Älterer Umsetzer unbekannter Bauart

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Tommy_Oak
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Älterer Umsetzer unbekannter Bauart

Beitrag von Tommy_Oak »

Ich habe neulich diese seltsame Konstruktion aus vergangenen Tagen entdeckt. Der untere Teil war aus Stahl, darauf ein Stahlmast als Antennenträger. Ich dachte erst, dass der untere Teil als Wasserhochbehälter gedient haben könnte, aber da ist wohl eher die Sender- und Verstärkertechnik untergebracht. Der Stromanschluss ist wohl noch vorhanden, es war jedenfalls ein elektrisches Brummen zu hören.

Die Yagis waren z.T. durch Sturm und Hagel zerstört, an den Satellitenantennen waren die Kabel durchtrennt.

Ich frage mich, wozu genau diese Konstruktion gedient hat. Übliche Umsetzer bekamen ja auch ihre Zuführung terrestrisch, daher sollten da eigentlich keine Satellitenantennen dran sein. Eine Einspeisung in ein Kabelnetz ist es auch nicht, da es eine ländliche Gegend ist, in der es vermutlich noch heute kein Kabelfernsehen gibt.

Der Standort ist hier: https://goo.gl/maps/LmZ2Q6VYY7nUvPzA8

Hat jemand eine Idee, was das genau war? Vielleicht taucht das Ding sogar in einer alten Wittsmoorliste auf?
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MainMan
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Re: Älterer Umsetzer unbekannter Bauart

Beitrag von MainMan »

Das ist die alte Kabelkopfstation von Primacom (heute Pyur) für die Gemeinden Eschelbronn, Zuzenhausen und Hoffenheim.
Dort gab bzw. gibt es seit Anfang der 1990er Jahre sehr wohl Kabelfernsehen.
jkr 2
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Re: Älterer Umsetzer unbekannter Bauart

Beitrag von jkr 2 »

Gib bei

http://www.saschateichmann.de/tvmap

Mönchzell ein. Da gab es einen 5Watt Umsetzer.
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Tommy_Oak
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Re: Älterer Umsetzer unbekannter Bauart

Beitrag von Tommy_Oak »

OK, danke. In diesen kleineren Ortschaften gab es schon Anfang der 90er ein Kabelnetz? Das war mir neu. War es damals vielleicht von Süweda? Denn Primacom wurde m.W. erst Ende der 90er gegründet.
Aber zu den Antennen passt das natürlich. War diese Bauart mit der Stahlbasis damals üblich? Ich habe das nämlich in der Form noch nie gesehen. Und kurios, dass das noch nicht abgebaut wurde.

Kleine Nebenfrage: Wie nennt man diese halbrunde Antenne, die sich gegenüber der oberen Satellitenantenne befindet? Die fand man früher auch öfter auf Privathäusern, ich hielt sie immer für eine UKW-Antenne.
Zuletzt geändert von Tommy_Oak am Mo 3. Jul 2023, 14:48, insgesamt 1-mal geändert.
Tommy_Oak
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Re: Älterer Umsetzer unbekannter Bauart

Beitrag von Tommy_Oak »

jkr 2 hat geschrieben: Mo 3. Jul 2023, 14:27 Gib bei

http://www.saschateichmann.de/tvmap

Mönchzell ein. Da gab es einen 5Watt Umsetzer.
Der stand m.W. am Sportplatz von Mönchzell, also ca. 2 km weiter westlich. Aber danke für den Link mit der Karte, sehr interessant.
wolfgangF
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Re: Älterer Umsetzer unbekannter Bauart

Beitrag von wolfgangF »

Kleine Nebenfrage: Wie nennt man diese halbrunde Antenne, die sich gegenüber der oberen Satellitenantenne befindet? Die fand man früher auch öfter auf Privathäusern, ich hielt sie immer für eine UKW-Antenne.
[/quote]

Wie man die nennt, bzw. um welche Marke es sich handelt, weiß ich nicht, evtl. ist es eine FUBA. Es ist eine UHF Antenne, eher für einen näher gelegenen Sender. So eine war hier mal in der Gegend an einer Gemeinschaftsantenne für den Ortsgrundnetzsender Donaueschingen installiert.
MainMan
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Re: Älterer Umsetzer unbekannter Bauart

Beitrag von MainMan »

Tommy_Oak hat geschrieben: Mo 3. Jul 2023, 14:32 OK, danke. In diesen kleineren Ortschaften gab es schon Anfang der 90er ein Kabelnetz?
In Eschelbronn und Zuzenhausen definitiv ja. Hoffenheim hing AFAIR auch an der besagten Kopfstation dran.
Tommy_Oak hat geschrieben: Mo 3. Jul 2023, 14:33
jkr 2 hat geschrieben: Mo 3. Jul 2023, 14:27 Gib bei
http://www.saschateichmann.de/tvmap
Mönchzell ein. Da gab es einen 5Watt Umsetzer.
Der stand m.W. am Sportplatz von Mönchzell, also ca. 2 km weiter westlich. Aber danke für den Link mit der Karte, sehr interessant.
Ja, der TVU war weiter westlich am Sportplatz.
Sascha
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Re: Älterer Umsetzer unbekannter Bauart

Beitrag von Sascha »

MainMan hat geschrieben: Mo 3. Jul 2023, 17:49
Tommy_Oak hat geschrieben: Mo 3. Jul 2023, 14:32 OK, danke. In diesen kleineren Ortschaften gab es schon Anfang der 90er ein Kabelnetz?
In Eschelbronn und Zuzenhausen definitiv ja. Hoffenheim hing AFAIR auch an der besagten Kopfstation dran.
Tommy_Oak hat geschrieben: Mo 3. Jul 2023, 14:33
jkr 2 hat geschrieben: Mo 3. Jul 2023, 14:27 Gib bei
http://www.saschateichmann.de/tvmap
Mönchzell ein. Da gab es einen 5Watt Umsetzer.
Der stand m.W. am Sportplatz von Mönchzell, also ca. 2 km weiter westlich. Aber danke für den Link mit der Karte, sehr interessant.
Ja, der TVU war weiter westlich am Sportplatz.
Als Betreiber der o.g. Seite bin ich natürlich immer an Fehlerkorrekturen interessiert. Ziel dieser Seite ist es u.a., die Standorte der Sender auf wenige Meter genau zu lokalisieren.

Kannst du bitte genauer erläutern, wo der TVU stand?

Mehrere Quellen (Wittsmoorliste, BNetzA-Liste) sowie Luftbildaufnahmen aus GoogleEarth zw. 2000 und 2015 weisen auf den von mir angegeben Ort am Höhenweg als Verlängerung der Waldstraße direkt östlich von Mönchzell auf ca. 195m Höhe ü. NN (gemäß Topo25) als Standort hin. Auch stimmt die Fußpunkthöhe mit den offiziellen Angaben von 190m gut überein.

Dagegen ist der Standort Sportplatz ca. 20-25m höher und auch das Antennendiagramm mit seiner Hauptstrahlrichtung von 275° würde dann völlig am Versorgungsgebiet vorbei weisen. Von daher wäre ich über weitere Erklärungen sehr dankbar,
Viele Grüße
Sascha
http://www.saschateichmann.de
Nordi207
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Re: Älterer Umsetzer unbekannter Bauart

Beitrag von Nordi207 »

Apropos Primacom.
Beim Wandern in Hinterzarten habe ich im Busch diese Anlage gefunden.
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wolfgangF
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Re: Älterer Umsetzer unbekannter Bauart

Beitrag von wolfgangF »

Toller Fund :spos: .

Die Anlage scheint noch in Betrieb zu sein?
MainMan
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Re: Älterer Umsetzer unbekannter Bauart

Beitrag von MainMan »

Sascha hat geschrieben: Mo 3. Jul 2023, 20:01
Kannst du bitte genauer erläutern, wo der TVU stand?
Mehrere Quellen (Wittsmoorliste, BNetzA-Liste) sowie Luftbildaufnahmen aus GoogleEarth zw. 2000 und 2015 weisen auf den von mir angegeben Ort am Höhenweg als Verlängerung der Waldstraße direkt östlich von Mönchzell auf ca. 195m Höhe ü. NN (gemäß Topo25) als Standort hin. Auch stimmt die Fußpunkthöhe mit den offiziellen Angaben von 190m gut überein.
Dagegen ist der Standort Sportplatz ca. 20-25m höher und auch das Antennendiagramm mit seiner Hauptstrahlrichtung von 275° würde dann völlig am Versorgungsgebiet vorbei weisen.
Ok, überzeugt. Ich war Anfang der 90er häufiger im Kraichgau unterwegs, seither nicht mehr.
Das beruht auf meiner persönlichen Erinnerung, welche durch die Aussage von @Tommy_Oak gestützt wurde.
Umso besser, dass du dies aufgrund deiner Recherche falsifizieren kannst :spos:

Die besagte Kabelkopfstation gab es schon damals in der Form, wie sie auch auf den Fotos zu sehen ist.
Mit dem kleinen Unterschied, dass die terrestrischen Antennen neuwertig waren.
Nordi207 hat geschrieben: Mo 3. Jul 2023, 23:27 Apropos Primacom.
Beim Wandern in Hinterzarten habe ich im Busch diese Anlage gefunden
In Baden-Württemberg waren in den 90er und 00er Jahren dutzende solcher Kleinanlagen in Betrieb.
Teilweise waren diese in kommunaler Hand, teilweise gehörten die der Süweda / Primacom oder der Medicom.

Hinterzarten ist auch so ein Beispiel, wo die DBP kein Kabel verlegt hat und dann ein privater Investor das Kabelnetz für die zahlreichen Hotels dort aufgebaut hat.
Wobei die dortige Kopftstation auf deinen Fotos noch richtig gut aussieht.
Wolfgang R
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Re: Älterer Umsetzer unbekannter Bauart

Beitrag von Wolfgang R »

wolfgangF hat geschrieben: Di 4. Jul 2023, 11:16 Toller Fund :spos: .

Die Anlage scheint noch in Betrieb zu sein?
Ja! Ist ein Inselnetz
Die Prüfung war erfolgreich!
Wir sind Ihr Netzbetreiber.
An Ihrer Adresse ist ausschließlich Kabelfernsehen verfügbar.

79856 Hinterzarten, Sonnenbühlweg 4
Adresse ändern
Die Gemeinde Hinterzarten ist topografisch schwierig gelegen, weshalb ein Empfang über Kabelfernsehen in einigen Lagen (Abschattung von Sat-Empfang) der einzige "klassische" Empfangsweg ist.
MainMan hat geschrieben: Di 4. Jul 2023, 11:30
Hinterzarten ist auch so ein Beispiel, wo die DBP kein Kabel verlegt hat und dann ein privater Investor das Kabelnetz für die zahlreichen Hotels dort aufgebaut hat.
Wobei die dortige Kopftstation auf deinen Fotos noch richtig gut aussieht.
Ist ja auch noch in Betrieb :)

Wolfgang
Wahlbaiersbronner im schönen Murgtal
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Re: Älterer Umsetzer unbekannter Bauart

Beitrag von Wolfgang R »

MainMan hat geschrieben: Di 4. Jul 2023, 11:30 In Baden-Württemberg waren in den 90er und 00er Jahren dutzende solcher Kleinanlagen in Betrieb.
Teilweise waren diese in kommunaler Hand, teilweise gehörten die der Süweda / Primacom oder der Medicom.

Hinterzarten ist auch so ein Beispiel, wo die DBP kein Kabel verlegt hat und dann ein privater Investor das Kabelnetz für die zahlreichen Hotels dort aufgebaut hat.
Auf der anderen Seite der Ruhesteins gab es da ein Kuriosum.

Die gesamt-Gemeinde Baiersbronn liegt ja so abgeschattet im Murgtal, dass man auf die Umsetzer in Obertal (Kraftenbuckel), Baiersbronn (Rinkenkopf) und Röt (im Wald) angewiesen war, um ARD, ZDF und SW3 zu empfangen. Zudem geht Satelliten-Direktempfang auf "der falschen Seite des Tals" nicht immer.

Wohl wissend dieses Umstandes wurde die Gesamtgemeinde Baiersbronn deshalb schon recht früh verkabelt, vermutlich spielten die drei 5-Sterne Häuser, verteilt in allen Himmelsrichtungen, auch eine nicht unwesentliche Rolle.

Dennoch gab es das Kuriosum, dass es noch bis ins Jahr 2012 die gemeindeeigene Gemeinschaftsantenne "Surrbach" gab, die Teile des Baiersbronner Oberdorfes versorgte. Rein analog, mit schlechter Qualität, vermutlicher Abgriff Astra analog.

Weder Unitymedia/KabelBW war an einem Weiterbetrieb gelegen, noch den Gemeindewerken, die diese Gemeinschaftsantenne "geerbt" hatten. Da nahm man dann die Astra analog Abschaltung als willkommen Grund, den Stecker zu ziehen.

Ich kann mir das nur so erklären, dass man bei der Errichtung von Neubauten im Oberdorf als Gemeinde diese GA-Anlage (recht kurz vor der Verkabelung) in Betrieb nahm, um das Antennenverbot wirksam durchzusetzen. Es haben einige Häuser im Baiersbronner Oberdorf auch "normales" Kabelfernsehen, wieso es parallel dazu diese GA-Anlage gab, versuche ich noch in Erfahrung zu bringen...

Wolfgang
Wahlbaiersbronner im schönen Murgtal
Peter Schwarz
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Re: Älterer Umsetzer unbekannter Bauart

Beitrag von Peter Schwarz »

Das waren ursprünglich Gemeinschaftsantennenanlagen. Diese wurden sehr gerne in Neubaugebieten in den 70er/80er-Jahren errichtet zzgl. Antennenverbot in den jeweiligen Strassenzügen, um das optische Gesamtbild harmonisch zu halten. :rolleyes:
Ende der 80er/Anfang der 90er wurden viele dieser Gemeinschaftsanlagen dann an das Breitband-Kabelnetz angeschlossen, das war für die Telekom oder andere Anbieter natürlich lohnender als Einzelverlegung. In diesem Zuge wurden die Anlagen anfangs oft um Sat-Empfangsanlagen erweitert. Später wurden sie dann aber meist an die nächste Kopfstation (FMT etc) angeschlossen und sind seither eigentlich verwaist. Manche mögen mittlerweile als Mobilfunkstandort oder für per Funk zugeführtes Highspeed-Internet dienen. Manche sind auch einfach nur "lost places".
Peter Schwarz
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Re: Älterer Umsetzer unbekannter Bauart

Beitrag von Peter Schwarz »

Das waren ursprünglich Gemeinschaftsantennenanlagen. Diese wurden sehr gerne in Neubaugebieten in den 70er/80er-Jahren errichtet zzgl. Antennenverbot in den jeweiligen Strassenzügen, um das optische Gesamtbild harmonisch zu halten. :rolleyes:
Ende der 80er/Anfang der 90er wurden viele dieser Gemeinschaftsanlagen dann an das Breitband-Kabelnetz angeschlossen, das war für die Telekom oder andere Anbieter natürlich lohnender als Einzelverlegung. In diesem Zuge wurden die Anlagen anfangs oft um Sat-Empfangsanlagen erweitert. Später wurden sie dann aber meist an die nächste Kopfstation (FMT etc) angeschlossen und sind seither eigentlich verwaist. Manche mögen mittlerweile als Mobilfunkstandort oder für per Funk zugeführtes Highspeed-Internet dienen. Manche sind auch einfach nur "lost places".

Bei der ersten Anlage sieht es für mich so aus, als sei dieser Metallzylinder nachträglich "überstülpt" worden, um als Träger für die Satellitenschüsseln zu dienen...auch ne ungewöhnliche Lösung. Oben sieht man, bei beiden Standorten, die terrestrischen Empfangsantennen. Gesendet wurde aber von diesen Standorten eigentlich nie gleichzeitig, das hätte zu viele Einstrahlungen gegeben.
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