DDR-Fernsehen in der früheren Bundesrepublik

Das Radioforum. Hier dreht sich alles um die technischen Seiten des Radio- und TV-Empfangs.
Lutz2

DDR-Fernsehen in der früheren Bundesrepublik

Beitrag von Lutz2 »

Fast allen sind die Anstrengungen bekannt, um auch noch im letzten Winkel der DDR Westfernsehen und Radio empfangen zu können (inzwischen gibt es ja sogar einen eigenen Thread dazu).

Umgekehrt gibt es kaum Informationen, ob man sich auch in Westdeutschland bemüht hat, das DDR-Fernsehen möglichst störungsfrei reinzubekommen.
Mir ist jedenfalls nichts dergleichen bekannt; oder kann jemand etwas anderes berichten?

Wie weit schafften es die beiden Fernsehrprogramme der DDR bis in den Westen hinein?
ulionken

Re: DDR-Fernsehen in der füheren Bundesrepublik

Beitrag von ulionken »

Im Weserbergland südlich von Hannover war der Empfang des DDR-Fernsehens vom Brocken ortsüblich, und zwar oft mit den gleichen Antennen, die die ARD von Harz-West und ZDF/N3 von Torfhaus oder einem Umsetzer empfangen haben.

In Münster/Westfalen hatte ich nur bei Tropo-Bedingungen TV-Empfang vom Brocken, UKW ging in Mono-Qualität ständig.

73 de Uli
UKW/DAB/TV

Re: DDR-Fernsehen in der füheren Bundesrepublik

Beitrag von UKW/DAB/TV »

In Stemwede (30km nordöstlich von Osnabrück) ging DDR1 vom Brocken auf Kanal6 recht gut. DDR2 vom Brocken ging bei uns im Haus nicht, wohl aber mit dem Casio Taschenfernseher auf einem Hügel unweit unseres Hauses.

Im Radio gingen Radio DDR1, Rasio DDR2, Berliner Rundfunk und Stimme der DDR in leicht angerauschtem Stereo.

Gruss
Hanno.
Alqaszar

Re: DDR-Fernsehen in der füheren Bundesrepublik

Beitrag von Alqaszar »

"Tief im Westen" war natürlich kein DDR-Empfang möglich. Allerdings sprechen wir hier über eine Zeit, in der es regulär nur drei Programme gab. Es wurde also vielfach großer Aufwand betrieben, um ein oder mehrere weitere heranzuholen. Also so was wie Alltags-DX. Hier war vor allem das damalige Südwest 3 beliebt, das in weiten Teilen des Rheinlands auf Kanal 56 aus Ahrweiler zu empfangen war. Außerdem natürlich auch die Programme aus den Niederlanden und Belgien.

Es gab sogar sog. "Städteverstärker", beispielsweise von Kathrein, die fertig konfiguriert waren. Die sahen hier in der Region beispielsweise wie folgt aus:

-- Ein Eingang für Kanal 5 für Nederland 1 aus Roermond
-- Ein Eingang für Kanal 9 für ARD aus Langenberg
-- Ein Eingang für "Rest UHF" (entweder für Witzhelden oder Wesel, also ZDF und West 3, später auch RTL))
-- Ein Eingang für Kanal 31 oder 31 bis 34 (Nederland 2 und 3 aus Roermond)
-- Ein Eingang für Kanal 56 (Südwest 3 aus Ahrweiler)

Interessant war, dass die Verstärkungspegel für jeden Eingang getrennt geregelt wurde und dass die ganze Schaltung aus Verstärkern und Einschleifweichen in einem Gehäuse untergebracht war.

Jetzt meine Frage: Gab es so was auch für Gegenden nahe der DDR-Grenze, wo die DDR-Kanäle berücksichtigt wurden?
Scrat

Re: DDR-Fernsehen in der füheren Bundesrepublik

Beitrag von Scrat »

Das DDR Fernsehen I+II war hier in Neumarkt im Kabel.Empfangspunkt war der ehemalige Kabelport Nennslingen im Lkr. Weissenburg-Gunzenhausen.Empfangener Sender war Sonneberg.
Ausser leichten Störungen war das Bild gut.
Schabowskis Pressekonferenz konnte ich im DDR Fernsehen also 1989 direkt miterleben.

Hier in NM ging das DDR Fernsehen auch mit Dachantenne.Das erste mal hab ich das um 1987 festgestellt, als über die Dillbergantenne ein stark verrauschtes DDR I empfangen wurde.

Der Langenhagener

Re: DDR-Fernsehen in der füheren Bundesrepublik

Beitrag von Der Langenhagener »

Hier in der Region Hannover war der Empfang beider TV-Programme selbst mit einfacher Zimmerantenne möglich, weshalb ich mich entschloß meinen damaligen Fernseher mit einem Secam-Ost Adapter nachzurüsten. Als wir mitte der achtziger Jahre verkabelt wurden, wurden auch sämtliche Radio- und TV-Programme der DDR in das hiesige Kabelnetz eingespeist (DDR-Fernsehen automatisch in Farbe). Sogar daß damalige Jugendradio war, wenn auch verrauscht, im Kabel zu hören.
Lutz2

Re: DDR-Fernsehen in der füheren Bundesrepublik

Beitrag von Lutz2 »

Der Langenhagener hat geschrieben:wurden auch sämtliche Radio- und TV-Programme der DDR in das hiesige Kabelnetz eingespeist (DDR-Fernsehen automatisch in Farbe)
Wurde dazu das Signal von der Kabelbetreibergesellschaft von SECAM in PAL umgewandelt?

Interessant wäre es natürlich ebenfalls zu erfahren, wie beliebt das DDR-Fernsehen bei der West-Bevölkerung war.

Hatte der Sender Broken eigentlich Einzüge in Richtung Westen oder wurden Rundstrahler verwendet?
Thomas (Metal)

Re: DDR-Fernsehen in der füheren Bundesrepublik

Beitrag von Thomas (Metal) »

In Unterfranken konnte man etwa die A7 als Grenzlinie für standardmäßigen DDR-Empfang ansehen. In günstigen Lange kragte es etwa nach Westen aus, so z. B. um Hammelburg. Empfangen wurde i. d. R. Sonneberg. Östlich der Rhönabschattung des Inselsberges und vor allem im Kreis NES auch eben diesen.
Im Kabel war das DDR-Fernsehen noch in Bad Orb und Gelnhausen, wobei dort der AMTV-Stern auf dem Hoherodskopf sich befunden hat. Sehr enttäuscht war ich 1992 in Ffm als dort im Prinzip nur starke ortsübliche Sender (Radio: hr, BR, SWF, SDR, WDR[2+3], Private, TV: ARD, ZDF, hr, BR, SW, WDR, NDR, Private) und keinerlei Programme aus Thüringen im Kabel waren. Gleiches traf wohl auch für Hanau zu. Etwas nördlich davon, also im Raum Friedberg waren dagegen sogar bereits Inselsberg-Antennen sichtbar.
Martyn136

Re: DDR-Fernsehen in der füheren Bundesrepublik

Beitrag von Martyn136 »

Ging bei uns auch problemlos.

Zu den Zeiten als es noch kein Satellitenfernsehen gab war man natürlich schon froh über die zwei zusätzlichen Programme, und es gab auch oft gute Filme dort.

Und gerade jetzt im Sommer haben Landwirte sich oft gerne nen zweiten bzw. dritten Wetterbericht angeschaut.
drm-dxer

Re: DDR-Fernsehen in der füheren Bundesrepublik

Beitrag von drm-dxer »

Um mehr Programme als die drei ortsüblichen zu empfangen, hat man damals schon einen ziemlichen Aufwand betrieben. Wir hatten in Alsfeld Antennen für Rimberg, Kreuzberg (Kanal 3), Heidelstein und Inselsberg (UHF und VHF). Der Empfang aller DDR-Sender (Radio und TV) war einwandfrei.
Beliebt waren natürlich in erster Linie Spielfilme, aber auch Kindersendungen mit "Professor Flimmrich" sowie "Schnatterinchen und Pittiplatsch der Liebe".

Zur allgemeinen Erheiterung hat man sich auch mal den "Schwarzen Kanal" angeschaut, die Aktuelle Kamera erst ab der Wendezeit. Vorher hörte sich das so an: "Der 1. Sekretär des ZK der SED und Vorsitzende des Staatsrates der Deutschen Demokratischen Republik, Genosse Erich Honnecker, empfing heute in Berlin, der Hauptstadt der DDR, den Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Vereinten Sowjetrepubliken, Genossen Leonid Breschnew, zu bilateralen Gesprächen. usw. usw."
Optimierer

Re: DDR-Fernsehen in der füheren Bundesrepublik

Beitrag von Optimierer »

@Lutz2: Ja, DDR-Secam wurde damals im Langenhagener Kabel in PAL umgewandelt. Ich wohnte bis 1989 auch in Langenhagen. Es gab dort sogar eine eigene Kabelkopfstelle der DBP am Langenhagener Bahnhof (heute S-Bahn-Station "Pferdemarkt"), wo sämtliche terrestrisch empfangbaren Programme aufbereitet wurden. Erst später wurden die zusätzlichen "Sat"-Programme über eine Richtfunkstrecke von Hannover aus zugeführt. Der Mast am Bahnhof steht noch; er trägt heute ausschließlich Mobilfunkantennen von T-Mobile, e-Plus und O2, sowie BOS-digital.

Bevor meine Eltern damals verkabelt wurden (1988), empfingen wir DDR-Fernsehen über die Gemeinschaftsantenne unseres Reihenhauses. Bis 1984 nur DDR1 vom Brocken K6 über die nach Torfhaus K10 ausgerichtete VHF-Antenne (Torfhaus K10 kam nördlich von Hannover schon immer stärker an als Hemmingen K8, daher zeigten so gut wie alle VHF-Dachantennen nach Südosten in Richtung Harz). Bei ZDF und NDR FS war allerdings der FMT in Hannover am Raschplatz erste Wahl (K24 und K44 mit je 500kW; später kamen RTL und Sat.1 auf K36 und K40 mit je 5kW dazu). Daher (besonders wegen der Privaten) waren die UHF-Yagis im Norden von Hannover eher dorthin ausgerichtet. DDR2 auf K34 mit 500 (1000?) kW vom Brocken wurde je nach Empfangslage entweder als Nebenkeule der (einzigen) UHF-Antenne mitempfangen oder es wurden K34-auf-Rest-UHF-Weichen und zusätzliche Antennen eingesetzt. Mit der Verlagerung der hannoverschen UHF-Programme anfang der 1990er vom Raschplatz auf den neuen FMT Telemax kam man in Langenhagen dann häufig mit einer einzigen UHF-Antenne nach Südsüdost aus, da ja der Sender etwas weiter nach Osten "gewandert" war und Telemax und Brocken fast in einer Richtung lagen. Die Antenne wurde dann auf das schwächste Programm eher zum Brocken oder eher zum Telemax ausgerichtet.

1984 habe ich dann ein Praktikum bei einem Radio- und Fernsehtechniker gemacht und die Gunst der Stunde genutzt, an der Gemeinschaftsantenne unseres Reihenhauses zusätzlich noch Antennen, Weichen und Verstärker für DDR2, WDR3 und BFBS-TV nachzurüsten (in Eigenregie mit Unterstützung vom Ausbilder). Damit konnten wir seit 1986 über die Gemeinschaftsantenne meiner Eltern in Langenhagen neun (!) analoge Fernsehprogramme empfangen: ARD (K10), ZDF (K24), NDR FS (K44), WDR FS (K57), DDR1 (K6), DDR2 (K34), RTL (K36), Sat.1 (K40) und BFBS-TV (K50). Letzteres war leider nicht von langer Dauer, da die britischen Streitkräfte in den frühern 1990ern aus Hannover abzogen. Der ehemalige BFBS-TV-Sendeturm (K40, später K50 vertikal mit 400W) beim britischen Militärhospital am Weidetorkreisel (heute Altenheim) trägt heute Mobilfunkantennen von Vodafone und T-Mobile.
senderjaeger

Re: DDR-Fernsehen in der füheren Bundesrepublik

Beitrag von senderjaeger »

Lutz2 hat geschrieben:Hatte der Sender Broken eigentlich Einzüge in Richtung Westen oder wurden Rundstrahler verwendet?
Einzüge gab es sicher nicht, schließlich war es Ziel der DDR, das Gebiet des Klassenfeindes möglichst großflächig mit zu versorgen. DDR 1 auf Kanal 6 war im Raum Hannover sogar per Teleskopantenne brauchbar zu empfangen. DDR 2 auf Kanal 34 kam etwas schlechter, aber noch immer brauchbar.

Erst nachdem der MDR zum 1.1.92 den Kanal 34 übernommen hatte, wurde offensichtlich irgendwann die Sendeleistung nach Westen spürbar gedrosselt.
Terranus

Re: DDR-Fernsehen in der füheren Bundesrepublik

Beitrag von Terranus »

Hier in der Gegend wurde oft eine BIII Antenne für K12 installiert, auf den K33 verzichtete man aber häufig, das kann man heute ja noch auf zahlreichen Dächern sehen. In unserem Tal allerdings war kein sauberer Empfang möglich, von daher hatte kaum jemand das DDR TV. Einen speziellen Aufwand trieben nur wenige. Ich weiß von meinem Großvater der damals Antennen installiert hat, dass vor allem Lehrer am Empfang aus Interesse der politischen Darstellung interessiert waren, insbesondere auch im Raum Erlangen. Dort war der Empfang im östlichen Teil der Stadt aber sehr schwierig.
Gleiches gilt für Nürnberg, im Westen war der Empfang einfach ( auch Fürth), am Ostrand schwierig, da sich dort schon die Jurastufe dazwischen schiebt. Richtung Lauf, Hersbruck war kein Empfang mehr möglich, an einem Füllsender in Eschenau nördlich von Nürnberg wurde der K33 sogar für das ZDF genutzt. Ins Kabel wurden sämtliche Programme vom Blessberg eingespeist.
Vom Fernempfang her kann man fast sagen lag die Grenze in Bayern dort, wo dann der ORF aus Süden her empfangbar wurde, Fränkische Alb. Nördlich war das DDR TV machbar, südlich ORF.
Nennslingen war da in der Tat ein besonderer AMTV Stern, dort konnte beides empfangen werden, die FÜSt befindet sich dort aber auch an einem sehr guten Standort.

Allgemein kann man glaub ich sagen, dass das DDR TV mit der Topographie einfach "Pech" im Vergleich zum West TV Richtung DDR hatte. Große Ballungsräume im Westen waren einfach nicht erreichbar, ein Münchner oder Stuttgarter hat halt nie DDR TV gesehen.
AFNBEKENNER

Re: DDR-Fernsehen in der füheren Bundesrepublik

Beitrag von AFNBEKENNER »

[quote Weltempfängermatze]
Einzüge gab es sicher nicht, schließlich war es Ziel der DDR, das Gebiet des Klassenfeindes möglichst großflächig mt zu versorgen. [/quote]

Wirklich nicht.....
Martyn136

Re: DDR-Fernsehen in der füheren Bundesrepublik

Beitrag von Martyn136 »

Auf jeden Fall war das DDR Fernsehen ein echter Mehrwert: Dirty Dancing als Serie und Knight Rider gabs da auch.

Empfangen haben wir es damals auch vom Blessberg.

Allerdings frag ich mich ob nicht auch Schöneck machbar gewesen wäre, bzw. wie weit Schöneck damals im Nordosten Bayerns empfangbar war. Denke der dürfte auch ne ordentliche Reichweite gehabt haben.

Machbar war DDR Empfang imho schon in durchaus vielen Gegenden. In Hamburg soll wohl Schwerin zu empfangen gewesen sein.
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