Bald "Deutsch-Pop"-Quote???

[KT 88.5]

Was haltet ihr davon, dass, wie in Frankreich, bald eine Quote für deutsche Texte/Interpreten eingeführt werden soll.
Also ich find es gibt genug deutsche Lieder im Radio. Zur Zeit zum Beispiel Hrebert Grönemeyer mit Mensch - ich könnt jedesmal kotzen wenn ich das hör, wer hat das erlaubt, dass man mit so einer Stimme "singen"(?) darf??? Andere könnnen live auch nicht singen, aber man hört´s nicht im Radio wie schlecht die sind!

[Sven]

Vor französischen Verhältnissen kann ich nur warnen. Das ist Bevormundung von oben, von der es eh genug gibt. Nach der Vorzeige-Quotenfrau brauchen wir nicht deutsche Vorzeige-Quoten-Musiker. Der Hörer sollte durch sein Hörverhalten bestimmen, wieviel Deutsches läuft. In der deutschen Musikindustrie hat deutsche Musik eh einen natürlichen Alliierten, deutsche Produzenten etc. wollen schliesslich auch Kohle machen; schon jetzt werden mittelmässige deutsche Songs gepusht.

[Kai]

Bloss das nicht! Dann lassen die Plattenfirmen ihre Plastikpüppchen dieselben doofen Texte einfach in Deutsch absingen statt in Englisch, um im Radio gespielt zu werden.

Aber halt - vielleicht hätte das ja was Gutes: Die Kotzgrenze würde für große Teile der Zuhörerschaft endlich überschritten und der Boden für eine Radio-Revolution wäre bereitet

[Sven]

Kai,

Du hast den "Nagen auf den Daumen" getroffen. Genau dieses "Dann lassen die Plattenfirmen ihre Plastikpüppchen dieselben doofen Texte einfach in Deutsch absingen" passiert in Frankreich, wie ich auf fast 50 französischen Kanälen (über ASTRA) hören kann. Am "geilsten" ist französischer Rap...

[Thomas]

Ich bin auch nicht aber für eine von oben angeordnete Musikquote, ABER, das was die Sender oder vielmehr die Musikindustrie uns an deutscher Popmusik anbieten ist erbärmlich. So ein großes und vielfältiges Land wie Deutschland hat in den vielen Garagen mehr an Jungbands aller Stilrichtungen zu bieten, als Retortenbands aller No Angels oder die üblichen paar Bands die sonst noch laufen (Grönemeyer, Maffay, PUR).
Es muss mehr Vielfalt geben, und dazu müssen die Sender erstmal die Grundlage geben, damit die Industrie einen Anreiz hat, was zu fördern.
Solange eh nur Grönemeyer läuft, ist es ein Wunder, dass überhaupt noch die ein oder andere Band neu entsteht (als wirkliche gelungene Neu-Band erwähne ich da nur Echt aus Ende der 90er).
Davon muss es mehr geben.
Vorher muss es eine freiwillige DeutschMusikQuote geben.
In Italien oder Schweden geht das auch freiwillig und dort laufen 2 bis 3 inländisch-sprachige Songs die Stunde.
Únd sowas bringt wenigstens etwas Abwechslung in die jetzt schon langweiligen "Hitradios" ohne viel deutsche Musik und den üblichen 200 "Hits"
in der Rotation.
Solange sich das nicht ändert, bin ich froh ADR und DVB zu haben...

[Sven]

Wie wäre es mal mit einer "European Adult Contemporary" - Station. Also einem Sender, der deutsche, italienische, spanische und französische Titel von den 70ern bis heute spielt?
So ein Sender hätte das Potential, 24 h zu füllen.

[PAUER!!!!HIT!!!MUSIK"""]

Hey, ich arbeite seit 2 Jahren in einer Musikredaktion eines recht erfolgreichen, deutschen Privatsender.

Und ich kann euch sagen, es gibt so viele geniale deutsche Titel, die durch meine Hände laufen und nie im Radio gespielt werden. "Es könnte ja sein, dass der Hörer den Titel nicht mag". Wers nicht ausprobiert, wird es nie erfahren.

Ich jedenfalls finde es klasse, zu Hause Titel zu hören, die nie die Top 100 ereichen werden, weil sie einfach unbekannt bleiben. Verwandte beneiden mich 'drum, wenn ich immerwieder neue Musik nach Hause bringe. Die woll'n immer, dass ich Ihnen die ganzen neuen Sachen doch mal so eben rüberbrenn... *g*

Hier läuft irgendwas falsch. Wenn den Hörern so vieles vorenthalten wird, werden die Hörer diese Titel auch nicht gut finden, weil Sie diese einfach nicht kennen...

Ich wäre schon für eine Quote, auch wenn mein PD dann durchdrehen würde.

[X-Man]

Ich höre am liebsten Schlager der 70er Jahre. Warum laufen die nicht öfters? Von mir aus auch 100% per Zwangsquote!!

[Thomas]

Wir haben es ja beim Euro gesehen. Auf freiwilliger Basis macht hier fast eh jeder was er für sich am besten findet (Teuro)
Deswegen befürchte ich, dass sich trotz des Herrn Rümelin
im deutschen Radio nicht viel ändern wird, außer, es kommt die Quote. Mir würde schon eine deutschsprachige Quote in jedem Programm von zwei Songs reichen. Das wäre mal ein Anfang.
Die meisten deutschsprachigen Songs gibts im Moment nur bei den Schlagersendern sowie den Jugendradios. Aber nicht bei den Massensendern. Ich weiß nicht, wann ich bei Antenne Bayern zum letzten Mal einen deutschen Song gehört habe, der älter als ein Jahr ist.
Im Moent wirste ja sowieso nur mit Grönemeyer totgebombt.
Obwohl der Bub auch noch so hammerteile wie Bochum etc. hatte. Warum läuft sowas nie?

Ich empfehle Radios / Internetradios mit jetzt schon ordentlicher Quote wie z.B.
Oldiestar.de oder Hitradio Brocken

[Sven]

Nachfolgend eine Pressemeldung zu dem Thema. Ich lehne die Vorschläge ALLE ab. Keine Bevormundung von oben. Die Sender testen Titel und danach entscheidet sich, was gespielt wird. Insofern deutsche Titel nicht ausreichend getestet werden, gilt es dieses zu verbessern.

Mitleid mit der Musikindustrie habe ich überhaupt nicht, nachdem diese die Slatkos zu Musikhelden hochstilisiert hat.


Montag 19. August 2002, 15:31 Uhr
Phonoverbände fordern Radioquote für deutsche Songs
Die deutschen Phonoverbände forderten auf der am Samstag zu Ende gegangenen Musikmesse Popkomm. eine stärkere Unterstützung von Musikern, die auf Deutsch singen. In Union mit Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin forderte der Vorsitzende der deutschen Phonoverbände Gerd Gebhardt 'eine Radioquote für deutsche Songs'.

Während Gebhardt die Radiosender verpflichten will, 50 Prozent ihres Programms mit Newcomern und die Hälfte davon mit deutschsprachigen Titeln zu bestreiten, wies Nida-Rümelin auf den geradezu dramatisch geringen Anteil sowohl der deutschen als auch der deutschsprachigen Produktionen in den Mainstream-Radios der öffentlich-rechtlichen wie der privaten Sender hin. Demnach spielen laut einer Studie der Media Control die 30 größten Radiosender pro Tag nur drei deutsche Titel. Nida-Rümelin fordert im Gegensatz zu Gebhardt allerdings 'nur' eine freiwillige Selbstverpflichtung der Radiosender.

[Sven]

"...Gebhardt die Radiosender verpflichten will, 50 Prozent ihres Programms mit Newcomern...".

Ein dreister, schwachsinniger Eingriff. Dann können die Oldie-Stationen gleich den Sendebetrieb einstellen.
Die Musikindustrie will andere für das eigene Versagen bluten lassen.

[Erich]

Deutsch-Pop-Quote? Nationalprotektionismus in der Musikbranche zeugt von schlechtem Stil. Was gut, trendy oder originell ist, setzt sich auch so durch, egal ob in deutsch oder esperanto. Siehe Neue Deutsche Welle Anfang der 80er. Sind Englands Popbands etwa wegen "Buy British" Nr. 1 in der Welt?

[Sven]

Erich,

vollkommen richtig.
Die Briten (wie die Amis)
1. "haben es drauf"
2. singen in einer Sprache, in in allen Ohren gutklingt
3. singen in einer Sprache, die dank wenig Grammatik mit Worten viel auszudrücken vermag

[Sven]

Nochwas,

English stammt, falls nicht bekannt, von einem norddeutschen Dialekt ab. Hinzu kommt ein gewisser Einfuss französischer Wörter in der späteren englischen Geschichte.
Man kann sich einen Spass daraus machen, die deutschen Wurzeln zahlreicher englischer Wörter aufzuspüren.

Also kämpfen wir, wenn wir gegen Englisch angehen, gegen uns selber.

[Erich]

Sven,

Deswegen haben die Deutschen ja auch den Techno erfunden!!! )
Wenn manche wüßten, wieviel Techno "made in Germany" auf entsprechenden Wellen laufen, bleiben sie lieber freiwillig ohne D-Quote bei Dudel X, bevor sie noch schlafende Hunde wecken. (Tech-no...)