DAB(+) - Klangdiskussionen

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Mr. DABelina

Re: DAB(+) - Klangdiskussionen

Beitrag von Mr. DABelina »

Der Unterschied zwischen HE AAC v1 in MONO und HE AAC v2 ist von der Bitrate gering. Das PS benötigt ca. 2 kbps im Datenstrom welche aus dem ursprünglich encodierten Monosignal wieder ein Pseudostereo erzeugt. Die zwei kbps machen den Kohl auch nicht fett und würden klanglich keine Wunder bewirken. Ich denke mal die Regiocast holt durch 32 kHz Samplerate (was die Höhen begrenzt welche nur Bitrate fressen, aber von der Mehrheit der Hörer nicht wahrgenommen wird) und der Verwendung von Parametric Stereo schon das Maximum aus den 36 kbps netto herrausholt. Wie gesagt BOB finde ich so nicht gut, aber erträglich, SSL löst bei mir ein Umschaltimpuls aus weil durch Optimod & Co. der Klang so verhunzt wird daß der Encoder eindeutig überfordert ist. Ich bin der Meinung in der Fußball freien Zeit klingt BOB etwas "fetter" als am Fußball Samstag und vermute die greifen daß Signal einmal vor dem Optimod und einmal danach ab (je nachdem ob Fußball läuft oder nicht). Dies könnte man sicherlich bei SSL genauso machen, warscheinlich braucht man nur eine weitere geschaltete Leitung vom Studio in's Premux Center. Kommt halt nur auf einen Versuch drauf an ob die SSL Hörergruppe noch so etwas wie Radio ohne Klangverfälschung kennt und akzeptiert ;)
Matthias K.

Re: DAB(+) - Klangdiskussionen

Beitrag von Matthias K. »

Mir stellt sich die Frage, ob ich nicht mono klanglich besser empfinden würde, als PS in der artefaktbehafteten Umgebung, der bessere Klang käme so nicht von den 2 kbps mehr.
32 kHz lässt den Encoder besser arbeiten, klirrt aber, künstliches Stereo, künstliche Höhen, wo die eigentlichen Daten so schon kaum noch reichen, da addiert sich viel.

Für die anderen Vorschläge lohnt der Aufwand nicht. Auch Bob klingt in diesem Mitschnitt hier grausam.
Das habe ich jetzt sogar mit meinen Notebook-Pieps-Lautsprechern gehört.
Dieses metallische Echo bzw. Phasendrehen, Herumschlieren... neeee.

Wenn ich mit meinem Festnetz-Telefon telefoniere klingt es angenehmer!
Auch beinahe jedes YouTube-Video ist ein Traum dagegen.
Ich überlege gerade, ob ich sogar ein Handytelefonat angenehmer empfinde...

So klingend habe ich selbst im Internet noch nie freiwillig etwas angehört (auch nicht vor 10 Jahren!).

Hoffentlich verlagert Regiocast die Fußball-Subkanäle in den Bundesmux 2, wenn er denn mal on Air ist.
Jeder Bundesliga-Subkanal darf ja einem anderen Programm 32 kbps abziehen, wenn dem dann noch 64 kbps bleiben. ;-)
Besser man zieht einem Programm, welches in den Augen (Ohren) Anderer normalerweise etwas zu viel an Datenrate sendet, so viel ab, dass es sich DANN wieder im üblichen Rahmen befindet, als dass man ein Programm zeitweise reduzieren muss, welches sonst so gerade eben genügend Datenrate verbraucht.
Matthias K.

Re: DAB(+) - Klangdiskussionen

Beitrag von Matthias K. »

http://www.hr-online.de/website/radio/h ... t_43284842
Kein Rauschen mehr im Radio
Sonntag, 4. Dezember 2011, 15:05 Uhr
Es ist so etwas wie die nächste Evolutionsstufe des Radios: Digitalradio. Die Idee: Digitalradio soll die Nachteile des anlogen UKW-Empfangs beseitigen. Denn Digitalradio hören, heißt dass es im Radio nicht mehr rauscht und keine Störgeräusche den Empfang beeinträchtigen.

Außerdem bietet das digitale Radio viele zusätzliche Dienste, wie zum Beispiel Bilder, die direkt auf das Radio-Display gesendet werden können. Das größte Argument für Digitalradio aber ist die Soundqualität. Die digitale Übertragung ermöglicht einen Klang, fast wie von CD. Allerdings kann gerade der hervorragende Klang zum Problem werden, denn damit dieser seine Stärken komplett ausspielen kann, braucht man zum Digitalradio auch gute Lautsprecher.

Seit dem 1. Dezember senden die Hörfunkwellen des Hessischen Rundfunks im Digitalradio. Aus diesem Anlass erklärt hr-iNFO wie Digitalradio technisch funktioniert, welche Geräte es schon gibt, wie gut sie sind und wie viel die Geräte kosten.
http://www.digitalfernsehen.de/Burmeste ... 550.0.html
Vinyl, CD und jetzt Festplatte oder Cloud – so verlief die offizielle Entwicklung der audiorelevanten Wiedergabemedien. Dass Vinyl nicht nur für Genießer und Audiostreaming für zeitgestresste Menschen relevant sein muss, erfuhr die AUDIO-TEST-Redaktion von unseren Netzwerkaudio-Experten. Dieses Mal stand Dieter Burmester, Geschäftsführer von Burmester, Rede und Antwort.
Herr Burmester, was halten Sie von verlustfrei komprimierten Audiodateien?

Dieter Burmester: Die verlustfreie Komprimierung ist ein gutes Mittel, um den Platzbedarf für digital gespeicherte Musik zu verringern. Entscheidend ist für mich nicht die Wahl des verlustfreien Codecs, sondern viel mehr die Qualität der zu komprimierenden Musik. Schlechtes Material in geringer Auflösung zum Beispiel wird auch durch einen verlustfreien Codec nicht besser. Entscheidend ist die Wahl des Codecs also vor allem bei hochwertiger Musikqualität. Dabei sind verlustfreie Codecs aus meiner Sicht die beste Lösung.
Wie gehen Ihre Produkte damit um?
...
Glauben Sie, dass verlusthaft komprimierte Audiodateien eine weitere Zukunft haben?
Dieter Burmester: Wenn die Verfügbarkeit hoher Bandbreiten zum Übertragen von Audiodaten weiter steigt, ist die Notwendigkeit von verlustbehafteten Audiodaten nicht mehr gegeben. Ich denke, dass in Zukunft die Musikhörer wieder mehr Wert auf Qualität legen werden. Allerdings müssen die Gerätehersteller natürlich mitziehen und die verlustfreien Formate möglichst gut unterstützen.
Mr. DABelina

Re: DAB(+) - Klangdiskussionen

Beitrag von Mr. DABelina »

Naja mal ehrlich: Was soll der Burmester auch sonst sagen? Der lebt davon daß er sehr teure Audioprodukte an Leute verkauft die glauben sie könnten Flöhe husten hören... Von dem kommt garantiert kein "64 kbps AAC+ ought to be enough for everyone" (freie Abwandlung eines Bill Gates Zitates) :joke:

Seine Meinung mag für die heimische Festplatte gelten, aber was er übersieht ist daß die Verbreitungswege in Händen von Quasimonopolisten sind (DVB-T / DAB in Händen von MB, DVB-C in Händen vom jeweiligen Kabelnetzbetreiber, DVB-S vom jeweiligen Satellitenbetreiber) die nach verbrauchter Bandbreite abrechnen. Kein Monopolist senkt die Preise wenn er nicht muss (z.B. wenn er per Gesetz dazu gezwungen wird), normal herrscht da Friss oder Stirb.
RichtungBerlinRadiohörenderSachse

Re: DAB(+) - Klangdiskussionen

Beitrag von RichtungBerlinRadiohörenderSachse »

Hier meine allgemeinere Vorstellung dazu, was die heutzutage im Radio nur noch vorzufindenden Klang-Chimären und ihre Ursachen anbetrifft:

Mir wurde mal gelernt, dass ein Rechteckimpuls aus unendlicher Anzahl Sinuswellen besteht, wobei jede eine andere Frequenz hat. Ein Musikstück, wenn nicht schon verunstaltet produziert, besteht hingegen, wenn es dem natürlichen Original nahekommt, auch in seinem NF-Signal-Abbild immer nur aus einer endlichen Anzahl Sinuswellen unterschiedlicher Frequenzen, die aber durch ihre unverdorbene Stetigkeit sauber und weich ohne Klirrfaktor, Zischelei und Kratzen daherkommen (wie der saubere Klang aus dem Rias-Funkhaus früher / auch noch im D-Radio zu Frau Holunders Zeiten).

Nun ist es ganz offensichtlich so, dass sämtlicher zwischengeschalteter Technikmüll zum Zweck des "Klangdesigns" aus einem ursprünglich sauberen permanent stetigen NF-Signal, in jeder weiteren Stufe dieses mehr und mehr zerstört und somit raue und unstetige kratzende und zischelnde Übergänge mit Ecken und Kanten generiert. Um das Resultat dann noch digital weiterverarbeiten zu können, müssten statt weniger immer mehr Bitraten zur Verfügung stehen, da diese neuen Unstetigkeiten (NF-Signalstrom von Quasi-Rechtecken) gesetzmäßig unendlich Ressourcen fressen. Das kleine einzelne Bit weiß doch gar nicht mehr, welchen Sinus es schultern soll, einen der zahllosen von Kratz und Klirr, oder einen der für die nur noch zu erahnende ehemalige Stetigkeit des Original-Abbilds zuständig ist. Es verirrt sich schlichtweg innerhalb der soundvermüllten Modernität, auf die Politik und Neuzeittechniker heutzutage stolz sind. Wenn in Geräuschpausen kein Rauschen mehr auftritt, wird das dem unbedarften Laien hierzulande als CD-Qualität verkauft, der Rest wird verschwiegen - Verdummung pur.

Ich teile mittlerweile die Einschätzung, dass viele Internetradios, selbst wenn sie teils nur mit nur 128k/s daherkommen um Welten besser klingen als sämtlicher ARD-U-Hörfunk auf DVB-S. Dass bei dem für DAB+ nochmal zusätzlich umgeshredderten Material die Blamage nun vollends blankliegt, sollte uns eine Genugtuung sein. Es ist gerechtfertigt, öffentlich mit dem Finger auf die Verantwortlichen (einschließlich der Aufsicht der Länder) zu zeigen, die unterdessen eine ganze junge Generation auf dem Gewissen haben, die nicht mehr weiß, was objektive Kategorien für guten Klang im Radio sind.
ric78

Re: DAB(+) - Klangdiskussionen

Beitrag von ric78 »

sehr gut geschriebener text!
der bringt alles auf den punkt!

aber das ganze ist eine politische entscheidung. es wird beschlossen :,jetzt wird DAB + gemacht und alle haben sich das zu kaufen und müssen sich an den ( tollen ) klang gewöhnen!
wir haben beides verglichen . UKW analog und DAB....jeder der das gehört hat sagt...da fehlt etwas...was das wohl is....???


das ist das traurige ergebnis :-(


da haben wir als kleine radiohörer kaum eine chance etwas drann zu ändern ...oder hat jemand eine idee???


gruß.ric
Winnie2

Re: DAB(+) - Klangdiskussionen

Beitrag von Winnie2 »

Mein Eindruck ist dass wir verlustfreie Audio-Formate in Zukunft fast nur im Bereich der käuflich erwerblichen Musik sehen werden, beim Radio (und beim Fernsehen) wird der Ton weiterhin verlustbehaftet komprimiert übertragen werden.

Mit käuflich erwerblich meine ich auch solche Dinge wie Musik-Abos im Internet.
Jassy

Re: DAB(+) - Klangdiskussionen

Beitrag von Jassy »

zB im UKW-Radio ist der Zuführung schon digital und verlustbehaftet komprimiert ;). 100% Verlustfrei sind nur wie gesagt kauflich erwerblichen Musik oder Musik-Abo's die FLAC Dateien anbieten.
PowerAM

Re: DAB(+) - Klangdiskussionen

Beitrag von PowerAM »

Lautstaerkekomprimierung und eine mehr oder weniger umfangreiche klangliche Bearbeitung werden inzwischen fast ausnahmslos auch auf Kaufmedien eingesetzt. Mal exzessiv und mal eher zurueckhaltend. Allerdings weiss der mit dem Abmischen beauftragte Mensch wenigstens, dass sein Ausgangsprodukt auf dem Weg bis zum Kunden wenigstens nicht nochmal "bearbeitet" oder "irgendwie verbessert" wird. Der Kaeufer erhaelt also genau das, was ihm der Produzent des Mediums in die Hand geben will.

Das von Radiosendern, Diskotheken usw. eingesetzte Soundprocessing ist dagegen ausnahmslos darauf ausgerichtet, das vorliegende Material so zu bearbeiten, dass es moeglichst genau den Geschmack des Abspielers trifft bzw. die Defizite der von ihm eingesetzten Technik weitgehend ausgleicht. Weiteres Ziel ist das Schaffen eines "Audiodesigns", also einer akustischen "Duftmarke", an der man den Abspieler erkennt. Der geneigte Radiohoerer soll "seinen Sender" am Klangbild wiedererkennen und dieses Klangbild soll ihm idealerweise sogar gefallen. Der Diskotheker moechte seine Beschallungsanlage moeglichst optimal nutzen und ein von ihm gewuenschtes Erlebnis mit effektivem Koerperschall erzielen und gleichzeitig vermeiden, dass seinen Gaesten die Ohren tagelang weh tun.
ric78

Re: DAB(+) - Klangdiskussionen

Beitrag von ric78 »


ja aber eine schande das es dem radiohörer einfach aufgezwungen wird das digitale kram zu hören !!

was wäre denn ,wenn mal im AAC format mit voller bitrate von zb. 320kbs und gutem sound- processing sendet ?
wird das dann besser oder ist AAC generell schlechter als das alte mp2 ?

ich hab da nicht so die ahnung...vielleicht weiss das jemand.

danke
PowerAM

Re: DAB(+) - Klangdiskussionen

Beitrag von PowerAM »

Die matschige Klangqualitaet vieler Sender hat nicht prinzipiell etwas mit dem Einsatz von Lautstaerkekomprimierung und Soundprocessing zu tun. Vielmehr ist sie die Potenz aus einem moeglicherweise ungeeignet vorbearbeiteten Signal, das in seiner Form nicht mehr brauchbar ist, mit der zur Verfuegung stehenden Uebertragungstechnik verbreitet zu werden.
Mr. DABelina

Re: DAB(+) - Klangdiskussionen

Beitrag von Mr. DABelina »

AAC ist schon der der schon der fortschrittlichere Codec der in der Regel bessere Klangeigentschaften hat.

MP2 teilt ein Audiosignal per FFT (Fast Fourier Transform) mit 1024 Samples in 32x 750 Hz große Frequenzblöcke (die sogenannten Scalfaktorbands) ein. Diese werden dann per Psychoakustik von nicht hörbaren Tönen (z.B. leise Töne die in einem bestimmten Zeitraum kurz vor oder nach einem lautem Ton liegen, Töne die unter der Hörschwelle liegen) befreit. Bei MP2 hat man nur die Möglichkeit das Signal als Mono, echtes Stereo (L/R Signal was viel Bandbreite braucht) oder Intesity Stereo (sehr einfaches Pegeldifferenzstero ohne Beachtung der Phasenlage - klingt sehr seltsam) zu encodieren.

Bei MP3 hat man versucht ein paar Schwächen auszubügeln. Zum einen hat man einen Huffman Kompresssor eingebaut um die Datenraten zu senken. Damit der Huffman Kompressor effektiv arbeiten kann braucht man große Sampleböcke für stationäre Signale (gleiche oder ähnliche Klänge ohne große Änderungen) die sich gut komprimieren lassen, und kleine Blöcke für dynamische Signale (Soundabschnitte mit vielen Änderungen) da diese sich um so schlechter komprimieren lassen desto größer die Blöcke sind. Um noch effektiver zu arbeiten hat man zusätzlich noch Joint Stereo (L+R/ L-R Stereo wie beim UKW Radio / TV Stereo) zu den möglichen Audiomodi hinzugefügt. Joint Stereo läßt sich in der Regel sehr gut komprimieren da oftmals die Klangdaten in beiden Stereokanälen identisch sind. Leider hat man bei Mp3 einiges falsch gemacht: Die kurzen Blöcke sind 192 Samples lang (zu groß um effektiv komprimiert zu werden) und die langen Blöcke sind 576 Samples groß (zu kurz um gut komprimiert zu werden). Beim letzen Scalefactorband (SFB21 bei langen Blöcken, SFB12 bei kurzen Blöcken) hat man leider auch den Skalierugsfaktor vergessen, was bedeutet daß Frequenzen über 16 kHz (die man in der Regel nicht hört) ziemlich genau abgebildet werden und dadurch viel Bandbreite verschwenden - was bei VBR Encoding zu einer hohen Bitrate führt und bei CBR Encoding zu Artefakten.

Bei AAC hat man die Fehler von MP3 ausgebügelt. Die Blockgrößen sind idealer (128 / 1024 Samples bei normalem AAC, 120 / 960 Samples bei DRM & DAB+) und man hat keine Scalefaktoren vergessen. Da der AAC Bitstrom nicht kompatibel Mp1/Mp2/Mp3 ist, konnten auch einige überflüssige Dinge wie Links/Rechts Stereo über Board geworfen werden und die komplexe und ineffektive hybride Filterbank durch eine MDCT Filterbank ersetzt werden. Außerdem ist ein AAC Encoder Modular aufgebaut, dem eigentlichen AAC Encoder sind Module vorgeschaltet die den Encoder Teil entlasten und damit zu einer besseren Ausnutzung der Bitrate sorgen. Folgende Präprozessoren sind möglich:
- Long Term Predictor: Hier wird geschaut ob der aktuelle Block den vorherigen beiden gleicht. Ist dies der Fall dann wird einfach ein Signal "kopiere Block aus vorherigem Signal" gesetzt, und der AAC Encoder muss diesen Teil nicht nochmal encodieren, was viel Bandbreite spart.
- Perceptional Noise Substition: Hier wir ein Block untersucht ob dieser nur Rauschen enthält. Ist dies der Fall dann wird der Block vom Encoding ausgenommen und nur ein Flag gesetzt welches signalisiert daß Rauschen vorhanden ist und zusätzlich die Lautstärke enthält.
- Temporal Noise Shaping: Sorgt dafür das leise Passagen besser aufgelöst werden. Dadurch wird auch Rauschen besser aufgelöst, was aber von der Psychoakustik des AAC Encoders wieder herrausgefiltert wird.
- Spectral Band Replication: Hierdurch wird ab einer bestimmten Frequenz ein Tiefpass gesetzt. Alles was über dieser Frequenz liegt wird untersucht ob es in einem bestimmten Muster zum unteren Bereich steht und in einem extra Signal signalisiert. Dadurch können Oberwellen rekonstruiert werden und der AAC Encoder gleichzeitig stark entlastet werden. Bringt bei niedrigen Bitraten eine Klangverbesserung.
- Parametric Stereo: Für alle Frequenzblöcke ab 130 Hz aufwärts wird der Phasenunterschied zwischen dem linken un dem rechten Kanal in einem extra Signal gespeichert, der AAC Encoder wird dann mit einem Monosignal gefüttert. Dies bringt gerade bei sehr niedrigen Bitraten eine enorme Klangverbesserung.
RichtungBerlinRadiohörenderSachse

Re: DAB(+) - Klangdiskussionen

Beitrag von RichtungBerlinRadiohörenderSachse »

Danke für die aufschlussreichen und ausführlichen Erläuterungen!

Also wenn man das liest, muss man sich nicht mehr wundern, wenn der Klang des Radios immer zombiehafter wird. Wer ist denn akustisch so hochbegabt, zu definieren, was gehört werden darf und was nicht, was verformt werden darf und was nicht, welche Frequenz gekappt wird, welche als Verarsche synthetisch geklont wird und welches Vibrato ein stechendes Kratzen sein darf? Eines ist sicher, hat solch ein Superexperte das für eine bestimmte Kombi von Mainstream zu Ohrform zurechtgeschnitzt, passt es in der nächsten Sequenz bereits wieder nur suboptimal.

Ich bin überzeugt, würde ein im DAB-Ensemble vertretenes Programmitglied einen Bypass gelegt bekommen, würden Hymnen auf den exzellenten Klang angestimmt. Angesichts der total verfahrenen Kiste, sollte man nicht vollends ausschließen, dass das mal passiert (Unser MDR-MUX klingt grottigst – am schlimmsten MDR1-Radio Sachsen, wo das Studio seit Jahren an sechs Flächen mit Klangtechnik, die sich selbständig gemacht hat, gepflastert zu sein scheint – vermutlich Relikte aus einem Fördertopf für die Neuen Bundesländer). Vom Bayern-Mux habe ich eine wesentlich bessere Erinnerung, obwohl ich den nur indirekt mit PurHighway wahrnehmen konnte. Aber BayernPlus und on3 sind ohnehin viel sauberer auch auf DVB-S. Das was man in Sachsen hier empfangen kann, sowohl Bundes- als auch Sachsen-Mux überzeugt nicht im Geringsten. D-Radio und DLF würde ich, solange man vergleicht, von der Kritik ausnehmen, auch MDR-Klassik.
Habakukk

Re: DAB(+) - Klangdiskussionen

Beitrag von Habakukk »

Mit AAC+ Bitraten zwischen 40 und 72kbps bewegt man sich aber schon in einem Bereich, in dem man Artefakte nicht nur im Kopfhörer oder auf der High-Tech-Anlage eines audiophilen Musikliebhabers hört, sondern selbst im Küchenradio.
Mag sein, dass 90% der Leute das nicht schlimm finden, weil sie den Klang vom MP3-Konsum, Youtube usw. eh schon so gewöhnt sind. Vielleicht ist das eh egal, weil die versendeten Inhalte vorher schon klanglich völlig verhunzt werden und das dann auch nicht mehr groß ins Gewicht fällt - man jage die CD-Klangbriketts noch durch mehrere Encoder samt Optimod-Verschlimmbesserung, da sind die paar Artefakte hintendrauf auch noch egal.

Dass sich ein gut empfangbarer UKW-Sender klanglich immer noch deutlich besser anhört, sollte den Verantwortlichen aber trotzdem zu denken geben. Zumindest die Öffentlich-Rechtlichen sollten sich mittelfristig das Ziel setzen, die Bitraten so hochzudrehen, dass man wirklich von CD-Qualität reden kann.
Matthias K.

Re: DAB(+) - Klangdiskussionen

Beitrag von Matthias K. »

Extreme HiFi-Puristen regen sich über maximierte Lautstärken, minimierte Dynamik etc. auf, nicht nur im Radio, selbst schon bei vielen CDs.
So feinfuchsig bin ich nie gewesen.
Aber das ist auch wirklich nur eine winzig kleine Mücke, gegen den Elefanten "zu starke Codec-Kompression / zu geringe Bitrate".

Der HR selbst hatte vor kurzem in seiner Pressemitteilung geschrieben, dass die Qualität, ggf. eine CD-Qualität ein Hauptargument für DAB+ Digitalradio sei.
Dann frage ich mich natürlich erneut, warum sie nur ein Programm in CD-Qualität (144 kbps brutto AAC LC) anbieten und die anderen unnötig reduzieren, obwohl sie den ganzen Mux bezahlen und Platz haben. Von den NDR brauchen wir nicht zu reden.
Der WDR leistet sich den Fauxpas nur bei 1LIVE, stellt aber auch keine Besserung in Aussicht.

Ich sehe es ein, dass neue und vielfältigere Programme, inhaltliche Mehrwerte gegenüber UKW wichtiger sind, als CD-Qualität.
Also lieber habe ich SSL, Bob und Lounge in nur 72 kbps, als sie gar nicht zu haben.
Programme jedoch, die UKW eh schon in Top Qualität (viele starke Sender, starkes Grundnetz) auf großer Fläche verbreitet werden, haben jedoch im DAB-Netz nichts verloren, wenn sie nicht deutlich besser klingen oder sogar schlechter klingen (die Regel), als über UKW.
Hier ist "Klang" nicht nur ein Hauptargument, sondern das einzig ausschlaggebene Argument, da jedes DAB-Radio auch UKW-Programme abspielen kann.
Natürlich wird das jemand in alpiner Umgebung anders sehen, als ich hier vor dem Ruhrpottkessel, da Reflexionen, Auslöschen und Empfangsaussetzer bei den Großen auf UKW gar nicht wahrnehmbar existieren und mir immer Alternativfrequenzen zur Verfügung stehen.

Als es in den letzten Jahren mit dem alten DAB-System steil bergab ging, bzw. immer noch keine Aufstiegsmöglichkeit in Sichtweite war, benannte man viele Gründe.
Sehr schön wurde es ausgerechnet in der Schweiz beleuchtet:
NZZ am Sonntag, 9. September 2007 hat geschrieben: Vom CD-Klang weit entfernt
Hörer beklagen sich über die schlechte Tonqualität des digitalen Radios DAB. Tatsächlich ist die Schweiz im internationalen Vergleich Schlusslicht und das Programmangebot gering. Von Andreas Hirstein
...
Versprechen und Realität

Eine Lücke zwischen Versprechen und Realität klafft auch bei der Tonqualität der DAB-Sender. «Der Empfang von DAB erreicht nahezu CD-Qualität», behauptet Radio DRS im Internet, und auf der ebenfalls von der SRG betriebenen Seite broadcast.ch findet sich der Satz: «Es tönt einfach besser − und zwar wie in CD-Qualität.»

Die Hörer sehen − oder besser: sie hören es anders. Im Online-Forum von dab-digitalradio.ch beklagen sie sich über den metallischen Klang der Musik und über Sender, die nur in Mono zu empfangen sind.

Fachleute überrascht das nicht. Denn mit einer Datenrate von zumeist nur 128 Kilobit pro Sekunde gehört die Qualität des schweizerischen DAB-Angebots zu den Schlusslichtern im internationalen Vergleich. Nur in Grossbritannien müssen die Hörer mit einer ähnlich schlechten Tonqualität leben. Von CD-Qualität sind Schweizer DAB-Sender daher weit entfernt. «Um annähernd CD-Qualität zu erreichen, ist eine Datenrate von mindestens 192 Kilobit pro Sekunde erforderlich», sagt Matthias Rose, Pressesprecher vom Fraunhofer-Institut für integrierte Schaltungen (IIS) in Erlangen. Am IIS wurde das Musikformat MP3 entwickelt, und auch an der Codierung des digitalen Rundfunks ist das Institut massgeblich beteiligt.

Wie gross die Qualitätseinbussen bei DAB in der Praxis sind, hängt von der Musik selbst ab, weil die digitale Codierung mit verschiedenen Instrumenten und der menschlichen Stimme unterschiedlich gut zurechtkommt.

Diese Besonderheit der Technik bestätigt der Pressesprecher des Bundesamts für Kommunikation (Bakom), Bernhard Bürki. «Bei einem Sprachprogramm reichen 128 Kilobit pro Sekunde bei weitem, bei klassischer Musik kann diese Datenrate knapp sein», sagt er. Auf seiner DAB-Informationsseite im Internet vertritt das Bakom denn auch die Ansicht, dass «192 bis 256 KBit/s für ein Stereo-Musikprogramm in ausreichender Qualität» notwendig sind.

Eine entsprechende Vorschrift hat der Bund in der sogenannten SRG-Konzession aber nicht erlassen. Daher kann die SRG frei über die Bandbreite verfügen. Statt wenige Sender in hoher Qualität auszustrahlen, verbreitet die SRG aber zusätzlich die drei Programme Radio Swiss Pop, Classic und Jazz über die DAB-Frequenzen.
...

Die neuen Sender werden nach dem moderneren DAB-Plus-Standard verbreitet. Er bietet bei gleicher Bit-Rate eine deutlich bessere Tonqualität: mit 128 Kilobit pro Sekunde erreicht DAB+ tatsächlich nahezu CD-Qualität...
Das Zauberwort ist gefallen, DAB+ also AAC+, klingt besser, als DAB als MP2, - bei gleicher Bitrate.

Aber auch der subjektive Höreindruck muss nicht konform laufen, mit irgendwelchen grauen Theorien und Tests der Institute.
Ich bin mehr der Praktiker und in der Realität müssen bestehende Radioprogramme die Quelle sein, nicht irgendwelche dubiosen Testsamples.

Ich empfinde selbst WDR2 hier in NRW klanglich besser, als 1LIVE.
WDR2 sendet nur 128 kbps MP2 Joint-Stereo.
1LIVE sendet 112 kbps AAC LC.

Während die Höhenartefekte bei WDR2 nur sehr kurzzeitig vor und/oder hinter einzelnen Geräuschen (Hi Hat, Becken...) zu haften scheinen, kleben sie bei 1LIVE dauerhaft über den gesamten Klangverlaufs am Instrument fest.

So viel zum subjektiven Empfinden gegenüber den sachlichen Infos von unserem DABelina.

Man sollte also einen der ehemaligen Scheiterungsgründe heute nicht ignorieren oder ganz herunterspielen, nur weil es einigen, aber lange nicht allen egal ist.

Das soll aber kein abschließendes Urteil sein. Vielmehr sollten wir dafür sorgen, dass es den Betreibern und Inhalteanbietern wieder zurück ins Bewusstsein kommt.
Noch kann man gut was dran drehen - optimieren.

Ansonsten glaube ich aber auch, dass im Laufe der Zeit der Klang bei gleicher Bitrate immer besser werden kann.
Ein gutes Beispiel dafür ist, was DVB-S Digital-TV (MPEG2) pro Megabit ganz am Anfang geleistet hat und was es heute leistet!
Auch die Settings in den Studios und die Erfahrungen der "Macher" spielen dabei eine Rolle.


P.S.: Ich glaube nicht, dass die jetzt gewählten Parameter Digitalradio noch zum Scheitern bringen. Ich glaube viel mehr, dass deswegen so in 10-20 Jahren "nur" 40 Mio Empfänger verkauft sein werden (ein genereller Erfolg vorausgesetzt), es aber 80 Mio verkaufte Geräte sein würden, wenn die gleiche Anzahl an Programmen je Programm in Top-Qualität gesendet würde.

Auch wenn Digitalradio nicht primär für den stationären Empfang gedacht ist, so ist es aber doch ein gewollter Zweig. Jetzt werden viele aus Qualitätsgründen auf DVB-S/C oder Internetradio ausweichen (wechseln oder bleiben), einige Fachhändler raten sogar dazu.
Bei CD-naher-Qualität wäre es umgekehrt, dann würden auch bestimmt einige Leute mit anderen Empfangswegen, bewusst zu DAB+ wechseln.

Dass trotz der nicht besonders guten Qualität Digitalradio in GB ein Erfolg wurde und die Schweiz ähnlich gut nachzieht, schreibe ich zum Teil der größeren Programmauswahl und noch viel mehr jedoch dem großartigen Marketing zu!

Es ist auch wahrscheinlich nicht zwingend erforderlich, dass alle Programme in Vorzeigequalität ausgestrahlt werden, es müssen nur genügend sein, zu denen anspruchsvollere wechseln können.

Noch sieht es in Deutschland mit Marketing, TV-Werbung, Marktplatzierung usw. im Vergleich zur Schweiz eher mau aus, wenn man mal von Bayern absieht.

Aber für 2012 wird ja sehr viel versprochen. ;-)
Antworten