Freileitungen über UKW-Antenne

Das Radioforum. Hier dreht sich alles um die technischen Seiten des Radio- und TV-Empfangs.
Erich Hoinicke

Freileitungen über UKW-Antenne

Beitrag von Erich Hoinicke »

An meinem neuen Wohnsitz werden auffallend viele Häuser durch oberirdische Freileitungen mit 380/220VV versorgt. Der geplante Ort, wo ich meine Yagi aufstellen möchte, wird von genau einer solchen in einer Höhe von 6...7 m überquert. Um späteren Ärger zu vermeiden, wäre es für mich interessant zu wissen:

1) Gibt es Vorschriften für Mindestabstände?
2) Sind Störungen auf UKW zu erwarten?

Bei Wikipedia fand ich die Aussage, dass Störungen unter 10 MHz [bei AM-Betrieb] zu erwarten sind: http://de.wikipedia.org/wiki/Freileitun ... reileitung

Hat jemand Erfahrungen gemacht? Ich vermute zwar keine Störungen, weil sonst jede 220V-Netzzuleitung ein Störfaktor für empfindliche Tuner wäre, aber Freileitungen sind mit größeren Leitungsquerschnitten doch ein größeres Kaliber... :rolleyes:
PeterSchwarz

Re: Freileitungen über UKW-Antenne

Beitrag von PeterSchwarz »

Meine Yagi in Tischardt ist auch verflucht nah an der altertümlichen Stromleitung. Keine Störungen. Dafür sendet der Videorecorder, der sich bald 20 Meter und eine Betondecke tiefer befindet, auf ein paar Frequenzen ein schönes Störsignal aus.
Sicherheitsabstand unbedingt, wenn die Antenne auf gleicher Höhe oder darüber montiert ist. Nach oben fallen kann sie ja höchstens bei einem Tornado ;-)
6-7 Meter dürften aber kein Problem darstellen. Ich muß in Tischardt immer aufpassen, daß ich die Rübe einziehe, wenn ich zu meiner Antenne vordringe.
Erich Hoinicke

Re: Freileitungen über UKW-Antenne

Beitrag von Erich Hoinicke »

@ Peter: Neben oder über die Leitung montiere ich nicht. Ich hab's vielleicht etwas unglücklich formuliert: 6...7 m ist der Abstand der Freileitung zum Boden. Zieht man die 2,5 m Garagenhöhe davon ab, bleibt nicht mehr sooo viel Raum für einen Mast mit Drehmast mit einer 1,2 m hohen Antenne. Ich denke, beim sicherheitsabstand läuft's auf eine Geometrierechnung hinaus, bei der im ungünstigsten Fall ein Knicken am Fußpunkt gerade nicht mehr eine Berührung der Boomspitze mit der Freileitung stattfindet (+10% von mir aus) stattfindet.

Oops, Denkfehler: Der ungünstigste Fall ist ja der, bei der sich die Yagi an der Mastschelle löst und sich senkrecht Richtung Freileitung aufstellt! Unwahrscheinlich, aber bestimmt sicherheitstechnisch maßgebend. :confused:
Schlosser

Re: Freileitungen über UKW-Antenne

Beitrag von Schlosser »

Die Leitung ist doch isoliert, oder? Dann gibt es keine Gefahr, auch wenn die Antenne das Kabel berührt. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass die Antenne sich doch vom Mast löst, könnte man dann auf den wahrscheinlichen Fall vertrauen, dass die Isolation der Leitung vor Schäden an der Anlage schützt. Dass zwei Dinge aufeinandertreffe, schadhafte Isolation und Lösung der Antenne vom Mast, ist wohl mehr als unwahrscheinlich. Allerdings kenne ich die DIN-Vorschriften auch nicht. Frag' doch mal einen Antennenbauer!
WiehengeBIERge

Re: Freileitungen über UKW-Antenne

Beitrag von WiehengeBIERge »

1) Gibt es Vorschriften für Mindestabstände?
Ja, und zwar abhängig von der Spannung auf der Leitung.

Bis 10000 Volt sind mindestens 1 Meter Abstand vorgeschrieben, bei größeren Spannungen als 10000 sind mindestens 3 Meter Abstand Vorschrift.
Erich Hoinicke

Re: Freileitungen über UKW-Antenne

Beitrag von Erich Hoinicke »

@ Schlosser
Die Leitung ist doch isoliert, oder?
Glaube nicht, denn an den Dachmasten sind doch deutlich Isolatoren zu erkennen.
PeterSchwarz

Re: Freileitungen über UKW-Antenne

Beitrag von PeterSchwarz »

Eine Freileitung ist nie isoliert, sonst wäre es ein Kabel!
Da bekommst Du vollen Saft, wenn Du ranfasst und dabei Bodenkontakt hast (wieviel Strom da wirklich fliesst, wenn Du auf dem Dach mit Holzgestühl stehst, ist die andere Frage...)

Erich Hoinicke

Re: Freileitungen über UKW-Antenne

Beitrag von Erich Hoinicke »

Ich habe mir die Leitungen noch mal vor Ort angesehen. Eine grünliche Verfärbung deutet darauf hin, dass die Leitung kupferbeschichtet ist. Und bei einem Spaziergang durch den Ort sind mir zwei Baustellen aufgefallen, bei denen die Freileitungen über Gerüsten mit hellen Kunststoffisolationen (wahrscheinlich längsgeschlitzt) ummantelt waren.

Ich werde mich, wenn's mit der Antenneninstallation so weit ist, an den regionalen Stromanbieter wenden. Sicher ist sicher, bevor der erste Nachbar meckert...
PeterSchwarz

Re: Freileitungen über UKW-Antenne

Beitrag von PeterSchwarz »

Kanntest Du diese Leitungen wirklich nicht?
Bei uns gab es in meinen Kindheitstagen (die waren ja noch ein paar Jahre später als deine) eigentlich abgesehen von Neubaugebieten, wo unterirdisch verkabelt wurde, NUR diese Art der Stromversorgung.
Ich weiss noch gut, wie eine Verwandte von uns einen Neubau errichtet hat. ich als Fanatiker aller Antennen und Strommasten (auf keinem Kindergartenbild von mir fehlten neben Schafen auch Antennen und Stromleitungen) habe dann verwundert festgestellt: Die Maria (Betonung des Namens bitte auf der ersten Silbe) hat ja gar keinen Strom! Noch verwunderlicher war dann, daß das Licht doch gebrannt hat.
Auch heute ist mein Heimatort in den bis 1980 gebauten Teilen noch komplett mit Freileitungen durchzogen. Nur die schönen alten Stromhäusle, wo immer wieder mal der Blitz reinfuhr oder mal ein Isolator brannte wurden irgendwann ersetzt durch moderne Fertiggaragenartige Trafostationen mit nebenstehendem Verteilermasten.

Erich Hoinicke

Re: Freileitungen über UKW-Antenne

Beitrag von Erich Hoinicke »

Nee, Peter, ich dachte die Zeiten sind vorbei. Ich kenne Freileitungen nur aus den 60ern/70ern, südlicheren Gefilden oder aus den Nachrichten, wenn in den USA wieder mal das marode Stromnetz kritisiert wurde.
Hagbard Celine

Re: Freileitungen über UKW-Antenne

Beitrag von Hagbard Celine »

Im Nachbarort wurden die "Dachständer" auch erst dieses Jahr zum Teil runtergenommen, hier im Ort gibts die schon seit mindestens nem Jahrzehnt nich mehr. Freileitungen über Land gibts hier aber nur im kV-Bereich, die Freileitungen für die Häuser im Ort gehen ein Stück hinterm letzten Haus in die Erde rein.
Thomas (Metal)

Re: Freileitungen über UKW-Antenne

Beitrag von Thomas (Metal) »

Zwei Gesichtspunkte:
1. Abstände zu Freileitungen sind unbedingt einzuhalten, nicht nur weil ich das in der Ausbindung so gelernt habe. Übrigens sind Antennenanlagen auch so zu bemessen, daß sie bei Schaden, Abknicken des Mastes beispielsweise, die Freileitungen keinesfalls berühren dürfen. Abgesehen von den Vorschriften ist ein Kontakt immer mit kapitalen Schäden verbunden, im schlechtesten Fall geht das sonst nicht leitende Holz in Flammen auf.
2. Als DXer kann das durchaus Vorteile bringen. Ähnlich wie unter Brücken kann man vor und unter Freileitungen auch Bündelungs oder Abschirmungseffekte feststellen. Einfach mal einen sehr schwachen UKW-Sender einstellen und unter einer (!, nicht mehr, sonst wird das Ergebnis verfälscht) Freileitung durchfahren.
-Ole-

Re: Freileitungen über UKW-Antenne

Beitrag von -Ole- »

Ich kenne Freileitungen ebenfalls nicht aus dem Alttag. Gibts hier in Norddeutschland (ähm, also S-H und Region Hamburg) praktisch nirgendwo (mehr).
FunkTom

Re: Freileitungen über UKW-Antenne

Beitrag von FunkTom »

Wir haben an unserem Haus Baujahr 1990 die Zuführung über Freileitung auf dem Dach.
Das ist hier fast bei jedem Haus so - ist kein reines Neubaugebiet.
Die Leitung über dem Haus ist aber isoliert. Sie hängt auch nicht sehr hoch, so dass
man sie auf dem Dach leicht berühren könnte (Schornsteinfeger).
Störungen auf AM sind in der Nähe aller Stromleitungen gewaltig, auf UKW aber
keine. Eine Antenne über dem Dach ist natürlich nicht drin.
Schlosser

Re: Freileitungen über UKW-Antenne

Beitrag von Schlosser »

Ja, hätte ich auch nicht gedacht, dass es sowas noch gibt. Daher auch meine Vermutung, es seien isolierte Kabel, weil ich das durchaus hier im Osten auch schon so gesehen habe, bei meiner Urgroßmutter am Haus war das z.B. so. Die Kabel waren free-to-air (ich will jetzt nicht sagen: "Freileitungen"), aber schwarz ummantelt, mit PVC.

Also, um auf die Antennenfrage zurück zu kommen: Gibt es wirklich nur den einen Standort unter den Kabeln? Ich würde da wirklich penibelst auf die Einhaltung aller Sicherheitsvorschriften achten, wenn es keinen Alternativstandort für die Antenne gäbe. Die Gefahr ist sicher relativ, wie oft knickt schon ein ordentlich bemessener Mast ab, wie oft löst sich eine ordentlich befestigte Antenne? Die Betonung liegt immer auf ordentlich!
Antworten