Badewannenkurve

Das Radioforum. Hier dreht sich alles um die technischen Seiten des Radio- und TV-Empfangs.
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Nordlicht

Badewannenkurve

Beitrag von Nordlicht »

Frage an die aelter gewordenen hier im Forum:
Habt ihr auch frueher den Equalizer auf die 'Badewannenkurve gestellt? Ich fand's in jungen Jahren auch besser. Kann mich noch gut errinnern als mich der Verkaeufer auslachte weil ich unbedingt nen Verstaerker mit '''Lochness'' haben wollte und mich nach nem Hoertest fragte ob der nicht ein bissle duenne klingt.
Mit anfang 20 oder so fand ich dann Lineareinstellung (gute Boxen vorausgesetzt) viel besser da man dann auch wirklich alle Instrumente heraushoert dank der Mittenaufloesung. Durch die Entwicklung der Ohren mit zunehmenden Alter (meine sind ausserdem wohl Disco geschaedigt) muesste es eher umgekehrt sein oder?
Die Frage stell ich wegen der Discussion um Optimode und z.B. SSL. Wobei SSL ja auch fuer die juengere Generation is.
Erich Hoinicke

Re: Badewannenkurve

Beitrag von Erich Hoinicke »

Ist zwar eher was fürs Hi End Forum, fühle mich aber noch angesprochen. Ja auch ich hörte mit allem, was die Hoch- und Tieftöner gerade noch nicht (oder doch schon?) verzerrt wiedergaben.

In den 70ern war ja alles etwas extrem, Haare, Klamotten, Rockmusik. Hatte man sich jahrelang mit dumpfen Tapedecks und Vinylfräsen rumgeärgert, ist es fast schon verständlich, daß man schnell der Versuchung erlag, das Pendel zu weit in die andere Richtung auszulenken. Das war die Zeit der zischelnden Piezohochtöner in billigen Bose 901-Brüllwürfel- oder Klipschhorn-Selbstbauversuchen. (Ich "erfand" die erste Auto-Bassröhre: Ein runder Dixan-Waschpulverpappeimer + zwei 25er Tieftöner! :)) Power war schon immer eine Jugendsünde, nur daß damals die lauteste den Tüftlern vorbehalten war. Der Markt dazu kam erst später...

20 Jahre später verstand ich zwar immer noch nicht, warum ein Paar "gute" Boxen mehr als der Rest der Anlage kosten mußte. Aber einmal damit abgefunden, verschwand auch bei mir die Neigung zu Loudness-Effekthaschereien. Also: Daß hochwertigere Technik bessere Ergebnisse liefert und daß man mit zunehmendem Alter ruhiger wird, sind Binsenweisheiten. Badewanne statt Badewannenkurve. Aber um eine Oboe von einem Fagott zu unterscheiden, braucht man nicht bis 16kHz zu hören. So wie ein Schlagzeuger sein Rhythmusgefühl trainiert, ein Cellist sein Gehör schult, so verbinden Tontechniker dies mit der technischen Umsetzung. Im Idealfall zu gleichen Teilen. Und genau da ist meiner Meinung nach die Schwachstelle. Fehlende Musikalität der Sound-Verantwortlichen im Radio.
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