Testbericht GTmedia Z3b

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Spacelab
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Testbericht GTmedia Z3b

Beitrag von Spacelab »

Da ich bereits von zwei Usern gefragt wurde ob ich nicht mal einen Testbericht zum (in einem Thread erwähnten) GTmedia Z3b machen könnte und ich heute einen freien Tag habe, will ich das jetzt hiermit tun. Der Testbericht wird etwas umfangreicher werden. Wenn ich trotzdem etwas vergessen haben sollte fragt einfach nach. Ich werde das Radio noch ein paar tage hier haben bevor ich es wieder zurückgeben muss.

Zuerst etwas Verwirrung bezüglich des namens. Es gibt von GTmedia ein DAB+ Radio mit der Bezeichnung Z3 das Bluetooth an Bord hat. Vor ein paar Wochen tauchte dann ein Z3 auf das kein Bluetooth mehr hat. Dafür kam aber zeitgleich ein Z3b heraus das wieder Bluetooth hat. Der Unterschied zwischen dem alten Z3 (mit Bluetooth) und dem neuen Z3b besteht in dem neuen Glovane DAB+ Modul. Im direkten Vergleich zeigt sich das neue Modul wesentlich schneller. Es reagiert also auf Tastendrücke fast ohne Verzögerung und die Bilder der Slideshow sind sofort da und werden nicht wie bei der alten Version erstmal zeilenweise aufgebaut wie ein großes Bild bei einer lahmen Internetverbindung. Trotz dickerem Prozessor benötigt das neue Glovane Modul aber weniger Strom. In Zimmerlautstärke und dem mitgelieferten 2200mAh 18650 Akku spielt das Radio knapp 10 Stunden durch. Das alte Glovane Modul im GTmedia D2 bringt es mit dem gleichen Akku auf 7,5 Stunden.

Der Akku ist ein 18650 Standardtyp wie es ihn fast überall zu kaufen gibt. Dieser ist in 10 Sekunden zu wechseln zum Beispiel wenn einem unterwegs der Saft ausgeht.
Batteriefach.jpg
Der Akku kann natürlich im Radio aufgeladen werden. Ist der Akku komplett leer dauert eine Ladung nicht ganz 3 Stunden. Das Messgerät zeigt einen Ladestrom von ziemlich genau 1000mAh bei leerem Akku. Und hier kommen wir schon zum ersten Nachteil. Der Stromanschluss des Radios ist ein stein alter Mini-USB Anschluss und das mitgelieferte Kabel ist mit noch nicht mal 80cm ziemlich kurz. Mitgeliefert ist übrigens auch ein USB Netzteil das ich aber nicht verwenden würde. Beim einstecken gibt es jedes mal einen kleinen Blitz in der Steckdose was darauf hindeutet das der Hersteller sich einen Einschaltstrombegrenzer gespart hat. Und wenn er daran schon gespart hat... :sneg: Sehr erfreulich ist aber dass das Radio intern sauber entstört ist und mit so ziemlich jedem USB Netzteil zurecht kommt. Mein TechniSat Techniradio 6 IR war da hingegen sehr störempfindlich und verlangte nach einem 100% sauber arbeitenden Netzteil.

Jetzt aber zum Radio selbst: das Gerät ist etwas größer als eine große Männerhand und überraschend wertig gebaut. Der Kunststoff ist matt und so dick, das er selbst bei festem drücken nirgendwo quietsch oder knarrt. Auch das Lautsprechergitter ist von der dickeren Sorte und es vibriert selbst bei voller Lautstärke kaum was mit. Das Design finde ich persönlich eigentlich recht gelungen.
vorne.jpg
Aber da bauen die so ein hochwertig stabiles Gehäuse und dann klatschen die ernsthaft die miesesten hoch glänzenden Chrom-Plastik-Knöpfe an das Ding. :kopf: Kurz erwähnen möchte ich noch das Display. Dieses ist erstaunlich hoch auflösend und die Schrift wird messerscharf dargestellt. Sogar die Slideshow Bilder sehen, natürlich im Rahmen ihrer Möglichkeiten, echt sehr gut aus. Für die Benutzung im Garten in der prallen Sonne ist das Display allerdings zu dunkel.

Die Bedienung ist Chinatypisch seltsam. So gibt es beispielsweise eine "Mode" Taste um zwischen DAB, UKW und Bluetooth umzuschalten. Dabei gibt es genau dafür aber auch direkt daneben eigene DAB/FM und BT Tasten. :gruebel: Mit der "Menu" Taste schaltet man zwischen DLS, PTY, Muxname und dessen Kanal und Frequenz, Infos über den Audiocodec und so weiter um. Ins Menu, so wie es auf der Taste drauf steht, kommt man hingegen erst wenn man diese Taste lange drückt. Dort gibt es dann das übliche. Sender Speichern, gespeicherte abrufen, die gefundenen Programme durchblättern, nicht mehr empfangbare Programme automatisch löschen, Scan (automatisch oder manuell), DRC Einstellung, man kann einstellen wie die Programme in der Liste geordnet werden sollen (nach Mux oder nach Alphabet) und man kommt von hier ins "System Setup" wo sich die Displayhelligkeit und dessen Time Out versteckt. Ebenso findet man hier die Equalizer Einstellungen, Zeit/Datum Einstellungen, Sleeptimer, Factory Reset, Spracheinstellungen (13 verschiedene, aber nur Englisch ist zu gebrauchen bei allen anderen gibt es einen Mix mit englischen Brocken) und Infos zur Softwareversion.

Und schon sind wir bei der größten Baustelle des Gerätes. Der typischen China Hinterhofsoftware. :rolleyes: Im Gegensatz zum D2 und dem alten Glovane Modul hängt sich das Radio zwar nicht mehr hin und wieder auf, aber Macken gibt es trotzdem noch ein paar. Ärgerlich ist zum Beispiel das gerne mal die Klangeinstellung vergessen wird. Ich hab da noch kein System dahinter gefunden. Manchmal sind die einfach weg und dann spielt das Gerät in der Einstellung "Normal". Diese Klangeinstellung klingt sehr blechern und nervig grell und schlimmer als die "EQ Off" Stellung. Beim Umschalten auf Bluetooth wird in 4 von 10 Fällen das vorher gekoppelte Gerät nicht gefunden. Dann muss man im Handy in die Bluetootheinstellungen gehen und von dort aus das Koppeln anstoßen. Sehr nervig. :sneg: Der eingebaute Wecker ist auch Banane. Man kann zwar wählen mit welchem UKW oder DAB+ Programm man geweckt werden will und sogar die Wecklautstärke kann man einstellen. Aber in der Realität scheint es reiner Zufall zu sein ob das Radio dieses auch befolgt oder ob man mit einem echt fiesen und lauten Weckton aus dem Schlaf gerissen wird. Beim einschalten des Radios startet das Teil immer mit einer recht hohen Lautstärke und es dauert gut 2 Sekunden bis das Ding auf das hektische drehen am Lautstärkeregler reagiert. Drückt man kurz den Power Knopf geht das Radio in den Standby Modus und zeigt dann dauerhaft eine analoge Uhr im Display an. Nach ein paar Minuten, manchmal auch erst nach ein paar Stunden, bleibt diese aber stehen. :eek: Drückt man dann irgendeinen Knopf schaltet das Radio mit einem lauten Knack im Lautsprecher komplett aus.

Klanglich ist das relativ kompakte Radio echt gut. Da gibt es deutlich größere Kollegen die dünner und vor allem nerviger klingen. Die maximale Lautstärke ist auch noch brauchbar und man hört das Teil deutlich in der ganzen Wohnung. Sehr lobenswert ist das bis zur maximalen Lautstärkeeinstellung (20) absolut nichts verzerrt. Da hat der Chinamann ausnahmsweise den Gain am Verstärker mal ordentlich eingestellt. Hier kommen wir jetzt aber zu einem echt dicken Bock den der Hersteller geschossen hat. Das Radio hat 20 Lautstärkestufen. Erst ab Stufe 10 wird der Klang aber normal. Darunter wird eine nicht abschaltbare Loudnessfunktion angewandt die den Bass echt viel zu fett anhebt. Dieses Problem haben aber auch viele Bluetoothlautsprecher und es ist echt nervig. Erwähnenswert ist noch dass das Radio ein Mono Gerät ist. Der linke Lautsprecher den man durch das Gitter sieht ist ein handelsüblicher Breitbandlautsprecher und der rechte ist eine Passivmembran (kennt man ebenfalls von vielen Bluetoothlautsprechern) der den Bassbereich unterstützt.

Die Empfangsleistung ist im DAB+ Modus auf einem ganz brauchbaren Niveau. Der SWR Mux ist hier Indoor für manche Radios nicht aussetzerfrei empfangbar. Das GTmedia Z3b schafft das problemlos. Ein Venice X Modul ist hier aber noch einen Tick empfindlicher. Im direkten Vergleich zum alten Glovane Modul im GTmedia D2 ist das neue aber empfindlicher was Nachbarkanalstörungen angeht. In direkter Sichtweite zum Sendemast hat es mehr Probleme mit der saarländischen Kampfkoordinierung 9A-9B-9C. Was den UKW Empfang angeht sind beide Module aber gleich durchwachsen. Trennschärfe gut bis sehr gut, Empfindlichkeit eher mittelprächtig. Aber das kennt man ja schon von fast allen anderen DAB+/UKW Modulen. Durch Zufall fiel mir auf dass das Glovane Modul im UKW Modus AF unterstützt. Beim testen der Empfindlichkeit schaltete das Radio selbstständig von 98,2 MHz auf die 88,0 Mhz um. Die interne Verarbeitung ist übrigens vorbildlich. Die gesamte Rückwand ist mit Kupferfolie ausgekleidet und das Modul ist mit einem Koaxkabel mit der Teleskopantenne verbunden. Eine Anmerkung noch zur Signalstärkeanzeige bei DAB+: im Display gibt es am oberen Rand eine 5 Balkenanzeige wie bei einem Handy. Diese funktioniert recht zuverlässig. Die lange große Anzeige ist allerdings arg pessimistisch. Der untere Bereich stimmt noch. Wenn der rote Bereich anfängt wird es mit dem Empfang der üblichen EEP 3-A Programme schon knapp und es kann zu Aussetzern kommen. Nach oben hin wird die Anzeige aber viel zu geizig. Die letzten 4 Balken der 20 stelligen Anzeige bekommt man wohl nur voll wenn man direkt vor dem Sendemast steht. :rolleyes:

Es gibt übrigens noch ein kleines "Easter Egg" das nirgendwo dokumentiert ist. Ist das Radio im Bluetooth Pairing Modus und man versetzt dann seinen Kopfhörer ebenfalls in den Pairing Modus, finden sich die beiden und das GTmedia Z3b kann nicht nur Musik empfangen, sondern auch senden. Allerdings nur bis man einen von beiden ausschaltet. Dann muss man beide wieder neu Pairen.

Fazit: wenn man gelernt hat mit den Softwaremacken umzugehen ist das Radio echt brauchbar. Vor allem klanglich ist es, in Relation zur Größe betrachtet, ganz vorne mit dabei. Der DAB+ Empfang ist mehr als brauchbar, die Spielzeit pro Akkuladung gut und der austauschbare 18650 Standardakku mehr als vorbildlich. Echt blöd könnte für manche vielleicht der fehlende Kopfhöreranschluss sein. Der Preis schwankt aktuell aber sehr stark. Gelegentlich bietet GTmedia selbst das Radio bei ebay für 55 Euro an mit Versand aus Deutschland. Andere Online Shops rufen hingegen Preise bis 100 Euro und mehr auf.
PAM
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Registriert: Sa 1. Sep 2018, 12:35

Re: Testbericht GTmedia Z3b

Beitrag von PAM »

Danke für deinen Roman. :bruell: Ich hoffe, dass das Gehäuse keinen "Softlack" bekommen hat, der nach ein paar Jahren unansehnlich speckig und klebrig wird.
Für die 18650-Zellen gibt es spottbillige Ladegeräte im Steckergehäuse. Damit könntest du deine Tauschzelle unabhängig vom Radio aufladen.
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