Westfernsehen in der DDR

Das Radioforum. Hier dreht sich alles um die technischen Seiten des Radio- und TV-Empfangs.
Kay Bartholomäus

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Kay Bartholomäus »

@ Robert S.

Zitat:
"(...) ein reciever hat damals um die 8000 ostmark gekostet (...)"

Meine Güte! Wieviel habt ihr denn damals im Monat so verdient? Sonst kann man sich ja nicht so richtig 'ne Vorstellung davon machen.
Wiesbadener

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Wiesbadener »

Meine Freundin kommt aus der Nähe von Senftenberg/Lausitz. Während ihre Eltern damals linientreu ihre Antennen nach Löbau gerichtet hatten, waren die Nachbarn frecher und bauten ein fast 3 Meter hohes Antennenmonstrum (zuletzt habe ich nette Dias betrachtet), um den Berliner Kanal 5 (ARD) und das ZDF (Kanal unbekannt) noch reinzukriegen, was aber nur mit starkem Grieseln und Schwarz-Weiss-Bild gelang und um so verwunderlicher ist, wenn man bedenkt, wie schwach (oder gar nicht) die UKW-Sender vom Scholzplatz oder aus Britz dort einfallen (oder fielen). Luftlinie sind es immerhin knapp über 150 km nach Berlin.
rick_71

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von rick_71 »

Eins hatte ich noch vergessen zu schreiben, etw 1985 hatten wir in der Gemeinschaftsantenne dann auch RTL und Sat 1 via Satellit, die kamen wenigstens immer :-). Gegen den Empfang von Westsendern hatte seit 1975 niemand mehr so richtig was. Ich kann mich zumindest an einen Beitrag aus der Radio Fernsehen Elektronik erinnern, in dem die KabelTV Anlage in Halle Neustadt beschrieben wurde, damals schon für alle mit ARD vom Torfhaus auf K10. Interessant ist übrigens, daß bis weit in den sächsischen Raum Torfhaus Antennen zu sehen sind. So z.b. in Grimma, bis hinunter nach Burgstädt kurz vor Chemnitz. Für mich wäre interessant, wie dort der Empfang der Westsender war. Unweit von Meißen an der B6 gibts übrigens in Keilbusch noch ne schicke Gemeinschaftsantenne auf dem Elbhang. Ich glaube mit 4 Antennen ARD Berlin K7 und 4 fürs ZDF + 4 für N3 aus Berlin. Die Meißner Ecke bis nach Riesa ist beim Empfang der Berliner Programme deutlich besser drangewesen, als die etwa gleichweit entfernte Lausitz. In Hoyerswerda, Weißwasser und Bad Muskau ists echt schwierig gewesen, ZDF und N3 zu empfangen.
Thomas

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Thomas »

Meine Erfahrungen hinsichtlich Empfang von Westfernsehen waren, als ich Mitte 1989 als Hesse zu Bekannten nach Thüringen eingeladen wurde (1. richtige DDR-Fahrt).
Dort musste ich staunen, es wurden zig Westprogramme von Astra eingespeist, zudem wurde im Garten hinterm Haus laut und ohne Zucken Antenne Bayern gehört. Und es zu dem Zeitpunkt offensichtlich schon nicht mehr den Herrn Nachbar Stasi gestört :-)))
Tolle Erfahrung damals!
Einige Jahre vorher konnte man das alles sicherlich noch nicht so frei machen...
Schwabinger

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Schwabinger »

Stimmen eigentlich die Gerüchte, dass das DDR-Fernsehen in West-Berlin stellenweise mehr Zuschauer hatte, als in der ganzen DDR ("Republik")zusammen. Meine mal so was gelesen zu haben.

Reell angeschaut haben die DDR'ler doch ausschließlich Westfernsehen, da fand doch allabendlich eine Art Immigration per Farb-TV in den Westen statt. Und ohne ARD/ZDF hätten die meisten Ossis doch gar nix von Prag, Leipzig, Ungarn und so mitbekommen.
Der größte Stachel im Fleisch der DDR, der dann wohl maßgeblich mit zum Untergang beigetragen hat, war sicherlich West-Berlin mitsamt seinen Sendeanlagen und die anderen einstrahlenden Sender aus dem Westen.
Frank

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Frank »

Westfernsehen konnte man mit mehr oder wenig hohem technischen Aufwand überall in der DDR sehen. Ausnahmen waren das Dresdner Elbtal und der äußerste Nordosten (Vorpommern). Hier ging trotz allerhöchstem Einsatz gar nichts.
Sobald dies technisch möglich war (ich glaube ab 1984 mit SAT1 und RTL), wurden Satelittenempfangsanlagen hier eingesetzt. Da diese damals unheimlich teuer waren, dienten sie meist als Einspeisepunkte für Kabelanlagen. Die Kabelnetze wurden durch die Hausgemeinschaften selbst erstellt (vor allem Kabelgräben schachten und Antennekabel verlegen). Da eigentlich jeder Interesse am Westempfang hatte ging das unglaublich schnell. Der Baukostenzuschuß für den Anschluß meiner Eltern hat z.B. dann 2 DDR- Mark und 25 Arbeitsstunden gekostet. Dafür gab es dann aber glasklaren immer verfügbaren Westempfang von 4 Sendern (SAT1,RTL, Tele5, Teleclub).
DDR Fernsehen wurde nur dort geschaut wo es nicht anders ging oder verboten war (Z.B. bei der Armee - aber hier durfte man polnisches Fernsehen anschauen und die brachten manchmal einen Tatort im Original mit polnischen Untertiteln).
Mit den Kabelanlagen kam dann auch Radio. Vorher mußte man sich eben mit Mittelwelle begnügen.
DLR-Fan Sachsen-Anhalt

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von DLR-Fan Sachsen-Anhalt »

So gut wie den Berlinern gings mir hier nordwestlich von Haller/S. nicht. Quasi konnte ich als einzigstes Westprogramm die ARD von Harz/West K10 täglich in Farbe aber nicht 100% rauschfrei empfangen, mit 14 Element-Antenne und Vorverstärker in Dipoldose. Die UHF- Sender vom Torfhaus gehen hier überhaupt nicht, eher hatte ich bei Tropo den K23 von Hof bekommen als vom Torfhaus war und ist auch bis heute auch bei Tropo bei mir nichts zu sehen, auch die UKW-Sender vom Torfhaus sind schlechter empfangbar als WDR2 vom TW das von mir aus auch direkt über den Brocken muss.
Ich hatte noch eine 30 El. UHF-Selbstbau-Antenne nach Berlin, damit konnte ich bei Tropo ZDF und N3 sehen, bei stärkerer Tropo auch Sat1/RiasTV. Unter normalen Bedingungen war kein ZDF-Empfang damit möglich, das hätte mindestens eine 4er Gruppe erfordert, das war mir zu aufwendig und kompliziert, der Empfang von Berlin ist bei mir durch den Petersberg stark abgeschwächt.
Mein Nettoverdienst betrug bis zur Wende 720 Ostmark, ich hätte mir nie eine teure Satanlage aus dem Westen leisten können, die hier anfangs für 20.000 Ostmark angeboten wurden. Soviel war mir das Werstfernsehen auch wieder nicht wert ;-).
Eine Gemeinschaftsantennenanlage mit ZDF und Dritten und Satempfang im ganzen Wohngebiet hatten die Kommunisten hier erfolgreich verhindert, jeder musste seine eigene Antenne verwenden.
Handydoctor

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Handydoctor »

Hier mal die Kanäle die ich in Calau/Lausitz schauen konnte.Kanal 4(BandI),DDR1,Kanal5 DDR1,Kanal7 ARD/SFB,Kanal 11 russischesTV aus Cottbus(richtantenne Vertikal), Kanal 25 Sat 1,Kanal23 DDR2,Kanal 27 DDR2(Alexturm),Kanal 29 TVP,dazwischen manchmal AFNTV mit 525 Zeilen mit Schaltung für den Ton,Kanal 31 (oder 30?) CST2,wenn Antenne Richtung Berlin auch mal TV5France,Kanal 33 ZDF(Berlin),Kanal 37(TVP2),Kanal 39(SFB3).Im Radio war natürlich viel mehr los.
Diesen "Scan"habe ich gerade aus meinen alten Aufzeichnungen von 1987 hier übernommen.
Schlesier

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Schlesier »

In Weißwasser, wo auch kein Empfang per Antenne möglich wahr (außer ein durch Tschechen gestörtes ARD, dagegen baute man "Tschechenfallen"), baute man Mitte der 80er Jahre ein Kabelfernsehnetz auf. Jeder Bewohner der Südstadt von Weißwasser musste 30 Ostmark bezahlen. Als "Leckerbissen" gab es neben ARD, ZDF und ein bis zwei Dritten auch Sat.1, RTL plus sowie Teleclub geknackt für alle. Der Empfang der Sender erfolgte über eine Satschüssel auf dem 13-Stockwerke hohen Plattenbau in Weißwasser Süd, der vor einigen Wochen abgerissen wurde.
GunterH

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von GunterH »

Im Raum Elsterwerda konnte ich K 7 ARD, K 39 N 3, K 25 RiAS TV/SAT 1 und K 33 ZDF ( bis 1974 störungsfrei - ab Dez.74 Bild CZ 2 aus Aussig und Ton ZDF - ab ca. 22 Uhr nur ZDF) - alle Wset-TV-Programme mit "Gries" und gewissen Schwankungen manchmal - ca. 150 km Entfernung von Westberlin- DDR, CSSR und Polen-TV-Programme kamen natürlich auch rein. Der Beatclub und später Musikladen von der ADR wurden zeitversetzt vom Polen TV 2 damals übertragen und von mir zusätzlich konsumiert.

Die RiAS, SFB-Radio-Programme, BFBS, AFN, RFI, Hundert6 kamen über FM gut von Berlin rein. BR-Radio-Programme wurden mit gewissen Schwankungen über Ochsenkopf empfangen. Über Torfhaus kam das NDR-Radio und BFBS rein. Vom Hohen Meißner kamen alle drei HR-Radio-Programme mit starken Schwankungen rein. Das mit damals einem z.B. Rema-Toccata, Rema-Tonica oder RFT-Soltär- Yagi-FM-Antennen in die jeweilige Richtung.

Als Student in Dresden konnte man in den Wohnheimen, die höher gelegen waren, z.B. Wundtstraße oder Zellescher Weg, SFB 1 - 88,8 MHZ, 94,3 MHZ RiAS 2 und HR 3 89,5 MHZ u.a. mit kleiner FM-Yagiantenne Richtung Berlin oder Hohen Meißner empfangen. "Störsender" - FM-Überbelegung gab es damals noch nicht. Der Mittelwellenempfang wurde anfangs damals auf den RiAS-Sendern gestört. Dafür hörte man ohne hohen technischen Aufwand auf KW 6005 KHZ RiAS, 6190 KHZ SFB/RB, 566 KHZ später 567 KHZ SFB 1 - selbst damals in Prag und Budapest tagsüber gut zu empfangen - höhere Sendeleistungen wurden damals noch gefahren.

Heutzutage sind bei der Überbelegung des FM-Bereiches der gute Empfang bei Super-FM-Tunern- z.B. Onkyo T9990 oder Onkyo T-4970 derartige Empfänge nicht mehr möglich. Selbst der "Nahempfang" mit 100 KW-Sender - z.B. Berlin-Britz 89,6 MHZ D-Radio(eh.RiAS 1-Frequenz) wird seit einer Woche mit einem 1 KW-Sender auf 89,5 MHZ - Hohenleipisch RTL 104.6 gestört!
Steffen

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Steffen »

Ich bin in Burg (Sa.-Anhalt) aufgewachsen. Dort konnten problemlos die ARD, ZDF und N3 über die Sender Berlin, Torfhaus und Dannenberg bzw. Uelzen empfangen werden. SAT 1 kam ab 1987 ebenfalls auf Kanal 25 aus Berlin recht gut herein. Bei mir zu Hause wurden auch fast ausschließlich nur die "West-" Sender gesehen (Ausnahmen waren die Ziehung der Lottozahlen ;) und einige Sportsendungen im "Ost-" Fernsehen).
Terranus

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Terranus »

Ich war im Sommer 1989 mit meinen Eltern zu Besuch bei Bekannten in Merseburg. (den Grenzübertritt werd ich wohl auch nie vergessen).
Ich war damals zwar erst 10, aber schon funktechnisch interessiert.
Unsere Bekannten konnten nur die ARD mit wechselnder Qualität empfangen, ich kann mich noch gut an das Bild erinnern. ZDF und anderes war nicht zu empfangen. Das Bild war farbig, sie hatten wohl auch ein Multinormgerät.
MfG
Terranus
SK1

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von SK1 »

Kabelanlage Karl-Marx-Stadt/Neubaugebiet Fritz Heckert:
Stand: September 1988

K 2 Bayern 3
K 4 ARD
K 5 ZDF
K 7 DDR1
K11 DDR2
S 9 Sat.1


88,2 Radio DDR 1
88,8 RIAS 2
89,3 RIAS 1
89,8 Berliner Rundfunk
90,2 Hundert komma 6
90,7 Bayern 1
91,6 HR 2
92,1 NDR 2
92,8 Radio DDR 2
93,2 Antenne Bayern
94,6 HR 3
95,1 HR 4
96,0 Bayern 2
97,5 Stimme der DDR
98,0 NDR 1 Niedersachsen
99,0 HR 1
99,4 Bayern 3
100,0 DT 64
100,3 Deutschlandfunk
Manel

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Manel »

Bitte eine Suchmaschine anklicken,GAA-Anlage Burgstädt eingeben und konsumieren.
Warum wurde denn seitens der Verantwortlichen für die Abstrahlung der Rundfunk-und Fernsehprogramme der BRD keine weiteren Möglichkeiten gesucht in vielfältiger Form,um allen ehemaligen Einwohnern der DDR den Empfang der Sender zu gewährleisten,war dies technisch nicht möglich,gewollt oder?
Denn für Devisen,sprich Westgeld soll hier alles gegangen sein!
Lebe hier immer schon in Dresden,leider hört man hier immer noch,ach ihr im Tal der Ahnungslosen und dies nach so einer langen Zeit seit1990!
Welche Form spielt denn unser Fernsehturm in Wachwitz,soll extra deswegen an diesem Standtort gebaut worden sein,Gerücht oder? Soll unter anderen dort viel rumgebaselt worden sein,wie war es denn nach dem 09.11.1989,Techniker der Deutschen Post hatten da was festes vor,auch Gerücht?
Bei einer Probevorführung im Januar 1990 wurde extra ein mieser Tag genommen,seht es geht nicht,aber kurze Zeit später gings doch!
Weiß jemand den genauen Ablauf dieser für Dresdner Verhältnisse historischen Tage?
raschwarz

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von raschwarz »

Schönes Thema:
In Leipzig ging in den 80-ern die ARD vom Harz ziemlich gut, das ZDF weit weniger. Im Radio (damals noch nicht so verstopft) gingen die NDR Programme selbst in der Innenstadt mobil ganz gut (92,1). Die Bayern vom Ochsenkopf gingen im Süden der Stadt ganz gut (99,4). Im Norden konnte man RIAS 2 (94,3) ganz gut reinkriegen.
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