Overspill-Regelung von DAB

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Mike

Overspill-Regelung von DAB

Beitrag von Mike »

Der digitale Hlörfunk hat ein riesiges Problem: der fehlende Overspill und die damit nicht mögliche Abdeckung heutiger UKW-Sendegebiete. Dank der Gleichwellentechnik ist es aber möglich, die vom UKW-Bereich bekannten Versorgungsgebiete abzudecken, und zwar über Sender in den jeweiligen Nachbarländern. Ich habe beispielswiese mal für vier Bundesländer versucht aufzuführen, was dort so alles in Betrieb gehen müsste, um UKW zumindest einigermaßen auf DAB abzubilden:

DAB Bayern:

Lautenstein (BW)
Aalen (BW)
Mudau (BW)
Waldenburg (BW)
Frankfurt-Europaturm (HES)
Hohe Wurzel (HES)
Rimberg (HES)
Fulda (HES)

DAB Baden-Württemberg:

Hohe Wurzel (HES)
Krehberg (HES)
Frankfurt-Europaturm (HES)
Pfaffenberg (BAY)
Würzburg (BAY)
Büttelberg (BAY)
Hühnerberg (BAY)
Augsburg (BAY)
Grünten (BAY)
Säntis (SCHWEIZ)


DAB Saarland:

Saarburg (RLP)
Bornberg (RLP)
Haardtkopf (RLP)
Trier (RLP)

DAB Rheinland-Pfalz:

Karlsruhe (BW)
Frankfurt-Europaturm (HES)
Großer Feldberg (HES)
Driedorf (HES)
Nordhelle (NRW)
Ederkopf (NRW)
Siegen (NRW)
Hohe Warte (NRW)
Düsseldorf-Rheinturm (NRW)
Köln-Colonius (NRW)
Bonn-Venusberg (NRW)
Eifel-Bärbelkreuz (NRW)
Göttelborner Höhe (SAAR)
Reinhold Heeg

Re: Overspill-Regelung von DAB

Beitrag von Reinhold Heeg »

Genau, Mike, die Sendernetzbetreiber sollen mal die Köpfe zusammen stecken und Vereinbarungen treffen, den Hörgewohnheiten, wie sie sind,Rechnung tragen. So, daß ich in Hessen auch das bayerische Ensemble hören kann, oder der Schwabe den FFH, oderoderoder. Nur halt übertreiben sollte man es nicht mit den Repeatern, man muß bedenken, daß eins über´s andere Bundesland denselben Block im Kanal 12 belegt.
Gruß, Reinhold

Kai

Re: Overspill-Regelung von DAB

Beitrag von Kai »

Mike, nette Aufstellung. Aus drei wichtigen Gründen wird es dazu nicht kommen:

1. Medienpolitische Interessenkonflikte der Bundesländer
2. Kosten
3. Interferenzen mit der übernächsten Blocknutzung

Zu 1. - ohne Kommentar

Zu 2. :

An der großen Anzahl von Zusatzstandorten allein zur Realisierung des Overspill sieht man, in welche Kostenfalle DAB laufen wird. Trotz niedrigerer ERP und mehr Programmen pro QRG müssen viel mehr Senderstandorte benutzt werden.

Zu 3.

Beispiel: Das RLP-Paket wird man in Köln und Düsseldorf wegen der Nähe zu Belgien nicht mehr abstrahlen können. Auch das Bayernpaket auf dem Feldberg ist recht gewagt - NRW benutzt doch schon wieder denselben Block.
Andreas W.

Re: Overspill-Regelung von DAB

Beitrag von Andreas W. »

Ich finde, man sollte sich doch langsam vom Overspill verabschieden. Die Leute haben jahrelang SDR 3 gehört, haben jahrelang SWF 3 gehört, dann wurde beides zusammengelegt, kurzer Aufschrei, und was ist jetzt? Nix. SWR 3 dudelt vor sich hin und alle schwelgen in Nostalgie, aber man akzeptierts.

Früher war DRS 3 hier in Südostbayern zu hören und war auch richtig gut. Heute nicht mehr. Keinen interessierts.
Anfang der 80er hatten wir hier viele Spitzenradioprogramme aus Südtirol. Noch heute denke ich sehnsüchtig an die Zeit zurück, aber es ist nun mal so, dass kein Programm mehr transalpin aus Südtirol nach Bayern sendet und zudem sowieso alle Programme in Südtirol mittlerweile auch genauso langweilig klingen wie die hiesigen.
Der MDR macht MDR Life zu und eröffnet Jump. Das berühmte DT64 wird zu Sputnik und sendet heute als Nonstop-Jugenddudler auf Mini-Funzeln in Sachsen-Anhalt. Viva zwei wurde zu Viva Plus, was einen großen Aufschrei erzeugte. Dennoch ist halt mal alles so wie es ist.

Was ich damit sagen will: Die Zeiten ändern sich. Irgendwann mal in einigen Jahren (wahrscheinlich einigen vielen Jahren) wird SWR 3 vielleicht nur mehr via DAB zu hören sein und das dann in einem enger begrenzten Sendegebiet, aber wen wird das länger interessieren als ein paar Wochen? Und vor allem: Ist SWR 3 dann noch interessant genug, oder gibt es das Programm dann überhaupt noch? Das sind alles so Dinge, die, längerfristig gesehen, eigentlich alle sehr relativ sind. Mag sein, dass sich jetzt der eine oder andere DAB-Hörer wundert ("Nanu, Bayern 3 geht aber früh hinter der Grenze nicht mehr..."), aber irgendwann gewöhnt er sich und sagt dann nach der Gewöhnungsphase einmal schade und wechselt hinter der bayrischen Grenze auf SWR 3, das ohnehin den gleichen Kack spielt.

Für uns DXer ist das natürlich alles mehr oder weniger dramatisch - mich ärgert die Tatsache mit dem fehlenden Overspill selber total. Aber das muss man wohl glaube ich in Kauf nehmen und sein Hobby, sofern DAB-DX nicht mehr so anregend ist, auf andere Gebiete (Sat-DX, Kurzwellen-DX, Mittelwellen-DX) ausweiten.

Kai

Re: Overspill-Regelung von DAB

Beitrag von Kai »

Andreas,

die gewaltigen Overspills von UKW werden so oder so verschwinden. Durch Zerobase wie in NL (die Hoffnung stirbt nie), oder nach dem Deutsch-Italienischen Verfahren.

Aber ein gemäßigter Overspill in gewachsenen Regionen wie Rhein-Main, der Kölner Bucht, etc. muss sein, wenn das Radio als mobiles Medium attraktiv bleiben will. Immerhin ist DAB seinerzeit mit dem Anspruch als auf dem Mobilempfang optimiertes Medium präsentiert worden.

Wenn man auf einer Pendlerfahrt von Aschaffenburg nach Mainz dreimal den Sender wechseln muss, geht das an den Hörerbedürfnissen vorbei.
raschwarz

Re: Overspill-Regelung von DAB

Beitrag von raschwarz »

Nur dank des Overspills haben wir heute die Vielfalt / Formate, die wir haben. Ansonsten gäbe es nur Programme wie DLR Berlin oder SR 1. Dadurch, dass man aber RTL, SWF 3 und andere nicht nur in Trier empfangen konnte, musste auch der WDR seine Programme ein bisschen erträglicher gestalten. Wenn DAB sich ohne Overspill durchsetzt, wird das Radio insgesamt an Hörer verlieren, da die Leute heuer, wo jeder CD, mp3 u.a hat dann eben ganz auf Radio verzichten würden, wenn´s in Köln oder Düsseldorf kein SWR und RPR mehr gäbe.
Kai

Re: Overspill-Regelung von DAB

Beitrag von Kai »

Widerspruch, raschwarz:

Overspill verhindert Vielfalt. Was nutzen mir drei Hitradio-Antennen und deren GEZ-Kopien aus den Nachbarbundesländern, die alle denselben Brei abdudeln?
Anonymer Teilnehmer

Geloescht

Beitrag von Anonymer Teilnehmer »

[Beitrag auf Wunsch des Users entfernt.]
Conrad

Re: Overspill-Regelung von DAB

Beitrag von Conrad »

@Markus Weidner:

Wenn ich aber in Gelnhausen ein 20 Marks-Küchenradio einschalte, kann ich problemlos die SWR-Sender vom Donnersberg hören. Bei DAB bedarf es dann schon einer Profi-Ausrüstung mit Super-Yagi etc., vor allem in geschlossenen Räumen. Hast Du schon mal DAB-Indoor-Versuche mit Wurfantenne gemacht? Da kommt oft nur das örtliche K12-Paket rüber, und oft noch nicht mal das...
Wiesbadener

Re: Overspill-Regelung von DAB

Beitrag von Wiesbadener »

Okay, die DAB-Sender kommen weiter als die Landesgrenzen. Aber ist es ein Genuss, SWR 3 in Frankfurt und Köln mobil nur noch mit Blubbern zu hören, während es auf UKW störungsfrei kommt? Daher ist die Idee, einen "künstlichen Overspill" zu erzeugen, um die bisherigen UKW-Kommunikationsräume weiter abzudecken ein guter Ansatz (sofern technisch koordinierbar). Wird ja auch in der Praxis mancherorts schon so gemacht - siehe Standorte Hohe Wurzel, Ulm und Kulpenberg.
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