Spacelab hat geschrieben: ↑Di 7. Apr 2020, 09:43
Ein weiteres Problem ist, wenn man einen Kopfhörerausgang als Line-Out missbraucht, die hohe Eingangsimpedanz des AUX Anschlusses des angeschlossenen Gerätes. So ein einfach realisierter Kopfhörerausgang ist ausgelegt auf eine durchschnittliche Impedanz von 16 bis 48 Ohm. Erfahrungsgemäß gehen die Teile bei allem was drüber liegt bereits merklich in die Knie. Mal von der stark abbauenden maximalen Lautstärke abgesehen, wird der Klang schlapp und flach. Manche nennen es auch muffig. Die Eingangsimpedanz eines AUX Anschlusses (an einem normalen HiFi Verstärker) liegt bei 10 bis 15
kOhm!
Unsymmetrische Line-Eingänge sind eigentlich mit 47 kOhm spezifiziert, Werte von 10 kOhm bis 50 kOhm sind üblich.
Aber der Line-Eingang braucht keine Leistung abzurufen, nur Spannung. Er wird ohnehin verstärkt. Ein hochohmiger Kopfhörer am schwachen KH-Ausgang macht tatsächlich keine Laune, weil keine Leistung bereitsteht. Ich komme mit meinem nach 20 Jahren leider zerbröselnden Beyer DT 531 (250 Ohm) am Lenovo T40 leidlich gut hin. Nun war Kabelbruch aufgetreten und die Gehäuseschalen zerbrechen auch. Der Beyer lag also paar Wochen zerlegt auf dem Dachboden in Papas Werkstatt, bis ich mal Lust hatte. Derweil musste ein AKG K240 DF ("nach IRT diffusfeldentzerrt") ran, der hat 600 Ohm und der ist dann tatsächlich brutal leise und dazu auch noch ausgesprochen dünn im Sound.
Es gilt für die abrufbare Leistung halt P = U²/R und damit geht die abrufbare Leistung an einem Ausgang mit 1/R. "U" meint in diesem Fall auch noch die Spannung am Kopfhörer und nicht die Leerlaufspannung ohne angeschlossenen Kopfhörer, es geht davon also noch der Spannungsabfall an den Emitter-Collector-Strecken der Ausgangstransistoren des KH-Verstärkers und ggf. folgende Längswiderstände in der Schaltung ab. Der Beyer mit seinen 250 Ohm braucht z.B. 5 Volt, um auf seine Grenzbelastung von 100 mW zu kommen. Da soll er das Gehör dann mit satten 115 dB SPL schädigen.
5 Volt liefert freilich kein Mobilgerät am Kopfhörerausgang, das ohnehin nur mit 2 mal 1,5 Volt betrieben wird. Entsprechend dürfte der Beyer da dann auch kaum auf Lautstärke kommen,. Beim Radio kommt ja noch dazu, dass eigentlich mit -18 LUFS Lautheit gefahren werden soll, was es an Mobilgeräten nochmals leiser macht. Die norwegische NRK ist deshalb auf -15 LUFS gegangen bei DAB+ (und die Privaten haben mitgezogen), damit 3 dB mehr Ausgangspegel rauskommen.
Aber den KH-Ausgang als Line-Ausgang zu nutzen ist kein Problem. Geben wir ihm mal nur 1 Volt auf den Weg, was an einem Kopfhörer mit 250 Ohm nur knappe 1/250 W = 4 mW brächte (also 14 dB unter "voll" beim Beyer DT 531)- ein Line-Pegel von 1 Volt wäre mehr als ein UKW-Tuner so absondert und etwa so viel wie ein D/A-Wandler beim Betrieb mit einem Hörfunkprogramm. Und das sind altbekannte, funktionierende Pegel.
Ich kann also keinerlei Probleme erkennen hinsichtlich Betrieb eines Kopfhörerausgangs an einer Line-Senke.