75 Jahre deutsches Fernsehen

[Bolivar diGriz]

Beim deutschen Fernsehen 1930 wurden 30 horizontale Zeilen verwendet, das Bild erscheint subjektiv deutlich schlechter. Dies erklärt auch, wieso man in Deutschland kontinuierlich die Zeilenzahl erhöht hat, während man in England bis 1930 bei 30 Zeilen geblieben ist. Dies ist in allen Ländern zu beobachten, wo 1930 schon mit dem Fernsehen experimentiert wurde. Auch in den USA gab es 1930 zahlreiche Fernsehsender, zwischen 24 und 60 Zeilen, alle horizontal. Alle Fernsehdienste waren 1934 wieder eingestellt. In den Niederlanden und in Moskau, wo mit 30 Zeilen vertikal gesendet wurden, sind die Dienste weitergelaufen, in der UdSSR bis 1937 und in den Niederlanden (wo das Fernsehen als privater Versuchsdienst lief) sogar bis zum Beginn des Krieges!

Da ich selber mit Nipkowscheiben experimentiere, kann ich nur bestätigen, dass die vertikalen Zeilen besser aussehen (die Pixelzahl ist ja gleich, ob das Bild nun hochkant oder liegend ist), und vor allem für Nahaufnahmen und Portraits besser geeignet sind als das "Postkartenformat". Außerdem wirkt das Flimmern bei nur 12,5 Bildern pro Sekunde weitaus weniger störend bei vertikaler Abtastung.

[Mathias Volta]

Bereits zu Adolfs Zeiten ließ Göring und das Luftfahrtministerium von deutschen Forschern, insbesondere von der Firma Telefunken ein HDTV-System mit 1.060 Zeilen entwickeln, welches allerdings hauptsächlich als Mißbrauch zu reinen Kriegszwecken (!!) gedacht war:
Die sogenannten "Sehenden Bomben", welche für eine präzisere Zielfindung u.a. bei den berüchtigten V2-Raketen mit entsprechenden, kleinen Hochleistungskameras und Übertragungstechnik ausgestattet waren.

[Wasat]

Ein schöne Seite aus den USA mit vielen Fotos historischer Geräte und gescannten Original-Medienberichten: http://www.earlytelevision.org/

Hier gibt es auch eine sehr ausführliche Liste über alle "mechanischen" TV-Stationen in Nordamerika mit technischen Angaben und Betriebszeiten: http://www.earlytelevision.org/mechanical_stations.html

[Lahnwelle]

Außerdem möchte ich darauf aufmerksam machen, daß auf Anfrage auch Führungen durch das Farbfernsehversuchslabor in Wuppertal möglich sind. Wenn einige von Euch Interesse daran hätten, solltet Ihr Euch evtl. Gedanken über geeignete Termine machen. Ich war bereits dort und es war sehr interessant.

Gerne weise ich noch einmal darauf hin, daß für die Zukunft geplant ist, das historische Farbfernsehversuchslabor an der Bergischen Universität Wuppertal auch einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, wozu auch eine entsprechende museumsdidaktische Aufbereitung vorgesehen ist. Hierbei seid auch ihr als Technikinteressierte gefragt. Welche Erwartungen hättet ihr an ein solches "Technikmuseum des deutschen Farbfernsehens"? Übrigens sind auch die frühen Versuche mit analogem HDTV im HD-MAC-Format und die ersten Versuche mit digitalem Fernsehen jeweils ein Gegenstand dieses Labors und entsprechende Exponate sind dort zu finden. Auf Wunsch kann ich euch eine PDF-Datei mit einer detaillierten Beschreibung der im Labor befindlichen Geräte per E-Mail zukommen lassen. Wenn ihr also Ideen oder Anregungen für eine Umsetzung dieses Vorhabens habt, das auch interessierte Laien ansprechen könnte, dann zögert nicht, diese zu äußern.

[Terranus]

In Großbritannien gab es anfang der 60er Jahre sogar die Überlegung, das US NTSC Farbsystem mit der 405 Zeilennorm zu kombinieren, dazu hat es sogar Feldversuche gegeben. Dies wurde vor allem vom privaten (damals noch sehr jungen) ITV gefordert. Die BBC stemmte sich da aber nach den ersten Tests dagegen. Die Regierung stimmte der BBC zu und ließ sie 1964 BBC 2 als 625 Zeilen Programm starten, über UHF. Bis 1964 gab es (anders als in Deutschland) auf der Insel noch keine UHF Sender.
Natürlich wurde das Programm da noch in s/w gesendet, hatte aber wie schon geschrieben wurde eine schlechte Abdeckung. Man kam mit dem Ausbau des UHF Netzes in den 60er Jahren nur äußerst schleppend voran.
Die BBC setzte sich dann auch mit PAL als Farbnorm durch (es war NTSC als Alternative im Spiel gewesen) und 1967 startete BBC 2 dann die Farbe in PAL -anfangs aber nur über ein paar ausgewählte Sender, die meisten waren noch nicht farbtauglich.
BBC1 und ITV sendeten zu dem Zeitpunkt weiter nur in 405 Zeilen.
Erst im November 1969 wurde dann der Parallelbetrieb auf UHF in Farbe gestartet, aber auch wieder nur über ein paar prominente Sender im Raum London, Birmingham und Liverpool/Manchester.
Abgelegene Gebiete in Schottland und die Kanalinseln bekamen erst Mitte der 70er Jahre Farbe.

Hier hatte sich das 405 Zeilensystem als Hemmnis herausgestellt - man hatte es 1946 ja deshalb wieder eingeführt, weil noch viele Vorkriegsgeräte vorhanden waren. Viele waren "städtekodiert". Also in London war Kanal A1 fest eingestellt, in Birmingham (ab 1949) A2 etc.
In den 50ern waren die Briten dem Rest Europas weit voraus, da konnte man das BBC TV Programm bereits fast überall auf der Insel dank starker Band I Sender empfangen. Die geringe Bandbreite vergrößerte die Reichweite noch.

[hetietz]

Ein sehr informativer Bericht von TerranusI.

Ich habe neulich eine alte Folge von "The Professionals" auf ITV gesehen. Die Serie entstand in der 2. Hälfte der 70er Jahre. Einige Szenen spielten auf einem Londoner Hochhaus, und man konnte deutlich vertikal ausgerichtete Antennen erkennen. Wenn ich es richtig in Erinnerung habe: eine 2er Gruppe für Band I, eine 2er Gruppe für Band III.

[delfi]

Wäre noch zu ergänzen, dass die Briten auch SECAM-Versuchssendungen ausgestrahlt haben.

[Terranus]

Viele der VHF Sender sendeten vertikal in England. BBC1 wurde größtenteils im Band I, ITV im Band III ausgestrahlt.

[Mathias Volta]

VHF-I in UK war ungefähr folgendermaßen belegt:

- Orkney
- Melvaig
- Skriaig
- Rosemarkie
- Meldrum
- Kirk O' Shotts
- Ashkirk
- Pontop Pike
- Sandale
- Holme Moss
- Sutton Coldfield
- Tacolneston
- Wenvoe
- Crystal Palace
- Redruth
- North Hessary Tor
- Rowridge
- Divis (Nord-Irland)

Leider keine genauen Angaben bezüglich Kanal (britisches 405-Raster) & Sendeleistung bekannt.
Sendeleistung: unter 10 kW

[Bolivar diGriz]

Noch heute sieht man in England vereinzelte Band I Antennen hängen, oftmals in der für das UK typischen Form eines riesigen "H" oder eines "X", vertikal ausgerichtet. Die Antennen waren wie bei uns aus einem Netallrohr, allerdings innen mit Holz gefüllt. Das macht sie außerdordentlich widerstandsfähig und haltbar. Ich habe hier komplette Jahrgänge der britischen "Practical Television" aus den 1950er Jahren, dort werden natürlich auch die Antennen beschrieben.

Wer sich für das alte britische System interessiert, dem sei diese Seite empfohlen: http://www.bvws.org.uk/405alive/index.html Dort gibt es auch eine Liste, welcher Sender mit welcher Polariastion und welcher Sendeleistung arbeitete: http://www.bvws.org.uk/405alive/info/tx_list.html

[Terranus]

http://www.zeit.de/1966/32/Der-dramatis ... tem?page=1

Das ganze Drama der Farbeinführung...

[hetietz]

artour | MDR FERNSEHEN | 08.04.2010 | 22:05 Uhr
"Bild und Ton: BRD-Fernsehen"

Vor 50 Jahren ging "Der Schwarze Kanal" mit Karl-Eduard von Schnitzler auf Sendung. Wer war dieser Karl-Eduard von Schnitzler? "artour" hat sich die erste und die letzte Sendung noch einmal angeschaut.

Quelle: http://www.mdr.de/artour/7216482.html

[Nohab]

Wiederholung morgen früh (09.04.2010) um 10:48Uhr

[Scrat]

60 Jahre Fernsehprogramm


Vor genau 60 Jahren wurde erstmals nach dem Krieg eine deutsche Fernsehsendung ausgestrahlt und der Grundstein für das heutige Fernsehen gelegt. Anlässlich des Jahrestages blickt Quotenmeter.de auf die wichtigsten Ereignisse der TV-Geschichte zurück.

Na, wer findet die Fehlerchen?

zb.
01. Oktober 1990 ProSieben strahlt als erster Sender sein Programm rund um die Uhr aus. Alle anderen sollen ihm in den kommenden Jahren folgen.
Tele 5 sendete seit seinem ersten Sendetag am 11.01.1988 ein 24 Stunden Programm.Schon als Musicbox wurde 24 Stunden gesendet.Und erster deutscher Sender wenns richtig wär.Sonst fehlen MTV,Super Channel die weit vor 1990 schon rund um die Uhr sendeten.

[Lahnwelle]

Prof. Dr. Uwe E. Kraus hat vor kurzem einen umfassenden Nachruf auf Prof. Dr. Franz Josef In der Smitten, den Pionier des Farbfernsehens in der BRD, der im Sommer im Alter von 81 Jahren verstarb, verfaßt. In diesem Nachruf werden auch viele technische Details erwähnt:

http://www.tv-kult.com/specials/21-zum- ... itten.html