DDR-Fernsehen in der früheren Bundesrepublik

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senderjaeger

Re: DDR-Fernsehen in der füheren Bundesrepublik

Beitrag von senderjaeger »

Terranusl hat geschrieben:Große Ballungsräume im Westen waren einfach nicht erreichbar
Für den Süden mag das gegolten haben. Der Ballungsraum Hannover/Hildesheim/Braunschweig wurde vom Brocken aus jedenfalls sehr gut erreicht.
DLR-Fan Sachsen-Anhalt

Re: DDR-Fernsehen in der füheren Bundesrepublik

Beitrag von DLR-Fan Sachsen-Anhalt »

Schöneck? Da gabs doch meines Wissens keinen starken DDR-TV-Grundnetzsender, oder? UKW gabs dort auch gar nicht, oder? Zwischen Geyer und Bleßberg war kein weiterer Grundnetzsender in der DDR dazwischen, wäre mir jedenfalls neu.

Der Standort Schöneck im Vogtland wurde doch erst nach der Wende geschaffen, oder nicht?
Birger*

Re: DDR-Fernsehen in der füheren Bundesrepublik

Beitrag von Birger* »

Als meine Eltern im südlichen LK Vechta über das Osnabrücker Netz Anfang 1989 endlich ein Signal auf die seit Monaten liegenden Kabel bekamen, waren nur DDR 1 und natürlich die Radioprogramme drin. DDR 1 war quasi von der ersten Stunde mein Programm. AK und schwarzer Kanal waren der Hit. Im Laufe des Sommers habe ich sehr intensiv alles aufgesogen, was da über den Äther kam. Ich frag mich ja bis heute, wie erwachsene Menschen ernsthaft so ein komisches Zeug veranstalten konnten.
Da unsere Dachantenne dann ohne Nutzen war, fing ich an, auszuprobieren, was die denn so alles kann. Und siehe da, ein stark schwarz-weiß verrauschtes DDR 2 auf K34 mit klarem Ton war ständig möglich. Manchmal bei angehobenen Bedingungen war das Bild wie ein Ortssender, da wir aber keinen Secam-Decoder hatten eben nur in sw. Aus heutiger Perspektive wäre mit etwas Aufwand sehr viel mehr als nur die 4 Programme (NDR, RB, ZDF, N3) möglich gewesen.
Letztlich war eine Entscheidung für mehr Programme immer schwierig, die gerne mit Sätzen wie "Brauchen wir nicht" oder "Man kann doch eh nur ein Programm anschauen" abgeblockt wurde.
Bolivar diGriz

Re: DDR-Fernsehen in der füheren Bundesrepublik

Beitrag von Bolivar diGriz »

Ich habe damals in Geldern-Walbeck (an der niederländischen Grenze) gewohnt. Schulfreunde aus Geldern-Vernum (2 km östlich von Geldern, ca. 12 km von der niederländischen (!) Grenze entfernt, konnten schon bei leichtem Tropo DDR 1 auf Kanal 6 empfangen! Bei mir in Walbeck ist mir dies nur ein einziges Mal bei starkem Tropo gelungen, da auf Kanal 6 SWF 1 normalerweise dominierte. Ich halte es für möglich, dass somit noch am Westrand des Ruhrgebietes mit entsprechendem Antennenaufwand ein Empfang von DDR 1 vom Brocken her möglich gewesen wäre. In Dortmund war es an vielen Orten ganz sicher mit erhöhtem Aufwand möglich, ich kenne aber niemanden, der eine entsprechende Antenne hatte.
Martyn136

Re: DDR-Fernsehen in der füheren Bundesrepublik

Beitrag von Martyn136 »

Schöneck? Da gabs doch meines Wissens keinen starken DDR-TV-Grundnetzsender, oder? UKW gabs dort auch gar nicht, oder? Zwischen Geyer und Bleßberg war kein weiterer Grundnetzsender in der DDR dazwischen, wäre mir jedenfalls neu.

Der Standort Schöneck im Vogtland wurde doch erst nach der Wende geschaffen, oder nicht?
Wusste ich nicht. Aber dann ist auch klar warum wir die Antennen zum Blessberg ausgerichtet haben.
Jens1978

Re: DDR-Fernsehen in der füheren Bundesrepublik

Beitrag von Jens1978 »

In Schöneck gab es keinen Grundnetzsender, lediglich ein UHF-Sender für DDR.2 war laut Wittsmoor in Auerbach (100kW).
koslowski

Re: DDR-Fernsehen in der füheren Bundesrepublik

Beitrag von koslowski »

Brocken K 34 ging bei mir mit zweimal 91 El. (wg. Geldbeutel leider nicht von Kathrein sondern nur von Funke) und Verstärker von Polytron (der rauschärmere Typ) im selbstgebauten Gehäuse auf dem Mast normal mit etwa O=3. Schon bei leicht angehobenen Bedingungen aus der richtigen Richtung gind es mit O=5. Der Gr. Feldberg ließ sich problemlos ausblenden, war häufig bei angehobenen Bedingungen allerdings unangenehm stark. Letzteres galt auch für den Säntis.

Als Roermond mit NED 3 auf K 34 on air ging, war es mit dem Brocken natürlich völlig vorbei. K 6 vom Brocken habe ich wg. Koblenz, glaube ich, nie empfangen. Der eigentlich günstigere Inselsberg war wg. Roermond auch unbrauchbar.
hetietz

Re: DDR-Fernsehen in der füheren Bundesrepublik

Beitrag von hetietz »

Ich stieß auf diese längere Abhandlung, die sich mit den Bemühungen des DDR-Fernsehens befasst, die Bevölkerung der Bundesrepublik zu erreichen:

http://www.kulturation.de/ki_1_thema.php?id=23
Lutz2

Re: DDR-Fernsehen in der füheren Bundesrepublik

Beitrag von Lutz2 »

Wenn die DDR heute noch bestünde, gäbe es das DDR-Fernsehen sicher über Satellit.

Auch wenn es jetzt nicht zum Thema gehört und zugegeben etwas spekulativ ist: Es hätte mich schon interessiert, wie es dann um das Internet in der DDR bestellt wäre.
Sich hätte man sich gegenüber der technischen Entwicklung nicht ganz verschließen können (so wie im stalinistischen Nordkorea). Filtermechanismen hätten jedoch nicht viel gebracht, einen Kontakt zum Westen zu unterbinden.
htw89

Re: DDR-Fernsehen in der füheren Bundesrepublik

Beitrag von htw89 »

Zwar war ich damals noch ein Baby bzw. vor 1989 nicht geboren, weiß aber aus alten Aufzeichnungen dass im ehemaligen Kabelnetz Vechta (welches Vechta und LOHNE versorgte) beide DDR-Fernsehprogramme sowie Radio DDR 1+2 und Stimme der DDR von Anfang an (1986) eingespeist wurden, als Quelle natürlich Brocken. Vermute mal da hat man in Vechta-Langförden schon ziemlichen Aufwand getrieben um das zu empfangen, andererseits steht soweit ich weiß bei der Kopfstation auch ein Turm, vielleicht war der ja hoch genug (recht groß dürften die Antennen dennoch gewesen sein, zumindest was TV angeht)... die Radios gehen ja bis heute über UKW mit einigermaßen ordentlichen Geräten mit angekratztem mono rein (MDR 1 SAN und JUMP jedenfalls, 89.0 RTL läuft schon seit einiger Zeit nicht mal mehr sooo gut). Im Kabel müssen die Frequenzen allerdings irgendwann geflogen sein, vermutlich 1991/1992.

Noch interessanter finde ich, was man in Osnabrück gemacht hat (DDR-TV im Westen war schon öfter Thema hier): Nederland 1 und DDR 1 eingespeist obwohl beide über Kanal 6 sendeten...
CBS

Re: DDR-Fernsehen in der füheren Bundesrepublik

Beitrag von CBS »

Wenn die DDR heute noch bestünde, gäbe es das DDR-Fernsehen sicher über Satellit.

Auch wenn es jetzt nicht zum Thema gehört und zugegeben etwas spekulativ ist: Es hätte mich schon interessiert, wie es dann um das Internet in der DDR bestellt wäre.
Sich hätte man sich gegenüber der technischen Entwicklung nicht ganz verschließen können (so wie im stalinistischen Nordkorea). Filtermechanismen hätten jedoch nicht viel gebracht, einen Kontakt zum Westen zu unterbinden.
Mit Satellit denke ich auch so wäre es heute. Was das Internet angeht, könnte ich mir eine Great Firewall nach chinesischem "Vorbild" vorstellen, was der gesamte Ostblock gemanaged hätte, mit Austausch von gegenseitigen Filterlisten. Wenn ich dann überlege, was heute alles schon in diese Richtung gewollt wurde muss die "Indoktrination" von damals auf so manche heutige Politiker perfekt durchgeschlagen haben!

Nun, ich kann nur soweit beitragen, dass bei uns im Südwesten nichts aus der DDR ging. Das einzige war entweder MW mehr schlecht als recht und KW, was aber vom Programm her todlangweilig für mein damaliges Alter war. Heute bestimmt analysemäßig interessanter. Ich habe es natürlich vergeblich versucht, mal noch ein weiteres deutschsprachiges Programm neben den vielen französischen hier zu bekommen, aber das wurde nichts. Von den 14 analog empfangbaren Programmen hier, war ja auch nen Menge, waren nur 6 deutschsprachig. Der Rest bis auf TSI französisch. Immerhin lieferte es einen Ansporn besser franz. zu lernen...

Im nördl. BaWü Raum MA/HD wäre es evtl möglich gewesen, DDR TV oder UKW zu empfangen. Die Aussagen des KabelTVTechnikers von vor der Wende waren schwammig ob es ginge oder nicht. Es war wohl eher nicht gewollt aber machbar. Heute verstehe ich seine Reaktion besser. Damals in meiner Naivität ging es vorrangig um die Programmvielfalt und nicht um Weltanschauungen.
Optimierer

Re: DDR-Fernsehen in der füheren Bundesrepublik

Beitrag von Optimierer »

Martyn136 hat geschrieben:In Hamburg soll wohl Schwerin zu empfangen gewesen sein
Richtig, man sieht noch heute auf Hamburgs Dächern viele lange VHF-Antennen, die nach Osten zeigen (ehem. Schwerin K11). Zusätzlich sind meist tiefer am Mast kurze 4-Element VHF-Antennen für den ehem. ARD K9 aus Moorfleet zu sehen.
Optimierer

Re: DDR-Fernsehen in der füheren Bundesrepublik

Beitrag von Optimierer »

Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, daß die DDR Satelliten-Transponderkapazität auf dem Orbiter des "Klassenfeindes", also Astra 19,2° Ost gebucht hätte, würde sie heute noch bestehen. Da hätte man wohl eher weitreichendes DVB-T bevorzugt. Ich könnte mir vorstellen, daß man ein DVB-T Bouquet mit 3 Programmen (DDR FS 3 war ja mal geplant) mit 16-QAM und hohem Fehlerschutz auf K6 mit 100kW vom Brocken rund abgestrahlt hätte.
Martyn136

Re: DDR-Fernsehen in der füheren Bundesrepublik

Beitrag von Martyn136 »

Ich denke schon das ein DDR Fernsehen über Satellit senden würde, ob auf 19.2° oder zusammen mit anderen Ostblockstaaten auf einer anderen Position, die ähnlich einfach zu empfangen ist und Multifeedlsungen erlauben würde. Denn eine 100%ige Abschottung wäre (wenn man nicht gerade wie ich unten geschrieben habe eine kommunistische Hardcore-Diktatur a la Norekorea errichten würde) heutzutage eh unmöglich. Dann würde man Satellitenfernsehen wenigstens dazu benutzen um seine Sicht der Dinge im Westen zu verbereiten.

Wenn sich die DDR nicht gerade zu einer kommunistischen Hardcore-Diktatur wie Nordkorea entwickelt hätte (was imho äussert unwahrscheinlich wäre) sondern zu einem Soft-Sozialismus dann gäbe es ein ganz anderes Problem: Die Bevölkerung würde dann wohl genauso auch die westlichen Programme, vorallem die Privaten schauen.

Deshalb wäre fraglich ob die DDR Programme dann überhaupt noch an Lizenzware kommen würden und ob dann das DDR Fernsehen überhaupt noch attraktiv wäre.

Abgesehen davon bin ich sicher das sich die DDR auch ohne Wiedervereinigung demokratisiert hätte.
Terranus

Re: DDR-Fernsehen in der füheren Bundesrepublik

Beitrag von Terranus »

Schöneck existierte bereits seit den 60 Jahren auf K6 als Füllsender mit 500W. Ohne diesen wäre im Vogtland kaum Empfang gegeben gewesen, da Geyer dort weiträumig abgeschirmt ist. Im Westen also Lkr Hof spielte der kaum eine Rolle, dagegen war Lobenstein-Sieglitzberg auf K7 (1kW) oft genutzt, noch heute an den vielen (rostigen) vertikalen BIII Antennen sichtbar.
Der ging echt weit... bis Marktschorgast war der zu empfangen.

@Martyn: "Knight Rider" kam nicht im DDR TV, das war bereits nach der Maueröffnung als der DFF bereits das Regionalprogramm innerhalb der ARD veranstaltet hat (ab 1990).

Sendungen, an die ich mich erinnern kann, sind vor allem Filme gewesen, allen voran die Olsenbande.
Bei uns war das Bild aber wirklich grenzwertig, weswegen es nur selten geschaut wurde.

Man muss es ja auch so sehen: hier war eine ganze Armada von Füllsendern im Einsatz, nur für die drei Westprogramme. Es war schon auch Zufall, ob man der Empfang nun möglich war oder nicht. Viele hier in den Tälern konnten das DDR TV nicht empfangen, und einen Aufwand man ihn in der DDR mit GGAs getrieben hat, gabs hier nicht. Da wurde dann bei der Post gejammert bis der TVU kam.
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