DAB + Empfang in Büros (Prognosen und Realität)

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RF_NWD
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Registriert: Fr 31. Aug 2018, 22:33

DAB + Empfang in Büros (Prognosen und Realität)

Beitrag von RF_NWD »

„Radio XYZ bei der Arbeit“ „Von zwei (drei) bis frei“ .
Viele Moderationsstrecken der Rundfunkanbieter sind stark auf die Hörer am Arbeitsplatz ausgerichtet.
Funktioniert das auch immer über DAB +?

Kommt drauf an. Nicht in jedem Fall. Im Vergleich zu UKW kann man schon deutliche Systemschwächen erkennen: Fehlende Eindringtiefe ins Innere der Gebäude, abhängig auch von der Ausrichtung des Gebäudes und hohe Empfindlichkeit gegenüber HF Störfeldern sind die Bremsen.
Die Systemreserven für ein stabiles CNR reichen oft nicht aus. Digital gibt es nur die zwei Zustände. Geht oder geht nicht. Fehlender Empfang liegt oft vor, wenn mehrere der Faktoren zusammenkommen.

Eigene Beobachtung mit Radio im Akkubetrieb am westlichen Stadtrand von Osnabrück. Laut Empfangsprognose sollte dort ein Indoor Empfang von 69 (+ die 11 neuen)Programmen möglich sein.
Die Realität sieht im Erdgeschoss Südseite anders aus. Hier ist die Eindringtiefe des Senders Osnabrück-Engter zu gering. Mitten im Raum geht der 5 C gerade noch so mit 7 Balken. Der 8B bleibt noch gerade so über der Hörschwelle. Der 5D hat kein stabiles Audiosignal mehr. Das ist das Ausgangsszenario im Raum, wenn noch keine Geräte oder Beleuchtung eingeschaltet sind. Wird der PC hochgefahren und die beiden Monitore eingeschaltet, ist das Signal komplett weg auf 5D und 8B.
Der DLF auf 5C geht gerade noch so. NDR und WDR haben es dort viel leichter. Signal kommt durch die Fenster rein. 15 Balken mitten im Raum. Genug Reserven bei eingeschalteten Geräten.

Auf der Nordseite in der Küche laufen außer dem 9D alle Programme mit hoher Balkenanzahl.
UKW: NDR und FFN aus Engter laufen auch auf der Südseite einwandfrei Ebenso Radio Osnabrück. Radio 21 aber nur völlig verrauschtes Signal. Die WDR Frequenzen werden beim UKW Suchlauf nicht gefunden.
Bei mir im Homeoffice im 2.Stock sieht das natürlich ganz anders aus. Empfänger am Fensterbrett bekommt noch den 9D mit 8 Balken rein. Erst wenn die beiden Monitore eingeschaltet sind, reicht die Reserve für stabiles Audio nicht mehr aus. Am Empfang der 103,0 für NRW 1 ändert sich hörbar nichts.

Lassen sich solche Szenarien nah an der Realität überhaupt in Prognosemodellen abbilden?
Schon in der alten Studie der LFM BW aus 2015 wurde das angezweifelt.

Ein Schwachpunkt in Bezug auf die Beurteilung der DAB+-Versorgung ist die Genauigkeit der Prognoserechnung. Das verwendete Modell14 liefert teilweise Ergebnisse, die stark von der Realität abweichen. Die Abweichungen sind uneinheitlich und führen dazu, dass im Grunde gebietsabhängig d.h. clusterweise unterschiedliche Mindestnutzfeldstärken festgelegt werden müssten, um die Versorgung nicht schlechter als sie sich in der Realität zeigt, zu prognostizieren. Andererseits ist es so, dass im urbanen Umfeld ohne hohe Reserven im Link-Budget die Versorgungslagen viel zu optimistisch prognostiziert würden. Die bisher angewandten Prognoseverfahren sind nicht geeignet, die spezifischen Problemlagen bei der urbanen DAB+-Versorgung hinreichend aufzulösen. Dies liegt nicht unwesentlich daran, dass die Schwelle zwischen „Empfang möglich“ und „gestörtem Empfang“ bei DAB+ sich in einem sehr schmalen Feldstärkekorridor entscheidet und eine sehr genaue Feldbestimmung erfordert. Beim analogen FM-Empfang ist dieser Korridor sehr viel breiter, so dass sich eine Prognoseungenauigkeit im Gegensatz zu DAB+ hier in Bezug zum subjektiven Qualitätsempfinden nicht besonders dramatisch auswirkt

Im Büro wäre bei mir auch Mobilfunk keine Alternative und die Nutzung von Streams ist von der IT gesperrt.
Und im Paralleluniversum kann es jemand nicht glauben, dass man in Lingen den 8B aus Osnabrück aus 50km Entfernung nicht empfangen kann. Das muss doch gehen! Nee. Geht nicht, allein schon wegen dem NDR Standort mitten in der Stadt.

Vielleicht haben andere auch ähnliche oder völlig andere Erfahrungen gemacht.? Vielleicht bekommen wir dann ein buntes Bild.
kalu
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Registriert: Mo 3. Sep 2018, 10:54

Re: DAB + Empfang in Büros (Prognosen und Realität)

Beitrag von kalu »

Kommt stark darauf an wo man arbeitet. Hier am Bodensee sind im Büro 8 Programme auf UKW störungsfrei. Bei DAB sind es 121.
Im Keller (Archiv) geht nur DAB mit ca. 60 Programmen
PAM
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Registriert: Sa 1. Sep 2018, 12:35

Re: DAB + Empfang in Büros (Prognosen und Realität)

Beitrag von PAM »

Mein Dienstgebäude ist ein Laborgebäude, das wegen des Standorts direkt an der Berliner Ringbahn mit zwei Gleisen S-Bahn und drei Gleisen Fernbahn sehr stark abschirmend gebaut wurde. Auf der Südseite mit Blick auf den 2,2 km entfernten Berliner Fernsehturm gehen die UKW-Sender mit 10 kW oder mehr in meist Jahrzehnte alter und zur Restnutzung an die Arbeitsstelle mitgenommener Henkelheulen oder Radiowecker erträglich bis gut. Innenliegende Räume ohne Fenster sowie das Kellerarchiv haben oft gar keinen Empfang von draußen mehr - weder UKW, noch DAB+ oder Mobilfunk. Auf der Nordseite geht UKW mit Radiostandort auf dem Fensterbrett halbwegs. Überall, wo Fenster vorhanden sind, ist DAB+ die beste Wahl, zahlreiche Kolleginnen und Kollegen hatten sich extra für die Arbeit ein Digitalradio gekauft. Mobilfunk geht in Räumen mit Fenster auf der Südseite und in den Treppenhäusern. Im Aufzug geht nur noch DECT, dafür haben wir zahlreiche Repeater im Haus. Internetradio ist offiziell unerwünscht, wird von Kolleginnen in manchen Laboren aber trotzdem genutzt, weil dort sonst gar nichts ginge. Es dudeln i. d. R. Streams von Lokalsendern.
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