DAB-Empfänger - UKW-Minisender auvisio FMX-610.dab
Verfasst: Mo 3. Aug 2020, 22:58
Mal richtiges Gruseln gefällig?
Heute bewarf mich unser Antennenchef am Gartenzaun mit einer kleinen Pappbox . Drin: ein DAB-Empfänger/UKW-Minisender auvisio FMX-610.dab. Pearl beschreibt das Gerät so:
"Radio mit bestem digitalem Sender-Empfang"
"Genießen Sie beste digitale Empfangsqualität: Holen Sie sich jetzt das Radio der Zukunft auf Ihr altgedientes UKW-Radio - im Auto und zu Hause!"
https://www.pearl.de/a-ZX1764-1521.shtml
Auto Bild hat auch getestet: "Per Kabel verbunden, wird sogar CD-Qualität erreicht."
Na dann wollen wir doch mal...
RDS-Umsetzung auf UKW
Immerhin ist da überhaupt etwas vorhanden. Das muss man angesichts dieses Preises doch eigentlich kaum erwarten, oder?
RDS-PS wird bei einigen Programmen aus dem DAB-Shortlabel gebildet, bei anderen Programmen (Schlagerparadies, Radio Horeb, ERF) bleibt das PS leer.
Der Studer A764 zeigt, so ausgestrahlt, diese generierten PS an.
RDS-PS mit weniger als 8 Stellen führen beim Studer A764 zu einem Fragezeichen als letztes Zeichen.
Ein Onkyo CR-L5 zeigt bei keinem einzigen Programm ein PS an. Es wird das Vorhandensein von RDS laut Anzeige erkannt, aber nichts decodiert.
Kurze RDS-PS bekommen gern mal ein paar wirre Zeichen angehängt. Da hilft dann auch kein Stromlos-Machen des Adapters, das kommt später so wieder.
RDS-PI ist vorhanden und steht bei allen Programmen identisch bei 0x0034. Das erste Zeichen ist der Ländercode, die 0 ist im RDS-Standard nicht vergeben. Somit wird also nicht etwa ein technisch gültiger, aber fehlerhafter PI-Code gesendet, sondern ein technisch ungültiger PI-Code. Möglicherweise zickt auch deshalb der Onkyo. Spannend dürften Sony-Geräte werden, die sind als extrem sensibel bekannt.
RDS-PTY wird angezeigt und teils auch programmabhängig gewechselt, aber nicht auf die Werte, die im DAB übertragen werden, sondern auf völlig skurrile Werte. Eine Systematik ist für mich nicht zu erkennen:
MDR Aktuell (original 1 - Nachrichten) meldet 1 (Nachrichten)
MDR Sputnik (original 10 - Pop) meldet 2 (Politik/Zeitgeschehen)
Sunshine Live (original 10 - Pop) meldet 2 (Politik/Zeitgeschehen)
DLF (original 3 - Service Program) meldet 3 (Service Program)
MDR Schlagerwelt (original 12 - Unterhaltungsmusik) meldet 4 (Sport)
RDS-RT (Uhrzeit) wird auf manchen Programmen übertragen
RDS-DI steht offenbar auf stereo
RDS-MS steht offenbar auf Musik
weitere RDS-Informationen (Radiotext, AF, TP, TA) werden nicht übertragen
Audioqualität (Klinken-Ausgang)
Bei Betrieb über den Klinken-Ausgang ist der Sender abgeschaltet.
Gegenüber dem Original-Datenstrom ist das analoge Ausgangssignal an der Klinkenbuchse verpolt. In der Praxis ist das allerdings egal.
Beim vergleichenden Hören zeigen sich beim DAB-Adapter schauderhafte zischelnde Artefakte, die es beim DAB-Stick mit Software-Decodierung (DAB-Player) nicht gibt. Der Adapter ist klanglich völlig unbrauchbar, zumindest bei HE-AAC.
Im Vergleich des NF-Spektrums (hier: MDR Aktuell) zeigen sich interessante Unterschiede.
Das decodierte real gesendete Audio (DAB-Stick-Software-Decoder):
Der Output des Adapters (Klinken-Ausgang):
Bei 10 kHz ist eine völlig andere Handhabung des Frequenzbereiches der Spektralbandreplikation zu erkennen. Beim DAB-Adapter geht es im Pegel deutlich nach oben, beim in Software decodierten Originalsignal vom DAB-Stick geht es etwas nach unten im Pegel.
Vermutung: das Signal der Spektralbandreplikation wird beim Adapter gar nicht mit den mitgesendeten Werten korrigiert, sondern einfach wild aus dem Spektrum des LC-Kerncodecs übernommen.
Es geht dabei an der Schnittstelle zum Signal des Kerncodecs um durchaus 10 dB Unterschied.
Und wie klingt das? MDR Aktuell klingt eh schon beschissen, aber der auvisio toppt das noch locker. Unglaublich, wie schlecht DAB+ klingen kann. Ich gelte ja schon als DAB-Kritiker und HE-AAC-Allergiker, und diese Aussagen bezogen sich bislang auf Andis DAB-Player und die dort verwendete Decoder-Bibliothek. Nun habe ich mal billige Hardware hier. Und das haut mich dann tatsächlich um.
vs.
Audioqualität (UKW-Modulator)
Die Prüfung erfolgte mit einem Studer A764, der eine Wurfantenne angeschlossen bekam. Der HF-Pegel am Tuner lag bei ca. 60 dBµV.
Ein Ruherauschen war nicht zu vermeiden, egal wie die Wurfantenne positioniert wurde. Es ist nicht klar, ob das verbliebene, durchaus deutliche Ruhegeräusch von der „Luft-Ankoppelung“ des Modulators an den Tuner stammt oder ein echtes Produkt des Modulators ist (also auch bei Anbindung über eine abgeschirmte Leitung auftreten würde). Hier rächt sich die billige Konstruktion des Adapters, der wild und unkontrolliert abstrahlt, statt eine abgeschirmte Ausgangsbuchse und eine separate Sendeantenne zu besitzen.
Die Audioqualität am UKW-Modulator kann natürlich nicht besser sein als das Decoding, wie es bereits am Klinken-Ausgang geprüft wurde. Es bleibt bei heftigen, sehr störenden Artefakten und es kommen weitere Dreckeffekte hinzu. Teilweise klingt das, wie durch einen Flanger geschoben.
Zusätzlich ist der Audio-Hub offenbar zu groß. Gegenüber echten UKW-Programmen vergleichbaren Inhalts ist der Audio-Hub des Adapters ca. 4 dB zu hoch. Es scheint dadurch auch zu vereinzelten Spuckeffekten zu kommen. Eine genauere Messung konnte ich bislang nicht vornehmen.
Edit: der Hub ist offenbar doch nicht zu hoch, wenn das entsprechende Programm korrekt ausgesteuert wird, also -9 dBFS etwa 40 kHz Hub entsprechen. Bei Programmen wie BOB! geht das freilich übers Ziel und spuckt derbe, auch am Studer. Etwa 6 dB zuviel sind es sogar bei BOB!, beim MDR drückt die Schlagerwelt derbe auf die Tube und hat etwa 4 db zuviel Hub.
In Signalpausen bleibt der Modulator aber frei von zusätzlichen Stör-Peaks. Dafür ist auffällig, dass kein anständiges Tiefpassfilter implementiert ist. MDR Schlagerwelt hat formal Audio bis 22 kHz (ab 10 kHz ist freilich alles Fake), aber der Adapter schneidet erst ab 18 kHz ab und kommt damit dem Pilotton bei 19 kHz sehr nahe.
Soviel zu später Stunde von hier.
Und am Morgen danach noch ein paar weitere Tests. Das klangliche Grauen kommt in dieser Form offenbar nur bei HE-AAC. Das einzige LC-AAC-Programm, das ich hier greifen kann, ist MDR Klassik (112 kbps brutto), das geht deutlich besser. Ob die vergleichsweise hohe Bitrate dabei auch eine Rolle spielt, vermag ich nicht zu sagen.
Bei HE-AAC spielt die Bitrate offenbar eine Rolle. Programme mit niedriger Bitrate sind stärker betroffen, Programme wie DLF Kultur weniger.
Heute bewarf mich unser Antennenchef am Gartenzaun mit einer kleinen Pappbox . Drin: ein DAB-Empfänger/UKW-Minisender auvisio FMX-610.dab. Pearl beschreibt das Gerät so:
"Radio mit bestem digitalem Sender-Empfang"
"Genießen Sie beste digitale Empfangsqualität: Holen Sie sich jetzt das Radio der Zukunft auf Ihr altgedientes UKW-Radio - im Auto und zu Hause!"
https://www.pearl.de/a-ZX1764-1521.shtml
Auto Bild hat auch getestet: "Per Kabel verbunden, wird sogar CD-Qualität erreicht."
Na dann wollen wir doch mal...
RDS-Umsetzung auf UKW
Immerhin ist da überhaupt etwas vorhanden. Das muss man angesichts dieses Preises doch eigentlich kaum erwarten, oder?
RDS-PS wird bei einigen Programmen aus dem DAB-Shortlabel gebildet, bei anderen Programmen (Schlagerparadies, Radio Horeb, ERF) bleibt das PS leer.
Der Studer A764 zeigt, so ausgestrahlt, diese generierten PS an.
RDS-PS mit weniger als 8 Stellen führen beim Studer A764 zu einem Fragezeichen als letztes Zeichen.
Ein Onkyo CR-L5 zeigt bei keinem einzigen Programm ein PS an. Es wird das Vorhandensein von RDS laut Anzeige erkannt, aber nichts decodiert.
Kurze RDS-PS bekommen gern mal ein paar wirre Zeichen angehängt. Da hilft dann auch kein Stromlos-Machen des Adapters, das kommt später so wieder.
RDS-PI ist vorhanden und steht bei allen Programmen identisch bei 0x0034. Das erste Zeichen ist der Ländercode, die 0 ist im RDS-Standard nicht vergeben. Somit wird also nicht etwa ein technisch gültiger, aber fehlerhafter PI-Code gesendet, sondern ein technisch ungültiger PI-Code. Möglicherweise zickt auch deshalb der Onkyo. Spannend dürften Sony-Geräte werden, die sind als extrem sensibel bekannt.
RDS-PTY wird angezeigt und teils auch programmabhängig gewechselt, aber nicht auf die Werte, die im DAB übertragen werden, sondern auf völlig skurrile Werte. Eine Systematik ist für mich nicht zu erkennen:
MDR Aktuell (original 1 - Nachrichten) meldet 1 (Nachrichten)
MDR Sputnik (original 10 - Pop) meldet 2 (Politik/Zeitgeschehen)
Sunshine Live (original 10 - Pop) meldet 2 (Politik/Zeitgeschehen)
DLF (original 3 - Service Program) meldet 3 (Service Program)
MDR Schlagerwelt (original 12 - Unterhaltungsmusik) meldet 4 (Sport)
RDS-RT (Uhrzeit) wird auf manchen Programmen übertragen
RDS-DI steht offenbar auf stereo
RDS-MS steht offenbar auf Musik
weitere RDS-Informationen (Radiotext, AF, TP, TA) werden nicht übertragen
Audioqualität (Klinken-Ausgang)
Bei Betrieb über den Klinken-Ausgang ist der Sender abgeschaltet.
Gegenüber dem Original-Datenstrom ist das analoge Ausgangssignal an der Klinkenbuchse verpolt. In der Praxis ist das allerdings egal.
Beim vergleichenden Hören zeigen sich beim DAB-Adapter schauderhafte zischelnde Artefakte, die es beim DAB-Stick mit Software-Decodierung (DAB-Player) nicht gibt. Der Adapter ist klanglich völlig unbrauchbar, zumindest bei HE-AAC.
Im Vergleich des NF-Spektrums (hier: MDR Aktuell) zeigen sich interessante Unterschiede.
Das decodierte real gesendete Audio (DAB-Stick-Software-Decoder):
Der Output des Adapters (Klinken-Ausgang):
Bei 10 kHz ist eine völlig andere Handhabung des Frequenzbereiches der Spektralbandreplikation zu erkennen. Beim DAB-Adapter geht es im Pegel deutlich nach oben, beim in Software decodierten Originalsignal vom DAB-Stick geht es etwas nach unten im Pegel.
Vermutung: das Signal der Spektralbandreplikation wird beim Adapter gar nicht mit den mitgesendeten Werten korrigiert, sondern einfach wild aus dem Spektrum des LC-Kerncodecs übernommen.
Es geht dabei an der Schnittstelle zum Signal des Kerncodecs um durchaus 10 dB Unterschied.
Und wie klingt das? MDR Aktuell klingt eh schon beschissen, aber der auvisio toppt das noch locker. Unglaublich, wie schlecht DAB+ klingen kann. Ich gelte ja schon als DAB-Kritiker und HE-AAC-Allergiker, und diese Aussagen bezogen sich bislang auf Andis DAB-Player und die dort verwendete Decoder-Bibliothek. Nun habe ich mal billige Hardware hier. Und das haut mich dann tatsächlich um.
vs.
Audioqualität (UKW-Modulator)
Die Prüfung erfolgte mit einem Studer A764, der eine Wurfantenne angeschlossen bekam. Der HF-Pegel am Tuner lag bei ca. 60 dBµV.
Ein Ruherauschen war nicht zu vermeiden, egal wie die Wurfantenne positioniert wurde. Es ist nicht klar, ob das verbliebene, durchaus deutliche Ruhegeräusch von der „Luft-Ankoppelung“ des Modulators an den Tuner stammt oder ein echtes Produkt des Modulators ist (also auch bei Anbindung über eine abgeschirmte Leitung auftreten würde). Hier rächt sich die billige Konstruktion des Adapters, der wild und unkontrolliert abstrahlt, statt eine abgeschirmte Ausgangsbuchse und eine separate Sendeantenne zu besitzen.
Die Audioqualität am UKW-Modulator kann natürlich nicht besser sein als das Decoding, wie es bereits am Klinken-Ausgang geprüft wurde. Es bleibt bei heftigen, sehr störenden Artefakten und es kommen weitere Dreckeffekte hinzu. Teilweise klingt das, wie durch einen Flanger geschoben.
Zusätzlich ist der Audio-Hub offenbar zu groß. Gegenüber echten UKW-Programmen vergleichbaren Inhalts ist der Audio-Hub des Adapters ca. 4 dB zu hoch. Es scheint dadurch auch zu vereinzelten Spuckeffekten zu kommen. Eine genauere Messung konnte ich bislang nicht vornehmen.
Edit: der Hub ist offenbar doch nicht zu hoch, wenn das entsprechende Programm korrekt ausgesteuert wird, also -9 dBFS etwa 40 kHz Hub entsprechen. Bei Programmen wie BOB! geht das freilich übers Ziel und spuckt derbe, auch am Studer. Etwa 6 dB zuviel sind es sogar bei BOB!, beim MDR drückt die Schlagerwelt derbe auf die Tube und hat etwa 4 db zuviel Hub.
In Signalpausen bleibt der Modulator aber frei von zusätzlichen Stör-Peaks. Dafür ist auffällig, dass kein anständiges Tiefpassfilter implementiert ist. MDR Schlagerwelt hat formal Audio bis 22 kHz (ab 10 kHz ist freilich alles Fake), aber der Adapter schneidet erst ab 18 kHz ab und kommt damit dem Pilotton bei 19 kHz sehr nahe.
Soviel zu später Stunde von hier.
Und am Morgen danach noch ein paar weitere Tests. Das klangliche Grauen kommt in dieser Form offenbar nur bei HE-AAC. Das einzige LC-AAC-Programm, das ich hier greifen kann, ist MDR Klassik (112 kbps brutto), das geht deutlich besser. Ob die vergleichsweise hohe Bitrate dabei auch eine Rolle spielt, vermag ich nicht zu sagen.
Bei HE-AAC spielt die Bitrate offenbar eine Rolle. Programme mit niedriger Bitrate sind stärker betroffen, Programme wie DLF Kultur weniger.