Ingo-GL hat geschrieben: ↑Sa 22. Feb 2025, 13:45
Die Fritz!Box macht es im automatischen Modus allerdings genau richtig. So steht es ja im Standard IEEE 802.11. Wenn sie zum Beispiel im 5-GHz-Band mit der Kanalweite "80 MHz" betrieben wird, dann soll sie bevorzugt einen völlig unbelegten 80 MHz weiten Bereich aufsuchen. Davon gibt es in Deutschland im 5 GHz-Band aber nur 4 Stück inklusive dem Kanalbündel 116+120+124+128, in dem die Box 10 Minuten lang auf die Abwesenheit von Radarsignalen prüfen muss, ehe sie ihn in Betrieb nehmen kann.
Kanal 132 ist davon als Wetterradar-Randbereich auch noch betroffen. Nach einer einmaligen ausgedehnten Prüfung geht es aber zumindest mit meiner Fritz-Box nachher schneller. Dennoch wird alles oberhalb inclusive Kanal 52 bei Gebrauch vom Router nach bevorrechtigten Signalen überwacht, was sicherlich auch Rechenzeit und Energieaufwand kostet.
Dass die Fritz-Box im automatischen Modus alles genau richtig macht, kann ich aus eigener Beobachtung auch bei meiner aktuellen Fritz-Box nicht bestätigen. Scheinbar unsinnige automatische Kanalwahlen belegen dies immer wieder. Wobei die Fritz-Box sicherlich noch mehr Daten auswertet (zum Beispiel "Kanaldurchsatz") als wir im Endeffekt angezeigt bekommen.
Zudem ist ja alles auch noch viel schwieriger. So ist bspw. die - sagen wir - manuelle Kanalwahl 13 nicht einfach die Auswahl des Kanals 13, sondern bei 40 MHz Bandbreite werden die Kanäle 7 bis 14 belegt, und die - ich nenn´s mal - "nominelle" Belegung erfolgt im Kanalblock "11" (siehe Zusatz-Angabe z.B. im "WLAN-Analyzer"). Der Unterschied zur manuellen Kanalwahl 11 liegt - vermute ich - wohl lediglich in der Priorisierung des Spektrums.
Die automatische Kanalwahl unterliegt also auch noch der unterschiedlichen Ausgestaltungen der Bandbreiten (von Kanal zu Kanal durchaus unterschiedlich).
Im 5-GHz-Bereich unterliegen die Kanäle ja auch noch unterschiedlichen Auflagen. So kriege ich auf Kanal 140 nur 20 MHz Bandbreite hin, auf 132 scheinbar nur 40 MHz Bandbreite, während ich im wetterradar-geschützten Hauptbereich mit Kanalwahl 116 ("nominell" 122) 80 MHz Bandbreite realisiert bekomme. (Bei 140, 116, 110 und 52 hatte ich auch schon mal Aussetzer von je 1 Minute bzw. 10 Minuten wegen Priorisierung im Protokoll.)
Wenn ich nicht auf 80 MHz Bandbreite angewiesen bin, dann scheint die Reduzierung auf eine geringe Bandbreite ohnehin sinnvoll, da sich die Strahlungsleistung auf ein geringeres Spektrum konzentriert. Erste Messversuche von mir (mit dem Wifi-Analyzer) deuten drauf hin, dass sich dadurch die Durchdringung durch Wände und Böden um 3 bis 6 db erhöht.
Mein unmittelbarer Nachbar hat 7 WLAN-Netze unterschiedlichster Bandbreiten mit gleicher SSID in Betrieb, teilweise sich selbst überlappend. Er belegt damit de facto das komplette 2,4-GHz-Spektrum und mehr als alle 5-GHz-Kanäle ohne DFS (Priorisierung für bevorrechtigte Nutzer wie Radare etc.)
Ich muss also mit potentiellem Störpotential leben, was in meiner Praxis aber bisher völlig ausreicht. Die Entscheidungen, die eine potentiell "genau richtig" handelnde Fritz-Box treffen muss, ist also eine recht komplexe Aufgabe, deren Ergebnis ich anhand mir zugänglichen Daten niemals werde vollständig nachvollziehen können; einzig, wenn mal Schwierigkeiten in meinem Netz zu beobachten wären.
Interessant ist, dass im Spektrum der Betrieb meiner Mikrowelle nicht abgebildet wird - obwohl ja im Kanalspektrum der Fritz-Box die Darstellung von Störern vorgesehen ist. Bei meinen Schwiegereltern beobachtete ich mal, dass dort die Mikrowelle als störender Kanalblock abgebildet war. Allerdings schlägt sich meine Mikrowelle doch nieder in der Darstellung der Gesamtzahl der "von der Fritz-Box empfangenen Signale". Die Mikrowelle steht 6 Meter von der Box entfernt hinter einer Wand, und wenn sie zündet, dann ist der 2,4-GHz-Eingang meiner Fritz-Box zu 40 % dicht.
In dichter Wohnsilo-Atmosphäre ist bei einer automatischen Kanalwahl womöglich immer irgendeine Mikrowelle in Betrieb.
Die automatische Kanalwahl hat ja noch einen anderen Nachteil. Meist steht der Router ja nicht an exponierter Stelle, sondern irgendwo im Inneren. Es werden also nur die Störer an dieser Stelle erfasst. Nicht aber die Störer, die in der Peripherie der Ausleuchtzone z.B. zwei Stockwerke drüber oder in der Gartenlaube eine Rolle spielen. Ein manuelles "Auge-Drauf-Werfen" ist also für eine Optimierung des eigenen Netzwerks sicherlich sinnvoll. Oder einfach mal die Fritz-Box an den relevanten Stellen der Peripherie die automatische Wahl ausführen lassen.
Jedoch, die Hoffnung, die Fritz-Box würde auch die uns nicht zugänglichen Daten analysieren, muss ich durch einige Beobachtungen wieder reduzieren. Denn ich hatte durchaus schon oft den Eindruck, dass sie schlicht und ergreifend nur die Anzahl der empfangenen WLAN-Netzwerke kanalüberlappend aufsummiert, um Rückschlüsse auf die Tauglichkeit eines Kanals zu ziehen. Zudem scheint sie (die Vorgänger wie mein aktuelles Modell) je nach Kanalwahl auf manchen Kanälen eher blind zu sein, die sie bei einer anderen Kanalvorgabe dann wiederum reproduzierbar besser sieht.