Praise America!!!

Das Radioforum. Hier dreht sich alles um die technischen Seiten des Radio- und TV-Empfangs.
Kai

Re: Praise America!!!

Beitrag von Kai »

@Kleinschreiber,

nette Ausführungen, denen ich zustimmen würde, wenn sie nicht einen kleinen Fehler hätten:

''Das regelt der Hörfunkmarkt. ''

Wir haben keinen Hörfunkmarkt in Deutschland, bis auf Berlin, Hamburg und München vielleicht.

Und an der Stelle ist die Politik gefragt, die Voraussetzungen für einen solchen Markt zu schaffen. Wenn man mit dieser Forderung bei einer LMA oder einem bestehenden Veranstalter engagiert, ist man natürlich an der völlig falschen Adresse.

Wie der Knoten platzen kann, weiss ich auch nicht. Eine große Masse findet Gefallen am Dudelfunk und die Politiker haben die Meinungsmache einigermassen unter Kontrolle. Solange das so ist, hilft vielleicht wirklich nur ignorieren und abwarten.
Sven

Re: Praise America!!!

Beitrag von Sven »

Wir haben in der Tat wenig Markt. Auf einem Markt versuchen Anbieter, neue "Produkte" unter das Volk zu bringen, also schmackhaft zu machen. So wie JAM FM vor zehn Jahren mit R&B. Heute gibt es neben JAM FM auch Kiss FM oder Planet Radio mit ähnlichem Inhalt. Alles noch nicht befriedigend, aber immerhin.
Rock Antenne erreicht trotz seiner fehlenden UKW-Frequenzen erstaunliche Zahlen, Rockland in Rheinland-Pfalz hatte deutliche Zuwächse.
Wenn ich die aus verschiedenen Gründen oder Mangelsituation Unzufriedenen zusammenzähle habe ich zumindest, wenn auch nicht eine absolute, so doch zumindest eine relative Mehrheit.
In der Tat brauchen in Deutschland Veränderungen allgemein mehr Zeit als anderswo.
Aber es lohnt sich zu kämpfen. Sonst hätten wir heute immer noch das Monopol der Ö.-R.
Ich bin mir der Schwierigkeiten auf dem Weg dahin sehr wohl bewusst. Am Wochenende hatte ich ein erhellendes Gespräch mit einem jungen Senderchef, der hier seit zwei Jahren ein ehrgeiziges Radio-Pojekt vorantreibt. Er hat ziemlich plastisch geschildert, wie schier unüberwindbar die Widerstände sind, an UKW-Frequenzen zu kommen, wenn man nicht über die bekannten Verlage und Geldgeber verfügt, und wie man in diesem Fall von der Politik und den Medienanstalten abgekanzelt wird.
Selbst bei einem ablehnenden Bescheid infolge einer Frequenzausschreibung verlangen die Landesmedienanstalten richtig Geld.
Kleinschreiber

Re: Praise America!!!

Beitrag von Kleinschreiber »

Kai, Sven, damit ist das Problem endlich auf den Punkt gebracht. Zwei Sätze sage es aus:

"Eine große Masse findet Gefallen am Dudelfunk und die Politiker haben die Meinungsmache einigermassen unter Kontrolle."

"Er hat ziemlich plastisch geschildert, wie schier unüberwindbar die Widerstände sind, an UKW-Frequenzen zu kommen, wenn man nicht über die bekannten Verlage und Geldgeber verfügt, und wie man in diesem Fall von der Politik und den Medienanstalten abgekanzelt wird."

Es gibt übrigens sehr wohl einen Hörfunkmarkt, der funktioniert bedauerlicherweise nicht richtig, da sogenannte Markteintrittsbarrieren geschaffen wurden, die nur von denjenigen potentiellen Veranstaltern überwunden werden können, die insgesamt das "Gefallen" der politisch Verantwortlichen finden. Also bleibt man ganz einfach rechtlich vollkommen unanfechtbar unter sich, schafft ein Zulassungsprocedere, das sogar im Notfall eine Lizenz erteilt (siehe Stuttgart) aber ohne Anspruch auf eine Frequenz. Dann gibt es schließlich als Notbremse noch den Rundfunkrat, der zusammen mit Kabelnetzbetreibern durchaus öfters die Notbremse ziehen kann. Wer wird aus diesem Gremium schon Rebellion erwarten?

Fraglos wäre die Politik aufgefordert, regulierend in diesen nicht funktionierenden Markt einzuschreiten. Tragisch ist, daß genau diese Politik für das Marktversagen verantwortlich ist. Und darum ändert sich von der Seite aus nichts.

Wie ich schon zuvor sagte, kann erst eine nachhaltige Pleitewelle etwas ändern, denn in einer solchen Situation müssen freiwerdende Kapazitäten neu lizensiert werden. Und im Licht des dann gescheiterten gegenwärtigen Systems kann eine vehement öffentlich geführte Diskussion über Zulassungsvoraussetzungen dazu führen, nunmehr nicht den üblichen Hitradio-Brei auf die Antennen zu lassen.

Doch wer führt diese Diskussion im Extremfall?
Sueddeutscher

Re: Praise America!!!

Beitrag von Sueddeutscher »

Kleine Anmerkung: Bevor Ihr Euch hier so heftig angeht, guckt Euch doch die Liste aus Indiana mal genauer an. Wenn die so stimmt, möchte ich in dieser Stadt um Gottes Willen niemals mehr als ein paar Stunden verbringen. Ungefähr die Hälfte der Stationen spielt Fahrstuhlmusik. Selbst normale Dudelfunker, wie wir sie aus allen deutschen Bundesländern kennen, sind selten. Für 200 000 Einwohner gibt es zwei religiöse Stationen! Wort- und Kulturangebote fehlen völlig. Was soll daran erstrebenswert sein?
Kleinschreiber

Re: Praise America!!!

Beitrag von Kleinschreiber »

Verzeihung, da ist lediglich ein Smooth Jazz Sender zu notieren, der dem unwissenden deutschen Musikpublikum als "Fahrstuhlmusik" erscheinen könnte - obgleich dies bei genauer Betrachtung der Musikrichtung gar nicht der Fall ist. Der Rest ist Pop, Oldies, Dance und Classic Rock in Variationen. Zudem zeugt der Hinweis auf fehlende Wortprogramme von gänzlicher Ahnungslosigkeit über die seit Jahrzehnten übliche Trennung von Musik auf FM und Wort auf AM.

Desweiteren sind zwei religiöse Stationen auf FM für die USA noch recht knapp bemessen. Was ist auch daran zu kritisieren, wenn Religionsgemeinschaften (um das allgemein zu interpretieren) mit ihrem Geld ein Hörfunkprogramm veranstalten? Der WDR - als ganz besondere Glaubensgemeinschaft - macht nichts anderes, läßt sich dies allerdings vom Gebührenzahler finanzieren.

Ich möchte wünschen, unser bislang sehr abwechslungsreiches Streitgespräch sollte nicht unter Rückschlägen unkundlicher Art leiden.
Sueddeutscher

Re: Praise America!!!

Beitrag von Sueddeutscher »

Aber holla,

was bitte schön sind denn "Rückschläge unkundlicher Art"? Das hätte ich bitte mal erklärt. Was allerdings ein abwechslungsreiches Streitgespräch ist, daß weiß ich, das ist etwas ganz anderes, als hier bisher statt gefunden hat.

Was es bedeutet, wenn Religionsgemeinschaften als Raum zur Darstellung ihrer Ideologie ein ganzes Hörfunkprogramm zur Verfügung haben, das muß ich doch wohl nicht ernsthaft erklären? Wenn zwei religiöse Stationen für US-Verhältnisse schon ziemlich wenig sind, was ich so nur bedingt unterschreiben würde, dann ist das schlimm genug.

"Smooth Jazz", so wie er im Radio bei Formatstationen läuft, ist in der Tat Fahrstuhlmusik. Ähnlich verhält es sich mit den meisten anderen Formaten. Was glaubst Du denn, was zum Beispiel "Z94" den ganzen Tag so spielt? Etwa geile Fundstückchen aus den 80er Jahren? Nein mein lieber, da laufen genau so die 200 gleichen Titel in unendlicher Rotation wie bei Hitradio Antenne, nur eben ausschließlich aus den 80ern, Wiederholungen aus den 70ern und 90ern kommen halt nicht vor.

So stellt sich der deutsche Tourist, der schon mal darüber nachgedacht hat, ganz billig Strandurlaub in Florida zu machen, den US-Radiomarkt vor: Musik auf UKW, Wort auf Mittelwelle. So ist das schon ewig nicht mehr, weil auch in den USA die Mittelwelle langsam an Bedeutung verliert. Viele erfolgreiche Talk- und News-Programme senden längst auf UKW. Glaubst Du im ernst, daß es auf der Mittelwelle im Bundesstaat Indiana nur so wimmelt vor Stationen, die einen 24 Stunden am Tag mit intelligenten Kommentaren, aktuellen weltumfassenden Informationen und ausgewogener Berichterstattung aus nah und fern verwöhnen?

Wenn Du den WDR nicht magst - was ich durchaus verstehen kann - dann mach' doch einfach das, was man eigentlich immer machen sollte, wenn man ein Programm nicht hören mag: Schalte um oder ab!
Sven

Re: Praise America!!!

Beitrag von Sven »

Kleinschreiber,

jetzt muss ich Dich in Schutz nehmen. Du hast das US-Hörfunkangebot besser verstanden, als unser süddeutscher Freund. Ein Sender, der die achziger spielt, bringt auch die späten 70er und frühen 90er. Ich will nicht schon wieder einen Link (diesmal zu den Format-Beschreibungen) reinsetzen.
Natürlich laufen nicht nur die "200" 80er Jahre Titel der AC-Station. Da geht es schon wesentlich tiefer in die 80er.
Die Mittelwelle mit ihren 5000 Stationen ist im übrigen nach wie vor dicht bepackt, von einem Bedeutungsverlust ist da wenig zu spüren.
Und mit "Fahrstuhlmusik" ist wohl eher das Format "Easy Listening" gemeint, also das Nachspielen bekannter Melodien in instrumentaler Form mit vielen "Streichern".

Solange es 20 andere Kanäle gibt (die AM und einstrahlenden Stationen nicht mitgezählt), ist der 200.000-Seelen-Ort trotz der zwei religiösen Programme wohl ganz gut bedient.
Sueddeutscher

Re: Praise America!!!

Beitrag von Sueddeutscher »

Es hat wohl keinen Zweck. Ich muß einsehen, daß es keineswegs so ist, daß Ihr etwas anderes wollt, als Hitradio Antenne und WDR 2. Ihr wollt einfach nur ein Hitradio Antenne und ein WDR 2, das Eure Lieblingsmusik spielt. Dann wäre die Welt in Ordnung, auch wenn dubiose Religionsgemeinschaften auch in Deutschland Hörfunklizenzen bekämen. Na gut, dann bleibt nur die Hoffnung, daß Eure Meinung jenseits dieses Forums keine Rolle spielt. Diese Hoffnung wenigstens ist wohl sehr berechtigt.
Kleinschreiber

Re: Praise America!!!

Beitrag von Kleinschreiber »

Nun, Sueddeutscher, es ist Deiner Darstellung zu entnehmen, fundamental gegen Religionsfreiheit und konsequent in Folge auch gegen Meinungsfreiheit gewisse Vorhebalte zu pflegen. Dermaßen über dem US-Hörfunk das Schwert zu schwingen, ist gerade ein "Rückschlag unkundlicher Art".

Hinsichtlich der "Fahrstuhlmusik" hat Sven doch recht: Das sind in der Tat die "bekannter Melodien in instrumentaler Form mit vielen 'Streichern'". Doch wie sich das in einem freien Hörfunkmarkt gehört, würden diese Stationen nicht ohne Nachfrage (somit Werbekunden) überleben. Und wer in einer größeren Stadt in den USA im Schneckentempo den Feierabendstau erdulden muß, ist hin und wieder ob der seichten Klänge dankbar. Das mag sich dem Pauschaltourist in Florida nicht erschließen, wer aber die berühmten Brötchen in einer US Metropole verdient, sieht sich einer Reizüberflutung jenseits des Bikinis gegenüber.

Und dann fragt der Suedeutsche, "Glaubst Du im ernst, daß es auf der Mittelwelle im Bundesstaat Indiana nur so wimmelt vor Stationen, die einen 24 Stunden am Tag mit intelligenten Kommentaren, aktuellen weltumfassenden Informationen und ausgewogener Berichterstattung aus nah und fern verwöhnen?" Gehen wir also ins Detail: Es wimmelt zwar nicht, doch ein gewisser Sender WOWO 1190 veranstaltet ein nicht ganz unansehnliches Programm (siehe http://www.wowo.com/programweekday.htm). Vergleichen wir das einmal mit NRW, dort gibt es kein ausgewiesenes Nachrichtenradio, nur Kinderpop und Musikschrott (siehe anderen Thread), Schlagerkram und Lehrerfunk. Sehr beachtlich im Vergleich zum Angebot einer 200 000 Seelengemeinde.

Das alles führt, werter Sueddeutscher, nicht weiter.

Was aber wohl Sven und ich sehr deutlich wollen, ist ein Hörfunkmarkt, der eine wesentlich größere Formatvielfalt umfaßt als dies derzeit in Deutschland der Fall ist. Es will ein Markt sein, der frei zugänglich ist und aus dem unpopuläre Formate angesichts von Alternativen auch wieder verschwinden können. Das will der Sueddeutsche nicht begreifen.

Und warum soll nicht eine "dubiose Religionsgemeinschaft" eine Lizenz erhalten? Sie unterliegt dem Recht und wird bei Volksverhetzung etc. die Zulassung wieder verlieren. Denn daran wird die Politik ein Interesse haben. Oder sind ERF 2 und domRadio wirklich so gefährdent, wenn dort Wertvorstellungen - wenngleich aus deutlich polarisierter Richtung - propagiert werden? Bei FFH und anderen besteht die Gefahr natürlich nicht.

Schlimm ist nur, lieber Sueddeutscher, daß "Euere Meinung" womöglich schon jenseits des Forums eine Rolle spielt :-)
Sven

Re: Praise America!!!

Beitrag von Sven »

Hey Süddeutscher,

hast Du zu tief ins Glas geguckt?
Sven

Re: Praise America!!!

Beitrag von Sven »

Hallo Kleinschreiber,

vielen Dank für die viel qualifiziertere Antwort auf Süddeutscher´s etwas konfusen Beitrag von 16:04. Da kann ich mir die Antwort sparen.
Kleinschreiber

Re:

Beitrag von Kleinschreiber »

Sven,

ich glaube, wir sind uns in der Sache mittlerweile einig geworden. Daß da manch Sarkasmus mit im Spiel war, ist abschließend möglicherweise etwas unglücklich aber keinesfalls persönlich gemeint gewesen.

Und man sollte nicht davon ausgehen, daß Sueddeutscher und andere tatsächlich mit der Materie vertraut sind, über die sie leichtfertig den Griffel schwingen. Ein Leid, über das in diesem Forum halt immer wieder zu stolpern ist.
Radiohasser

Re:

Beitrag von Radiohasser »

Was wir hier in Deutschland jetzt haben ist weder ein "duales" Rundfunksystem, noch gibt es "echte" Privatsender.

Aus folgenden Gründen:

1. Die Öffentlich-Rechtlichen Anstalten kopieren die Privaten dermaßen, daß man rein beim Zuhören nicht mehr die beiden Systeme unterscheiden kann (Jump, N-Joy und Konsorten)

2. Die privaten Stationen senden unter dem Dach einer öffentlich-rechtlichen Trägerschaft. Außerdem der §111a der Bayer. Verfassung existiert immer noch.
Ja was soll denn das?
Sollen jetzt die privaten Dienstleistungsfirmen auch unter der Trägerschaft von Behörden arbeiten?

Zwar sollte es eine Medienbehörde (bundesweit eine einheitliche mit Geschäftsstellen in allen Bundesländern) geben, die dafür zuständig sind, daß nichts außer Kontrolle gerät, die Regulierungsbehörde überwacht die Sendefrequenzen und Ende!!! Mehr braucht man nicht.

Privatradio ist ein Geschäft, läuft's gut, OK, wenn nicht, dann kommt ein neuer.
Sven

Re:

Beitrag von Sven »

Kleinschreiber,

mich haben Deine brillianten Analysen immer davon abgehalten, aufgrund der einen oder anderen kleinen sarkastischen Einlage "wütend" zu werden. Ich glaubte schon früh, Dich als Leidensgenossen erkannt zu haben.
Sueddeutscher

Re:

Beitrag von Sueddeutscher »

Na gut, dann schließen wir diese unsinnige Diskussion mal mit zwei sinnvollen Anmerkungen ab: Das Wort "brillant" schreibt man ohne "i" und "wütend" gehört nicht in Anführungszeichen.
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