DAB+ und die Zukunft des Lokalradios

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Hagen

Re: DAB+ und die Zukunft des Lokalradios

Beitrag von Hagen »

Hatte gerade in diesem Faden etwas dazu geschrieben. Das mit der Belegung von Regional-Muxes wäre der einzige Weg. Alleine, das dürfte schwierig sein, finanziell tragfähig zu bekommen, da da ja dann ein Plattformbetreiber kassieren und mitreden möchte. Das müsste langezeit massiv subventioniert werden. Und dafür ist kaum Bereitschaft da.
Und die Alternative, den Sendebetrieb kostengünstig unabhängig zu organisieren, dürfte hierzulande aussichtslos sein. Da müssten sich Anbieter zusammenfinden, die ganz unterschiedliche Interessen haben...
Martyn136

Re: DAB+ und die Zukunft des Lokalradios

Beitrag von Martyn136 »

[quote Zwölf]Man könnte Landesmuxe auf Regionalkanälen laufen lassen; also in allen Regionalmuxen eines Bundeslandes ca. 10 gleiche Programme und dann je nach Region noch 1-5 Lokalprogramme.[/quote]Auch das wäre noch nicht das Optimum.

Denn die Regionalsender haben oft unterschiedliche Verbreitungsgebiete die sich überlappen. Dann müsste DAB+ schon sehr kleinzellig aufgebaut werden.
Zwölf

Re: DAB+ und die Zukunft des Lokalradios

Beitrag von Zwölf »

Hatte gerade in diesem Faden etwas dazu geschrieben. Das mit der Belegung von Regional-Muxes wäre der einzige Weg. Alleine, das dürfte schwierig sein, finanziell tragfähig zu bekommen, da da ja dann ein Plattformbetreiber kassieren und mitreden möchte. Das müsste langezeit massiv subventioniert werden. Und dafür ist kaum Bereitschaft da.
Aber wenn man nun (zumindest im ländlichen Raum) nicht auf irgendwelche gewinngierigen privaten Plattformbetreiber hofft, sondern diese von den öffentlich-rechtlichen (die ja auch eigenen regionale Programme haben) betreiben ließe, könnte man kleineren Regionalsendern so auch eine finanzielle Perspektive bieten ohne gleich große Subventionierungsprogramme lostreten zu müssen.
drahtlos

Re: DAB+ und die Zukunft des Lokalradios

Beitrag von drahtlos »

In der Schweiz werden derzeit 7 lokale DAB+ Ensembles projektiert. Ziel ist, den Programm-Anbietern für eine Jahresgebühr von etwa höchstens 50'000 ¤ einen Programmplatz zu ermöglichen (alles inklusive, wie Strom- / Standort- und Leitungskosten. Pro Lokal-Ensemble sind etwa 3-7 Sendestandorte vorgesehen, vermutlich werden die Anzahl Standorte den Preis leicht verändern.

In diesen Lokal-Ensembles wird auch unser Nationales Radio SRG Regionalprogramme verbreiten, welche bisher nur über UKW realisiert werden konnten. Die restlichen Programmplätze werden den kleinen Radios angeboten.
Matthias K.

Re: DAB+ und die Zukunft des Lokalradios

Beitrag von Matthias K. »

Ein Besipiel:
Warum sollte man nicht einen Mux schaffen, der in Wuppertal, Essen, Velbert, Solingen und Remscheid ausgesendet wird.
Die Sender Radio Neandertal, Wuppertal, Essen und RSG bilden eine Interessens- und Zweckgemeinschaft.
Sie betreiben selber diesen Mux und können so Kosten sparen.
Ihre Programme kommen alle in den Mux und die Kosten werden wieder geteilt.
Freie Kapazitäten werden vermietet, für andere interessierte Programmanbieter und dem WDR2 für die Lokalfenster.
Kann das dann teurer sein, als auf UKW? Dafür bräuchten wir mal hier einen Experten.

Natürlich haben dann wieder alte Platzhirsche die Hand drauf, aber das war auch nur ein Beispiel.
Es muss ja nicht exakt so laufen.
Winnie2

Re: DAB+ und die Zukunft des Lokalradios

Beitrag von Winnie2 »

[quote Zwölf]Was wären denn jetzt am Beispiel Bayern Lokal- und was Regionalsender?[/quote]
Ok, Beispiele für Lokalsender in Bayern sind
- Radio Galaxy Bayreuth
- Radio Galaxy Passau
- Radio Galaxy Landshut
- Radio Galaxy Rosenheim
- Radio Plassenburg
- Energy Nürnberg
- Energy München
- Radio 2Day
- vilradio premium musik

Regionalsender in Bayern sind z.B.
- hitradio.rt1 nordschwaben
- hitradio.rt1 südschwaben
- Radio 8
- Radio Oberland
- Radio Alpenwelle
- Bayernwelle Südost

(Quelle: fmlist.org)

[quote Zwölf]...aber ich könnte mir im Erfolgsfall von DAB+ auch vorstellen, dass man (v.a. in Grenzgebieten) nach weiteren Frequenzen schreien wird, und dabei wäre das UKW-Band natürlich wesentlich attraktiver als das L-Band. [/quote]
Das UKW-Band wäre auf jeden Fall preisgünstiger was die verwendete Technik betrifft und auch die Funk-Ausbreitungsbedingungen sind besser als beim L-Band.
Zwölf

Re: DAB+ und die Zukunft des Lokalradios

Beitrag von Zwölf »

[quote Zwölf]Was wären denn jetzt am Beispiel Bayern Lokal- und was Regionalsender?
Ok, Beispiele für Lokalsender in Bayern sind
- Radio Galaxy Bayreuth
- Radio Galaxy Passau
- Radio Galaxy Landshut
- Radio Galaxy Rosenheim
- Radio Plassenburg
- Energy Nürnberg
- Energy München
- Radio 2Day
- vilradio premium musik

Regionalsender in Bayern sind z.B.
- hitradio.rt1 nordschwaben
- hitradio.rt1 südschwaben
- Radio 8
- Radio Oberland
- Radio Alpenwelle
- Bayernwelle Südost

(Quelle: fmlist.org)
[/quote]

Dann machen sich die meisten dieser Lokalprogramme aber überflüssig, wenn sie nur noch über UKW und nicht über DAB zu empfangen sind (unter der Annahme, DAB+ wäre der gägnige Empfangsstandard). Denn z.B. Energy ist bereits im Bundesmux und Galaxy im Landesmux - ist der Lokalbezug den Leuten wichtig genug, um darauf zu achten auch ja ein Radio mit UKW-Empfang zu haben? Teilweise fragen die sich ja jetzt schon, inwiefern die Lokalsendungen noch wirtschaftlich sind. Und was Energy angeht haben sie ja in Nürnberg auch kein Problem über DAB zu senden. Was Galaxy angeht, wäre so ein Landesmuxmodell mit vielen regionalen Kanälen wie von mir vorgeschlagen nicht schlecht - vorrausgesetzt, sie wollen an den Lokalsendungen festhalten.
Martyn136

Re: DAB+ und die Zukunft des Lokalradios

Beitrag von Martyn136 »

Ich würde grundsätzlich sagen das Regionalsendungen (ausser für Senionren) immer ein schlechter Kompromiss sind.

Entweder sendet man lokal (dann hat man den Vorteil, das man die Hörer z.B. über lokale Veranstaltungen informieren kann, oder auch live von lokalen Veranstaltungen übertragen kann) oder man sendet gleich bundesweit um eine möglichst grosse Zielgruppe zu erreichen.
elchris

Re: DAB+ und die Zukunft des Lokalradios

Beitrag von elchris »

Die Galaxy Lokalsender sind nur entstanden, weil man damals nicht einfach ein DAB Programm auf UKW-Lokalstandorte bringen konnte. Wäre DAB schon im 1. Versuch erfolgreich gäbe es von Galaxy auf UKW wohl keine Lokalableger.

Natürlich muss, wenn DAB(+) nun ein Erfolg werden soll, das UKW-Angebot erst mal abgebildet werden - und dazu zählen in Bayern nun mal die Lokalsender.

Für die Regionensender in Bayern, die über mehrere Landkreise gehen müsst auch noch ne Lösung her - also Regionalmuxe, gefördert von der BLM, da könnte auf DAB sogar ein Markt entstehen, so ist man im Rottal nämlich nicht wirklich damit gesättigt, dass neben dem BR und Antenne Bayern das für uns bestimmte Regionale Privatsenderchen aus dem über 50 Kilometer entfernten Landshut kommt...
Zwölf

Re: DAB+ und die Zukunft des Lokalradios

Beitrag von Zwölf »

Ich würde grundsätzlich sagen das Regionalsendungen (ausser für Senionren) immer ein schlechter Kompromiss sind.

Entweder sendet man lokal (dann hat man den Vorteil, das man die Hörer z.B. über lokale Veranstaltungen informieren kann, oder auch live von lokalen Veranstaltungen übertragen kann) oder man sendet gleich bundesweit um eine möglichst grosse Zielgruppe zu erreichen.
Ist jetzt zwar OT: aber ich finde, dass sich ein lokales/regionales Programm durch mehr als Auszeichnet, als durch Lokalnachrichten. z.B. Sprache, Mentalität, regionale Identität, es kann besser auf die Wünsche der Zuhörer eingegangen werden; und irgendwie finde ich es auch persönlicher, wenn ich weiß, das die Radiomacher welche "von uns/der Region" sind die ein paar Kilometer weiter Programm machen und nicht irgendwelche anonyme Personen, die irgendwo in Berlin sitzen und ellenlange Listen mit Verkehrsnachrichten verkünden, die einen ohnehin nicht betreffen.
Hagen

Re: DAB+ und die Zukunft des Lokalradios

Beitrag von Hagen »

Wiinies Unterscheidung zwischen Lokal- und Regionalsendern in Bayern würd ich mal so nicht mittragen bzw. halte ich nicht für relevant. das eine sind eher Programme für den ländlichen Bereich, wo's auch nur ein oder zwei Anbieter in der Region gibt, das andere wärs eher für die Städte.

Was eher Akzeptanz beim Publikum finden könnte, wären regionale Mischpackete, die von den kommerziellen lokalen vor Ort und den Medienanstalten finanziert werden, aber eben auch Nichtkommerziellen Lokalsendern und Anbieter aus der Nachbarregion mit verbreiten. In München müsste dann z.B. auch alles aus Augsburg, Rosenheim, Ingolstadt, Landshut und dem Oberland hinein, also alles, was irgendwo in München auf UKW reinkommt, aber bei DAB+ noch nicht dabei ist, in Rosenheim dann vom Oberland (Alpenwelle), Münchner Sender, Niederbayern und Südostbayern usw,
Gibt schließlich genug Pendler, die sich für die Region interessieren, wo sie gerade außerhalb des Sendegebietes sind... Und Galaxy z.B. könnte in einem Landesmux alle Regionaversionen rein stopfen, so wie's der BR mit BR1 tut...

Aber das wird wohl Illusion bleiben, weil das finanziell nicht aufgeht (insbesondere bei der abnehmenden Bereitschaft dafür Steuern o.Gebühren für auszugeben...) - UKW ist und bleibt für lokale und regionale Angebote günstiger - selbst wenn DAB+ nun der große Renner werden würde!
Internetradiofan

Re: DAB+ und die Zukunft des Lokalradios

Beitrag von Internetradiofan »

Wie wir sehen, werfen die Multiplexe eine ganze Reihe von Problemen auf.

Es ist einfach nicht konsequent, auf der einen Seite eine Digitalisierung des Rundfunks zu fordern, gleichzeitig aber analoges FM für Lokalsender beizubehalten!
Ein digitales Übertragungsverfahren muss so konzipiert sein, dass dieses auch von lokalen Radiosendern ohne übermäßigen Mehraufwand und damit verbundene Kosten genutzt werden kann.

Wäre es nicht viel einfacher gewesen, man hätte den digitalen Rundfunk analog zu UKW, also im Einzelträgerverfahren, aufgebaut; in der Form, dass bspw. das UKW-Band zwischen 68 und 87,5 MHz für Programme reserviert ist, die dann nicht mehr analog in FM, sondern digital in AAC+ senden?

In vielen europäischen Ländern (in Deutschland freilich nicht) sieht ein Lokalsender so aus, dass sich auf dem Dach des Funkhauses ein Mast mit Dipolen befindet, die das Programm abstrahlen, d.h. die Sendeanlage wird selbstverständlich in Eigenregie betrieben.

Dieses schlichte und kostengünstige Verfahren wird aufgrund der bei DAB+ üblichen Multiplexe nicht möglich sein.
Da der Multiplex so konzipiert ist, dass in ihm stets mehrere Programme übertragen werden, wird der Hörfunkanbieter gezwungen sein, Fremdfirmen für die drahtlose Verbreitung zu nutzen, wodurch seine Autonomie beschräkt wird; - ein gravierender Nachteil von DAB+!

Vor diesem Hintergrund ist es auch gar nicht verwunderlich, dass in den USA DAB bzw. DAB+ nach wie vor abgelehnt wird.
Zwölf

Re: DAB+ und die Zukunft des Lokalradios

Beitrag von Zwölf »

Was eher Akzeptanz beim Publikum finden könnte, wären regionale Mischpackete, die von den kommerziellen lokalen vor Ort und den Medienanstalten finanziert werden, aber eben auch Nichtkommerziellen Lokalsendern und Anbieter aus der Nachbarregion mit verbreiten. In München müsste dann z.B. auch alles aus Augsburg, Rosenheim, Ingolstadt, Landshut und dem Oberland hinein, also alles, was irgendwo in München auf UKW reinkommt, aber bei DAB+ noch nicht dabei ist, in Rosenheim dann vom Oberland (Alpenwelle), Münchner Sender, Niederbayern und Südostbayern usw,
Gibt schließlich genug Pendler, die sich für die Region interessieren, wo sie gerade außerhalb des Sendegebietes sind... Und Galaxy z.B. könnte in einem Landesmux alle Regionaversionen rein stopfen, so wie's der BR mit BR1 tut...


So toll fände ich das auch wieder nicht - Lokal/regional sollte lokal/regional bleiben und nur im Notfall in anderen Regionen auch auf Sendung gehen. Interessant wär auch die Frage, wenn der BR oder BLM Plattformbetreiber sind, ob es möglich wäre nicht kommerzielle Angebote (unter bestimmten Auflagen) kostenlos senden zu lassen - Radio des Radiosmachens wegen und nicht des Geldes/Quoten wegen. Wär auch mal schön.

OT:
Mal rein theoretisch: Dürfte der BR eigentlich zur BLM gehen und einen eigenen Privatsender anmelden? (ich schätze mal eher nicht, aber weiß es jemand genau?)
Max1

Re: DAB+ und die Zukunft des Lokalradios

Beitrag von Max1 »

Ich finde nur das die "großen" landesweiten Sender den kleinen auf UKW Platz machen könnten. Einfach rüberwechseln zu DAB, dann auch bundes-o. landesweit verfügbar sein und nicht nur soweit wie der UKW-Flickenteppich es zulässt und dann die ganzen lokalen und nichtkommerziellen auf UKW. Das wäre für jeden die perfekte Lösung.
Dem stimme ich zu!
Und genauso ist es in GB geplant.
Japhi

Re: DAB+ und die Zukunft des Lokalradios

Beitrag von Japhi »

Ob man jetzt im Einzelträgerverfahren Digital oder analog sendet ist ja eigentlich völlig egal. Dann kann man auch einfach bei UKW-FM bleiben. Obs nun rauscht oder das Signal einfach verschwindet ist egal. Und für den Lokalsender wäre es sogar einfacher nen UKW-Sender aufzustellen als da noch sinnfrei irgendwas digital zu kodieren.
Man muss ja auch nicht übertreiben mit der Digitalitis. Überregional oder National lohnt sich das, da mehrere Programme auf einer Frequenz von mehreren Standorten, aber wenn ein Lokalsender sowieso nur eine Frequenz von einem Standort belegt, dann kann das auch ruhig analog weiterlaufen, ohne das es ineffizienter ist.

Und btw.: 10kW DAB(+) reichen genauso weit wie 10kW UKW. Soll mir mal keiner was erzählen ;-)
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