern generell haben die sehr schwach gesendet. Jahrelang wußte ich gar nicht, daß es diesen Sender gibt.

Der Sender der Franzosen ( FRANCE2, ehem. ANTENNE 2, davor bis Mitte der 80er TV5, davor angeblich TF1 ? - wer weiß hier besser Bescheid als ich, das war vor meiner Zeit ? - , mit Regionalfenster 'tfb - television francaise a Berlin') auf Kanal E31, war zumindest im Zentrum Ostberlins sehr gut zu empfangen (mit Zimmerantenne bei mir in der Nähe des Alexanderplatzes sogar besser als die Westsender) und hat komischerweise in der gleichen Norm gesendet, wie das DDR-Fersehen, also in CCIR und SECAM-Ost, obwohl doch das französische SECAM andere Parameter hat, als das osteuropäische, oder ?-

Wer weiß, inwiefern man mit einem PAL/SECAM(-Ost) B/G-Gerät französisches Fernsehen an der französischen Grenze empfangen kann ?

Als das DDR-Fernsehen 1991 (?) in Landesanstalten umgewandelt und damit auf PAL umgestellt wurde, haben die Franzosen auf K31 sofort nachgezogen ! (Ich hatte damals bereits ein Nur-PAL.Gerät von einem Westbekannten geerbt, daher ist mir das sofort aufgefallen).

Da ja PAL / SECAM-Geräte ja in der Regel auf PAL-Basis arbeiten und das SECAM in PAL umsetzen, wäre es noch interessant zu wissen, ob die nur-SECAM-Geräte eine völlig andere Schaltung hatten (es waren ja eigentlich die gleichen Modelle, nur ohne PAL), oder ob auch die in PAL umgesetzt haben, aber den eigentlichen PAL-Empfang unterdrückten, was natürlich absurd, aber nicht unvorstellbar wäre.
Birger*

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Birger* »

@Sebastian Fritzsche: 3Sat wurde Anfang der 90er auch in Bremen terrestrisch gesendet.

Analog-Freak

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Analog-Freak »

Hier in Lübz waren dank des QTH Höbeck ZDF und N3 klar zu empfangen - jedenfalls mit aufwändiger Hochantenne. Probleme gab es hier mit dem Ersten. Trotz der Hochantenne hatten wir dieses Px nur mit Grieß (S=3) vom QTH Zernien. Es muss aber gesagt werden, dass wir hier ziemlich ungünstig wohnten, die Hochantenne wurde extra nach dem Ersten ausgerichtet. Aber auch im Haus meiner Großeltern, die sehr günstig (höhere Lage am Stadtrand) wohnten, war das Erste genau so mies herein, Höbeck knallte dagegen dort recht heftig hinein und auch aus Uelzen waren ZDF und N3 zu empfangen (wenn auch verrauscht). Bei ÜRW konnten wir das Erste auch über Kanal 9 (Moorfleet) sowie ZDF und N3 aus Berkenthin empfangen. Von dort kamen im Mai 1988 nachts bei einer ÜRW erstmals RTL (K 36) und SAT1 (K 42) durch.

In Jena, wo ich von 09/1988 bis 07/1991 lebte, war der "Westempfang" wegen der Tallage der Stadt ziemlich problematisch. Das Erste kam im Süden der 14 km langen Stadt recht gut über Torfhaus E-10 herein. Im Stadtzentrum gab es nur die Möglichkeit über den Ochsenkopf E-04, die Dächer waren vollgespickt mit selbstgebastelten Konstrukten für Band1. Trotzdem war die Qualität auch ohne Sporadik-E ziemlich dürftig.
Beim ZDF kamen sich die QTH Torfhaus und Hof auf K23 ins Gehege, der Heidelstein kam hier kaum herein. Ich vermute, das das ZDF in Jena nirgendwo ohne Querstreifen empfangbar war. N3 und Bayerisches FS kamen etwas vergrießt herein (S=3 bis 4), es war vermutlich vom Standort abhängig. Vielerorts waren auch in Jena lokale Kabelnetze im Einsatz, die Kopfstationen lagen meistens oberhalb der Wohngebiete. In der Regel wurden die UHF-Kanäle auf VHF umgesetzt, um Kabelverluste zu verringen. Ebenso war es mit der Wohnblockantenne im Studentenwohnheim in Lobeda, hier waren das ZDF auf E-03, Bayerisches FS auf E-12 und DDR2 auf E-08 umgesetzt. Dazu kamen noch die original eingespeisten Signale vom ARD (E-10) und DDR1 (E-06, QTH=Brocken?). In der Innenstadt waren für die beiden DDR-Px natürlich Füllsender in Betrieb.

In den 60er Jahren (weiß ich nur vom Hörensagen, das war vor meiner Zeit) war der UHF-Empfang in der DDR verboten, häufig wurden illegal Konverter gebastelt. Da diese ziemlich unvollkommenen Konverter auch Störsignale ausstrahlten, fuhren häufiger Messfahrzeuge durch die Straßen, um diese Geräte aufzuspüren. Erst mit der Eröffnung des "DDR 2" Oktober 1969 wurde der UHF-Empfang legalisiert,d.h. die Neugeräte waren mit UHF-Tunern ausgestattet (damals leider nur bis Kanal 39) bzw. es gab jetzt sog. "UHF-Konverter" ganz legal zu kaufen. Meine Großeltern hatten für ihren 60er-Jare TV (RFT "Stadion 8") so einen legal gekauften Konverter, der wandelte den eingestellten UHF-Kanal auf 2 Kanäle im Band 1 um (regulär auf E-03, Nachbarkanal etwa auf E-04. Auf E-02 kam aber nichts mehr durch). Immerhin ließ sich dieser Konverter bis Kanal 51 einstellen, der BFBS war kurz vom "Anschlag" des Drehknopfes.
Meine Eltern hatten in den 70ern bereits einen TV mit UHF (Typ "Staßfurt Stella"). Der ließ sich tatsächlich nur bis K41 einstellen, erst nach dem Entfernen einer Sperre und des mechanischen Skalenstriches konnte man den Tuner bis K60 durchstimmen, nach K52 ließ die Empfindlichkeit aber stark nach.
Kay B

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Kay B »

@ Sebastian Fritzsche
Tele 5 wurde meines Erachtens in Berlin niemals ausgestrahlt . Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, daß mir das entgangen sein sollte (ich komme ja aus Berlin).
Ich habe mal von 'nem Bekannten gehört, daß er damals Ende der 80er bei einem Berlinbesuch Tele 5 empfangen konnte. Das wird dann aber wahrscheinlich Kabel gewesen sein, was damals noch relativ unbekannt war. Deshalb ging er wohl davon aus, daß es auch von der Antenne käme.
Bisher habe ich auch nichts weiter in Erfahrung bringen können, daß Tele 5 jemals in Berlin terrestrisch gesendet hat. Das ist wohl quasie eine Ente.

Der Empfang von BFBS (auch SSVC genannt) war übrigens miserabel, nicht nur wegen der Polarisation, sondern generell haben die sehr schwach gesendet.
So toll war die Leistung auch nicht. Man sendete vom Sendemast am Olympiastadion mit 200 Watt. AFN TV sendete dagegen mit 4 000 Watt - allerdings vom Dach des damaligen US-Headquarters in Dahlem, was aber nicht so hoch sein dürfte, wie der Mast am Olympiastadion. Sind auf dem Dach des ehemaligen US-Headquarters eigentlich noch die Antennen drauf?


Der Sender der Franzosen (...) hat komischerweise in der gleichen Norm gesendet, wie das DDR-Fersehen, also in CCIR und SECAM-Ost, obwohl doch das französische SECAM andere Parameter hat, als das osteuropäische, oder ?
Stimmt. Das ist sehr komisch, daß die Franzosen in SECAM G und nicht in ihrer eigenen Norm - SECAM L - gesendet haben. Vielleicht wollte man damit die Leute in der damaligen DDR und Ost-Berlin besser versorgen.

Die Normen G und L unterscheiden im Bild-Ton-Abstand, in der Modulation des Tones (FM bei G und AM bei L) sowie der Modulation des Bildes (negativ bei G und positiv bei L) voneinander.

Mit einem SECAM-Empfänger, der (nur) für die Norm G ausgelegt ist empfängt man in Frankreich nur ein invertiertes (also negatives) Bild, das hin und her kippt, da die Synchronisationssignale ebenfalls invertiert sind und damit nicht ausgelesen werden können. Farbig ist das ganze aber trotzdem, nur halt invertiert. Das sieht dann so aus, wie RTL4, daß früher auf Astra in Luxcrypt verschlüsselte. Hören tut man auch nichts, da der Bild-Ton-Abstand und die Tonmodulation anders ist.

Umgekehrt (also beim Empfang von SECAM G mit einem SECAM-L-Empfänger) sieht's genau so aus.

Da ja PAL / SECAM-Geräte ja in der Regel auf PAL-Basis arbeiten und das SECAM in PAL umsetzen, wäre es noch interessant zu wissen, ob die nur-SECAM-Geräte eine völlig andere Schaltung hatten (es waren ja eigentlich die gleichen Modelle, nur ohne PAL), oder ob auch die in PAL umgesetzt haben, aber den eigentlichen PAL-Empfang unterdrückten, was natürlich absurd, aber nicht unvorstellbar wäre.
Das mit der Umwandlung von SECAM nach PAL ist meines Wissens nur bei neueren Geräten üblich. Soweit mir bekannt wurden damals - falls zwei Normen gewünscht waren - auch zwei Farbdekoder eingebaut. Reine SECAM-Empfänger hatten auch einen SECAM-Farbdekoder drin.
Heutzutage stellt die Normwandlung von SECAM nach PAL auch bei weitem keinen so großen Aufwand wie vor 20 oder 30 Jahren dar. Damals hätte sowas schaltungstechnisch wohl einen größeren Mehraufwand als ein zusätzlicher SECAM-Dekoder bedeutet - und wäre bei reinen SECAM-Empfängern unsinnig gewesen. Heute hat man sowas auf 'nem Chip, der im Masseneinkauf höchstens ein paar Cent kostet und dann vor dem PAL-Dekoder geschaltet wird und bei Bedarf (also beim SECAM-Empfang) aktiv wird.

Seit den 90ern dürfte sich die Entwicklung für reine SECAM-Empfänger nicht mehr lohnen. Die Länder, welche SECAM noch im Einsatz haben, gehören meist zur zweiten oder dritten Welt (außer Frankreich) und sind sicherlich nicht der Hauptabsatzmarkt für die Hersteller von Heimelektronik. Selbst in diesen Ländern dürfte PAL mittlerweile bei Videorecordern, DVD-Playern und Spielkonsolen dominieren, sodaß die dortigen Fernseher unbeding auch PAL-fähig sein sollten.

Da diese SECAM-Länder aus meiner Sicht nur ein "Zweit-Markt" sind, spart man sich die Entwicklungskosten für eine PAL-SECAM-Version und setzt halt stattdessen diesen SECAM-PAL-Wandler davor.

Bei den Videorecordern ist's ähnlich. Auch hier entwicklet man kaum noch extra PAL-SECAM-Bandmaschinen sondern gibt den PAL-Recordern die Möglichkeit, SECAM aufzuzeichnen. Das nennt sich dann MESECAM (Middle East SECAM - soviel ich weiß). MESECAM-Aufzeichnungen sollen aber qualitativ schlechter als reine SECAM-Aufzeichnungen sein. Zudem lassen sich MESECAM-Aufzeichnungen nicht von reinen SECAM-Recordern (in Farbe) abspielen, sondern nur von MESECAM-Recordern.

The Jazzman

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von The Jazzman »

@Sebastian Fritzsche

Tele5 in Berlin: Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich denke, der Streit Hege (MABB) vs. Ring (BLM) wegen der Umwandlung Tele5 ind DSF war gerade wegen einer terrestrischen Ausstrahlung so langwierig (die BLM hat ja dann DSF kurzerhand mitgeteilt, man hätte die Vollprogrammlizenz in eine Spartenprogrammlizenz umgewandelt, damit sie in Ruhe weitersenden können).

Farbfernseher: Ende 1980 hielt das Farbfernsehen in Form eines Colortron in den Haushalt meiner Eltern Einzug (Olympiade noch s/w gesehen, Sportrückblick in Farbe). Ich kann mich nicht erinnern, das jemand zu dieser Zeit (und später) einen Farbfernseher hatte, der kein PAL hatte.



Für so manchen Altbundi vielleicht nur bedingt nachvollziehbar: Kurz vor der Wende kam der Film "Zwei schräge Vögel", der sich vor allem mit den Problem der Un-Planwirtschaft auf sehr schräge Art auseinander setzte (wurde auch im Sommer verboten, und kurz vor Honeckers Absetzung wieder erlaubt und gespielt - das Audi Max war brechend voll, und ich saß auf dem Festerbrett). Die beiden Hauptdarsteller warteten zum Abschluß ihres Studiums vor der Absolventenvermittlung, wo ihnen gesagt wurde, in welchem Betrieb sie anfangen werden. Ein Kollege kommt heraus und verkündet, er wird nach Dresden geschickt. "Wer wil meinen Fernseher kaufen?" Woraufhin sich lautstark ein Sachse meldete, der nach Rostock gehen sollte ;)

Kay B

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Kay B »

Hat jemand noch Mittschnitte von AFN TV Berlin?
medientechniker

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von medientechniker »

Und hier gleich noch ein passender Artikel aus dem "Döbelner Anzeiger"

Keiner ging zur Demo, alle wollten West-TV

Rosswein
Vor 20 Jahren wurde die Antennengemeinschaft Roßwein gegründet.

Reinhard Kästner

Daran wird Vorsitzender Günter Winterlich auch auf der Wahlversammlung am 26. April erinnern.

Viele Episoden weiß er aus jener Zeit zu erzählen, in der fast alle Roßweiner Westfernsehen wollten, aber auf Grund der topografischen Lage nur 70 Prozent das erste DDR- und nur 30 Prozent das zweite DDR-Fernsehprogramm empfangen konnten. Dies zu verbessern, war der offizielle Grund, den Antrag auf Errichtung einer „Großgemeinschaftsanlage zum Fernsehempfang“ zu stellen. Schon 1984 fragte Winterlich beim Ministerium für Post- und Fernmeldewesen an, ob die Stadt nicht in den Satellitenempfang einbezogen werden könne. Antwort: Das ist nur in begrenztem Umfang für die in der DDR stationierten Sowjetsoldaten möglich.

Übrigens hatte Klaus Graf die Idee zur Schaffung einer Antennengemeinschaft, die vor allem durch den jetzigen Vorsitzenden Günter Winterlich mit weiteren Roßweinern vorangetrieben wurde. „Das größte Problem war die Beschaffung des Materials. Für das Erdkabel mussten wir beim Wirtschaftsrat der DDR die Dringlichkeitsstufe 1 beantragen. Doch auch dann hatten wir noch kein Kabel“, erzählt Winterlich. Erst als Minister Kleiber, der zum Schulfest bei seiner Schwiegermutter in Roßwein weilte, einbezogen wurde, ging es vorwärts.

Winterlich erinnert sich an den ersten Arbeitseinsatz der Mitglieder zum Schachten der Gräben. Dieser war am 1. Mai 1987. Da alle mit der Schaufel arbeiteten, fiel die Mai-Demonstration sehr spärlich aus. Für Winterlich gab es daraufhin eine Vorladung zur SED-Kreisleitung. Um das Vorhaben der Großanlage bekannt zu machen, wurden sogar Wahl-Versammlungen und Zusammenkünfte der Wohnbezirksausschüsse genutzt. So hatten sich bis zum 9. Juni 1986 genau 2086 Mitglieder eingeschrieben.

Der DDR-Staat unterstützte den Bau der Anlage mit einen Betrag von 900.000 Mark und bezuschusste die Gemeinschaft bis zur Wende mit jährlich 150.000 DDR-Mark. „Den Verantwortliche war schon klar, dass es dabei auch vor allem um den Westfernsehempfang ging. Doch sie sahen es als ein Ventil an, dass man durchaus öffnen könnte“, sagt Winterlich heute im Rückblick.

Als dann die Kopfstation gebaut und die technischen Ausstattung gekauft werden sollte, war Westgeld nötig, denn Reciver und Verstärker gab es nur gegen harte Währung. Winterlich musste auf abenteuerliche Weise Geld tauschen, um die Technik anschaffen zu können. Nach dem Probeempfang in Wohnblöcken der AWG ging es 1988 los: Fünf Fernsehprogramm, zwei der DDR, dazu das ARD, das Zweite und das Dritte aus Bayern bzw. Berlin waren in Farbe zu empfangen und die Freude bei den Roßweiner war groß. In der Dresdner Straße wurde das Büro der Antennengemeinschaft eingerichtet, in der Hanni Heinze und Sonni Liebe die Mitglieder der „Antenne“ betreute. Übrigens wurde die Anlage von der damaligen PGH Rundfunk und Fernsehen Döbeln aufgebaut.
mankmill

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von mankmill »

Autor: Frank
Antenne Bayern und Bayern 4 ging wegen Gleichkanälen und schwacher Sendeleistung nicht.
Was hat denn bei Euch in Zittau den Antenne Bayern Empfang gestört? Bei uns in Görlitz/ Königshufen war Antenne Bayern ins Netz eingespeißt.

mankmill
Antworten