Westfernsehen in der DDR

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DLR-Fan Sachsen-Anhalt
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von DLR-Fan Sachsen-Anhalt »

Calau K4 wurde ja mit dem neuen Turm deaktiviert und durch K53 ersetzt, aber ob dann ne Chance bestand im Raum Görlitz den Ochsenkopf K4 dauerhaft zu empfangen, das bezweifle ich.
mankmill
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von mankmill »

PeterGörlitz hat geschrieben: Fr 19. Apr 2024, 22:07 Auf der 420m hohen Landeskrone, dem Hausberg gab es ein Hotel, wo Gäste ARD im Hotelzimmer gesehen haben sollen...
Das habe ich noch nie gehört. Wäre es so möglich gewesen, hätte sich die Negersiedlung am Ende der C. Heuck Straße den Standort für ihre GAA sparen können und hätten einen Weg gefunden, das Signal von der Landeskrone nach Biesnitz zu bekommen.
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H.-E. Tietz
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von H.-E. Tietz »

Als Empfangsgrenze werden im Südosten oftmals Weißwasser und Hoyerswerda genannt.
Vor einigen Monaten kam ein Bericht über Hoyerswerda im MDR. In der DDR lockte man damals Arbeitskräfte für die Braunkohleindustrie u. a. aus dem Vogtland an, wo die westdeutschen Sender die Sehgewohnheiten dominierten. Die Vogtländer waren dann negativ überrascht, dass sie - anfangs - kein West-TV hatten. Nach einiger Zeit, so eine Interviewte, hatten sie dann aber doch Westempfang.
Aufnahmen zeigten kurz Wohnblöcke mit Gruppenantennen auf den Blöcken. Zumindest auf den hohen “Wohnscheiben” (wahrscheinlich 11-Geschosser) sollte trotz der etwas über 130 km von Westberlin einigermaßen stabiler ARD-Empfang möglich gewesen sein, auch UKW.
PeterGörlitz
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von PeterGörlitz »

Der Mast in der Görlitzer " Negersiedlung" steht noch immer. Ob die vorhandenen Antennen noch genutzt werden weiß ich nicht. Vor der Wende errichtet, waren wenn ich mich richtig erinnere je 2 x 5 Element UKW Antennen Gruppen auf Berlin und Bayern montiert. Ob K 7 Berlin installiert war weiß ich nicht mehr. Mit großem Aufwand wäre was gegangen.
Ingelheimer
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Ingelheimer »

An dem Thema kann man auch das Gesetz von Angebot und Nachfrage studieren.
Während in der DDR und in Südbayern ein riesen Aufwand getrieben wurde, um ortsfremde Sender zu schauen, waren die Franzosen in Baden, der Pfalz oder "fremde Dritte" für den Durchschittsbürger nie erhöhten Aufwand (und Kosten) wert, wie man an dem Anteil aufwendiger Antennenkonstruktionen sehen konnte.

In meiner Heimat, dem Raum Wuppertal, wurden wegen SWF3 viele UKW Antennen auf Linz gedreht und manche hatten extra Antennen für die Holländer aber kein Vergleich mit dem Aufwand für Westfernsehen oder ORF 1.
Radio Fan
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Radio Fan »

Ingelheimer hat geschrieben: Mo 22. Apr 2024, 15:14 Während in der DDR und in Südbayern ein riesen Aufwand getrieben wurde, um ortsfremde Sender zu schauen...
Was ja wohl zumindest in der DDR absolut nachvollziehbar war... :dx:

QTH: Rostock Mitte
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TEF 6686, Panasonic RF-D10, Technisat DigiPal DAB+, Sangean DPR76
Mobil: Honda Civic-Werkslösung optimiert mit ATBB-Flex Dachantenne
PeterGörlitz
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von PeterGörlitz »

Ja der Aufwand war in den Grenzbereichen der "Westversorgung" schon gigantisch, was man an den tlw. vorhandenen Riesenmasten südlich von Cottbus noch sehen kann. 20m Höhe war keine Seltenheit, Höhe zählte, tlw. musste man vorhandene Waldstücke übertrumpfen. Hohe Häuser waren natürlich von Vorteil. Die Masten wurden manchmal irgendwie in den Betrieben, wo man arbeitete hergestellt. Fast alles wurde in Eigenregie geplant und errichtet.
Der DDR Bürger war ja von Haus aus der "Macher". Sogar Antennen wurden wegen der Engpässe selbst gebaut. Spindler und Rothammel hatten 2 erstklassige Bücher zum Empfang und der Technik rausgebracht. Die Situation im Land erforderte es, nach der Wende hat es uns doppelt genutzt. Jeder hat jedem geholfen. Heute ist das leider total unüblich geworden.
PeterGörlitz
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von PeterGörlitz »

Beziehe mich auf die Seite 58 von StefanG
Westfernsehen in Leipzig und Dahlener Heide

Zum Thema Radioempfang, speziell DT 64 muss ich von meiner Seite sagen, das der Sender, obwohl wir tlw. schlechte Bedingungen für Westradio hatten, nahezu verpönt war. Das lag bestimmt daran, daß die Ostsender immer hinterher, sprich nicht auf dem Laufenden waren. Bestimmte Songs, die im RIAS liefen wurden nicht gespielt, Auch diese viele kommunistische Gesülze hat uns genervt. Und die Ostmusik hat uns sowieso nicht interessiert. Sendungen wie Schlager der Woche mit Lord Knud im RIAS, Hey Musik SFB2 mit Jürgen Jürgens Donnerstag Abend, Berlin Charts mit Gregor Rottschalk So. Nachmittag. Alle mitschnittfreundlich. Oder wer Schlager mochte RIAS Schlagerparade mit Nero Brandenburg Sonntag Vormittag.
Was für einen Stellenwert hatte da DT64? Musik für den Recorder meißt alte Schinken, die man schon hatte, Hitglobus auch meißt aktuell hinterher. Dann wurde ja auch strikt 60:40 eingehalten, so das manchmal nur 1einverwertbarer Song blieb. Ja so war es.
Zuletzt geändert von PeterGörlitz am Do 25. Apr 2024, 20:54, insgesamt 1-mal geändert.
mankmill
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von mankmill »

PeterGörlitz hat geschrieben: Mi 20. Mär 2024, 19:27 Hab ich schon probiert. Leider sind da auch irgendwelche Polen / Tschechen drauf. Wären die doch bloß bei ihrem UKW System geblieben.
Die Sendeleistung der von dir genannten Frequenzen ist evtl. recht niedrig. Spremberg Luftlinie 50 km.
Wers mag, kann die jetzt eh über DAB+ ohne großem Aufwand hören.
Standort: Görlitz
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PeterGörlitz
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von PeterGörlitz »

PeterGörlitz hat geschrieben: Do 25. Apr 2024, 15:27 Beziehe mich auf die Seite 58 von StefanG
Westfernsehen in Leipzig und Dahlener Heide

Zum Thema Radioempfang, speziell DT 64 muss ich von meiner Seite sagen, das der Sender, obwohl wir tlw. schlechte Bedingungen für Westradio hatten, nahezu verpönt war. Das lag bestimmt daran, daß die Ostsender immer hinterher, sprich nicht auf dem Laufenden waren. Bestimmte Songs, die im RIAS liefen wurden nicht gespielt, Auch diese viele kommunistische Gesülze hat uns genervt. Und die Ostmusik hat uns sowieso nicht interessiert. Sendungen wie Schlager der Woche mit Lord Knud im RIAS, Hey Musik SFB2 mit Jürgen Jürgens Donnerstag Abend, Berlin Charts mit Gregor Rottschalk So. Nachmittag. Alle mitschnittfreundlich. Oder wer Schlager mochte RIAS Schlagerparade mit Nero Brandenburg Sonntag Vormittag.
Was für einen Stellenwert hatte da DT64? Musik für den Recorder meist alte Schinken, die man schon hatte, Hitglobus auch meist zeitmäßig hinterher. Dann wurde ja auch strikt 60:40 eingehalten, so das manchmal nur ein verwertbarer Song blieb. In den regulären Sendungen kaum Titelansagen. Irgendwie hatte ich auch das Gefühl, das wenn Empfang war der Sound vom RIAS viel besser war, als der des Ostradios. Lag sicher daran, das der Westen vieles von Platte, bzw. CD spielte. Die Ostsender vom Band. Auch wurden die Sender in der DDR mehrfach umgesetzt, Berlin strahlte direkt. Auch ein Indiez für die Qualität. Ja so war es.
DLR-Fan Sachsen-Anhalt
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von DLR-Fan Sachsen-Anhalt »

Die DDR Sender hatten keine Dynamikkompression, daher deutlich leiser als RIAS, der in den 80igern schon dynamikkomprimiert war. Natürlich wurde alle Musik in der DDR auf Band umgeschnitten, normaler Weise kein Qualitätsverlust, da Studioband locker LP und annährend CD Qualität konnte. Wahrscheinlich wurde aber wohl auch mehrfach umgeschnitten und die Quellen waren manchmal andere und wurden aus dem Äther geholt. Dann waren die Modulationsleitungen zu den Bezirkssendern oft verminderte Qualität, teils entspulte Telefonleitungen, welche natürlich keine 15kHz schafften. Da hat man etwas mehr hohe Mitten und tiefere Höhen mit drauf gemischt und es teilweise zu kompensieren. Daher klangen die DDR Sender oft so Höhen und obere Mitten betont. Westsender hatten mehr Bass, Sender mit Dynamikkompression wie Bayern3 und RIAS, Antenne Bayern damals noch mehr. Absolut linear und kompressorfrei war damals der HR. Hier bekam ich die besten HiFi Aufnahmen, trotz Stereorauschen. Die Kassetten rauschten ja auch schon etwas, da nahm ich das in Kauf
PAM
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von PAM »

Während die SFB-Programme subjektiv noch recht nüchtern klangen, behielt ich Rias 1 als "klanglich heller" in Erinnerung. Der Kompressoreinsatz bei Rias 2 war eigentlich nicht zu überhören, den stärksten Kompressoreinsatz muss das Sprechermikrofon für die Nachrichten gehabt haben. Das typische Hochreißen der Atempausen des Nachrichtensprechers fiel mir damals schon negativ auf - heute scheint es nirgends mehr ohne zu gehen. Am Klang herumgebogen wurde bei Rias 2 auch unüberhörbar. Das Klangbild von Hundert,6 gefiel mir damals - es wirkte frisch und lebendig, kam aber nicht so aggressiv wie das von Rias 2 rüber.

Am nördlichen Berliner Stadtrand aufgewachsen, hatte ich freilich allerbesten Empfang. Leider hatten einige (frühe) Modelle der Stereodekoder aus DDR-Produktion die unangenehme Eigenschaft, nur mit einem sehr starken Signal ein rauschfreies Klangerlebnis zu schaffen - darunter neigten sie zu einem in leisen Passagen störend wahrnehmbaren Zwitschern.
🎧📺📻📡
DLR-Fan Sachsen-Anhalt
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von DLR-Fan Sachsen-Anhalt »

Mit den alten DDR Steroradios der 70iger ohne MPX Filter konnte man hier in Halle nicht mal NDR2 mit großer Dachantenne in Stereo mit erträglichem Rauschen empfangen, die Teile waren richtiger Schrott. Die Geräte der 80iger waren um Welten besser, vor allem die mit C-Dioden Tuner.
carkiller08
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von carkiller08 »

Mit dem Rema Toccata 940 war bei schwächer einfallenden Sendern wie NDR2 (92,1) hier deutlich rauschärmer Stereo-Empfang als mit späteren Geräten wie SKR700 (am Hauskabel) oder Onkyo Receiver erreichbar.

Allerdings weiß ich nicht, ob da der alte Stereo-Decoder ohne IC oder
schon der neuere IC-bestückte mit A290D=MC1310P verbaut war.
Zuletzt geändert von carkiller08 am Fr 26. Apr 2024, 11:42, insgesamt 1-mal geändert.
RF_NWD
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von RF_NWD »

Ingelheimer hat geschrieben: Mo 22. Apr 2024, 15:14 An dem Thema kann man auch das Gesetz von Angebot und Nachfrage studieren.
Während in der DDR und in Südbayern ein riesen Aufwand getrieben wurde, um ortsfremde Sender zu schauen, waren die Franzosen in Baden, der Pfalz oder "fremde Dritte" für den Durchschittsbürger nie erhöhten Aufwand (und Kosten) wert, wie man an dem Anteil aufwendiger Antennenkonstruktionen sehen konnte.

In meiner Heimat, dem Raum Wuppertal, wurden wegen SWF3 viele UKW Antennen auf Linz gedreht und manche hatten extra Antennen für die Holländer aber kein Vergleich mit dem Aufwand für Westfernsehen oder ORF 1.
Für das Ostfernsehen in der BRD bestand bei uns sicherlich keine erhöhte Nachfrage. Trotzdem war es in meiner Heimat auf den Fernsehern i.d.R. mit abgespeichert. Über die VHF Antennen zum Brocken oder Hannover konnte es ja auch auch ohne zusätzlichen Aufwand akzeptabel empfangen werden.
Als Schulkinder in den Sechzigern freuten wir uns in den Ferien eher darüber, dass man bei uns dank des Systemwettbewerbs das Vormittagsprogramm der ARD im gesamten Sendegebiet des NDR sehen konnten.
Über UKW war die Systemalternative in der Jugend sicherlich nicht der Brocken sondern BFBS aus Herford oder Visselhövede.
Fernsehen bildete also eine Öffentlichkeit, die auch unabhängig von den jeweils Regierenden mehr oder weniger Einfluss auf die Bevölkerung in Ost und West hatte. Das hatte zur Folge, dass in beiden deutschen Fernsehsystemen auch das jeweils andere Deutschland thematisiert und die Bilder des jeweils anderen Fernsehens kommentiert wurden. Als das DDR-Fernsehen Anfang der 1960er Jahre mit der Ausstrahlung von Sendungen am Vormittag ("für Schichtarbeiter") begann, setzte die ARD, später ARD und ZDF gemeinsam, ebenfalls ein Vormittagsprogramm dagegen, das anfangs nur im NDR- und SFB-Bereich sowie von den Sendern an der innerdeutschen Grenze, später dann von allen bundesrepublikanischen Sendern ausgestrahlt wurde.
www.bpb.de/themen/medien-journalismus/d ... -systemen/
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