2-0-8 hat geschrieben: ↑So 24. Nov 2019, 15:22
102.1 hat geschrieben: ↑So 24. Nov 2019, 14:33
Wenn die Behörden oder die Staatssicherheit "StB" etwas gegen Dich unternehmen wollte, war ihnen jegliches Gesetz in der CSSR egal. Die hätten das einfach gemacht was sie wollten, wirklicher Rechtsstaat war die CSSR ja nie. Der Besitz oder Betrieb eines CCIR Empfängers wäre da ohnehin nur ein Vorwand gewesen.
So wollte man aus diesem Grund schon nicht beim Ö3 Hören gross auffallen, und machte dies eher mehr privat auch wenn es explizit nie verboten war. Irgendwelche Störsender mit dem Zweck den Ö3 Empfang zu unterbinden gab es in der CSSR interessanterweise auch nie, zumindest ist mir dies nie aufgefallen. Auch "DDR-ähnliche" Aktionen wie "Aktion Ochsenkopf" schien es in der CSSR auch nie gegeben zu haben.
Allerdings "zerlegten" mir die Grenzer mal meinen Wagen bei der der Einreise an Grenzkontrolle, auf der Suche nach westlichen illustrierten Zeitungen. Besonders Mode und Freizeit-Magazine, auch Tageszeitungen, und generell jegliche Druckware, war komplett inakzeptabel in die CSSR mitzunehmen.
Nun, ich war DDR-Bürger und das Geheimdiensten das Recht ziemlich egal war (und meiner Ansicht nach auch immer noch ist), war und ist eine Binsenweisheit. Irgendwann muss man sich aber entscheiden, ob man sich die Hosen voll macht oder ob man Rückgrat hat und sein Ding durchzieht.
Mitte/Ende der 80er hatten die Geheimdienste allerdings anderes zu tun, als Radiohörern hinerherzulaufen, noch dazu, wenn sie lediglich hörten und keine Propaganda machten.
Wer als westlicher Privatbürger in die CSSR reisen wollte, ging meist zum staatlichen Cedok, die sich um Reservierungen und Visas kümmerten, und auch staatlich genehmigte Reiseführer verkauften. Bei einer Gruppenreise, in Obhut eines Gruppenführers, hatte man selten Kontakt mit irgendwelchen Sicherheitsleuten, anders war dies bei kompletten Privatreisen. Jegliche Art von privater Eigeninitiative war in der CSSR schon grundsätzlich als "verdächtig" gesehen worden, besonders wenn man aus dem Westen kam.
Ich hatte 1988 noch in der CSSR einen unfreiwilligen Besuch (man wurde abgeführt) bei den Behörden, zwecks "nur einige Fragen" beantworten. Nach Ende der "Befragung" und es war wirklich nur die Beantwortung einiger Fragen (wir sind ja nur besorgt um ihre Sicherheit), war man natürlich weiterhin "unter Beobachtung". Die StB hatte allgemein das Jahr 1988 und die Situation als gefährlich eingestuft, da es exakt 20 Jahre Niederwerfung des Prager Frühlings waren. Nur seit der Gustav Husak Zeit war es in der CSSR etwas "erträglicher" als sie unter dem stalinistischen Antonin Novotny war. Auch gab es Ende der 80er Jahre in der CSSR die Frage und die Grabenkämpfe in der kommunistischen Partei, ob man die "Reformen" von Gorbachov in der UdSSR auch in der CSSR umsetzen wollte. Besonders auf Grund der Niederwerfung des Prager Frühlings war jegliche Reform in der CSSR ein heikles Thema.
Den letzten Absatz kann ich allerdings nicht nachvollziehen. Zumindest in Prag und ich glaube auch in Brünn, habe ich in An- und Verkaufsläden Zeitungen aus dem Westen gekauft. Sicher nichts politisches, aber Mode und Wohnen auf alle Fälle. Und die Tageszeitung der österreichischen kommunistischen Partei gab es (mit ein- bis zwei Tagen Verzögerung) am normalen Zeitungsstand.
Selbst mitbringen war dennoch nicht erlaubt. Wenn man Dich an der Grenze erwischt hatte, gab es nur noch unnötige Verzögerungen und weitere Schikanen, allerdings keine Einreiseverbote, dazu war alles in der CSSR ohnehin zu überwacht. Dazu kommt noch, dass anders als in der DDR, die CSSR über eine rege Schriftsteller-Szene und Bürgerrechtszene verfügte die nie den Mund hielt, und demnach in der kommunistischen Führung nicht gewollt war, dessen Bücher sogar verbannt waren. Gefängnisstrafen, Publikationsverbote bis hin zu Wieder-Einreiseverboten bei West-Besuchen waren dabei, Hat man sich als Westbürger in der CSSR bewegt, war man immer im Auge diverser StB Leute und deren Gefolgschaft. Mit Sicherheit wurde auch beobachtet, wer wo welche Zeitungen kauft und welche Zeitungen es waren. Als Westbürger bei einer längeren CSSR Reise eine der wenigen westlichen Zeitungen zu kaufen (die sicher von staatlicher Stelle eingeführt wurden) waren nicht verboten. Kaufte man diese als Tscheche wurde dies sicher von der StB und einem ihrer Leute "notiert" und landete zumindest in irgendwelchen Akten. Bei einem gewollten beruflichem Aufstieg in einem Staatsbetrieb in der CSSR kam dann diese Notz sicher wieder zum Vorschein......