Westfernsehen in der DDR

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Chris_BLN
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Chris_BLN »

Ja hallo, was finde ich da zufällig:

Bild

"Dieser H-MKT100 stammt noch aus der Musterfertigung. Das UKW Band geht hier nur bis 104MHz. Die Klappe für die Senderspeicher ist in silber gehalten und der Öffnungsmechanismus entspricht nicht der späteren Serie. Bei diesem Gerät wurde einfach eine Feder auf den Einstellstift für die Senderspeicher gesteckt um die Klappe öffnen zu können. Es fehlen auch Seriennummern. Im Inneren finden sich überall Klebestreifen mit handschriftlichen Anmerkungen. Das Gerät stammt aus einer Lagerauflösung von Stern-Radio-Berlin."

Quelle: http://www.rft-geraete.de/Sonderanfertigungen

Das geht nun in die völlig entgegengesetzte Richtung zu meiner dunklen Erinnerung, den HMK-T100 mal mit digitaler Frequenzanzeige gesehen zu haben.


Und hier eine Eigenentwicklung eines offenbar hochtalentierten Freaks: HMK-D200-Doppelkassettendeck.
https://www.stephan-simi.de/41332.html
https://www.stephan-simi.de/mediac/400_ ... CF1276.jpg
https://www.stephan-simi.de/mediac/400_ ... CF1282.jpg
https://www.stephan-simi.de/mediac/400_ ... CF1277.jpg

Unfassbar...
pomnitz26
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von pomnitz26 »

Dieses tonica mit den 14 Favoritentasten hatte ich auch mal. Leider war das nicht sehr brauchbar. Mit wechselnden Temperaturen musste man ständig die kleinen Rädchen nachstellen da sich die Frequenzen auch immer verstellt hatten. Am Klang gab es nichts zu meckern aber Stereo konnte man nur bei perfekten Empfang nutzen. Bei geringer Verstärkung gab es gleich Übersteuerungen.
PAM
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Westfernsehen in der DDR

Beitrag von PAM »

Die Tonica waren offenbar auch im Berliner Raum unbrauchbar - nicht großsignalfest.
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Chris_BLN
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Chris_BLN »

Seltsam. Im Tonica RX80/81 sollte ein Tuner Typ 7 FET in 2 unterschiedlichen Entwicklungsstufen drinstecken. Aufwendig und auch in der HMK-100/200 drin in ähnlichen Schaltungen. Wie waren die HMK-Tuner in Berlin?

Hier sind Schaltpläne: http://ifatwww.et.uni-magdeburg.de/~madaus/kdown.html
PAM
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Westfernsehen in der DDR

Beitrag von PAM »

Mein Vater hatte die HMK-100 Anlage. Einmal war das Kassettendeck auf Garantiereparatur, zweimal der Tuner. Was das Kassettendeck hatte, das weiß ich nicht mehr. Der Tuner war thermisch nicht stabil, ohne eingeschaltete AFC lief der eingestellte Sender weg. Es konnte auch sein, dass die AFC beim nächsten Einschalten auf einen ganz anderen Sender zog. Generell hatte er Probleme mit starken Signalen, an der starken Gemeinschaftsantenne zeigten sich mal Mischprodukte und mal Verzerrungen. Nach der ersten Garantiereparatur kam er unempfindlich zurück. Nun konnte man bei der PGH schlecht damit argumentieren, die schwächeren Sender der Alliierten würden rauschen oder wären gar nicht empfangbar. Das hätte sicherlich Rückfragen gegeben. Dennoch ging er ein weiteres Mal zur Nachbesserung, kam aber unverändert zurück.

Das Weglaufen der Sender nach längerer Betriebszeit bzw. das Wegziehen der AFC bei kaltem Einschalten hatte der Tuner nie verloren. Es führte nach längerem Herumprobieren zu der seltsam aussehenden Anordnung mit Tuner ganz unten, darüber dem Kassettendeck und oben drauf dem Verstärker. Nach dem Kauf hatte Vater zunächst den Tuner ganz oben, darunter den Verstärker und unten das Kassettendeck. Tuner und Verstärker werden im Betrieb fühlbar warm, der Verstärker heizt sich auch bei geringer Lautstärke deutlich auf.

Tuner und Verstärker stehen noch in der Gartenlaube, jedoch wird dort inzwischen ausnahmslos über Satellit oder DAB+ Radio gehört. Was aus dem Kassettendeck wurde, das weiß ich nicht.
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Chris_BLN
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Chris_BLN »

Danke, das sind wichtige Hinweise.

Ich habe noch eine HMK100 komplett. Mal vergleichsweise billig aus der Bucht gefischt, weil ich unbedingt eine haben wollte. Lautsprecher sind aber nicht dabei gewesen, da habe ich was fremdes neues dazugestellt, was sich aus mehreren Gründen anbot. Eigentlich müssten da BR25 ran, aber die wären aufgrund des Kult-Faktors auch defekt sehr teuer und dann müsste man die Tieftöner noch nach Geithain zu Herrn Kiesler schicken, was angemessen, aber auch nicht gerade billig ist.

Die Anlage steht im Schlafzimmer, hat äußerlich schon traurigen Erhaltungszustand (war so nicht im eBay-Angebot sichtbar) und ist eigentlich komplett sanierungsbedürftig. Es sind erstmal alle Relais wackelkontaktig, dazu sind die Einstellpotis für die Senderspeicher und das Poti für die FM-Skalenabstimmung unbrauchbar, da nur noch aus Aussetzern bestehend. Der Tuner hat zudem die befremdliche Eigenschaft, kaum Audio abzugeben - es muss sehr starkes Signal anliegen, dass man was hört. Im Deck ist irgendwas in den NF-Signalwegen nicht mehr in Ordnung, am Verstärker hat eine Ausgangsbuchse Wackelkontakt, ... - aber das Laufwerk läuft und spult noch.

Habe mich nie weiter darum gekümmert, nutzte die Anlage nur selten, ist eher ein Museumsstück. Hier 13 Jahre alte Fotos. Das Regal ist inzwischen vollumfänglich mit Büchern zugestopft. Die Anlage steht immer noch mitten drin.
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PAM
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Westfernsehen in der DDR

Beitrag von PAM »

Das optische Aufarbeiten ginge, du musst auf den Alu-Fronten aber vorsichtig sein wegen der Bedruckung. So aufgestellt war die Anlage bei meinem Vater auch. Allerdings muss der Tuner damals echt madig gewesen und damit unter seinen Fähigkeiten geblieben sein. Nur kriegtest du sowas nicht einfach umgetauscht und die Reparaturen machten es letztlich auch nicht besser.

Was mir bei den RFT-Geräten ab Mitte der 1980er auffällt: Viele von ihnen gehen heute nicht mehr bzw. nicht mehr richtig. Alterung von Bauelementen, zuweilen Sparzwänge und oft auch zweiklassige Fertigung für den Export oder für den Binnenmarkt. Vieles aus den 1970ern bis in die erste Hälfte der 1980er funktioniert dagegen noch, solange es transistorisiert war und wenigstens ab und an mal benutzt wurde. Mein Rema Andante von m. E. 1981 tut's beispielsweise - lediglich die Glühlampen-Beleuchtung ist nicht mehr original. Für den Soffitten-Ersatz (12 V bei 1 W) wollen sie inzwischen Mondpreise. Jetzt sind LEDs drin. Anfangs zum Probieren nur vorhandene kaltweiße mit unerträglicher Optik, inzwischen habe ich warmweiße eingesetzt. Ein wenig heller als original, die Lichtfarbe ist aber wieder perfekt getroffen worden.
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Chris_BLN
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Chris_BLN »

Also, wenn optisch aufbereiten, dann richtig: http://www.rft.open-netcenter.de/.

http://hosting118964.a2f7e.netcup.net/r ... eiss-1.jpg

Auch die 200er sollte man sich da anschauen. Beispiele:

http://hosting118964.a2f7e.netcup.net/r ... lber-1.jpg
http://hosting118964.a2f7e.netcup.net/r ... rben-1.jpg


"Vorher wurden die Fronten von einer Fachfirma entfärbt, enteloxiert, geschliffen (um Oberflächenkratzer zu entfernen), gefliest und neu eloxiert."

Unglaublich gute Arbeit!

Soweit ich mich erinnere, waren selbst die Gehäusedeckel unter Verwendung sehr giftiger Substanzen für die Lackierung vorbereitet worden. Bei den Fronten der HMK 100 hatte man erhebliche Probleme mit einer stabilen Oberfläche. Das rottet auch bei ordnungsgemäßer Aufstellung vor sich hin und vergilbt. Ist auch bei dem noch verwendeten HMK-D100 meines Patenonkels so. Auch dessen Front sieht nicht mehr wie neu aus. Dafür steckt ein Alps-Kopf im Gerät...
tojo
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von tojo »

Chris_BLN hat geschrieben: Do 5. Mär 2020, 11:21 ... Der Tuner hat zudem die befremdliche Eigenschaft, kaum Audio abzugeben - es muss sehr starkes Signal anliegen, dass man was hört. ...
Das klingt verdächtig nach einen defekten Keramik-ZF-Filter. Das ist ein häufiges Problem bei den RFT-Geräten.
Chris_BLN
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Chris_BLN »

Danke, das merke ich mir vor für den Fall, dass ich mal...
Antennenfritze
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Antennenfritze »

Steffen_K1 hat geschrieben: So 25. Mär 2018, 14:29 Testweise sendete das 2. Programm des DDR-Fernsehens tatsächlich für kurze Zeit auf Kanal 25 vom Sender Wittenberg. Müßte so um Ende 1988 herum gewesen sein. Da ich nur wenige km vom Gallunberg wohnte (und immer noch wohne) machte mir das Ansehen von Rias-TV/Sat.1 sehr unansehnlich, sobald DDR F-2 sendete. Wie die Leistung des Senders war (vielleicht 5 kW?), kann ich aber leider nicht sagen. Arbeitskollegen erzählten mir, die so ca. 20km von Wittenberg entfernt wohnten, kaum oder keine Störungen hatten. Wann der Sender wieder in der Versenkung verschwand, kann ich allerdings nicht sagen. Der schwache sowjetische Sender auf Kanal 24 machte den Rias-TV/Sat.1 Sender aus Berlin an meinem damaligem Wohnort keinerlei Schwierigkeiten.
Dazu speziell gibt es inzwischen das Buch " Schwarzhörer, Schwarzseher und heimliche Leser : Die DDR und die Westmedien "
von Franziska Kuschel
u.a. wird dort die Verhinderung von SAT1 / Rias TV auf dem ( West- ) Berliner UHF -Kanal 25 im Umkreis der Städte Bad Freienwalde,Wittenberg und Petkus berichtet ( im Umkreis Cottbus
war regelmäßig das Bild von DDR 2 "drübergelegt " )

Gruß Antennenfritze
13 Element UHF - Antenne für DVB-T2 für Berlin und Calau
UND
85' er Satelliten -Spiegel ( " liegende " Installation auf Balkon wegen Mietwohnung )
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von DLR-Fan Sachsen-Anhalt »

Wenn wirklich RiasTV/Sat1 gestört wurde, kann es ja sein, dass es vom damals neuen Turm in Calau gemacht wurde, das dann auch trotzdem in Teilen von Wittenberg noch störte. Kommt auf die Sendeleistung in Calau an. Ist es vielleicht auch möglich, dass sich in Sendernähe von Calau immer mal ne Kreuzmodulation gebildet haben könnte mit Kanal 23, und Kanal 53, immerhin 1000kW damals. Dass quasi dadurch das DDR2 Bild auf Kanal 25 zu sehen war.... Man weiß ja nicht wie die Verstärkertechnik diese hohen Pegel vielleicht gemischt haben.
Radio Fan
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Radio Fan »

Da hätte nur eine auf den störenden Kanal abgestimmte Kanalsperre was bewirkt. 😇

QTH: Rostock Mitte
RX:Technisat DIGITRADIO 143, Grundig Satellit 700, Peaq PDR050
TEF 6686, Panasonic RF-D10, Technisat DigiPal DAB+, Sangean DPR76
Mobil: Honda Civic-Werkslösung optimiert mit ATBB-Flex Dachantenne
Frankfurt
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Frankfurt »

gab es in dieser Gegend einen K25 Füllsender von DDR2 oder eine Überreichweitensituation in der Zielrichtung Berlin, so daß dieser entfernte DDR 2 Sender nicht ausgeblendet werden konnte ?
the jazzman
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von the jazzman »

Im Raum Dessau/Bitterfeld wurde Sat.1/RIAS-TV von Berlin schon vom Sender Wittenberg gestört. Ist ja nicht sehr weit weg...

DDR2 war meist kurz vorm Sendeschluss von Sat.1 weg, so dass man dann fast nur noch die Vorschau für den nächsten Tag mit den wechselnden Hintergründen sehen konnte.

In der Art hier... https://www.youtube.com/watch?v=tXM5kGa5Q2s

Morgens reichte es bis kurz nach dem Frühstücksfernsehen. Dann lief so etwas wie "Justitias kleine Fische". Vermutlich bis 9:25 oder geringfügig früher.

Das dürfte aber nur auf die Ferien zutreffen. Ansonsten kam ja morgens Schulfernsehen.

Nach meiner Erinnerung begann DDR2 um 09:30 mit einer Wiederholung der Aktuellen Kamera vom Vortag (DDR1 19:30).
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