In DVB-T gehören Radioübertragungen!!!

Das Radioforum. Hier dreht sich alles um die technischen Seiten des Radio- und TV-Empfangs.
Mike

In DVB-T gehören Radioübertragungen!!!

Beitrag von Mike »

Heftigen politischen Streit in Miteldeutschland soll angeblich eine Information eines techn. Mitarbeiters einer Sendeanstalt losgetreten haben: Der hat angekündigt, dass über das im kommenden Jahr startende DVB-T auch Radioprogamme übertragen werden sollen. Sorry: ich verstehe die ganze Aufregung nicht. Wer sich ein (teures) Empfangsgerät für DVB-T (eine Set-Top-Box wie die für Satellitenempfang) zulegt, sollte doch ein möglichst großes Angebot präsentiert bekommen. Und was spricht dagegen, wenn man auf einem VHF- oder UHF-Kanal neben vier TV-Programmen noch Platz hat, hier noch ca. 5 Radios in fast-CD-Qualität zu übertragen? Die DAB-Lobby, aber auch de Politiker sollten endlich ihr dummes Gesülze von wg. DAB nur für Radio, DVB-T nur für Fernsehen an den Nagel hängen. So wird das mit den neuen Technologien nie etwas.
Kai

Re: In DVB-T gehören Radioübertragungen!!!

Beitrag von Kai »

Bei Analog-Sat DVB-S und DVB-C macht man das doch auch. Warum soll man es nicht bei DVB-T machen? Es kostet doch fast nix extra, wenn die Hauptnutzlast eines Kanals TV-Signale sind.

Diese DAB-Heinis wollen über Übertragungsverbote für die Anderen ihr eigenes, immer noch nicht marktreifes System etablieren. In einem halbwegs gesunden marktwirtschaftlichen Umfeld muss so ein Ansinnen scheitern.
M. Schirmer

Re: In DVB-T gehören Radioübertragungen!!!

Beitrag von M. Schirmer »

FALSCH: Es muß DAB-/UKW-Empfänger geben, die nicht mehr kosten, als ein DVB-T-Empfänger.
Reinhold Heeg

Re: In DVB-T gehören Radioübertragungen!!!

Beitrag von Reinhold Heeg »

Na, fängt hier wieder mal das Thema DAB vs. DVB-T-Radio an? Beides hat seine Berechtigung, weil es bei beiden um die Digitalisierung geht. Bei DAB um die vom Radio, bei DVB um die vom Fernsehen. Sollte es dazu kommen, daß bei DVB-T auch Radio übetragen wird, wer garantiert denn, daß DAB nicht zurückschlägt und plötzlich auch mit bewegten Bildern aufwarten kann? Ist schon mal probiert worden und die Ergebnisse sollen nicht mal so übel gewesen sein.
Schönen Sonntag, Reinhold

Kai

Re: In DVB-T gehören Radioübertragungen!!!

Beitrag von Kai »

Es gab schon viel versprechende Versuche mit MPEG-4-Video über DAB. Warum auch nicht? Soll jeder das Maximale aus seinem System herausholen. Programmveranstalter und Zuschauer/Hörer können dann entscheiden, welches System das beste für sie ist.
Bernhard

Re: In DVB-T gehören Radioübertragungen!!!

Beitrag von Bernhard »

Warum DAB statt DVB für Hörfunk?

Das hat zwei Gründe:

1. DAB ist für mobilen Empfang bis ca. 200 km/h ausgelegt. Bei DVB ist Mobilempfang nur bei geringen Geschwindigkeiten möglich. Der Grund ist der Doppler-Effekt (Frequenzverschiebung, wenn man sich im Bereich von zwei Sendern auf einen zu und vom anderen weg bewegt).

2. DVB nutzt die fünffache Bandbreite. Dehalb muss auch der Empfänger die fünffache Datenmenge verarbeiten. DVB-Empfänger sind deshalb immer teurer als DAB-Empfänger.

PS: Videoübertragung (auch für mobilen Empfang) ist in der DAB-Spezifikation vorgesehen.

Gruß Bernhard
Kai

Re: In DVB-T gehören Radioübertragungen!!!

Beitrag von Kai »

Bernhard,

ein Großteil der Nutzung des Mediums Hörfunk spielt sich bei Geschwindigkeiten unter 100 km/h ab.

Was die Marktpreise von DAB-Empfängern im Vergleich von DVB-T-Boxen angeht, würde ich mich auch nicht so weit aus dem Fenster lehnen. Offensichtlich macht das Verarbeiten der Fünffachen Datenmenge den DVB-T-Decoder beiweitem nicht fünfmal so teuer. ;)

Aber egal. Von mir aus soll man auch TV-Übertragungen auf DAB machen. MPEG-4 ist immerhin das beste, was derzeit technisch machbar ist.

Nur Verbote gegen ein konkurrierendes System, die gehen mir gegen den Strich.
Wiesnbaener

Re: In DVB-T gehören Radioübertragungen!!!

Beitrag von Wiesnbaener »

Eure Diskussion geht genau in die Richtung, die ich erwartet habe: es geht hier nicht daraum, ob DVB-T DAB ersetzen kann. Es geht um den REIN STATIONÄREN Empfang, und da bin ich mit Mike einer Meinung: wenn es technisch machbar ist (und das ist es ja zweifellos): warum sollte man nicht auch Hörfunk über DVB-T übertragen? Nicht als Ersatz für DAB oder UKW, sondern als attraktiven Zusatznutzen für diejenigen, die sich wg. DVB-T einen teuren Receiver zulegen. Schließt man das Gerät an die Stereo-Anlage an, hat man halt dann noch einige Hörfunksender neben den Fernsehprogrammen. Aber die DAB-Lobbyisten, aber auch die Politiker sind halt derzeit übernervös, und da wird sehr allergisch auf alles reagiert, was irgendwann mal DAB gefährden könnte...
Reinhold Heeg

Re: In DVB-T gehören Radioübertragungen!!!

Beitrag von Reinhold Heeg »

Hallo, miteinander
Was spricht eigentlich gegen Geräte, die Beides, also DAB und DVB-T können? Die Gewaltigen, die über Wohl und Wehe der beiden digitalen Systeme entscheiden, sollten sich mal zusammentun, als wie jetzt gegeneinander zu kämpfen.
@Wiesnbaener: Bei mir hängt seit den frühen 80ern alles was mit TV zu tun hat am Stereo. Soviel dazu, einen DVB-T-Empfänger in einer Gegend, in der auch Radio über DVB-T übertragen wird, an die HiFi-Anlage zu hängen.
Gruß, Reinhold

DAB_User

Re: In DVB-T gehören Radioübertragungen!!!

Beitrag von DAB_User »

Wenn man doch noch ein wenig Qualität bei DVB-T haben will, sollte man möglichst 10 TV-Programme und noch 16 Radioprogramme hineinquetschen.
Heute kann man Radio mit 9600 Bit/s übertragen. Wem es gefällt, bitte schön.
Wir reklamieren ja schon heute, dass DVB-T schlechter aussieht als analoges Fernsehen. DVB-T hat die gleiche Bandbreite wie ein analoges Fernsehprogramm. Satellitenfernsehen hat wohl etwa die 4-5 Fache Bandbreite von terrestrischem Fernsehen, ob analog oder Digital. Also sollte man nicht Satellitenfernsehen mit terrestrischem Fernsehen direkt vergleichen.
Aber egal, komprimiert doch Fernsehen und Radio bis zum geht nicht mehr und freut euch an der Qualität.
Inzwischen hat man auch bei den DVB-T Betreibern festgestellt, dass man nicht bundesweit soviele DVB-T Sender aufstellen kann, dass Radio in mobilen Fahrzeugen ohne Qualitätseinbrüche funktioniert. Daher stelle ich fest, dass die "DVB-T Radio"-Euphorie bei einigen Landesmedienanstalten etwas kleinlauter geworden ist und es scheinbar doch einfacher und billiger ist, ein paar DAB Sender mehr zu betreiben als alles über DVB-T machen zu wollen.
Peter
Kai

Re: In DVB-T gehören Radioübertragungen!!!

Beitrag von Kai »

Peter,

vor allem sollte man nicht dumm polemisieren. Niemand hat von Deiner genannten Programmzahl in einem DVB-T-Kanal gesprochen. Das ist nur Deine Phantasie.

Dagegen gibt es völlig real Musikprogramme auf DAB, die mit 128kBit/s auskommen müssen und daher schlechter klingen als auf UKW.

Falls mal irgendwann das Interesse der Rundfunkanbieter an DAB wachsen *sollte*, will ich lieber nicht darüber spekulieren, wie angesichts der knappen Frequenzen dann die durchschnittliche Bitrate der DAB-Programme aussieht.
Andreas Mikula

Re: In DVB-T gehören Radioübertragungen!!!

Beitrag von Andreas Mikula »

Irrtum: UKW klingt heutzutag schon schlechter als UKW es könnte! Dank der Kompressoren und manch unzureichenden Bandbreiten (128 kBit über ISDN) digitaler Übertragungstechniken ...

Ich hab mich anfangs über die Digitalisierung gefreut. Aber wenn ich meinen Ortssender Radio Slovenija analog und über Hotbird vergleiche, wird mir schlecht. Trotz 192 kBit klingts wie 96 kBit!
Kai

Re: In DVB-T gehören Radioübertragungen!!!

Beitrag von Kai »

''Irrtum: UKW klingt heutzutag schon schlechter als UKW es könnte! ''

Andreas, das stimmt, ist aber absolut kein Widerspruch zu meiner Aussage.
Mathias

Re: In DVB-T gehören Radioübertragungen!!!

Beitrag von Mathias »


Habt ihr euch mal überlegt wo die sogenannten "Überkapazitäten" in DVB-T herkommen? Die Idee "wir haben ja soviel Platz zuviel in DVB-T und jetzt können wir auch noch Radio und sonst noch was reinpacken" ist doch an sich schon etwas absonderlich. Frequenzen sind eines der knappsten Güter und DVB-T kassiert da erstmal alles um dann zu sagen "oups ... ja jetzt könnte ich ja noch dies und das ...". Kein Thema. Hätte man DAB auch nur annähernd soviel Kapazität gegeben, wäre das auch kein Thema darüber alles mögliche zu machen und es wäre viel attraktiver.

Die Frage ist also: für welches Medium reserviere ich wieviel kapazität. Und dahinter steht: Welches Medium gibt mir welche Vor- und Nachteile und was brauch ich. Klar kann man da abwägen und zu etwas unterschiedlichen Lösungen kommen, aber eines ist doch klar:

1) Fernsehen stationär in grossem Umfang (typischer Nutzungsfall im Wohnzimmer): sinnvoll nur über DVB-T
2) Radio in der Fläche und mobil (typischer Nutzungsfall im Auto): sinnvoll nur über DAB

(Und nebenbei: Was keinem auffaellt, aber Radio heisst inzwischen nichtmehr nur einfach einen Audiostream in Stereo zu übertragen sondern da gehoeren doch eine Reihe weiterer Konzepte und Dienste fest mit dazu, vorallem für die mobile Nutzung.)

Bei aller Diskussion könnte man nun zwar auch diverse Mischformen und Sondernutzungen usw. gut heissen, blos wird dabei gerne und allzuschnell immer vergessen, dass diese Dinge reine Exoten sind und man nicht ohne das jeweils andere auskommt. Es wird also leider oft gerne die Illusion geschürt, dass Punkt 1) oder 2) nicht zutreffenund z.B. man in Zukunft doch sämtlichen Hörfunk über DVB-T machen könnte was faktisch enorme Beschränkungen der gewohnten Radionutzung bedeuten würde. Deshalb der Protest auf solche Äußerungen die in dieser Richtung suggerieren.

Und wenn man nun DAB sowieso braucht, weil eben u.a. AUCH in einem Auto das eine Landstrasse entlang fährt Radio in Zukunft keiner missen möchte, kann man sich berechtigt fragen wo der wirkliche Vorteil liegt, dann einen Teil des Hörfunks per DVB-T und einen Teil per DAB auszustrahlen oder gar einen DAB, DVB-T Simulcastbetrieb aufzubauen. Beides erscheint mir extrem Kundenunfreundlich da letztlich teurer, aufwendiger und komplizierter.

Ist jemand der Meinung dass ich in irgendeinem Punkt der Argumentationskette irre? Wenn nein kann die Schlussfolgerung meiner Meinung nach nur lauten: Wenn DVB-T soviel Überkapazität hat, dass es in grossem Umfang Radioprogramme mitübertragen will, sollte man diese Überkapazitäten abbauen und dem Medium DAB aufschlagen, dass diese Frequenzen dringend benötigt.

Das mag in Berlin alles noch ein wenig ein Sonderfall sein, weil da sowieso Frequenzüberfluss zu bestehen scheint, aber für den Rest Deutschlands gilt es ganz sicher.

In diesem Sinne viele Gruesse

Mathias
Kai

Re: In DVB-T gehören Radioübertragungen!!!

Beitrag von Kai »

Matthias,

Deine Argumentation ist gar nicht so schlecht. Daher verstehe ich das Geschrei von der DAB-Seite gar nicht, wenn da mal ein paar Hörfunkprogramme auf DVB-T aufgeschaltet werden. Wenn DAB das für den Hörfunk bessere System ist, wird es sich durchsetzen, auch ohne Verbote für alternative Übertragungswege.

''Wenn DVB-T soviel Überkapazität hat, dass es in grossem Umfang Radioprogramme mitübertragen will, sollte man diese Überkapazitäten abbauen und dem Medium DAB aufschlagen, dass diese Frequenzen dringend benötigt.''

Und hier wird's wieder polemisch. Du weißt genau, dass DVB-T vorrangig im UHF-Bereich stattfindet. Somit ist das Zuschlagen der Frequenzen zu DAB technisch gar nicht möglich. Berlin mit seinen zwei dicken Band-III-Grundnetzsendern mag da wieder eine Ausnahme sein. Ich finde es aber fair, dass man in Berlin immerhin zwei Band-III DAB-Ensembles hat und wenigstens einen TV-Kanal im VHF-Bereich für DAB nutzt. So kann DVB-T zeigen, was es im VHF-Bereich drauf hat.

Wenn das analoge terrestrische TV abgewickelt wird, bin ich aber auch dafür, die freiwerdenden VHF-Kanäle vorrangig an DAB zu geben. Hier müsste man jedoch in den Ballungsräumen VORAB schon etwas tun. In Berlin und in München geht's ja auch.
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