Westfernsehen in der DDR

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102.1
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von 102.1 »

TobiasF hat geschrieben: Fr 22. Nov 2019, 16:32
DXer hat geschrieben: Fr 22. Nov 2019, 16:06 Ich verstehe nicht, warum der DDR-Rundfunk nicht wie die Radiosender in den anderen osteuropäischen Staaten ins OIRT-Band gewechselt ist.
Zu der Zeit, als man mit UKW und Schwarz-Weiß-Fernsehen begann, ging man in der DDR noch von einer baldigen Wiedervereinigung aus. Deswegen wurden da die gleichen Standards wie im Westen verwendet.

Später rückte man von einer Wiedervereingung ab, aber für einen Wechsel war's zu spät. Das Farbfernsehen kam danach, deshalb wurde dort SECAM statt PAL verwendet.
Ich vermute, dass man in anderen osteuropäischen Staaten, etwa der CSSR langfristig einen Abschied vom OIRT Band geplant hatte. Zwar wurden meist nur OIRT Radios in der CSSR verkauft, ( Ausnahme man kam an ein DDR Gerät ) allerdings sendete das Programm Inter-Prag bereits im westlichen UKW Band. Die Frequenzen im westlichen UKW Band waren eigentlich schon mehr als lange vor der Wende koordiniert,

Interessant ist auch, dass man in der CSSR immer auf Frequenzen wert gelegt hatte, die recht nahe (10 kHZ Schritte) beisammen ware, als ob man ein CSSR-weites Netzwerk haben wollte. Etwa Brno auf 104,5 und Bratislava auf 104,4 beide recht leistungsstark, Brno 107,5 und Bratislava 107,6, beide weniger leistungsstark... Beispiele gibt es da genug, bis heute.

Was man damals wirklich plante weis ich nicht.
koslowski
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von koslowski »

DXer hat geschrieben: Fr 22. Nov 2019, 16:06 Ich verstehe nicht, warum der DDR-Rundfunk nicht wie die Radiosender in den anderen osteuropäischen Staaten ins OIRT-Band gewechselt ist.
Hätte auch den netten Nebeneffekt gehabt, dass man in den südlichen Bezirken, den Ton des (ersten) Fernsehprogramms des Klassenfeindes (sogar vertikal polarisiert) bestens (mobil) hätte empfangen können. ;)
JO31ne, 255 m asl
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Dudelsack
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Dudelsack »

Chris_BLN hat geschrieben: Fr 22. Nov 2019, 16:38 Ende der DDR auch gegen eine einzelne Sendung von Radio 100 aus Westberlin auf UKW, wofür mehrere Störsender in Ostberlin platziert wurden (man wollte ja möglichst treffsicher den Empfang in Ostberlin stören, konnte aber nicht riskieren, den Empfang in Westberlin zu stören).
Wen es interessiert, die angesprochene Sendung hieß Radio Glasnost. Ich zitiere dazu jetzt einfach mal FM Kompakt:

Berlin 1987> Bei diesem Mitschnitt erlebt man deutsche Zeitgeschichte pur ! Radio Glasnost sendete von West-Berlin aus und berichtete über politische Themen, welche im "Osten" nicht gehört werden sollten. Teilweise massive Störungen von seiten der DDR auf der Frequenz 103,40MHz (ein leichtes Rauschen ist auch in folgendem Mitschnitt zu hören)  http://fmkompakt.de/RadioGlasnostBerlin.mp3 - Nähere Infos rund um Radio Glasnost hier!
http://www.jugendopposition.de/index.php?id=1452
pomnitz26
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von pomnitz26 »

Ein TV Gerät das ich als Kind auch hatte. Natürlich ohne Farbe und ich meine in der DDR stand Robotron drauf. Gab es das Teil auch hinter der Mauer unter anderem Namen? Das Bild war sowieso nicht ganz gerade und je nach Helligkeit auch stärker verzerrt.

Gesehen auf Tele 5 HD in der Sendung GUNZE - Garantiert Unzensiert
Dateianhänge
2019_11_23 00_21 Office Lens.jpg
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von carkiller08 »

Ost-Technik kam in der BRD u,a, als "Bruns" in den Handel.

Bruns:
https://www.radiomuseum.org/r/bruns_polo.html

Robotron:
https://www.radiomuseum.org/r/robo_rade ... f_330.html
Radio Fan
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Radio Fan »

Originalpreis: 1730,-Mark !😨

QTH: Rostock Mitte
RX:Technisat DIGITRADIO 143, Grundig Satellit 700, Peaq PDR050
TEF 6686, Panasonic RF-D10, Technisat DigiPal DAB+, Sangean DPR76
Mobil: Honda Civic-Werkslösung optimiert mit ATBB-Flex Dachantenne
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von pomnitz26 »

Danke für die schnelle Antwort heute Morgen. Man lernt nie aus.
Radio Fan hat geschrieben: Sa 23. Nov 2019, 08:44 Originalpreis: 1730,-Mark !😨
Das Teil hat ja auch 8 Favoriten. Das hat selbst für den Kabelnutzer mit Hochantenne ausgereicht. Dem DXer natürlich trotzdem nicht. Die Drehrädchen haben der Belastung aber Stand gehalten.
Felix II
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Felix II »

Hat man ja auch, zumindest eine zeitlang, gegen den RIAS. Ende der DDR auch gegen eine einzelne Sendung von Radio 100 aus Westberlin auf UKW, wofür mehrere Störsender in Ostberlin platziert wurden (man wollte ja möglichst treffsicher den Empfang in Ostberlin stören, konnte aber nicht riskieren, den Empfang in Westberlin zu stören).
Da frage ich mich doch was passiert wäre wenn es eine Kooperation der Westberliner UKW-Sender gegeben hätte und alle Radioprogramme zeitglich das Programm (Radio Glasnost) ausgestrahlt hätten. Das hätte dann mit Sicherheit die Kapazitäten der Ostberliner Störer gesprengt...
mfG: Felix II
[hr]
Zitat H.S.: Es gibt kluge Menschen in Deutschland. Und solche die gendern...
Sticks and stones may break my bones but there will always be something to offend a feminist.
Wikipedia: Standart bezeichnet häufig eine Falschschreibung des Wortes Standard
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von carkiller08 »

Sicher, wobei der gestörte Sender auch noch relativ leistungsschwach war.
Radio 100 war bisweilen auch in West-Berlin umstritten. So wurde u.a. ein Linzenzentzug im Abgeordnetenhaus gefordert, nachdem eine Aufzeichnung des Polizeifunks gesendet wurde.
https://archiv.berliner-zeitung.de/hoer ... -6-7147614


Details zu den Störsendern in und um Berlin -immerhin 18 Stück:
Die Verteilung der Störanlagen (einschließlich Störfunktion) auf die Standorte nahm sich wie folgt aus: Fernsehturm Berlin-Alexanderplatz: 1 Sender der DP, 1 000 W, Störrichtung 45° und 90°; Berlin-Mitte, Hochhaus Leipziger Straße: 1 Sender der HA III, 50 W, Störrichtung 90° und 270°; Gebäude der BDP Potsdam, Zentrum: 1 Sender der DP, 20 W, Störrichtung rundum Stadtzentrum Potsdam; Berlin-Mitte, Hochhaus Fischerinsel: 1 Sender der DP, 20 W, Störrichtung rundum Stadtbezirk Mitte; Berlin-Mitte, Haus der Elektroindustrie: 1 Sender der DP, 20 W, Störrichtung 350° Stadtbezirk Mitte; Berlin-Prenzlauer Berg, VP-Inspektion: 1 Sender der DP, 20 W, Störrichtung 360° Stadtbezirk Prenzlauer Berg; Potsdam-Nord, Gelände: 2 Sender der NVA, 40 W, Störrichtung 100° und 140° Stadtzentrum Potsdam; Babelsberg, Gelände: 2 Sender der NVA, 40 W, Störrichtung 160° und 200° Zentrum Babels-berg; Basdorf, VP-Bereitschaft: 2 Sender der NVA, 40 W, Störrichtung 5° und 15°; Berlin-Johannisthal, Flugplatz: 2 Sender der NVA, 40 W, Störrichtung 0° und 90° Stadtbezirk Schöneweide/Johannisthal; Berlin, Stadion der Weltjugend: 2 Sender der NVA, 40 W, Störrichtung 120° und 150° Stadtbezirk Mit-te; Berlin, Stadion der Weltjugend: 2 Sender der NVA, 40 W, Störrichtung 80° und 100° Stadtbezirk Mitte. Vgl. HA III, Generalmajor Männchen: Anschreiben vom 6.5.1988 an den Stellvertreter des Ministers, Generalleutnant Schwanitz, nebst Anlage: Abschlussbericht zu realisierten operativ-technischen Maßnahmen gegen die Sendung »Radio Glasnost – außer Kontrolle« am 25.4.1988, 2.5.1988; ebenda, Bl. 12–20, hier 20.

Der Robotron TV war mit über 1700 Ost-Mark teurer als ein Junost 402B mit gleich großer Bildröhre,
Der Junost hatte dafür nur 4 Senderspeicher, war aber sowohl in den frühen 80ern als auch noch in der Wendezeit leicht zu bekommen.
Zuletzt geändert von carkiller08 am Sa 23. Nov 2019, 14:17, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von 102.1 »

koslowski hat geschrieben: Fr 22. Nov 2019, 21:26
DXer hat geschrieben: Fr 22. Nov 2019, 16:06 Ich verstehe nicht, warum der DDR-Rundfunk nicht wie die Radiosender in den anderen osteuropäischen Staaten ins OIRT-Band gewechselt ist.
Hätte auch den netten Nebeneffekt gehabt, dass man in den südlichen Bezirken, den Ton des (ersten) Fernsehprogramms des Klassenfeindes (sogar vertikal polarisiert) bestens (mobil) hätte empfangen können. ;)
Ich vermute, dass dieser Gedankengang zum OIRT Band überhaupt geführt hatte, und dies sogar fernab jeglicher politischer Aspekte des Kalten Krieges. Ich kann hier nur über die CSSR sprechen, meine aber, dass man dort Fernsehgeräte verkauft hatte die Fernsehen sowie Radio empfangen konnten. Das OIRT Band wurde offenbar gleichsam für Radio und Fernsehen verwendet um Ton zu übertragen.

Dass das OIRT Band einzig nur deswegen verwendet wurde um Westempfang auf UKW zu unterbinden, würde ich hier eher bestreiten wollen. Man erreichte in der CSSR dadurch genau das Gegenteil. Ö3 war nicht nur in Grenznähe sondern sehr weit ins Inland empfangbar und Störsender gab es in der CSSR zumindest auf UKW absolut nicht.
Dudelsack
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Dudelsack »

Ich weiß zwar nicht genau, wie viele Leute damals in der CSSR der Deutschen Sprache mechtig waren, aber ich denke, dass es mehr (ost)Deutsche als Tschechoslovaken gab, die Deutsch verstanden. ;) Vielleicht machte das der CSSR und Ungarn aus diesem Grund nicht ganz so viel aus.
Westsender kamen ja so oder so durch, ob jetzt der Fernsehton oder die regulären Radioprogramme. Bloß, dass man zu propagandistischen Zwecken in der DDR eben auf die selbe Technik setzte wie die Nachbarn im Westen.
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von 102.1 »

Dudelsack hat geschrieben: Sa 23. Nov 2019, 13:30 Ich weiß zwar nicht genau, wie viele Leute damals in der CSSR der Deutschen Sprache mechtig waren, aber ich denke, dass es mehr (ost)Deutsche als Tschechoslovaken gab, die Deutsch verstanden. ;) Vielleicht machte das der CSSR und Ungarn aus diesem Grund nicht ganz so viel aus.
Westsender kamen ja so oder so durch, ob jetzt der Fernsehton oder die regulären Radioprogramme. Bloß, dass man zu propagandistischen Zwecken in der DDR eben auf die selbe Technik setzte wie die Nachbarn im Westen.
Ich schätze die Diskussion OIRT vs. CCIR Band weitaus älter ein, als den kalten Krieg. Die Russen hatten halt OIRT und setzten dieses Band dann auch ihn ihrer Einflusszone um. Dies wurde eben erst im kalten Krieg verdeutlicht.

In der CSSR konnten viel mehr Menschen Deutsch als Du denkst. Die Kenntnisse waren aber sehr unterschiedlich. Am schlechtesten war es meist um die Rechtschreibung bestellt, manche haben Deutsch nur verstanden, andere sprachen Deutsch mit unterschiedlicher Übung und grammatikalischen Fehlern. Bei der älteren Bevölkerung war Deutsch ohnehin die zweite Sprache schlechthin, ORF Fernsehen wurde in vielen Haushalten empfangen, da das Interesse einfach da war. Die jungen Leute hatten meist Zugang zu Deutsch via Ö3 gefunden.

Deutsch wurde auch an Schulen unterrichtet. Ich vermute auch, dass es irgendeinen Schüleraustausch mit der DDR gegeben hat, da in Prag einige jüngere Tschechen mit ostdeutschem Akzent sprachen.
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von pomnitz26 »

Den Junost hatte ich auch. Der nervte durch sein Brummen und ein noch mehr verzerrtes Bild. Die Empfangsleistung war aber bis heute beim Jouost die beste. Heute macht man das mit rauscharmen Verstärkern. Ich denke damals hätte ich in Sendenähe große Probleme bekommen aber es gab ja keine.
Delfi
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Delfi »

Wie ich nach der Ostöffnung das erste mal nach Budweis und Znaim gefahren bin, ist mir stark aufgefallen, dass alle TV-Antennen auf den Dächern nach Süden gezeigt haben. Auf allen Fernsehern in den Auslagen war auch das ORF-Testbild zu sehen. Und in den Geschäften lief im Hintergrund durchweg ORF-Radio. Nur deutsch reden trauten sich die Leute damals noch nicht.

In Erinnerung ist mir auch der Besuch einer Radio-Reparaturwerkstatt geblieben. Ich dachte zunächst, in einem Museum gelandet zu sein. Was da alles an steinalten Geräten rumstand, war echt erstaunlich. Erst später merkte ich, dass bei den Radios auch die Rechnungszettel mit den Namen der Besitzer lagen.
Knarf
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Re: Westfernsehen in der DDR

Beitrag von Knarf »

Radio Fan hat geschrieben: So 11. Aug 2019, 09:58
Wer bei der NVA diente hatte dann zwei ganze Jahre komplett ohne Rundfunk oder Fernsehen aus dem Westen zu leben?
Nein warum denn ?
Man hatte auch mal Urlaub. Und zu Hause galten andere Bedingungen. :dx:
Der Grundwehrdienst dauerte nur 18 Monate.
Es gab kleine leistungsstarkte MW-Mini-Taschenradios. Ich habe noch nie wieder so viel Radio gehört wie in den langen Tagen auf Wache irgendwo im Nirgenwo mitten in Wald. Von "Politik am Mittag" vom SFB bis zur Ö3-Nacht oder ARD-Nachtprogramm auf Europawelle Saar. Man durfte sich halt nicht erwischen lassen, hätte 2 Tage Bau gebracht.
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