DAB+ in Rheinland Pfalz

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Randfunker
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Re: DAB+ in Rheinland Pfalz

Beitrag von Randfunker »

@ Fab97: Deine Frage zu den im Verhältnis zu den UKW-Sendern oft "schwachen" Sendern für DAB+ an den hoch gelegenen GNS-Standorten ist durchaus berechtigt. Die Erklärung, das sei "kontraproduktiv", ist bedingt richtig, bedarf aber einer Erklärung. Vor vielen Jahren, als noch das klassische DAB in Betrieb war, hat mir ein Kumpel und technischer Experte auf dieselbe Frage geantwortet, dass das mit dem DAB-Gleichfrequenzbetrieb zu tun habe: Das Phänomen der Laufzeitunterschiede sich überlagernder Wellen, die eine kurze oder hohe Distanz von ihrem Sender zum Empfänger zurückgelegt haben, kann zu Auslöschungen führen. Auf UKW spielt das keine Rolle, da jeder Sender aus einem Netz eine andere Frequenz benutzt. Das Phasen-Phänomen tritt hier höchstens dann zutage, wenn (beispielsweise in den Alpen) eine UKW-Frequenz von Bergen reflektiert wird und sich die Laufzeitunterschiede durch Verzerrungen der Modulation, Verlust des Stereo-Effekts trotz hoher Feldstärke usw. bemerkbar machen - wenn sich der Sender quasi selbst (zer)stört. Dieser Mehrwegeempfang kann auch bei digitalem Radio kritisch sein, wenn die Laufzeiten auf einer Frequenz zu stark variieren. Deswegen wird hier weniger mit sehr hohen Leistungen von exponiert-hohen Standorten aus gesendet, sondern das Netz leistungsmäßig gleichmäßiger gestaltet. So haben dann Standorte mit UKW-"Füllfunzeln" wiederum oft höhere Leistungen auf DAB+. Flagrante Beispiele hierfür wären im 11A-SWR-Mux der Sender Trier-Markusberg (5 kW/UKW 100 W) oder im 5C Trier-Petrisberg (2,5 kW/UKW 200 W DLF Kult).
Leider bringt der verbreitete Verzicht auf "dominante" Sender auf DAB+ mit sich, dass es immer weniger Overspill in Nachbar-Sendegebiete oder über Landesgrenzen hinweg gibt. Und dies, obwohl die Mux-Kanäle im Gegensatz zu UKW-Sendern meist "Platz" genug hätten, um weiter über den "Tellerrand" hinauszusenden.
Marc!?
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Re: DAB+ in Rheinland Pfalz

Beitrag von Marc!? »

Ich möchte noch ergänzend, dass der Overspill oftmals auch eine Folge der Versorgung im inneren war, damit man dort nicht viele Füllsender aufbauen musste. Es gab mit Linz oder auch dem Hardberg auch andere Beispiel, die mehr außerhalb des Bundeslandes versorgten als das eigene.
Trotzdem muss man natürlich aufpassen, dass man auch in einem DAB Netz nicht alles zufunzelt, denn das geht dann auch ins Geld. Auch in einem SFN man rechnerisch über 70 km Luft zwischen 2 Standorten. Das Problem bei DAB ist aber, dass das Störpotential enorm ist, also man noch Programme mit um die 30 dbµV/m empfangen kann, für Outdoor aber das doppelte benötigt.

Beim Donnersberg hat man im Zuge des DAB+ Umstiegs die Leistung von 0,5 kW auf 2,5 kW erhöht, aber gleichzeitig die Antenne nur noch am Mast auf 70 m montiert, rund 100 Meter tiefer als zuvor. Ich denke aber trotzdem, dass gerichtet hier mehr möglich wäre, insbesondere Richtung Wiesbaden oder nach Westen.
Chris
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Re: DAB+ in Rheinland Pfalz

Beitrag von Chris »

Das Traurige ist, dass ich in Esslingen am Neckar den Donnersbergs als auch den Weinbiet via UKW empfange und das gut hörbar, jedoch DAB+ ist kein Strichlein zu loggen.
Auf 11A habe ich sicher gut und gerne 10 Mal im Jahr Ingolstadt zu Gast, der SWR RP Mux kommt wenn's gut läuft bei höchster Tropo einmal im Jahr mir 1-2 Strichlein an.

Es ist einfach traurig, dass man es nicht schafft die Bedingungen in RP bei DAB+ an die von UKW anzupassen. Sowas sind auch Umstiegsargumente für einige Leute, dass sie ihre gewohnten Sender empfangen können.
ScheichManfred
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Re: DAB+ in Rheinland Pfalz

Beitrag von ScheichManfred »

Die drei Leute in Esslingen am Neckar, die RPR1 hören wollen, können sich doch ein Webradio kaufen. Außerdem vergisst du die riesigen Vorteile, die zwei DAB Bundesmuxe bringen. Ich bin zwischen vier Bundesländern unterwegs und weiß das sehr zu schätzen.
Marc!?
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Re: DAB+ in Rheinland Pfalz

Beitrag von Marc!? »

Obwohl ja Weinbiet durchaus mit UKW vergleichbar ist. (Faktor 5).

Aber die Physik lässt sich halt auch nicht überlisten.
Randfunker
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Re: DAB+ in Rheinland Pfalz

Beitrag von Randfunker »

@ScheichManfred: Stichwort Webradio - wenn es so ist, wie du schreibst, dann wäre das ja schon ein genereller Grund, dass man DAB+ eigentlich nicht bräuchte - zumindest wenn die Sendegebiete derart limitiert sind, dass kaum noch Overspill möglich ist. In Luxemburg kann ich in Sachen 11A das Gleiche berichten wie Chris: SWR RP auf UKW 50 km hinter der Grenze noch problemlos empfangbar, digital-terrestrisch tote Hose. Mit dem 5C ist es kaum besser. Resultat: Mit dem DAB-Web-Kombiradio, an das ich eigentlich eine externe Antenne fürs Digitalradio anschließen wollte, höre ich fast alles nur noch über Web, weil ich den Aufwand ja gar nicht mehr betreiben muss und gleichzeitig unzählige andere Radios hören kann. Abgesehen natürlich von traditioneller Radio-Pirsch im Auto oder sonstwo unterwegs (UKW und andere Wellenbereiche). Das System DAB+ schießt sich selbst ins Bein, wenn es nicht die Reichweiten von UKW erreicht. Als Anhänger von linearem Rundfunk schätze ich die Empfangsmängel bei DAB in punkto Reichweite, Aussetzer usw. nicht besonders und bin als jemand, der sich nicht gerne mit einem "vorgefertigten" Angebot für "mein" Gebiet zufriedengibt, sondern gerne in Nachbarregionen reinhört, künftig immer öfter gezwungen auf Webradio zurückzugreifen.
Marc!?
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Re: DAB+ in Rheinland Pfalz

Beitrag von Marc!? »

Randfunker hat geschrieben: Mo 5. Apr 2021, 02:49 @ScheichManfred: Stichwort Webradio - wenn es so ist, wie du schreibst, dann wäre das ja schon ein genereller Grund, dass man DAB+ eigentlich nicht bräuchte - zumindest wenn die Sendegebiete derart limitiert sind, dass kaum noch Overspill möglich ist. In Luxemburg kann ich in Sachen 11A das Gleiche berichten wie Chris: SWR RP auf UKW 50 km hinter der Grenze noch problemlos empfangbar, digital-terrestrisch tote Hose. Mit dem 5C ist es kaum besser. Resultat: Mit dem DAB-Web-Kombiradio, an das ich eigentlich eine externe Antenne fürs Digitalradio anschließen wollte, höre ich fast alles nur noch über Web, weil ich den Aufwand ja gar nicht mehr betreiben muss und gleichzeitig unzählige andere Radios hören kann. Abgesehen natürlich von traditioneller Radio-Pirsch im Auto oder sonstwo unterwegs (UKW und andere Wellenbereiche). Das System DAB+ schießt sich selbst ins Bein, wenn es nicht die Reichweiten von UKW erreicht. Als Anhänger von linearem Rundfunk schätze ich die Empfangsmängel bei DAB in punkto Reichweite, Aussetzer usw. nicht besonders und bin als jemand, der sich nicht gerne mit einem "vorgefertigten" Angebot für "mein" Gebiet zufriedengibt, sondern gerne in Nachbarregionen reinhört, künftig immer öfter gezwungen auf Webradio zurückzugreifen.
Alleine wegen der Physik des Bands III ist kein Vergleich mit dem Band II möglich und das hat nichts mit DAB vs UKW per se zu tun. Dazu kommt noch die Knappe Anzahl von kanäle und das hohe Störpotential von DAB.
Randfunker
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Re: DAB+ in Rheinland Pfalz

Beitrag von Randfunker »

Ja, das kommt noch dazu - die Dämpfung steigt nach oben hin und da stellt sich die Frage, ob man nicht irgendeinen tieferen Frequenzbereich für DAB+ hätte finden können, der das Ganze effizienter hätte machen können - aber dass es so ist, wie es ist, spricht halt Bände über das heute vorherrschende Prinzip des Jeder-für-sich und Bloß-nicht-über-den-Tellerrand-schauens. Diesem Geist entsprechen die höheren Frequenzen vorzüglich.
Für weiter reichendes Digitalradio hätte ich das ehem. Ost-Band (OIRT?) unterhalb 87,5 vorgezogen, aber das wurde wohl noch von zu vielen Ländern für andere Dienste genutzt ...
Marc!?
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Re: DAB+ in Rheinland Pfalz

Beitrag von Marc!? »

Im Gegensatz zu UKW bzw OIRT oder gar Band I, hat das Band III aber den Vorteil, dass Überreichweiten nicht so oft vorkommen.

Es würde sich aber in die Zukunft geschaut die Frage stellen, ob man das UKW Band nach dessen Abschaltung nutzen könnte, nur muss man hier fast heute schon anfangen, dies zu standardisieren, damit auch frühzeitig Radiogeräte im Umlauf wären.

Wie ich auch schon mehrmals erwähnt habe, hat man es auch beim DAB+ standard unterlassen, Halbkanäle zu ermöglichen. Das hätte den Vorteil gehabt, dass mehr Kanäle zur Verfügung gestanden hätten. Auch im Hinblick auf die Lokalmuxe.
planetradio
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Re: DAB+ in Rheinland Pfalz

Beitrag von planetradio »

Radio Rhein FM startet Testsendungen im Internet.
DAB+ Start ist laut dieser Meldung am 21.05. um 12 Uhr

https://www.satellifax.de/mlesen.php?id ... dd392c42e6
Nicoco
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Re: DAB+ in Rheinland Pfalz

Beitrag von Nicoco »

Radio RheinFM ist übrigens das einzige Programm, was am 19. April eine Lizenz bekommt.
Alle anderen genannten Programme waren entweder Enten oder starten erst später:
https://medienanstalt-rlp.de/medienanst ... g/termine/
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shortwave
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Re: DAB+ in Rheinland Pfalz

Beitrag von shortwave »

Das ist unzutreffend. Nicht alle Programme, insbesondere die, die eine Versuchslizenz beantragt haben, müssen durch die Vesammlung. Ein Telefonat mit der LMK gestern hat ergeben, dass 4 weitere Programme zugelassen werden. Dies fällt unter TOP3.
Nicoco
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Re: DAB+ in Rheinland Pfalz

Beitrag von Nicoco »

Okay, also erhält quasi nur Radio RheinFM eine richtige Zulassung und andere Programme dann nur eine Versuchslizenz, die sich wohl auch nur auf das Gebiet eures Muxes beschränkt?
DAB-Empfangsprognosen: dabmap.nicocoweb.de
shortwave
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Re: DAB+ in Rheinland Pfalz

Beitrag von shortwave »

Ja und Ja.
Nicoco
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Re: DAB+ in Rheinland Pfalz

Beitrag von Nicoco »

Danke :spos:
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