DAB+ Schweden †

[ulionken]

Was sagt Ihr dazu?

Hmm, braucht es dazu wirklich wieder einen neuen Thread? Der abgeblasene Umstieg von UKW-FM auf DAB+ in Schweden ist ja wirklich nichts Neues mehr seit der Entscheidung der Regierung im Juni 2015. Siehe die beiden Threads hier im Forum, in denen das Thema bereits ausgiebigst diskutiert worden ist:

http://radioforum.foren.mysnip.de/read. ... 470,page=3
http://radioforum.foren.mysnip.de/read. ... 756,page=4

Neu ist an der Meldung eigentlich nur, dass nun alle Parteien im Reichstag diesen Umstieg nicht mehr wollen, also auch die von der Vorgängerregierung, die den Ersatz von UKW durch DAB in 5-7 Jahren durchziehen wollten. Als Folge des Reichstagsbeschlusses gibt es nun keine Mittel für den Umstieg mehr. Als Lobby-unverdächtige Quelle kann man sich die fünf Debattenbeiträge auf der Webseite des Reichstags ansehen und bei Bedarf mit Google&Co übersetzen lassen:

http://www.riksdagen.se/sv/Debatter--be ... b=1#panel1

Die Wortbeiträge beziehen sich immer wieder auf den Bericht von Riksrevisionen (dem staatlichen Rechnungshof), in der das Umstiegkonzept im Detail untersucht und verworfen worden war. Sachliche Kritik an diesem Bericht war meines Wissens nirgends zu hören.

Meine persönliche Meinung: Wenn man nicht die eine Technik gegen die andere ausgespielt und mehr auf berechtigte Kritik am Umstiegskonzept eingegangen wäre, dann hätte es nicht so kommen müssen. Mit einem Weiterbetrieb von UKW für die Gebiete, die von DAB nicht erreicht worden wären, oder mit einem allgemeinen Weiterbetrieb von UKW für die Grundversorgung hätte DAB+ zumindest für die Zentren eine Chance gehabt. Das ist aber nun alles zu spät - dort wo die meisten Hörer sind, wird in ein paar Jahren 3G and 4G jeden Anreiz für einen erneuten Einstieg in DAB zerstört haben. Schade um die vertanen Chancen für das Medium Radio, und vielleicht noch nützlich als Lehrstück, wie man einen solchen Umstieg nicht aufsetzen darf!

73 de Uli

[Scrat]

Nachdem sich viele Hörer vor einigen Jahren DAB Radios gekauft haben, sollen diese schon wieder Schrott sein, weil für DAB+ ungeeignet.

Wann kommt doch gleich das nächste iPhone für nun fast 1000€ raus?

[jug]

Verdienen die Schweden so viel Geld, das sie genug Volumen über LTE fürs Radiohören bezahlen können? Also mein Radiokonsum mobil würde schon eine Menge Geld kosten und ich wäre nicht bereit dies zu bezahlen über LTE. Dazu kommt ja noch, das man wüßte, wann ich welchen Sender gehört hätte. Mit dem Datenschutz haben ja die Schweden auch kein Problem, posten sie doch alles auf Facebook.

[Nordlicht2]

Es ist noch nicht erwiesen, dass die Schweden tatsaechlich Radio ueber Mobilfunk hoeren werden, wie es ihnen die derzeitige Regierung 'empfehlen' moechte. Anzunehmen ist wohl eher, dass wer ein Datenvolumen hat, Streamingdienste wie Spotify nutzt.

[ES5NHC]

Glauben Sie nicht dass 3G und 4G ausschliesslich für radiohören genutzt wird. Das wird ja einfach sein wenn man in Land liebt, kann nur drahtlos Internet haben, und alle Nachbarn gleicherzeitig 4K Video aus Netflix streamen, während seine Kinder jede menge Stoff aus Internet herunterladen... Und aus 150 Mbps(oder was immer die Netzbetreiber hypen) wird 100 kbps. Glücklicherweise passiert noch nicht daheim aber in Städte können ich ja sehen das sogar 4G deutlich langsamer ist.

Bislang free-to-air(so keine SIM karte nötig) Multicasting(nie mehr aus eine Datenstrom aus dem Funkzelle) nicht gibt, wird Internet und Handynetze für mich immer as Path-of-last-resort. Mindestens Deutschen haben DVB-S(was ich regelmässig höre), hier gibt's nur UKW und Internet.

[aru]

Ich bin nun überhaupt kein DAB+ Gegner, wie man aus meinen jahrelangen Beiträgen hier erkennt. Ich bin allerdings für ein MITEINANDER von FM und DAB. Das ständige Fordern der UKW Abschaltung bringt nichts und ist immer gescheitert: Deutschland 2010 und 2015. Möglicherweise revidiert man auch in Norwegen die Entscheidung, wie berichtet. Und für Lokalradios ist es halt nicht so geeignet. Es macht nur Sinn, wenn sich FM und DAB ergänzen. Und nicht auf beiden Systemen exakt die gleichen Programme gesendet werden. In Polen waren die UKW Platzhirsche anfangs dabei. Hier ist es von den Verbrauchern nicht ausreichend angenommen worden.

[aru]

Übrigens war man vor 65 Jahren schlauer. Bei der damaligen UKW Einführung hat man keine Abschaltung der Mittelwelle gefordert. Eins haben sogar Mittelwelle und DAB gemeinsam: Beide Systeme sind ziemlich ungeeignet für Lokalradios. Daher wird FM hoffentlich noch sehr lange bestehen.

[pro_dabby]

Ich bin allerdings für ein MITEINANDER von FM und DAB.

Angenommen dass sowohl UKW als DAB+ Schweden flächendeckend mit denselben Rundfunksendern versorgen würden. Womit könnte dann noch die Aufrechterhaltung beider Verbreitungswege begründet werden?

[Japhi]

Genau deshalb bleiben die Schweden bei UKW. Dort wäre auch noch massig Platz, trotzdem werden nicht mehr Sender ausgestrahlt. Ich meine wir hätten den Sachverhalt aber auch schon lang und breit ausdiskutiert.

[aru]

Wie ich bereits schrieb, macht es keinen Sinn, wenn man die SELBEN Sender ausstrahlt. Nur ein unterschiedliches Angebot ist ein Mehrwert, ähnlich wie in Deutschland der Bundesmux. Ansonsten reicht UKW.

[Scrat]

Übrigens war man vor 65 Jahren schlauer. Bei der damaligen UKW Einführung hat man keine Abschaltung der Mittelwelle gefordert. Eins haben sogar Mittelwelle und DAB gemeinsam: Beide Systeme sind ziemlich ungeeignet für Lokalradios. Daher wird FM hoffentlich noch sehr lange bestehen.

Vor 71 Jahren wurden Deutschland so gut wie alle starken Mittelwellenfrequenzen entzogen. Es kam einer von oben befohlenen Abschaltung gleich.

DAB+ ist für Lokalradios nur ungeeignet wenn es um einzelne Programme mit geringem Reichweitenanspruch geht. Ansonsten könnte man auch Pakete mit geringer Leistung ausstrahlen.

Es macht auch keinen Sinn wenn man nur andere/neue Programme ausstrahlt. Das ist wie süsser Brotaufstrich ja, aber ohne Nutella zb.

[pro_dabby]

Ich bin allerdings für ein MITEINANDER von FM und DAB.

Angenommen dass sowohl UKW als DAB+ Schweden flächendeckend mit denselben Rundfunksendern versorgen würden. Womit könnte dann noch die Aufrechterhaltung beider Verbreitungswege begründet werden?

Wie ich bereits schrieb, macht es keinen Sinn, wenn man die SELBEN Sender ausstrahlt. Nur ein unterschiedliches Angebot ist ein Mehrwert, ähnlich wie in Deutschland der Bundesmux. Ansonsten reicht UKW.

Hm. Aber wenn - nach obiger Annahme - beide Verbreitungswege flächendeckend in Schweden vorhanden wären, warum sollte dann nicht einer alle in Frage kommenden Rundfunksender ausstrahlen, sodass auf den anderen Verbreitungsweg verzichtet werden könnte?

[aru]

Scrat: Da bist du schlecht informiert. In Deutschland wurde bis Anfang der 80er die MW noch viel genutzt. Und die ARD-Sender sowie DLF und die DDR hatten dennoch viele starke AM Frequenzen.Wenn du es selbst nicht mehr erlebt hast, schau mal in die entsprechenden Frequenztabellen und spreche mit Leuten, die damals schon Radio hörten. Das ist in diesem Thread allerdings OT.

[iro]

Scrat: Da bist du schlecht informiert.

Nein, ist er nicht.
Schau Dir mal die Versorgungskarte Mittelwelle von 1954 an: http://www.dxradio-ffm.de/KPH1954AM.JPG Das ist ein Versorgungsgrad von höchstens 50% der Fläche.
Die Situation hat sich nur etwas gebessert, da ALLE auf den Wellenplan von 1948 geschi...n haben.

[UKW vs. DAB+]

Das Debakel in Schweden zeigt uns doch das wir troz dies und das zufrieden sein können mit unserem Radiosystem DAB+.

Das es jedoch ein miteinander geben wird, wie schon aru geschrieben hat, funktioniert nur bedingt.

Bestes Beispiel meine Freundin : Sie hat von mir ein DAB+ Autoradio bekommen. Sie hört auf FM ffn und auf DAB+ Energy ( wundert mich ehrlich gesagt nicht ). Wenn auf Energy mal wieder diese sch*** Fußballübertragung läuft schaltet sie um auf FM zu ffn. Das Problem ist das sie dann "zu faul ist" zurück auf DAB+ zu schalten um da dan zb NDR 2 zu hören. Sie muss also andauernd hin und her schalten nur wegen ffn. Da verzichtet sie dan lieber auf Energy und bleibt einfach auf FM.