Aber einen starken "Ostfunk" wollte die Politik im Westen garantiert nicht. Ein Gebilde waelches das gesamte Staatsgebiet der DDR (ggf. ohne Ostberlin) umfasst, weckte schon damals auch in westdeutschen Köpfen gewisse Ängste. Die Ländergründungen gingen ja ziemlich schnell ab und waren noch vor dem Ende der DDR vollzogen.
@ Schwabinger:
Natürlich hat sich das in Bonn niemand so
richtig gewünscht, aber im Sommer '90 wurde tatsächlich darüber nachgedacht das DDR-Gebiet geschlossen als EIN neues Bundesland der Bundesrepublik nach Art 23 GG beitreten zu lassen. Schließlich war klar, das die bevorstehende Beitrittserklärung nur von der am 18.03.90 frei gewählten Volkskammer, die ja das ganze DDR-Gebiet repräsentierte, ausgehen konnte. In diesem Falle wäre wohl der bisherige DDR-Staatsrundfunk in eine öff.-rechtl. Anstalt für dieses neue Bundesland umgewandelt worden.
Aber diese Überlegungen waren nur theoretischer Natur. In der Praxis stellte sich ein ganz anderes Problem. Jetzt wollten neben den 1952 aufgelösten 5 Ländern, die ja dann auch zu neuen Bundesländern wurden, auch einige früher selbstständige Territorien (z.B. Anhalt) sowie Randregionen (z.B. Vorpommern, Vogtland, Rest-Niederschlesien) zu Bundesländern aufsteigen. Hätte die Politik damals allen Initiativen nachgegeben, wären am 03.10.90 15 oder 16 neue Bundesländer beigetreten. So waren es dann 5 (wie zwischen 1945 und 1952), die nun alle die Frage des öff.-rechtl. Rundfunks in ihrem Bereich zu klären hatten.
War nicht zur Wendezeit Momper mir rot-grün in Berlin dran? Diepgen hat m. W. erst nach Vollendung der deutschen Einheit wieder regiert.
Ja, richtig. Im Frühjahr '89 gewann Momper und rot-grün regierte. Bei der gesamt-Berliner Wahl am 06.12.90 gewann aber wieder Diepgen. Und so regierte in Berlin ein CDU-geführter Senat während der Abwicklung des Ost-Rundfunks und den Verhandlungen über einen evt. Nordostdeutschen Rundfunk im Jahre 1991.
Mc-Pom war damals schwarz mit dem Tierarzt (??)Gomolka (den Namen hätte ich ja eigentlich nie wieder zu lesen geglaubt, genausowenig wie Namen von ex-Sachsen-Anhalt-Ministerpräsidenten wie z. B. den Duchac...).
Gomolka kam aus Vorpommern und hatte daher eine Präferenz für Berlin als Sitz des zukünftigen gemeinsamen Nordost-Senders unter Einschluss Mecklenburg-Vorpommerns. Im größeren mecklenburgischen Landesteil tendierte man dagegen eher nach Hamburg - also zum NDR.
Das hatte historische Gründe:
Pommern gehörte seit 1648 zu Preußen und wurde aus Berlin regiert. Mecklenburg war (aufgeteilt in M.-Schwerin und M.-Strelitz) bis zur Auflösung der Länder durch die Nazis 1933 selbstständig.
Mecklenburg wurde in der Vorkriegszeit von der NORAG bzw. dem Reichssender Hamburg versorgt; Pommern von der Berliner Funk-Stunde bzw. dem Reichsender Berlin.
Duchac war übrigens der erste MP in Thüringen, aber wieder schnell weg vom Fenster wegen seiner Stasi-Vergangenheit.