Seite 16 von 17

Re: Analoge TV-Verschlüsselungen (ex: "D2-Mac auf Video?")

Verfasst: Fr 15. Mär 2013, 09:14
von Mike
Kay B hat geschrieben: Auf dem Kopernikus gab es im 12-GHz-Bereich ein Graustufentestbild, das einen verschlüsselten Radiosender als Unterträger hatte:
http://speedy.sh/DQGgQ/Audio-Kopernikus.wav

Ich rätsel immer noch, was das für eine Verschlüsselung und was das für ein Programm war.
In einer meiner alten Sat-Hefte steht als "Verschlüsselung" compressed audio.

Re: Analoge TV-Verschlüsselungen (ex: "D2-Mac auf Video?")

Verfasst: Fr 15. Mär 2013, 09:56
von Kay B
Danke.

Da möchte ich mal wissen, wie diese analoge Kompressionstechnik funktioniert hat.

Re: Analoge TV-Verschlüsselungen (ex: "D2-Mac auf Video?")

Verfasst: Fr 15. Mär 2013, 12:32
von BetacamSP
Ja die Verschlüsselung des Tons bei Canal+ Spanien analog war lediglich eine Invertierung des Audio Spektrums. Kann man sehr leicht umgehen, haben wir damals in der Vorlesung Digitale Signalverarbeitung auch mal gemacht. Dieselbe Technik wurde auch im analogen C-Netz verwendet um die Sprache zu verschlüsseln.

Heutzutage wird ja sowohl Video- als auch Audiodatenstrom bei DVB-S mittels des CSA mit einem 64 Bit Schlüssel wirksam verschlüsselt. Da ist das bei weitem nicht mehr so einfach, was meine frühere Aussage, dass analoge Verschlüsselungssysteme leichter zu knacken waren, stüzt.

Re: Analoge TV-Verschlüsselungen (ex: "D2-Mac auf Video?")

Verfasst: Fr 15. Mär 2013, 14:24
von Kay B
@ BetacamSP

Hast du auch eine Ahnung, wie die o.g. analoge Audiokompression, die früher auf Kopernikus genutzt wurde, funktionierte?

Re: Analoge TV-Verschlüsselungen (ex: "D2-Mac auf Video?")

Verfasst: Fr 15. Mär 2013, 15:18
von Spacelab
Es gab mal ein System der analogen Audioverschlüsselung das klang genauso wie das hier gepostete Hörbeispiel von Kopernikus. Das System nannte sich "Audio Guardian" und soll im fernen Osten vor Urzeiten mal kurzzeitig für Pay-Radio genutzt worden sein bevor man auf Digital umstellte. Leider ist die Webseite dazu schon seit Ewigkeiten down. Funktioniert haben soll das ganze in dem der Frequenzbereich von 30hz bis 15khz (hier wurde sehr steilflankig Bandpassgefiltert) in etliche schmale Frequenzbereiche unterteilt wurde. Diese wurden wie bei einer Schallplatte mehr oder weniger stark komprimiert (Emphase und De-Emphase), dann wurde jeder Frequenzabschnitt um einen bestimmten Phasenwert gedreht und in einem relativ schmalen Frequenzbereich übereinander gelegt. Im Decoder wurden die einzelnen Frequenzbereiche anhand der Phasendrehung erkannt und mit Hilfe eines Expanders wieder entkomprimiert und an die richtige Stelle im Frequenzband gerückt.

Der Vorteil von Audio Guardian war das es fast unendlich viele Verschlüsselungsmöglichkeiten gab. Frequenzbreite und Schnittpunkte der einzelnen Frequenzbänder konnten beliebig gesetzt werden und die Phasendrehung zur Markierung der einzelnen Bänder konnte ebenfalls frei bestimmt werden. Auf der Webseite hieß es das man jedem Radiosender der Welt einen eigenen "Key" zuweisen könnte und man hätte noch nicht mal 20% aller möglichen Keys ausgenutzt. Außerdem sei es theoretisch möglich gewesen dank des zusammendrückens des ursprünglichen Frequenzbereiches auf einen viel kleineren Teil im dadurch freigewordenen Frequenzspektrum digitale Zusatzdaten wie Textdienste (wohl so etwas wie RDS oder Radiotext) zu übertragen. Es wäre sogar möglich gewesen dem Decoder auf diese Art einen neuen Entschlüsselungscode mitzuteilen sollte der alte mal geknackt worden sein. Laut Webseite sei das aber nie zum Einsatz gekommen.

Die Nachteile von Audio Guardian waren aber der gegenüber dem Original deutlich veränderte Klang. Phasendreher, nicht mehr linearer Frequenzverlauf und so weiter. Die damaligen Filter konnten das frequenzmäßig zerstückelte und verdrehte Signal nie 100% wieder so herstellen wie es der Encoder beim Sender verbogen hat. Ein weiteres großes Problem war die sehr geringe Modulation des codierten Signals. Schon aller geringstes Rauschen, Brummen oder Knacksen des Empfängers wurde im Decoder Prinzip bedingt verstärkt und der Signal-/Rauschabstand verschlechterte sich stark. Audio Guardian war also nur bei einem absolut astreinen Signal halbwegs zu gebrauchen. Auf UKW beispielsweise hätte es also nicht zufriedenstellend funktioniert.

Re: Analoge TV-Verschlüsselungen (ex: "D2-Mac auf Video?")

Verfasst: Sa 16. Mär 2013, 00:55
von Kay B
Danke für die Info. Dann wird dieses mysteriöse Radioprogramm auf Kopernikus diese Verschlüsselung genutzt haben.

Da hatte man auf analoge Ebene ja einen immensen Aufwand treiben müssen.

Re: Analoge TV-Verschlüsselungen (ex: "D2-Mac auf Video?")

Verfasst: Sa 16. Mär 2013, 08:52
von Spacelab
Ein Audiosignal analog so zu verschlüsseln so das es wirklich nicht mehr anhörbar war, war immer schon ziemlich aufwendig. Die große Kunst war vor allem dieses mit der damaligen Technik wieder so zurück zu biegen das es auch wieder wie vor der Verschlüsselung klang.

Re: Analoge TV-Verschlüsselungen (ex: "D2-Mac auf Video?")

Verfasst: So 17. Mär 2013, 07:59
von Kay B

Re: Analoge TV-Verschlüsselungen (ex: "D2-Mac auf Video?")

Verfasst: So 17. Mär 2013, 10:35
von Mike
Sehr schön :D Danke für den Link!

Das ist vermultich das älteste Verschlüsselungsystem, jedenfalls das was mir bekannt ist! ;)

Re: Analoge TV-Verschlüsselungen (ex: "D2-Mac auf Video?")

Verfasst: Di 24. Sep 2013, 20:26
von Mike
Eben gefunden eine interesannte Homepage über verschiedene Verschlüsselungssysteme wie Leitch, OAK & Videocipher (das vorallem in den USA in gebrauch war):

http://www.scrambling.freeservers.com/sat.htm

Re: Analoge TV-Verschlüsselungen (ex: "D2-Mac auf Video?")

Verfasst: Di 24. Sep 2013, 23:00
von Sarstedter
BetacamSP hat geschrieben: Ja die Verschlüsselung des Tons bei Canal+ Spanien analog war lediglich eine Invertierung des Audio Spektrums. Kann man sehr leicht umgehen, haben wir damals in der Vorlesung Digitale Signalverarbeitung auch mal gemacht. Dieselbe Technik wurde auch im analogen C-Netz verwendet um die Sprache zu verschlüsseln.
Auch im BOS-Funk wurde das ab 1993 genutzt .... allerdings gab es dann sehr zeitnah auch die dementsprechenden Decoder... zunächst als Bastellösung und dann später direkt in den Scanner eingebaut. Habe ich allerdings in den letzten Jahren nirgendwo mehr erlebt im Scanner (das noch die Invertierungscodierung benutzt wird)... meist wird dann das Handy genutzt... und nach der Abschaltung des analogen BOS-Funks in naher Zukunft ist das dann eh egal.

Re: Analoge TV-Verschlüsselungen (ex: "D2-Mac auf Video?")

Verfasst: So 6. Okt 2013, 23:32
von Analog-Freak
YT-Fund: Jemand aus Polen (YT-Member "Zcooger" ) experimentiert mit der Verschlüsselung seiner 16:9-Videos in Syter und Discrete12: Klick!, hier das Video ohne Verschlüsselung
Bin auf "Zcooger" aufmerksam geworden aufgrund eines (wenig aussagekräftigen) Komentares zu einem meiner Analog-DX-.Videos...

Re: Analoge TV-Verschlüsselungen (ex:

Verfasst: So 2. Jun 2019, 09:48
von sathacker
Frage welche digitalen verschlüsselungsystem gab es früher und heute noch aktueller stand?

Re: Analoge TV-Verschlüsselungen (ex:

Verfasst: So 2. Jun 2019, 23:39
von _Yoshi_
Noch mal wegen der Sprachinvertierung.
Mittlerweile gibt es ein Plugin für SDR#.
So wie ich sehen kann kann man den Invertierungsspiegel Stufenlos einstellen.

Heute gibt es wohl noch den Namen Nagravision.
Dieser wurde damals auch für das Analoge Verschlüsselungssystem verwendet.
Premiere nannte sein Verschlüsselungssystem Syter.
Wer erinnert sich noch an den Großen Schwarzen Kasten mit dem Weißen Schlüssel? :D

Re: Analoge TV-Verschlüsselungen (ex:

Verfasst: Mo 3. Jun 2019, 11:53
von Felix II
Wer erinnert sich noch an den Großen Schwarzen Kasten mit dem Weißen Schlüssel?
Ich. Könnte sein das ich sogar irgendwo noch so ein Ding rumliegen habe. Bei diesen Dingern lief das Bild gefühlt immer noch eine Sekunde entschlüsselt weiter wenn man den "Schlüssel" im Betrieb rausgezogen hat.