Heute morgen ist der
Geneva Touring L rein gekommen. Von der Form und vom Aussehen her erinnert es stark an ein ganz klassisches Kofferradio aus den 70ern. Das Teil das man mit in den Italien Urlaub genommen hat. Oder, wie in meinem Fall damals, überall mit hingeschleppt hat.
Klanglich ist das Geneva, dank hochwertiger 2 Wege Lautsprecherbestückung und modernstem
Class-H Digitalverstärker, aber deutlich besser. Aber mit knapp über 2,1kg auch ordentlich schwer. Die Verarbeitung ist, Geneva typisch, ein absoluter Hammer. Es wackelt nichts, es klappert nichts, die Spaltmaße sitzen auf den halben Millimeter und das Bio Leder ist ein absoluter Handschmeichler. Genauso wie das aus dem vollen gefräste Alu. Der Boden des Radios ist mit 8 Kreuzschlitzschrauben befestigt. Dreht man diese heraus kommen 4 Samsung Li-Ion Rundzellen vom Kaliber 21700(!) zum Vorschein mit jeweils 3,7V und 5000mAh. Diese sind nicht verlötet sondern jede Zelle klemmt in einem eigenen Batteriefach. Der Boden des Radios hat auf der Innenseite mehrere U Stücke die, schraubt man den Boden wieder ans Radio, die Zellen bombenfest in ihre Halterungen drücken. Eine echt gelungene Konstruktion.
Aufgeladen und betrieben wird das Radio übrigens nicht mehr per USB. Da würde das Aufladen wohl zu lange dauern. Stattdessen hat das Touring L ein (sauber abgeschirmtes!) Schaltnetzteil eingebaut. Angeschlossen wird das ganze über ein stink normales 08/15 "Euro 8" Kabel.
Im Gegensatz zum kleineren Geneva Touring S+ kommt beim großen Touring L kein Keystone SoC + externes Bluetooth Modul zum Einsatz sondern ein (vermutlich deutlich höherpreisiges) Keystone T3 Modul. Das ist kein einzelner Chip sondern ein klassisches Tuner Modul wie beispielsweise die Venice Module von FS. Schön vorbildlich im abschirmenden Blechkleid. Im großen Touring L kommt genau gesagt ein Keystone T3-1 Modul zum Werkeln. Dieses beherrscht DAB, DAB+, DMB-R, UKW und Bluetooth 4.1. Daneben gibt es von Keystone übrigens noch das Spitzenmodell T3-2 das eigentlich völlig identisch ist nur das dieses noch zusätzlich die WLAN Funktion freigeschaltet hat. Vom Empfang her ist das T3 Modul mit dem Keystone SoC des kleineren Geneva Touring S+ gar nicht vergleichbar. Da ist echt ein Unterschied wie Tag und Nacht. Im direkten Vergleich zum FS Venice 6.5 im Roberts Stream 94i kommt beim Touring L der Ton bei Grasnarbenempfang vielleicht minimal später. Aber das ist immer noch absolut Top. Ebenfalls vergleichbar ist der zwar Trennscharfe, aber ziemlich taube UKW Empfang.
Unbedingt erwähnenswert: beim Touring L bricht der Empfang nicht zusammen wenn man das Ladekabel ansteckt. Was ein ordentlich abgeschirmtes Modul doch ausmacht...
Besonders lobenswert: Das Touring L kann nicht nur per Bluetooth empfangen, sondern auch senden. Man kann also auch einen entsprechenden Kopfhörer mit dem Gerät verbinden.
Mittelprächtig: Das Geneva Touring L ist, wie es aktuell wohl modern ist, ein Mono Radio. Wenigstens kann ich es hier aber noch nachvollziehen. Hier hat man Gehäusevolumen, Platz und Verstärkerleistung voll auf einen möglichst großen und entsprechend satt klingenden Lautsprecher getrimmt. Statt 2 kleinere, höchstens mittelprächtige, Lautsprecher zu verbauen. Wenn man trotzdem unbedingt Stereo möchte kann man ja einen Bluetooth Kopfhörer mit dem Radio verbinden oder einen Stereo Bluetooth Lautsprecher.
Echt negativ: Geneva typisch zeigt das Touring L absolut gar keine Infos auf seinem 7 Segment LED Display an. Dieses ist zwar selbst im gleißenden Sonnenlicht noch gut zu lesen. Aber es tickert immer nur der Sendername und DLS durchs Display. Mehr gibt es nicht. Ebenfalls negativ ist der Preis. Geneva gibt eine UVP von 450 Euro(!) für das Gerät an. Der Straßenpreis liegt so bei 400 Euro. Das ist für ein Radio mit zwar echt umwerfendem Klang, aber, bis auf Bluetooth, null Ausstattung mehr als happig.
Andererseits hat man aber auch kein Radio das massenweise vom Fließband fällt. Laut Geneva kommen die elektrischen Bauteile zwar aus China (geht ja auch gar nicht mehr anders), aber das Alu Gehäuse wird in der Schweiz gefertigt. Genauso wie das Bio Leder. Außerdem wird das ganze Radio Stück für Stück ebenfalls in der Schweiz zusammengebaut. Das ist vielleicht auch der Grund dafür dass das Gerät immer nur in geringen Stückzahlen auf dem Markt auftaucht. Ich habe mit einem HiFi Shop aus Zwickau gesprochen der "Autorisierter Geneva Händler" ist und als einziger das komplette Sortiment des Herstellers führt. Und selbst dieser bekommt nur alle Nase lang mal 2 oder 3 Touring Geräte geliefert egal wie viele er bestellt. Diese seien aber dann auch immer recht schnell ausverkauft. Nach meiner erstaunten Nachfrage welche Leute denn so teure Kofferradios kaufen konnte ich sein Grinsen durchs Telefon hören. "Ich veranstalte regelmäßig Hörabende. Da werden dann HiFi Anlagen vorgeführt für deren Preis man auch locker einen Mittelklassewagen kaufen könnte. Und das sind dann noch nicht die teuersten. Gleichzeitig gibt es eine Verkostung edler Weine. Vorgefahren wird in Autos die ich höchstens aus Zeitschriften oder dem Fernsehen kenne. Haben sie jetzt ein Bild von der Klientel die ein Geneva Touring L kauft?"