Westfernsehen in der DDR

Das Radioforum. Hier dreht sich alles um die technischen Seiten des Radio- und TV-Empfangs.
102.1
Beiträge: 1324
Registriert: Mo 3. Sep 2018, 16:15

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von 102.1 »

TobiasF hat geschrieben: Do 21. Nov 2019, 18:24
102.1 hat geschrieben: Do 21. Nov 2019, 17:21 Ich denke die 90,1 wird die 90,2 niederbügeln.
Wie gesagt, die 90,2 ist für den alltäglichen Radiogenuss ungeeignet:
1. Ich brauche einen exponierten Standort oder Tropo.
2. Ich muss auf 90,3 ausweichen.
3. Die Interferenzbelastung ist dennoch extrem hoch, sodass der Empfang gerade mal dafür ausreicht, um Radio Teddy anhand der Ansage zu identifizieren. Das ist mir allerdings schon mehrfach gelungen.
Danke für die Klarstellung. Ich hatte deine Schilderung auch so vermutet.

Gab es in der DDR eigentlich BBC Hörer? Die Nachrichten waren vielleicht von Interesse, aber die Sprachkenntnisse dürften gering gewesen sein.
Chris_BLN
Beiträge: 1778
Registriert: Fr 31. Aug 2018, 15:35

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Chris_BLN »

102.1 hat geschrieben: Do 21. Nov 2019, 19:16 Gab es in der DDR eigentlich BBC Hörer? Die Nachrichten waren vielleicht von Interesse, aber die Sprachkenntnisse dürften gering gewesen sein.
Wieso gering? Es gab Englischunterricht in vielen Schulen ab Klasse 7. Französisch war wesentlich weniger verbreitet. Für die meisten Schüler war die zweite Fremdsprache zwar optional, aber doch gern genutzt. Und wir hatten das kultigste Schulfernsehen dazu:

https://www.youtube.com/watch?v=jjLQcTZcLbc

Oops, das war wohl "Ostfernsehen in der BRD". Danke, dass sie dann den Farbträger abschalten.

That's all for today, good bye!
Harald Z
Beiträge: 1076
Registriert: Sa 1. Sep 2018, 09:38

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Harald Z »

Ja es gab in der DDR viele BBC Hörer und ja es wurde auch über die 90,2 gehört.
Und nein, die 90,2 kam zu DDR-Zeiten nicht über den Ostberliner Fernsehturm,
Und damit war die Reichweite der 90,2 merklich schlechter als heute.
Ich dachte immer, damals wurde von hier gesendet, aber da steht nur BFBS.
Von wo kam damals die 90,2?
Router
Beiträge: 64
Registriert: Sa 15. Sep 2018, 18:47

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Router »

Frankfurt hat geschrieben: Do 21. Nov 2019, 08:56 Danke für den Bericht. Da wird vom niederländischem Radio Luxemburg Programm gesprochen. Wann gab es das auf 49 Meter ?
Nach meiner Erinnerung lief das niederländische Programm von Radio Luxemburg nur auf der Mittelwelle 1439 kHz ( ab 23.11. 1978 dann 1440 kHz) und nicht auf der Kurzwelle 6090 kHz. Auf 6090 kHz lief auch in den Abendstunden das deutsche Programm, Sendeschluß war nach meiner Erinnerung um 01.00 Uhr. Nach Sendeschluß des deutschen Programms wurde ab 01.00 Uhr dann auf 6090 kHz das englische Programm übernommen, parallel zur Mittelwelle 1439 (1440) kHz.
mittendrin
Beiträge: 1943
Registriert: Fr 31. Aug 2018, 15:52

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von mittendrin »

Router hat geschrieben: Do 21. Nov 2019, 21:28
Frankfurt hat geschrieben: Do 21. Nov 2019, 08:56 Danke für den Bericht. Da wird vom niederländischem Radio Luxemburg Programm gesprochen. Wann gab es das auf 49 Meter ?
Nach meiner Erinnerung lief das niederländische Programm von Radio Luxemburg nur auf der Mittelwelle 1439 kHz ( ab 23.11. 1978 dann 1440 kHz) und nicht auf der Kurzwelle 6090 kHz.
Als ich Anfang bis Mitte der 60er Jahre (vor UKW-Zeiten, weil das damals hier im Osten nur stationär möglich war) aktiv Radio Luxemburg gehört habe lief vormittags bis ca. 13.00/14.00 Uhr auf KW immer das niederländische Programm. Den ersten Rolling Stones-Titel ever habe ich dort gehört (Little Red Rooster) :) . Wikipedia sagt dazu auch was:
https://de.wikipedia.org/wiki/RTL_(Fran ... s_Programm
Zur 90,2 BBC:
Musste sich hier gegen Inselsberg durchsetzen und ist gescheitert. Nur selten ging das mal (ebenso wie die große 88 auf 87.85). "Eine kleine Beatmusik" dienstags 20.45 Uhr musste man auf MW 809 kHz hören. UKW-Tonbandaufnahmen aus Berlin waren von vergleichsweise schlechter Qualität (sehr blechern - es fehlten die Bässe). Qualitätsmaßstab dafür war die 94,3 mit dem RIAS-Treffpunkt - Danke fürs Thema :cheers:
mittendrin ist hier: QTH 11e59 / 51n23 (südlich von Halle/Saale)
DAB+ mit PEAQ PDR050-B (Teleskopantenne) jederzeit indoor mindestens einlesbar aus: 19km (5C,6B), 23km (5D, 11C), 29km (6C, 9A, 10A, 12A), 52km (8B), 63km (12B), 98km (10B), 105km(8A)
793267
Beiträge: 1357
Registriert: Di 11. Jun 2019, 19:19

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von 793267 »

Harald Z hat geschrieben: Do 21. Nov 2019, 20:14 Ja es gab in der DDR viele BBC Hörer und ja es wurde auch über die 90,2 gehört.
Und nein, die 90,2 kam zu DDR-Zeiten nicht über den Ostberliner Fernsehturm,
Und damit war die Reichweite der 90,2 merklich schlechter als heute.
Ich dachte immer, damals wurde von hier gesendet, aber da steht nur BFBS.
Von wo kam damals die 90,2?
Berlin 34 Programme/Sender:
Ja da wird die Lage der Berliner UKW Senderstandorte/QRGn ziemlich unübersichtlich.
Aufgabe alter Standorte/derzeit 4 aktive Standorte - neue Standorte.
Sowie das ständige Verlagern der QRGn, zwischen den Standorten.

Das ist in anderen Städten nicht so krass, haben ja auch, erheblich weniger Programme/Sender und deswegen auch weniger Senderstandorte.
Damit ist hier, den Überblick zu behalten, auch leichter.


https://de.wikipedia.org/wiki/Sender_Olympiastadion
Selbst hier hat man Plobleme und hat nur 98,8 MHz BFBS Radio 1 1,5 ND H dort stehen.


Selbst in Orten, mit mehreren Senderstandorten, heißt es lapidar "Hamburg bzw. Berlin usw."(Postliste/Wittsmoorliste).
Nur die Koordinaten Angaben (Postliste), lassen dann Rückschlüße auf die verschiedenen Senderstandorte zu.
Zuletzt geändert von 793267 am Fr 22. Nov 2019, 01:12, insgesamt 4-mal geändert.
francesco210175
Beiträge: 137
Registriert: Fr 31. Aug 2018, 22:18

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von francesco210175 »

Harald Z hat geschrieben: Do 21. Nov 2019, 20:14 Ja es gab in der DDR viele BBC Hörer und ja es wurde auch über die 90,2 gehört.
Und nein, die 90,2 kam zu DDR-Zeiten nicht über den Ostberliner Fernsehturm,
Und damit war die Reichweite der 90,2 merklich schlechter als heute.
Ich dachte immer, damals wurde von hier gesendet, aber da steht nur BFBS.
Von wo kam damals die 90,2?
BBC World Service sendete vom Olympiastadion und die Sendeleistung war mit 50 KW beziffert. BFBS (und auch KISS FM ab Februar 1995) sendete vom Olympiastadion mit 1,5 bzw. ab Mitte 1995 mit 3 KW, bevor beide Frequenzen zum Fernsehturm ab ca. 1998-99 umsiedelten, nachdem dieser technisch komplett neu bestückt und saniert wurde.
Klaus
Beiträge: 364
Registriert: Do 6. Sep 2018, 14:35

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Klaus »

Router hat geschrieben: Do 21. Nov 2019, 21:28 Nach Sendeschluß des deutschen Programms wurde ab 01.00 Uhr dann auf 6090 kHz das englische Programm übernommen, parallel zur Mittelwelle 1439 (1440) kHz.
Das ist eigentlich ziemlich genau die Zeit, zu der es in den USA, zumindest an der Ostküste, dunkel wird. Hatte man eigentlich für dort gesendet bzw. konnte man das Signal dort empfangen? Die Sendeantenne der 49 Meter-Band Frequenz war ja recht markant und auf Berlin ausgerichtet.

Radio Luxemburg hatte auch noch eine Frequenz im 19 Meter-Band, auf der das französische Programm in Richtung Quebec ausgestrahlt wurde. Diese Frequenz konnte ich nie, nie, empfangen... :-( Lagen wir in Deutschland hier in der Toten Zone?
102.1
Beiträge: 1324
Registriert: Mo 3. Sep 2018, 16:15

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von 102.1 »

Klaus hat geschrieben: Fr 22. Nov 2019, 07:20
Router hat geschrieben: Do 21. Nov 2019, 21:28 Nach Sendeschluß des deutschen Programms wurde ab 01.00 Uhr dann auf 6090 kHz das englische Programm übernommen, parallel zur Mittelwelle 1439 (1440) kHz.

Radio Luxemburg hatte auch noch eine Frequenz im 19 Meter-Band, auf der das französische Programm in Richtung Quebec ausgestrahlt wurde. Diese Frequenz konnte ich nie, nie, empfangen... :-( Lagen wir in Deutschland hier in der Toten Zone?
Ja, man sendete auf 15350 im 19 Meter Band und man war in Quebec und dem ganzen Osten Kanadas empfangbar. Verbreitet wurde das gleiche französische Programm auf der LW. Der Sendebetrieb wurde Mitte der 90er Jahre eingestellt.
rolling_stone
Beiträge: 209
Registriert: Mo 3. Sep 2018, 19:58

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von rolling_stone »

Chris_BLN hat geschrieben: Do 21. Nov 2019, 19:49
102.1 hat geschrieben: Do 21. Nov 2019, 19:16 Gab es in der DDR eigentlich BBC Hörer? Die Nachrichten waren vielleicht von Interesse, aber die Sprachkenntnisse dürften gering gewesen sein.
Wieso gering? Es gab Englischunterricht in vielen Schulen ab Klasse 7.

https://www.youtube.com/watch?v=jjLQcTZcLbc
Sehr interessant, danke!
Die BBC hat auch in ihren letzten Jahren sehr viel auf Deutsch gesendet. Mit den halb- und viertelstündlichen Nachrichtenmagazinen kamen werktags über drei Stunden Programm täglich zusammen, und vor der Wiedervereinigung waren die Progeammflächen auf Deutsch sogar noch ausgeprägter. In einer Juniläumsbroschüre 1997 war zu lesen, dass es auch zusätzlich gesondertes Programm für die "Ostzone" gab (und es ja eigentlich auch noch nach der Wiedervereinigung zumindest auf UKW-Frequenzen in Sachsen gab, mit dem "Sachsenmagazin" auf dem Mischkanal von BBC und RFI. Ende der 2000er-Jahre wurde aber auch dafür das Totenglöckchen geläutet, nachdem die BBC nicht mehr bereit war, sich an diesem Programm zu beteiligen. Dass es wenige Monate danach auch das Deutsche Programm der Franzosen ewischte, dürfte hier vielleicht noch bekannt sein.
DXer
Beiträge: 343
Registriert: Mo 10. Sep 2018, 11:48

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von DXer »

Ich verstehe nicht, warum der DDR-Rundfunk nicht wie die Radiosender in den anderen osteuropäischen Staaten ins OIRT-Band gewechselt ist.
Auf Mittelwelle hätte man Störsender einsetzen können.
So wäre es möglich gewesen, den Empfang der Programme des Klassenfeindes zu unterbinden (die wenigen, die Westsender mit illegal ins Land geschmuggelten CCIR- oder modifizierten OIRT-Radios empfangen hätten, wären nicht ins Gewicht gefallen).
Wahrscheinlich war die DDR-Führung zu einfallslos. :bruell:
Das muß Kesseln

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Das muß Kesseln »

DXer hat geschrieben: Fr 22. Nov 2019, 16:06 Ich verstehe nicht, warum der DDR-Rundfunk nicht wie die Radiosender in den anderen osteuropäischen Staaten ins OIRT-Band gewechselt ist.
Auf Mittelwelle hätte man Störsender einsetzen können.
So wäre es möglich gewesen, den Empfang der Programme des Klassenfeindes zu unterbinden (die wenigen, die Westsender mit illegal ins Land geschmuggelten CCIR- oder modifizierten OIRT-Radios empfangen hätten, wären nicht ins Gewicht gefallen).
Wahrscheinlich war die DDR-Führung zu einfallslos. :bruell:
Immer diese bösen Wessis :D
Radio Fan
Beiträge: 13189
Registriert: Fr 31. Aug 2018, 15:48
Wohnort: HRO

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Radio Fan »

DXer hat geschrieben: Fr 22. Nov 2019, 16:06 Ich verstehe nicht, warum der DDR-Rundfunk nicht wie die Radiosender in den anderen osteuropäischen Staaten ins OIRT-Band gewechselt ist.
Ganz einfach, die Propaganda-Sendungen aus der DDR sollten auch beim Klassenfeind gehört werden können.
Die anfangs verwendete Fernsehnorm war ja auch OIRT und kurze Zeit später wurde zur CCIR-Norm gewechselt. 😇

QTH: Rostock Mitte
RX:Technisat DIGITRADIO 143, Grundig Satellit 700, Peaq PDR050
TEF 6686, Panasonic RF-D10, Technisat DigiPal DAB+, Sangean DPR76
Mobil: Honda Civic-Werkslösung optimiert mit ATBB-Flex Dachantenne
TobiasF
Beiträge: 2470
Registriert: Mo 20. Mai 2019, 09:40
Wohnort: Dresden-Mickten / Moritzburg-Reichenberg bei Dresden
Kontaktdaten:

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von TobiasF »

DXer hat geschrieben: Fr 22. Nov 2019, 16:06 Ich verstehe nicht, warum der DDR-Rundfunk nicht wie die Radiosender in den anderen osteuropäischen Staaten ins OIRT-Band gewechselt ist.
Zu der Zeit, als man mit UKW und Schwarz-Weiß-Fernsehen begann, ging man in der DDR noch von einer baldigen Wiedervereinigung aus. Deswegen wurden da die gleichen Standards wie im Westen verwendet.

Später rückte man von einer Wiedervereingung ab, aber für einen Wechsel war's zu spät. Das Farbfernsehen kam danach, deshalb wurde dort SECAM statt PAL verwendet.
Standort: Dresden-Mickten / Moritzburg-Reichenberg bei Dresden
Empfangsgeräte: TechniSat Digitradio 361 CD IR, TechniSat Digitradio 1, PEAQ PDR050, TechniSat Digitradio mobil, TechniSat Digipal DAB+, TechniSat Digit ISIO S2
Chris_BLN
Beiträge: 1778
Registriert: Fr 31. Aug 2018, 15:35

Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Chris_BLN »

DXer hat geschrieben: Fr 22. Nov 2019, 16:06 Ich verstehe nicht, warum der DDR-Rundfunk nicht wie die Radiosender in den anderen osteuropäischen Staaten ins OIRT-Band gewechselt ist.
Auf Mittelwelle hätte man Störsender einsetzen können.
Hat man ja auch, zumindest eine zeitlang, gegen den RIAS. Ende der DDR auch gegen eine einzelne Sendung von Radio 100 aus Westberlin auf UKW, wofür mehrere Störsender in Ostberlin platziert wurden (man wollte ja möglichst treffsicher den Empfang in Ostberlin stören, konnte aber nicht riskieren, den Empfang in Westberlin zu stören).

Bereits 1950 verzeichnete man im Inventar einen UKW-Versuchssender (Archiv des Ministeriums für Post- und Fernmeldewesen, Mappe 4781).

Schon 1955 hatte man 10 UKW-Sender in der DDR in Betrieb. Das war eine Zeit, in der man noch die Wiedervereinigung Deutschlands im Blick hatte ("Deutschland, einig Vaterland" stand auch in der DDR-Nationalhymne), freilich unter anderer Gesellschaftsform als die Wiedervereinigung dann 1990 erfolgte.

Ende 1960 hatte man bereits 17 UKW-Sender. Da stand die Mauer noch nicht.

Dass man ab September 1964 mit dem UKW-Sender der Berliner Welle in Berlin-Köpenick (Frequenz 99,7 MHz) für Stereo dann ebenfalls das "Westverfahren" anwendete, hat seine Gründe in der Tatsache, dass Rundfunk Postsache war und die Techniker da tatsächlich mehr zu melden hatten als die Politiker. Und die Technik des RFZ hatte sich für das Pilottonverfahren entschieden aus technischen Gründen und aus Kompatibilitätsgründen. In dieser Zeit war mit Gerhard Probst auch ein Fachmann (Toningenieur, technischer Leiter beim Landessender Dresden, Leiter der Hauptabteilung Technik bei der Generalintendanz des Rundfunks, Vorsitzender der technischen Kommission des OIRT) stellvertretender Postminister der DDR. Ja - es gab mal fachlich kompetente Politiker *hüstel*.
Antworten