da einige von Euch auch Interesse an weiter entfernten Sendern haben, möchte ich Euch an dieser Stelle einige Tipps und Ratschläge geben.
Vielleicht kann ein Moderator dieses Thema oben anpinnen damit in den anderen Themen DX-Fragen nicht mehr so häufig aufkommen?
Ich neige gewöhnlich dazu, recht umfangreich zu berichten. Daher wird es hier in den nächsten Tagen / Wochen einiges zu lesen geben. Man möge mir vergeben...
Vor einem halben Jahrhundert geboren in Dresden - im "Tal der Ahnungslosen" - wurde mir sozusagen der Wunsch nach mehr Information - "Westfernsehen" - buchstäblich in die Wiege gelegt.
Seit 1982 habe ich mich mit Antennenbau beschäftigt. Über die Jahre, bis hin zur Ausbürgerung aus der DDR im Frühjahr 1988, war der Antennenbau - Einzelanlagen und auch größere Gemeinschaftsantennen - mein Broterwerb. Ich war allerdings hauptsächlich für die Mastkonstruktion verantwortlich. Achtzig Prozent unserer Anlagen waren nach Bayern (K4,23,57) ausgerichtet - 10 % Richtung Berlin (K7,33,39) - 10% Richtung Torfhaus (K10). Daher kommt auch meine "Liebe" für den Ochsenskopf - für den BR.
Früher waren Rias 2 (91.2 MHz) und Bayern 3 (99.4 MHz) meine täglichen Sender - heute ist es Bayern 1 (10B).
Vor 12 Jahren habe ich die alte Leidenschaft wiederentdeckt - erst UKW, gefolgt von DVB-T - bin ich nun bei DAB+ angekommen und natürlich wieder beim BR.
Nun geht es endlich los...
- Antennen
Ich habe schon einige ausprobiert - Fuba DAT 307, Fuba DAT 310, Kathrein AV12, die gute alte 13 Elemente Bad Blankenburg bis hin zur Antennengruppe.
Für Einsteiger aber unbedingt auch für "Profis" eignet sich nach meiner Erfahrung diese -16 Elemente LogPer Antenne http://www.antennenland.net/3H-VHF-VF-16LOG am Besten.
Die 16er LogPer Antenne ist relativ klein und leicht und hat dadurch eine geringe Windlast.
Sie verfügt einen gleichmäßigen Gewinn von ca. 8 dB(d) über das gesamte VHF-Band III (DAB 5A-13F).
Diese Antenne wird vor dem Mast montiert - man braucht also bei der vertikalen Montage keinen Ausleger.
Aus meiner Sicht ist sie äußerst stabil und hervorragend verarbeitet - somit bestes für die Außenmontage geeignet!
Neuerdings liefert Antennenland.de die LogPer zerlegt.
Das heißt, dass die Elemente einseitig entfernt werden um so eine geringere Abmessung des Versandkartons zu erreichen. Eine Montageanleitung liegt bei - ist kinderleicht.
Wenn man die Antenne an einem schwer erreichbaren Ort montiert (wie ich auf einer 18 Meter hohen Kiefer) empfiehlt es sich - besonders bei vertikaler Montage - die demontierten Elemente oder am besten alle Elemente nach der Montage von EINER Seite mit "UHU plus Endfest" (Amazon) zu fixieren.
Der für mich größte Vorteil dieser Antenne ist ihr vertikaler Öffnungswinkel von über 60 Grad!
Dies bedeutet in der Realität, dass Ihr damit ohne Antennenrotor - also recht preiswert - Signale von vielen verschiedenen Sendern empfangen könnt und nicht nur exakt von einem, wie es zB. mit einer Kathrein AV12 der Fall wäre.
Ich habe die LogPer auf den Kanal 10B Oberfranken vom Ochsenkopf/Bamberg ausgerichtet und empfange damit - neben 10B - täglich 12D Bayern vom Sender Hohe Linie (weiter östlich als ausgerichtet) und auch 7B Hessen vom Rimberg (deutlich westlicher als ausgerichtet).
Sie ersetzt natürlich in keinem Fall eine Kathrein AV12 welche auf einem Antennenrotor - drehbar - montiert ist!
Der breite Öffnungswinkel hat leider auch einen Nachteil (SFN) dazu komme ich viel später.
Aufpassen müsst Ihr unbedingt bei den Antennengewinn-Angaben der Hersteller und Shops!
Einige verwenden dBd (Dipol) - andere dBi (isotrop) - Angaben!
Erläuterung dazu Wikipedia: Antennengewinn.
Für mich gilt nach wie vor dBd!
Bei dBi Angaben könnt Ihr locker 2 dB abziehen dann habt Ihr den tatsächlichen Antennengewinn.
Ein Beispiel:
Kathrein gibt für ihre AV12 (3,3 Meter lang!) einen Gewinn von 7,5-12,5 dB an - Antennenland gibt für die 16er LogPer (1,2 Meter lang) einen Gewinn von 10 dB an.
Betrachtet man diese beiden Antennen, sollte einem bereits ein Licht aufgehen!
Kathrein verwendet, die aus meiner Sicht korrekte, dBd Angabe - Antennenland hingegen dBi.
Also bei bei dBi Angeben locker 2 dB abziehen um nicht Birnen mit Äpfeln zu vergleichen.
Wie ich schon sagte - ich kann leider nur sehr ausführlich - hoffentlich wird Euch nicht langweilig?
Ich habe auch schon mit Antennengruppen experimentiert.
Damals zur "Westfernsehnzeit" haben wir ausschließlich Antennengruppen errichtet.
Für die oben genante 16er LogPer würde ich den horizontalen, wie auch vertikalen Stockungsabstand (gegenseitiger Anstand horizontal und/oder vertikal von Mitte zu Mitte der Antenne) einer 7-Elemente Yagi Antenne nach Spindler verwenden.
Horizontaler Stockungs-Abstand (BE): 1,60 Meter
Vertikaler Stockungs-Abstand (AH): 1,30 Meter
Theoretisch erreicht man mit einer 2-er Gruppe einen Mehrgewinn von 3 dB - mit einer 4-er Gruppe sind es 6 dB.
Wenn man in der Praxis 2 dB bzw. 4 dB Mehrgewinn erreicht - hat man alles richtig gemacht!
Wichtig ist, dass alle Antennen möglichst exakt die gleiche Signalstärke empfangen.
Die Zuleitungen zum Zusammenschlusspunkt müssen unbedingt - millimetergenau - gleich lang sein!!!
Verwendet man Yagi Antennen (natürlich völlig baugleiche) müssen diese exakt gleich montiert werden - an der selben Stelle und auch exakt gleich ausgerichtet.
Bei vertikaler Montage dürfen die Anschlussdosen nicht zueinander zeigen - sondern bei allen Antennen in die selbe Richtung!
Für den Zusammenschluss eignen sich Gruppenkoppler (gibt es für 2-er Gruppen bei Ritt mann und Pausat).
Ebenso eignen sich gute Zwei- oder Vierfachverteiler (z.B. Kathrein EBC 10) und natürlich nach wie vor die selbst gebaute Kopplung nach Spindler.
Bei dieser Lösung ist etwas Geschick und Kreativität bezüglich Anfertigung und Wetterschutz verlangt.
Habe vieles getestet - Fazit: Ein guter Zwei- oder Vierfachverteiler macht hier vorbehaltlos einen guten Job.
Bitte kommt nicht auf die unsinnige Idee jede Antenne der Gruppe mit einem Vorverstärker auszustatten! Selbst heute arbeitet kein einziger Verstärker exakt identisch - die Gruppe würde "schielen" und der erhoffte Mehrgewinn könnte womöglich völlig ausbleiben!
Thema Antennen durch? Wenn Ihr weitere Fragen habt - bitte fragt einfach.
- Verstärker
Was zeichnet einen guten Verstärker in erster Linie aus?
Keine Frage sein Rauschfaktor (Rauschzahl, Rauschmaß, Rauschen, Rauschwert, ...)
Hier gilt: Um so niedriger - um so besser!
Wenn Ihr den Einsatz von einem Verstärker in Erwägung zieht - bitte bei der Suche zuerst nach dem Rauschfaktor schauen - dann vielleicht nach dessen Gewinn / Verstärkung.
Beispiel: Ihr findet irgendwo einen DAB Verstärker - das Teil ist mit einem Gewinn / einer Verstärkung von 36 dB angeben und hat einen, nicht unüblichen, Rauschfaktor von 4,5 dB.
Einfache Rechnung: 36 : 4,5 = 8 - das Teil würde Euren Empfänger gleichmäßig mit 4,5 dB "zu rauschen" - sehr schön mit einem Spektrum Analyser (z.B. RF Explorer - Vielen Dank für den Tipp an Nordlicht2) zu sehen - das Antennensignal hingegen würde dieser Verstärker gerade mal um 8 dB anheben.
Also Finger weg von solchem Schrott - schade um jeden Cent.
Für mich sind die TGN Vorverstärker das Beste was man bekommen kann.
Diese Verstärker haben über die ganze Palette (UKW, DAB, DVB-T) einen Rauschfaktor von 0,3 dB - dieser ist also völlig zu vernachlässigen - mit dem RF-Explorer nicht mal messbar.
Die Verstärkung liegt bei 18 dB - für DVB-T gibt es auch eine 36 dB Version.
Der größte Vorteil aus meiner Sicht ist, dass starke Signale von den Ortssendern nicht bzw nur gering verstärkt werden - gut sichtbar mit einem Spektrum Analyser (RF-Explorer).
Ein weiterer großer Vorteil ist deren Selektivität.
Der TGN DAB Vorverstärker (ULNA3018 DAB MKIV) senkt UKW-Signale um -38 dB und UHF-Signale (spielen für uns eher keine störende Rolle) um -45 dB.
Oft habe ich schon den Tipp bekommen auch den UKW-Pegel mit einem Sperrfilter (Pausat) abzusenken da dieser den DAB-Empfang stören kann.
Viele DAB-Radios mögen keine hohen UKW-Pegel - sie werden dadurch "taub" für schwache DAB-Signale.
Wenn Ihr Euch für den TGN Vorverstärker (ULNA3018 DAB MKIV) entscheidet, ist ein UKW-Sperrkreis definitiv überflüssig.
Ein Vorverstärker gehört so nah wie möglich an die Antenne!
Daher empfiehlt es sich, den TGN Vorverstärker mit Mastgehäuse zu bestellen.
TGN DAB Vorverstärker - ULNA 3018 DAB MKIV mit Mastgehäuse
TGN legt statt einer ordentlichen Mastschelle nur einen billigen Kabelbinder für die Befestigung vom Verstärker am Antennenmast bei - das finde ich sehr schade.
Für stolze 102,50 € sollte man eine stabile Befestigung erwarten können!
Den TGN 5 Volt DC-Insert mit Schaltnetzteil kann ich nicht unbedingt empfehlen.
Das mitgelieferte Netzteil rauscht wie blöde (deutlicht sichtbar mit dem RF-Explorer) und die Qualität vom DC-Insert gefällt mir nicht sonderlich.
Falls Ihr ihn doch mit bestellt, unbedingt das Netzteil so weit (mindestens 3 Meter Abstand !!!) wie möglich von Eurem DAB-Radio entfernt einstecken!
Einige Radios mögen solche Rausch-Netzteile gar nicht und werden ganz schnell taub für schwache Signale.
Für die Stromversorgung vom TGN-Vorverstärker kann ich Euch die Kathrein Fernspeise-Weiche WFS 28 (5-18 Volt) zusammen mit dem Kathrein Netzteil NCF 18 empfehlen.
Leider teuer - dafür bekommt man hervorragende Qualität - eben Kathrein.
Das Netzteil ebenfalls mindestens 3 Meter vom Empfänger unterbringen - es rauscht auch heftig.
Es gibt aber noch eine andere, viel bessere und auch preiswertere Lösung (Ritt mann) für die Stromversorgung des Vorverstärkers - dazu später im Bereich Sperrkreise und Sperrfilter mehr.
Weitere, sehr empfehlenswerte DAB-Verstärker:
In erster Linie sei hier der Pausat F- DAB+ Verstärker genannt.
Dieser hat einen sehr guten Rauschfaktor von 1,2 dB bei 20 dB Verstärkung.
Er ist sehr gut verarbeitet und hat somit ein unübertroffenes Preis- Leistungsverhältnis.
Auch dieser Verstärker sollte so nah wie möglich an der Antenne angebracht werden.
Hierfür ist wieder etwas Kreativität verlangt.
Eine Elektro-Außendose tut es genauso wie eine übergestülpte - am Falz aufgeschnittene - leere Plastiktube von entsprechender Größe und mit UV-Schutz versehen - z.B gutes Isolierband oder UV-Schutz Spray für Kunststoffteile.
Der Ritt mann DAB-Vorverstärker und der baugleiche Verstärker von Antennentechnik Bad Blankenburg sind ebenfalls unbedingt zu empfehlen.
- Sperrkreise / Sperrfilter