DAB in UK - Aktuell

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ulionken

Re: DAB in UK - Aktuell

Beitrag von ulionken »

Exidor hat geschrieben: In Autoradios ist DAB noch immer die Ausnahme, ebenso in Stereoanlagen. Es gibt nur einfache Küchenbrüllwürfel, die allerdings rund doppelt so teuer sind wie ein vergleichbares normales UKW Radio. Das Produkt spricht also nicht gerade für sich.
Das ist aber in UK ganz genauso. Nur 5% der Autos oder 26% der Neuwagen haben DAB-Autoradios eingebaut, siehe die von Manfred Z zitierte Statistik. Das entspricht auch meinen Beobachtungen in den Autos und in den Regalen von Tesco & Co.. UKW ist in UK weiterhin der Hauptempfangsweg für den Hörfunk.

Um mal auf Manfreds Frage einzugehen, was man in UK anders macht: Praktisch jeder Fernseher dort ist ein verkappter Digitalradio-Empfänger. Nein, ich meine damit nicht DAB. Wenn man über die Programme eines DVB-T-Empfängers in UK zapt, dann stösst man rasch auf Angebote wie BBC 6 Music oder BBC World Service, die es auf UKW nicht gibt und die auf den DVB-T-MUXes mit übertragen werden. Anstelle eines langweiligen dunklen Bildschirms taucht dann rasch das Logo der betreffenden Radiostation mit dem Inhalt der laufenden Sendung auf. Wer hier in D den Astra 28.2°E empfängt, der kann das Gleiche auf DVB-S beobachten. Diese zusätzlichen Radioangebote sind also vielen Leuten bekannt, ohne dass man einen DAB-Empfänger in die Hand nehmen muss. Da ist es nur noch ein kleiner Schritt, um diese Zusatz-Programme, zu denen ebenso private Musiksender gehören, auch in Hörfunkempfängern über DAB populär zu machen.

Anders ist in UK auch die Datenrate über DAB: Die Programmanzahl pro Ensemble ist recht gross, aber die Bandbreite pro Programm ist durchaus dürftig. BBC Radio 3 hat 192 kbps, der Rest nicht mehr als 128 kbps, wohlgemerkt in DAB, nicht DAB+. Details siehe die DABLIST / FMLIST. Das würde mich für den Empfang zu Hause überhaupt nicht beeindrucken und eher abschrecken, für eine mobile Nutzung wird es vermutlich ausreichen. Jedenfalls finde ich auf DAB in UK tatsächlich Angebote, die ich dort auf UKW vermisse. In Deutschland ist nach meiner Meinung der Zusatznutzen von Programmangeboten auf DAB marginal - ich finde zumindest in den Ballungszentren das Angebot auf UKW ausreichend.

Und was in UK noch anders ist: Der Rundfunk ist national organisiert, es gibt nicht eine Vielzahl von regionalen Interessen wie in D. Ob allerdings die Ankündigung für 2013 nicht mehr als eine der üblichen Politiker-Sprechblasen ist, da bin ich mir nicht so sicher.

73 de Uli
drahtlos

Re: DAB in UK - Aktuell

Beitrag von drahtlos »

Die haben eine Nationale BBC - etwas anderes als die deutschen "Streithaufen".
Und die BBC-Konkurrenz zieht am gleichen Strick, anders als der deutsche VPRT

Umgekehrt haben dafür fast alle deutschen Autobauer DAB-Radios im Angebot - es kann somit nur noch aufwärts gehen...

Natürlich haben dies die englischen Autobauer auch .... nur - gibt es die noch?

Der grosse Koller wird dann in UK kommen, wenn die BBC sagt, sie müssen jetzt auch auf DAB+ umstellen. Aber bis dann ist ja Deutschland auch über den Berg mit seinen DAB-Verkäufen und überzeugt die Briten, dass man DAB+ Radios kaufen muss...

Allgemein gilt: in Deutschland reden viel zu viele Leute in Dinge rein, die sie eh nicht verstehen wollen)!
m83

Re: DAB in UK - Aktuell

Beitrag von m83 »

In UK gibt es auf UKW längst nicht so eine große Auswahl wie in Deutschland. Man hat die Wahl zwischen Radio 1 (unserem FRITZ/EinsLive), BBC 2 (unserem radioeins), BBC 3 (unserem WDR3/hr2), BBC 4 (unserem DLF/SWR Cont.ra), BBC Local (unserem WDR2), classic.fm (unserem Klassikradio) einem üblen Lokaldudler, meistens heart (ziemlich nah an einem radioNRW) und ein paar wenige Mikrokosmos-Uni-Radios. Nur in Ballungsregionen gibts dann mal etwas progressiveres wie KISS, Kerrang!, XFM oder Capitol.

Über DAB gibts die bekannten Ballungsraum-Sender auch oft am Land, zudem weitere Zusatz- und Minderheitenprogramme wie 1xtra, BBC Radio 6, BFBS, Smooth, Absolut 70s, 80s, 90s, Asian Network.

Um den UK-Zustand auf Hessen runterzubrechen; Bob, planet, harmony, hr info, DLF und D Kultur die UKW-Versorgung abdrehen (höchstens noch ein Low Power-Sender in Frankfurt) und dafür alles auf DAB landesweit samt UKW-Locals wie Energy und weiteren Zusatzprogrammen...
Manfred Z

Re: DAB in UK - Aktuell

Beitrag von Manfred Z »

Die Frage, was die anderen anders machen, war nicht von mir, sondern von DAB+Fan.

Der Countdown zur FM-Abschaltung soll laut Gesetz starten, wenn ca. 50% der Radioempfangszeit im UK digital ist. Und "digital" bedeutet die Summe aller digitalen Empfangswege. Was DVB-T angeht: Im UK gibt es keine SFNs und Füllsender sind Umsetzer, sodass die Muxe dank kleinstmöglicher Guardintervalle eine sehr hohe Bitrate haben.

Während des Countdowns soll der DAB-Ausbau auf den Stand des FM-Ausbaus gebracht werden - zumindest bei der BBC.

Über Nachrüstaktionen bei den Kfzs im Bestand steht einiges in der vollständigen PM. Auch VW will Nachrüstungen mit dem PURE Highway 300 Di anbieten:

http://www.fleetnews.co.uk/news/2012/11 ... ter/45346/
Bolivar diGriz

Re: DAB in UK - Aktuell

Beitrag von Bolivar diGriz »

Der Witz ist, dass gerade in England bei dem fast leeren UKW-Band die Umstellung so überflüssig wie ein Kropf ist. Wenn es nur um die sogenannte Digitale Dividende geht, hätte man doch genausogut VHF III an kommerzielle Anbieter verhökern können. Dann gäbe es jetzt schon Geld einzunehmen, und UKW würde so bleiben wie es ist. Da britische Radios genau wie deutsche Radios aus China kommen, verdient ja auch kaum einer an der Umstellung.
Manfred Z

Re: DAB in UK - Aktuell

Beitrag von Manfred Z »

Es geht nicht um Frequenzen, sondern um die Einsparung von Kosten beim Netzbetrieb. Auch die FM-Sender halten nicht ewig und müssten erneuert werden. Das erspart man sich nun.
Bolivar diGriz

Re: DAB in UK - Aktuell

Beitrag von Bolivar diGriz »

Auch die DAB Sender halten nicht ewig und müssen erneuert werden...
Manfred Z

Re: DAB in UK - Aktuell

Beitrag von Manfred Z »

Exidor hat geschrieben: Auch die DAB Sender halten nicht ewig und müssen erneuert werden...
Wobei 1 DAB-Sender pro Standort 5 FM-Sender (1, 2, 3, 4, National/Local) ersetzt.

http://www.bbc.co.uk/radio/stations
DH0GHU

Re: DAB in UK - Aktuell

Beitrag von DH0GHU »

Exidor hat geschrieben: Der Witz ist, dass gerade in England bei dem fast leeren UKW-Band die Umstellung so überflüssig wie ein Kropf ist. Wenn es nur um die sogenannte Digitale Dividende geht, hätte man doch genausogut VHF III an kommerzielle Anbieter verhökern können. Dann gäbe es jetzt schon Geld einzunehmen, und UKW würde so bleiben wie es ist. Da britische Radios genau wie deutsche Radios aus China kommen, verdient ja auch kaum einer an der Umstellung.
Es ist allerdings überflüssiger als jeder Kropf, das leere UKW-Band noch mit FM-Einzelsendern zu füllen, wenn das kostengünstiger mit DAB geht. Warum wohl ist UKW so leer? Richtig, es rechnet sich nicht, für ein einzelnes Nicht-Hitradio-Dudelfunkprogramm (mit Marktanteilen deutlich kleiner 10 %) flächendeckende Netze (= Versorgung außerhalb der Ballungsräume) aufzubauen.
Was glaubst Du wohl, was passieren würde, wenn man in D eine Zerobase durchführt, die den Platz bietet, dass die ganzen Bundesmux- oder Bayern-12-D-Anbieter mindestens in jeder Kleinstadt auf UKW senden können?
Das gibt die große UKW-Vielfalt? Falsch. Es wird ein paar Füllsender in mittelgroßen Städten oder Großstädten geben - aber niemals eine Flächendeckung! Die gibts nur mit DAB (momentan in D noch zu teuer - aber da reden wir noch von Marktanteilen eines gesamten Muxes im unteren Prozentbereich...)

VHF III für die digitale Dividende zu verhökern ist auch unrealistisch, wie willst Du in dem (zudem recht kleinen) Frequenzbereich bitteschön kompakte portable Endgeräte bauen?
Manfred Z

Re: DAB in UK - Aktuell

Beitrag von Manfred Z »

Auch die von der EU beschlossene Bestandsaufnahme der Frequenznutzung (Teil des RSPP) erfasst nur Frequenzen oberhalb von 400 MHz. Für tiefere Frequenzen gibt es keine kommerziellen Anwendungen, allenfalls Ersatzbedarf für nichtkommerzielle Anwendungen, die höhere Frequenzen räumen müssen.
drahtlos

Re: DAB in UK - Aktuell

Beitrag von drahtlos »

Simulcast Betrieb ist teuer - da muss es mal Korrekturen geben. Auf die Dauer möchte das niemand finanzieren.

Zu früheren Zeiten war es in Bayern mal so: 1600kW UKW (B1-B3) gegenüber 35kW bei DAB (damals Kanal 12, 1 kW und knapp Vollversorgung) dafür doppelt so viele mögliche Programme mit DAB. Mit DAB+ heute würde es heute sogar die 4 fache Anzahl Programme ergeben.
Terranus

Re: DAB in UK - Aktuell

Beitrag von Terranus »

so kann man es nicht rechnen....DAB Sender brauchen mehr Strom, weil ihr Wirkungsgrad nicht gerade toll ist - für einen 1kW EIRP Sender braucht man 5kW und mehr Anschlussleistungs ans Stromnetz.
Andererseits lässt sich mehr als ein Programm übertragen.
drahtlos

Re: DAB in UK - Aktuell

Beitrag von drahtlos »

DAB Sender brauchen mehr Strom, weil ihr Wirkungsgrad nicht gerade toll ist - für einen 1kW EIRP Sender braucht man 5kW und mehr Anschlussleistungs ans Stromnetz
Stimmt natürlich schon, man verwendet auch gezwungenermassen Class-A Verstärker für DAB. Dafür senden viele FM-Sender mit 100kW, wogegen man sehr selten DAB-Sender mit mehr als 10kW in die Landschaft stellt (natürlich vornehmlich in ERP).

Mir ging es eher darum, dass sich Simulcast nicht so sehr bezahlt macht - in Bezug auf die irgendwann mal vorgesehene UKW Abschaltung in UK.
Terranus

Re: DAB in UK - Aktuell

Beitrag von Terranus »

Simulcast will man nie, das ist schon klar. Aber die Briten haben sich auch einen sehr langen Simulcast beim Fernsehen geleistet, von 1998 bis 2012 wurde da parallel gesendet. Und auch jetzt leistet man sich ein sehr teures Netz mit zig TVUs. Da scheint viel Geld zur Verfügung zu stehen.
drahtlos

Re: DAB in UK - Aktuell

Beitrag von drahtlos »

So hier eine kleine Info, gehört nicht direkt zu UK, aber weil es Gibraltar betrifft, kann man ihn ohne wieder einen neuen Thread zu eröffnen - denke ich mal - hier unterbringen.
Gibraltar Regulatory Authority Press Release 13th December 2012

Gibraltar’s new national digital TV network will be launched on the 18th December 2012 and will replace the analogue TV network when it is switched off on the 31st December 2012. Both networks will operate in parallel until then in order to allow cable television providers an opportunity to tune in to the new service. The digital TV service will be available on DVB-T channels 30 and 56. A new digital radio service will also be available on T-DAB+, channels 12B and 12C. FM and Medium Wave radio broadcasts will not be shut down at the end of the year.
Speziell an der Sache ist wohl, dass man dort gleich DAB+ machen will. Könnte vielleicht einen kommenden langsamen Wechsel im Mutterland bedeuten. Warum die aber 2 Nachbarkanäle belegen werden, ist mir irgendwie schleierhaft. Auf alle Fälle könnte dies eine grössere Summe an Programmen aus dem Heimatland bringen, theoretisch 36. Die wenigen UKW-Frequenzen die man dort hatte, das gab immer Einschränkungen. Scheinbar ist man über diese Massnahme der Regulationsbehörde GRA bei der dort ansässigen Gibraltar Broadcast Corporation nicht sehr glücklich. Zurzeit keine Hinweise auf deren Website zum Neubeginn über DAB+. Vermutlich könnte viel Konkurrenz aus dem Mutterland entstehen.

Die armen Soldaten und englischen Staatsangestellten dort unten, müssen die nun die Geräte vom Kontinent beziehen? Aber vielleicht gehört so ein Radio bei denen in Zukunft zum Dienstgepäck.

Quelle: wohnort.org/dab
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